MK5 am Wiener Platz - "Prager Carrée" (realisiert)

  • Es ist architektonisch allenfalls als banal zu bezeichnen. Man kann aber auch billig sagen.

    Man kann auch sagen: Erschreckend hässliche, einfallslose Kastenarchitektur von desinteressierten, renditefixierten Bauherren, die uninspirierte, minderbegabte Architekten beauftragt haben.

    Wenn hier "schräge Vögel" wie Frank Gehry oder die leider kürzlich verstorbene Zaha Hadid zum Zug gekommen wären, wäre wenigstens etwas markantes, auffälliges herausgekommen. Auch ohne solche Stararchitekten kann man etwas halbwegs interessantes, ansehnliches hinbekommen. Aber diese hingerotzten Blöcke sind so belanglos und austauschbar, dass es fast schon einer zwingenden Logik folgt, wenn künftig H&M, Starbucks, Esprit, Deich- und Rossmann unten einziehen.

    Was für ein erbärmliches Entree für den mit der Bahn anreisenden Besucher: "Willkommen in Dresden! Oder Frankfurt. Oder Berlin. Oder Köln. Oder doch Hannover? Ach nee, Essen. Na, auch egal." Ich habe den Eindruck, die Prager Straße ist architektonisch gesehen der blutige Rachefeldzug der Architekten gegen den schändlichen Verrat, den einige Kollegen am Neumarkt begangen haben. Als Gegengift zu dem kitschigen, rückwärtsgewandten Barock-Reko-Mist rund um die Frauenkirche wird jetzt hier demonstrativ alles mit glatten Kästen der übelsten Sorte zugestellt. Es ist zum Haareraufen: Am Neumarkt werden Bauherren von einem Filz-Klüngel aus Architekten und Beamten unter Missachtung des Rechtsstaats daran gehindert, ansehnliche Bauten zu errichten - und auf der Prager Straße, wo einem mutmaßlich niemand reinredet, kommen nur Investoren mit einem miserablen Geschmack zum Zug.

  • Gut gebrüllt, Löwe. Auf Gehry und Hadid mit ihren Selbstbefriedigungs-Solitären kann ich zwar verzichten, aber ein Kollhoff oder gar Krier hätte der Ecke natürlich weit besser gestanden. Es ginge schon, wenn man denn wolle. Als Trost bleibt, dass die Baugrube endlich verschwunden ist.

  • Die DNN berichten über den aktuellen Stand der Arbeiten am Prager Carrée:

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…m-Prager-Carree


    45 Prozent der 5800 Quadratmeter Gewerbefläche seien bereits vermietet, weitere 25 Prozent reserviert, erklärte der Revitalis-Manager. „Im Moment laufen weitere Vermietungsgespräche mit Anbietern von Mode.“ Inzwischen hätten auch 40 Prozent der Wohnungen einen Mieter gefunden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im August die Hälfte der Wohnungen vermietet haben“, sagte Cromm. „Wir liegen voll im Plan.“ Bei einem so großen Projekt wie dem Prager Carrée rechne man in der Immobilienwirtschaft mit einer Zeitdauer von zwei Jahren bis zur Vollvermietung.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die SZ äußert sich ebenfalls zum Prager Carree.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/wo…ch-3436427.html

    Eine zusätliche Info kommt hier. Der Innenhof bleibt für die Öffentlich gesperrt und ist nur den Bewohnern zugänglich. Also wird es keine zusätzliche grüne Lunge für den Wiener Platz geben, wie es zuerst aussah. Sehr wahrscheinlich wird das Innengelände schon an den beiden Gassen abgeriegelt, also nicht einmal der Weg durch das Quartier öffentlich.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/bi…st-1769567h.jpg

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris1988 (5. Juli 2016 um 21:41)

  • Ein paar Neuigkeiten

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ne…um-3479542.html

    Rewe eröffnet am 16.09.
    und wenig später soll L'Osteria folgen

    Das Innere des Quartiers und der Spielplatz ist nun doch täglich bis 18Uhr frei zugänglich.
    Vielleicht kommt ja mal jemand vorbei um ein paar Fostos zu machen.

    Die Webcam hängt seit dem Sturm gestern übrigens auf halb acht und wurde erstmal eingefroren.
    http://porr-prager-carree.webcam-profi.de/image.jpg

    Bald müssten auch die Arbeiten an den Spundwänden losgehen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • An dieser Stelle, dem Haupteingang einer Stadt wie DD (Landershauptsdtadt, Kulturstadt von Weltruf) einfach nur unterirdisch schlecht. Da ist der Glaskeil rechts Lichtjahre besser

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (13. März 2017 um 22:43)

  • Es ging mir erst mal nur um die Architektur - nicht um die Nutzung. Wohnungen sind abs. ok.!

  • An dieser Stelle, dem Haupteingang einer Stadt wie DD (Landershauptsdtadt, Kulturstadt von Weltruf) einfach nur unterirdisch schlecht.

    Ich es eher als frischer Akzent, der die Besucher der Stadt empfängt, bezeichnen. :zwinkern:cclap:)

  • An dieser Stelle, dem Haupteingang einer Stadt wie DD (Landershauptsdtadt, Kulturstadt von Weltruf) einfach nur unterirdisch schlecht. Da ist der Glaskeil rechts Lichtjahre besser

    Allerdings trifft das auf den gesamten Wiener Platz zu, insofern war hier nichts zu retten. Ich finde das Gebäude an sich, für moderne Standards, überdurchschnittlich. Mieter scheinen sich auch genug zu finden (wer auch immer am "Wiener" Platz wohnen will huh:) ). Immerhin ist die Baugrube weg, jetzt sieht es zumindest etwas nach Großstadt aus. Die Assoziation mit Dresden gibt es natürlich überhaupt nicht. Der Platz könnte auch genau so in Dortmund sein.

  • Im Prinzip ist die Bebauung gar nicht mal so schlecht - nur mit Dresden hat das beim besten Willen nichts zu tun. Mich erinnert das eher an eine gehobene Hotelanlage an der Costa Brava, auch in irgendeinem Retortenvorort würde sich das nicht schlecht machen. Aber als Aushängeschild der Stadt Dresden?

  • Im Bereich der Prager Straße ist das Wiener Carré für mich mit das Beste bisher. Im Vergleich zur Vorkriegsbebauung kann es nur scheitern, aber der Maßstab wäre abwegig. Es gehört zu den besten Vertretern des zeitgenössischen Bauens in Dresden der letzten Jahre.

  • Ich bin auch der Meinung, dass die Prager Spitze(Glasgebäude rechts daneben) die Rolle des Eingangstors besser umsetzt.
    Ich hätte mir an der Stelle des Prager Carrées einen zweiten Glasbau gewünscht.
    Der jetzige Bau passt sich aber dennoch einigermaßen in die Umgebung ein und ist um Welten besser als die ersten Versuche dahinter(Spielemax-Gebäude und kleinere Flachbauten).

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Im Prinzip ist die Bebauung gar nicht mal so schlecht - nur mit Dresden hat das beim besten Willen nichts zu tun.


    Aber jetzt mal Hand aufs Herz: in welcher deutschen Stadt zeigen zeitgenössische Bauten einen starken regionalen Bezug? Insofern scheint mir dein Verdikt fast ein wenig zu positiv.

    Im Bereich der Prager Straße ist das Wiener Carré für mich mit das Beste bisher.


    Wirklich? Gestalterisch hat das "Florentinum" hier in meinen Augen die sprichwörtliche Nase weit vorn; und im Bereich des Wiener Platzes sind die "Prager Spitze" und das "Intercity" doch noch von einem anderen - weit höherem - Niveau.

    Obzwar ich die Bebauung des "Prager Carrées" für eine städtebauliche Wohltat halte, was in Anbetracht der ehemals verwahrlosten Baugrube ja kein Kunststück ist, bin ich ob der Architektur - und das bereits von Anfang an - wenig begeistert. Schon die Kubatur des Komplexes halte ich für einen großen Missgriff, den die Stadt scheinbar ohne großen Widerstand hingenommen hat.
    Hier hätte eine geschlossene Bebauung hingehört, die das kleine Bahnhofsviertel optisch zusammenzieht. Nun aber ist eine zerklüftete "Hauslandschaft" entstanden, die zwar ein architektonisches Motiv besitzt, das auch konsequent umgesetzt wurde, was ja durchaus schon eine Seltenheit darstellt, insgeamt aber wenig zu überzeugen vermag. Das betrifft sowohl die Ausführungsqualität, als auch bestimmte Details.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe