Dresden, Altmarkt - die Centrum-Galerie - 2009 errichtet, 2012 umgebaut,...

  • Zum 60.Jahrestag unserer Republik wurde vor einigen Tagen die Centrum-Galerie vorfristig der werktätigen Bevölkerung übergeben.
    Und sie ist so geworden, wie man zu DDR-Zeiten schon immer bauen wollte, es sich jedoch nie leisten konnte.


    Die Passage "Trompeterstraße" trennt die beiden Baukörper.
    Der nördlichen Teil ist konventionelle Investorenarchitektur mit "Peek & Cloppenburg" als Hauptmieter,
    außen ganz nett, innen belanglos.

    Die eigentliche Mall befindet sich im südlichen Bau
    Peter Kulka hat hier das Retro-Design, das schon außen mit der Wabenfassade angedeutet wurde, in eindrucksvoller Weise fortgesetzt und irgendwie doch etwas geschaffen, mit dem ich mich als alter Dresdner anfreunden kann ...







    Hier müßte noch auf eine Seite ein monumentales Wandbild, am besten von Neo Rauch


    Dachparkplatz: An was erinnert mich das bloß?


    Im Aussenbereich des KFC-Restaurants fanden zwei Relikte des 1945 zerstörten "Trompeterschlößchens" einen neuen Platz

  • Ob dieser Kommerztempel ist mE durchaus Zurückhaltung angesagt. Es ist und bleibt in Ideologie und ästhetischer Ausrichtung prononcierte Architektur des Klassenfeindes.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^ Das hätte Schnitzler Ede nicht besser sagen können.

    Mir gefällt die Innenarchitektur überraschend gut. Einzig diese Trompeterstraße sieht übel aus: grau, kalt, trist.

  • Also die Wirkung der Materialien im Innenraum finde ich für einen Neubau recht angenehm. Es strahlt erst einmal nur von den Farbgebungen her eine gewisse Klasse aus. Ob das auch in Natura so aussieht, kann ich noch nicht sagen, ich war da drin noch nicht. Der Rest ist zum vergessen. Angefangen bei der Dimension. Wieso bringt es eine solche Stadt nicht endlich mal fertig, viele kleine Passagen mit eigener Individualität quer über die Stadt verteilt zu schaffen (Kollhoff wäre sowas gewesen, die Altmarktgallerie hätte man NICHT grösser machen sollen, die kleine Passage an der Frauenkirche usw. etc.). Das würde die gesamte Innenstadt verbinden und somit die Strassen belebter. Der Parkplatz obendrauf ist auch so ein Verbrechen.

    Warum damals nicht so: Den langen Plattenbau abreissen und was angemessenes dorthin bauen (unten Geschäfte, also mehr als jetzt, oben schöne Wohnungen) und die jetzige Centrumgallerie in halber Grösse mit anderer Ausrichtung bzgl der Laufrichtungen der Passantenströme mit Wohnungen obendrauf. Gibt bestimmt Menschen, die gerne über PeekCloppenburg wohnen würden. ;D

    Ich wäre ja immernoch dafür, die gesamte Prager Strasse ähnlich wie das Berliner Sony Center zu überdachen (wie auch immer umgesetzt), um sie selbst als Einkaufscenter aufzuwerten. Aber das hat man erstmal verschenkt...

  • Also wenn man sich mal den Zugewinn an Geschäften ansieht muss man schon sagen, dass Dresden, abgesehen vielleicht vom Ambiente, in Ostdeutschland mittlerweile in einer eigenen Liga spielt. In die Galerie sind Filialisten gezogen, die es im Osten bzw. in Deutschland generell noch nicht gab. So gewinnt die Innenstadt auch jenseits der Grenze an Strahlkraft.
    Was allerdings schade ist, ist das ausschließliche Vorhandensein von Filialisten. In Einkaufszentren hat man normalerweise die Möglichkeit, Flächen zu unterschiedlichen Konditionen anzubieten und so auch inhabergeführten Läden eine Chance zu bieten. Diese wurde hier vertan.

    Der Gebäudekomplex selbst hat mich wenig überzeugt. Innerhalb der Galerie gibt es zu viele Flächen, die völlig ohne Tageslicht auskommen müssen. Die großen Portale suggerieren eine entsprechende Großzügigkeit im Inneren, die aber allzuoft eher den Durchgangsbereichen von Bahnhöfen ähneln. Abgesehen davon korrespondiert die Galerie keinesfalls mit ihrer Umgebung. Sie ist ein fensterloser Klotz ohne Geschäftseingängen zu ca. zweieinhalb Seiten. Vieles wirkt ausgesprochen schäbig. So wurde um die Galerie herum eine billiges Betonpflaster verlegt, das man in der dresdner Innenstadt schon für ausgestorben glaubte. Auch die Fassaden wissen ob ihres preisgünstigen Designs (schwarze Platten) nicht zu überzeugen.

    Peinlich wird es dann noch, wenn man an unsere OB, Tante O, denkt. Die hat in ihrer Eröffnungsrede Kulka als Pöppelmann unserer Zeit bezeichnet. Eine traurige Einschätzung ob des Ergebnisses.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Frau O.s Geschmack durfte man nur allzu deutlich beim Obama-Besuch bewundern. Die bonbonfarbene Eisverkäuferin. Kulka mit Pöppelmann zu vergleichen passt da voll rein. :augenrollen:

  • leider nicht nur die DDner und nicht nur mit der Frau O...

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    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Da sich die Bundes-CDU bekanntlich in keinster Weise mit der Dresden-CDU vergleichen läßt, ist das schon OK so.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Am schlimmsten finde ich allerdings die an Portalen und sonstigen Flächen angebrachten Namen zahlreicher Filialisten. Da haben sich nur die potentesten Ketten (Mediamarkt, Müller, Deichmann und Co.) durchsetzen können und verschandeln mit ihren unterscheidlichen, meist recht geschmack- und einfallslosen Typen und den entsprechenden "Stammfarben" die gesamte Fassadenwirkung.
    Wenn man schon draußen dranschreiben muss was so in ziemlich jeder Mall vorhanden ist, könnte man doch dafür eine einheitliche weniger auffällige Type verwenden, die man ansprechend einsetzt. Selbst gute Architektur kann man mit solchen Schriftzügen und Werbebannern noch versauen.

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  • Die DNN haben sich gestern und heute mit der Situation der Centrum-Galerie befasst. Und die scheint bisher nicht gerade sonderlich positiv zu sein. Ganz abgesehen von "afrikanischen Räuberbanden", die schon einige Geschäfte beraubt haben sollen, bleiben auch die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück. Ein Kaffeehausbetreiber orakelte sinngemäß, dass die Dresdner während der Eröffnungstage den "Charme" ihres altes Centrums gesucht und im Neubau nicht gefunden hätten.
    Diesem von wenig Kompetenz zeugenden Kommentar kann man nicht zustimmen, da das alte Warenhaus gerade im Inneren keinerlei Ambiente besaß. Von Besonderheit war (wenn überhaupt) nur die geschlossen-monolothische Form des Außenbaus, der allerdings duch seine eigenartigen Fensteröffnungen entwertet wurde.
    Ursache für das schlechte Funktionieren der Galerie ist nicht nur die vielleicht nicht ausreichende Kaufkraft der heimischen Klientel, sondern auch die strenge Architekur der Galerie, mangelnde Reklame, ein falsch verteiltes und einseitiges Angebot an Geschäften, ein Mangel an Veranstaltungen, eine unterdurchschnittliche Freiraumgestaltung und damit Aufenthaltsqualität usw.
    Das Center-Management kündigte unterdessen Verbesserungen an. So soll es neue Mieter geben, wodurch der wenig einladende Leerstand minimiert wird und es sollen Bänke und Grünpflanzen hinzukommen. Nichtsdestotrotz will sich der Investor Multi von der Galerie trennen und das Einkaufszentrum an den niederländischen Immobilienkonzern Corio verkaufen.

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  • Das von dir gezeigte Warenhaus steht leer und ist geschlossen. Leider steht es in der "falschen" Stadt, wenn nicht gar der "falschen" Region!

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  • Zitat

    Der Konsum verlässt die Centrum-Galerie

    Von Juliane Richter

    Die Lebensmittelkette schließt am Wochenende ihre Filiale in dem Dresdner Einkaufstempel. Nach kleineren Händlerngehtnun auch der erste Großmieter.

    Zitat

    ... Nach zahlreichen Ladenpleiten seit der Eröffnung vor knapp zwei Jahren kündigte gestern die Lebensmittelkette Konsum an, ihren Frischemarkt Frida an diesem Wochenende zu schließen. Damit kehrt nun der erste Großmieter dem Einkaufstempel den Rücken. Die fristlose Kündigung begründet Konsum-Chef Roger Ulke mit monatelangen Problemen mit einer Lüftungsanlage, die den Marktbetrieb massiv eingeschränkt hätten. Trotz der angedrohten Kündigung habe der Betreiber des Einkaufszentrums, die holländische Immobiliengruppe Corio, nicht reagiert. Corio hatte die kriselnde Galerie erst im April 2010 gekauft. Centrum-Galerie-Chef Jan Harm lässt die fristlose Kündigung nun prüfen...

    Schsische Zeitung [online] - Sachsen: Der Konsum verlsst die Centrum-Galerie

  • Die Centrum-Galerie befindet sich nicht nur in einer gewissen Schieflage, sondern scheint insgesamt ein neues Niveau auf einer stetig nach unten führenden Spirale erreicht zu haben. Mit dem Konsum streicht nun ein wirklicher Großmieter die Segel, dem sicherlich noch weitere Einzelhändler folgen werden. Einige Geschäfte sollen auch schon unter Zwangsverwaltung stehen.
    Nicht zuletzt deshalb ist es an der Zeit, endlich massiv gegen zu steuern. So sollte man die Pavillons im Obergeschoss abreißen und an ihrer Stelle ein Markthallen-Konzept etablieren, das in der Dresdner Innenstadt, läuft doch ein ähnliches Konzept an der Hauptstraße aufgrund der Lageungunst nicht wirklich, durchaus ein Alleinstellungsmerkmal darstellen könnte. Aber was will man von einem Vermieter erwarten, der es in einem Jahr nicht schafft die Klimaanlage zu modifizieren?

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  • Zur Centrum-Galerie

    Laut Medienberichten der Sächsischen Zeitung will der neue Eigner der Centrum-Galerie, die niederländische Corio-Gruppe, nun endgültig die Reißleine ziehen und vor allem in das erste Obergeschoss des vor zwei Jahren eröffneten Einkaufszentrums einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Unter anderem sollen die einst als innovativ gepriesenen Mittel-Pavillons abgerissen werden.
    Wenn man sich die Probleme des Centers anschaut, die eben vor allem das erste Obergeschoss mit seiner teils abriegelnden Mittelbebauung betreffen, kann es nicht schaden, sich einmal die Entwurfsgedanken des Architekten und damit auch und gerade die Intentionen des ehemaligen Betreibers zu vergegenwärtigen. Nicht zuletzt die Architekten hatten sich teils vehement in den Streit um das Versagen der Einkaufs-Galerie eingemischt und dem Eigner, sicherlich gerechtfertigt, mit seiner verfehlten Einzelhandelsstruktur die Hauptschuld am Desaster gegeben.
    Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Grundgedanke, dem Bau gerade im Obergeschoss eine „verwinkelte“ Struktur geben zu können, da man mit der signifikanten Erschließung des Gebäudes und damit Passantenströmen in Größenordnungen über die oberen Parkdecks auf dem Dach rechnete, zutiefst unrealistisch war! Es scheint als hätten die Macher der Galerie die Intention verfolgt, ein Konzept, das sonst an nicht integrierten Standorten Anwendung findet, zu hundert Prozent auf die Dresdner Innenstadt zu übertragen. Dadurch kam es dann zu einem Maximum an Monofunktionalität, Introvertiertheit und eben auch die erhoffte Haupterschließung über den Individualverkehr.
    Und da man den damaligen „Machern“ des Centers per se keine Dummheit unterstellen sollte, bleibt zu fragen, ob sie entweder dem Standort zu wenig zugetraut haben, was sich bei der Höhe der Investition selbst beantworten sollte, oder ob man von Seiten der Stadt suggerierte, dass in Dresden alles möglich sei. Letzteres scheint, gerade wenn man sich andere Bauprojekte in der Innenstadt ansieht, nicht zu fern zu liegen.

    Schsische Zeitung [online] - Tagesthema: Teurer Umbau der Centrum-Galerie

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Heute möchte ich einige Bilder zum Inneren der 2009 eröffneten Centrum-Galerie nachreichen. Es wird in den Medien meist als kalt und ungemütlich charakterisiert. Diesem Umstand versuchte der Betreiber schon vor einem Jahr mit provisorisch aufgestellten Grünpflanzen entgegen zu wirken. Hilflos!


    Dem Bau fehlt das rechte Maß! Niedrige Durchgänge kontrastieren mit der großspurigen Halle, deren Leere noch durch die gigantische Treppe hervorgehoben wird.


    Das erste Obergeschoss wird neben der Galerie durch drei blasenförmige Pavillons gegliedert. Hier sind bereits ein Café und ein Fachgeschäft für Liköre eingegangen.


    Richtung Prager Straße sieht es in der ersten Etage so aus! Hier befanden sich einst ein Bekleidungsgeschäft und ein Eis-Café. Die nächste Rolltreppe aus dem Erdgeschoss ist über 50m entfernt.


    Die Lage hinter den Pavillons ist miserabel! Nachdem schon 2009 nicht alles vermietet war, sind die meisten Händler inzwischen scharenweise geflohen.

    Bilder sind von mir.

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