Berlin-Mitte - Wilhelmstraße und Umgebung - altes Regierungsviertel

  • Bevor man hier dann die nächste Grundsatzdebatte von Rekonstruktion und DDR Nostalgie a la Potsdam bekommt lässt man es einfach so wie es ist.

    Da schieben die linken Politiker in Berlin wohl gerade mächtig Düse, daß irgendeiner der Bauten des alten Regierungsviertels rekonstruiert werden könnte.
    Sieht so aus, als ob die Phase der Rekos in Berlin und Potsdam an Schwung verloren hat. Nun haben sich die DDR-Ostalgiker von ihrem "Preußenschock" erholt und fangen überall an zu mauern.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Also ich freue mich über den Verbleib der Platten westlich der Wilhelmstraße. Ich bin Berliner und möchte, daß sich meine Stadt in humanem Maße verändert bzw. eine gewisse Konstanz aufweist - auch mit suboptimalen Bauten. Ich habe nichts dagegen, wenn die "West"-Platten in der Wilhelmstraße in 20 Jahren verschwinden.

    Man muß auch das Positive sehen: Ostfeeling, Mauerfeeling, Ensemble-Wirkung etc., nicht zuletzt eben ein gewisses Heimatgefühl.

    Ich hätte übrigens auch tolle Veränderungsvorschläge für Berlin mit starkem traditionellen Bezug, aber man kann sich das Beste wünschen, es muß alles in geordneten, humanen Bahnen verlaufen. Das sehe ich aktuell auch am Geistviertel, welches ich gerne relativ historisch bebauen würde. Es bringt aber nichts, denn diese Ecke muß noch mindestens 10 Jahre vor sich hin schlummern, damit ihr Potential erkannt wird. Das Schloß muß stehen, wirken, auch der Schinkelplatz. Erst dann entwickelt sich ein Gefühl für diese Ecke und man kann loslegen.

    Ich habe die Erkenntnis gemacht, daß alles seine Zeit hat und man nichts herbeizwingen kann. Man muß der Stadt auch Zeit lassen, damit sich die Dinge gut entwickeln können - mal ganz abgesehen davon, daß mit Lüschern und dem aktuellen Architektur- und Stadtbewußtsein sich nicht viel Tolles im Wilhelm-Carré tun wird. :)

    Der Kontrast aus Holocaustmahnmal, Mall of Berlin, Pariser Platz, Ministergärten und eben diesen Ostplatten hat doch seinen ganz eigenen Charme. Genau das macht doch Berlin aus. Diese Kontraste sollten nur langsam und in humanen Dimensionen verschwinden.

    Es gibt viel häßlichere und unausgewogenere Platten(viertel) im Zentrum. Da finde ich das Meckern über die Wilhelmplatten schon ein bißchen dekadent.

  • Ich als Kaffeesachse - in Dräsdn geboren - bin auch manchmal in Berlin. Mir gefällt eigentlich die jetzige Wilhelmstrassenbebauung. Ja, es sind DDR - Platten, aber sie passen dorthin und werden intensiv genutzt. Aber ich sehe auch gern in die Geschichte zurück und sehe die früheren Regierungsgebäude dort stehen, Reichskanzlei (Alte und Neue), Reichspräsidentenpalais und und und. Dort wurde mal Geschichte gemacht - europäische und Weltgeschichte. Dort baben berühmte und auch berüchtigte Personen gelebt und gearbeitet. Warum sollte an diesen Teil der deutschen Geschichte nicht erinnert werden? Wenn ich die Fotos der Aussen- oder Innenansichten dieser nicht mehr existenten Gebäude betrachte, kommt Wehmut. Ja, ich würde gern mal durch diese vergangenen Räumlichkeiten schlendern, habe das in einem anderen Strang schon mal geschrieben. Mal in Hitlers Arbeitszimmer stehen, mal vor dem Reichspräsidentenpalais stehen dürfen- nicht in einer 3D- Computersimulation sonder real - tja...
    Aber ich lebe hier und heute und muß mit den Gegebenheiten klar kommen. Niemand will doch ernsthaft diese Häuser in der Wilhelmstrasse abtragen - ODER??? :!::?::kopfschuetteln:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Also ich freue mich über den Verbleib der Platten westlich der Wilhelmstraße. .. Man muß auch das Positive sehen: Ostfeeling, Mauerfeeling, Ensemble-Wirkung etc., nicht zuletzt eben ein gewisses Heimatgefühl...
    Es gibt viel häßlichere und unausgewogenere Platten(viertel) im Zentrum. Da finde ich das Meckern über die Wilhelmplatten schon ein bißchen dekadent.


    Ist es nicht vielmehr dekadent, den hässlichen Plattenbau-Schrott der Wilhelmstraße zu beweihräuchern und zu behaupten dass damit "Ostfeeling" und "Heimatgefühl" verbunden wäre (wer sagt das denn, außer den Permanentnörglern aus dem Ex-SED Milieu)?? Mit dem selben fragwürdigen Argument soll ja auch die scheußliche Mercure-Kiste in Potsdam erhalten werden. Auch der Verweis auf noch hässlichere Plattenbauten ist kein guter Ratgeber im Städtebau.

    P.S. Wäre es nicht sinnvoller ein Glas Spreewaldgurken zu futtern, das Sandmännchen zu gucken oder sich in Prerow nackt an den Strand zu legen, wenn man dieses ominöse "Ostfeeling" haben will ?
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Maecenas (6. Juni 2016 um 23:46)

  • Esist alles Geschmacksache. Es gibt wesentlich häßlichere Plattenbauten, auch im Westen! Doch die hier sind doch ästhetischer als manch andere Gebäude, auch neueren Datums. Es sind nicht alle

    Permanentnörglern aus dem Ex-SED Milieu)??

    die das meinen, ich selbst war nie in der Partei. Ist bestimmt nicht Ostfeeling um das zu sagen.

    P.S. Wäre es nicht sinnvoller ein Glas Spreewaldgurken zu futtern, das Sandmännchen zu gucken oder sich in Prerow nackt an den Strand zu legen,

    wäre bestimmt sehr angenehm...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Am ehemaligen Wilhelmplatz, postalisch Wilhelmstraße, hat man mit dem Abriss dieser 'Platte' begonnen, um Platz für eine Erweiterung des Ministeriums für Arbeit und Soziales zu schaffen,. Bild von mir von heute:

    Hier hätte es die Chance gegeben, die alten Fluchten wieder zu erstellen, wird aber wohl nicht geschehen denn dazu müsste man die Platte mitten auf dem Nordteil des Wilhelmplatz mit dem Ullrich-Discount abreissen (steht links außerhalb des Fotos).

    Das ehemalige Johanniter-Palais stand da, wo heute die Straße verläuft, bis dahin, wo die Baucontainer stehen.

  • Der Abriss an der Wilhelmstraße N°56-59 geht - nachdem die Sperlinge für 2016 ausgebrütet haben - aktuell vonstatten.


    Ansicht Französische Straße

    Ecke Wilhelmstraße


    Bild: Wilhelmstraße 56-59 Immobilienentwicklungs GmbH


    Projektseite: 'The Wilhelm' - (ich hätte es 'Das William" oder 'Het Guillaume' genannt)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Bild: Wilhelmstraße 56-59 Immobilienentwicklungs GmbH


    Projektseite: 'The Wilhelm' - (ich hätte es 'Das William" oder 'Het Guillaume' genannt)


    Wobei ich diese Art von Plattenbauten gar nicht einmal so furchtbar fand. Dieser Neubau gibt auch nicht wirklich viel mehr her - wünschenswert wäre hier eine historische Bebauung gewesen.

    2 Mal editiert, zuletzt von OberstMadig (9. November 2016 um 16:39)

  • Zweiter Anlauf (erster Anlauf hier ff.) zum Komplex Glinkastraße/Taubenstraße.


    Bildquelle: COPRO Projektentwicklung GmbH/GT Development GmbH

    Projektseite:
    Glinka+Tauben= GLINT

    Wäre toll, wenn es diesmal klappt. Das wird mit sicherlich >10k/qm sehr hochpreisig, was angesichtes der Lage etc. aber nicht maßlos ist. Hoffentlich werden dann aber auch künftig Menschen und Läden einziehen!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Naja, toll wäre es, wenn sich ein Investor finden würde, der die Fassaden wieder bestuckt, wenigstens etwas. Es muss keine Totalreko sein. Der Eckbau mag nach den Umbauten,besonders im Dachbereich, ja ganz interessant aussehen. Aber die Fassaden daneben, die mit zum Projekt gehören, sind, wenn man von der Visualisierung ausgeht, gerade mal weiß angestrichen. Das geht aber besser heutzutage! :/

  • Ich sag das ja selten mal, aber bei diesem Projekt finde ich, daß die Dachlandschaft das Gebäude enorm aufwerten würde. Obwohl sie zweifellos "modern" (puristisch) ist, hat sie doch auch was sehr expressives. Das gegliederte Dach finde ich sehr gelungen. Dadurch vermißt man den Stuck nicht sehr, denn zusammen wirkt es ziemlich skulptural.
    Ich mag Ecktürmchen ja sehr.

  • Das wäre wirklich schön, wenn diese Bauten wieder ins Leben zurückfinden - auch wenn mir der frühere Entwurf von Patschke schon deutlich besser gefallen hat.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)


  • Bildquelle: COPRO Projektentwicklung GmbH/GT Development GmbH

    Das Dach finde ich jetzt etwas arg futuristisch, macht ein wenig den Eindruck "da oben wär was gelandet". Ist zwar besser als garkein Dach, aber ein wenig dezenter würde ich mich die Dachgestaltung schon wünschen.

  • Neues aus der Wilhelmstraße: Nachdem ja schon die Platte auf der Ostseite abgerissen wurden, verschwinden nun auch die Bretterbuden direkt am Mahnmal der ermordeten Juden. Dort soll ein weiterer Neubau entstehen. Die jetzigen Mieter der Platten nehmen es - oh Wunder - natürlich nicht gut auf, weil man zukünftig keinen freien Blick zum Reichstag mehr hat (die Probleme hätte ich auch gerne :lachentuerkis::lachentuerkis: ). Wie bereits früher skizziert, glaube ich, dass der Druck für weitere Veränderungen in diesem Areal weiter zunimmt. Bin mal gespannt, wann die nächste Platte fällt :D

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-…e/20879352.html

    APH - am Puls der Zeit

  • Sehr gut dass die unwürdigen Wurstbuden am Holocaust-Mahnmal endlich verschwinden. Laut einer inzwischen fast zwei Jahre alten Meldung der BZ soll das Büro Patzschke den Neubau errichten, was sicherlich ganz in unserem Sinne wäre. Der letztbekannte Entwurf (2016) ist sehr vielversprechend, siehe unten. Hoffentlich verdonnert Regula den Investor nicht am Ende doch wieder zu einer der üblichen Rasterfassaden...


    © Palais am Brandenburger Tor GmbH & Co.KG / Patzschke & Partners

  • Leider kommen die Patzschke Bauten nie so wie auf den Visus. Von den Proportionen wäre dieser Bau von Patzschke nämlich gar nicht schlecht. Da im Artikel aber auch stand, dass die Investoren mehrfach gewechselt haben, glaube ich sowieso nicht, dass der obige Entwurf noch aktuell ist. Leider in dem Fall!

    APH - am Puls der Zeit

  • Ja, leider gilt der o.a. Entwurf von Patzschke nicht mehr (hätte mir sehr gut gefallen!!), denn das war ein Bauvorhaben der Palais am Brandenburger Tor GmbH, während der aktuelle Bau von der MUC Real Estate geplant wird. Wenn man auf die website des Unternehmens geht, dann ist aber für Berlin noch gar kein laufendes Projekt zu erkennen. Die sind wohl noch in einem frühen Planungsstadium, falls sie überhaupt bauen.
    Bisher wurde anscheinend immer nur Reibach mit dem Weiterverkauf des Grundstücks gemacht.

    Im oben verlinkten Artikel steht ja auch der Absatz:

    "Das Haus soll langfristig in Familienbesitz bleiben, ganz im Gegensatz zum bisherigen Wechsel der Investoren, die mehrfach geplant, aber nie gebaut hatten. Auch die Architekturmodelle von damals landeten im Papierkorb."

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Hier gibt es noch eine Übersicht der Entwürfe, die für die Wilhelmstraße und das Gründstück des "Palais an den Ministergärten" an der Cora-Berliner-Straße bislang so vorgesehen wurden. Spannendes dabei...

    Ggf. sollte das in einen eigenen Faden, ist ja doch ein großes Projekt an einer zentralen und empfindlichen Stelle, in Nachbarschaft des Brandenburger Tores.

  • Ist womöglich wirklich ein Thema, welches Gesprächsstoff für Jahre bietet. Ich muss sagen, dass ich die Entwürfe durchgehend spannend finde - sogar den ersten, arg futuritischen.
    Die vorletzte Zeichnung wäre großartig, finde ich. Der Entwurf strahlt so viel Eleganz und doch Leichtigkeit aus. Die Gestaltung der Ladenzeile und des Daches sind ein Traum!
    Man stelle sich vor, direkt an dieser sensiblen Stelle, würde etwas so großartiges wie der Eisenzahn entstehen!

    Einmal editiert, zuletzt von Julsen (25. Januar 2018 um 13:04)