• Danke für die Nachrichten aus Fulda Ortsbild.

    Die angrenzende Löwen-Apotheke ist meines Wissens eine Rekonstruktion aus den 1980ern, aber Textbelege konnte ich dafür nicht finden.


    Die Löwenapotheke, ursprünglich ein Fachwerkbau mit Barockfassade von 1767, wurde nach Kriegsbeschädigung wiederhergestellt, dann 1970 komplett abgerissen und als Massivbau nach altem Vorbild neu gebaut. (Quelle: Erwin Sturm, Die Bau und Kunstdenkmäler der Stadt Fulda)

    Eine Sanierung des Alten Rathauses wäre m. E. nicht nötig. Das Gebäude ist übrigens auch eine weitgehende Rekonstruktion aus den Jahren 1968-70 mit der ich mich persönlich absolut nicht anfreunden kann. Vom damals noch vorhandenen originalen aber stark veränderten Fachwerk von 1531 ist heute nichts mehr übrig. Ich weiß auch nicht nach welcher Vorlage die Rekonstruktion durchgeführt wurde, wahrscheinlich ziemlich frei. Etwa zur gleichen Zeit wurde die gesamte Bebauung der zwischen Rathaus bzw. Stadtkirche und Karstadt gelegenen ehem. Borgiasstraße abgerissen, u. a. der 1575 errichtete Borgiasbau und die vier barocken sog. Kollegiatshäuser.

  • Danke Michael für deine Recherchen zur Löwenapotheke, sicherlich schade dass die originale Substanz verloren ging, jedoch es hätte (gerade in den 1970er-Jahren!) auch anderes an dieser Stelle entstehen können.

    Was die Baugeschichte des alten Rathauses betrifft, überrascht es mich nicht, dass tiefgreifende Eingriffe geschehen sind. Das Balkenbild wirkt zu akurat und regelmäßig, der Zustand nahezu perfekt, als dass es komplett aus dem Mittelalter stammen könnte. Vielleicht finden sich Mitleser, die passendes Bildmaterial oder weitere Berichte liefern können.

    Zur Restaurierung war heute übrigens ein kurzer Bericht in der Fuldaer Zeitung.
    Unter dem Titel "Fuldas meistfotografiertes Gebäude wird saniert" geht Folgendes hervor:

    • Holzbalken, Putzgefache und Fenster werden gestrichen
    • Austausch der Ortgang-Bretter
    • Die hohen Gauben werden sturmfest gemacht (Sicherung der Ziegel)
    • Gesamtkosten ca 55.000 Euro

      Quelle: FZ vom 2. September

  • Zu Beginn eine Ansicht des Alten Rathauses neben der Stadtpfarrkirche.

    Das Gebäude ist übrigens auch eine weitgehende Rekonstruktion aus den Jahren 1968-70 mit der ich mich persönlich absolut nicht anfreunden kann. Vom damals noch vorhandenen originalen aber stark veränderten Fachwerk von 1531 ist heute nichts mehr übrig. Ich weiß auch nicht nach welcher Vorlage die Rekonstruktion durchgeführt wurde, wahrscheinlich ziemlich frei.

    Was die Baugeschichte des alten Rathauses betrifft, überrascht es mich nicht, dass tiefgreifende Eingriffe geschehen sind. Das Balkenbild wirkt zu akurat und regelmäßig, der Zustand nahezu perfekt, als dass es komplett aus dem Mittelalter stammen könnte. Vielleicht finden sich Mitleser, die passendes Bildmaterial oder weitere Berichte liefern können.

    Im Marburger Bildindex gibt es eine Fotografie des alten Rathauses, die von Ludwig Bickell zwischen 1869 und 1900 aufgenommen wurde. Sie zeigt das Gebäude während Bauarbeiten, anlässlich derer ins (damals bereits schon veränderte) Fachwerk grössere, regelmässig angeordnete Fenster eingebrochen wurden. Die allerdings seitenverkehrt wiedergegebene Fotografie zeigt die heutige Giebelseite.


    Vergrösserung Quelle: http://www.bildindex.de

    Dieselbe Fotografie, aber nicht seitenverkehrt, findet sich im Werk "Hessische Rathäuser. Ihre Erhaltung und Entstellung mit 80 Tafeln und 44 Textbildern", das in diesem Link angesehen werden kann (Kapitel "8. Untergang der Fachwerkbauten").

    Die Reste des ursprünglichen Fachwerks von 1531 entsprechen dort exakt dem heutigen Bestand. Man erkennt auch die Stelle, wo der einstige Erker sass. Auch die Balkenlagenköpfe befinden sich an den exakt gleichen Stellen. Das Erdgeschoss war damals schon stark verändert, und auch das ursprüngliche steile Satteldach wich offenbar schon vor der Aufnahme einem Walmdach. Im selben Werk befindet sich auch eine Rekonstruktionszeichnung, die wohl vom Autor Holtmeyer Alois stammt.

    Im Netz fand ich keine weiteren Angaben zur Restaurierungsgeschichte des alten Rathauses im 20. Jahrhundert. Die Rekonstruktion sehe ich als sehr exakt an, was das Balkenbild des Fachwerks betrifft. Ob die Obergeschosse 1968-70 unter Verwendung von noch brauchbarem Material neu errichtet worden sind, oder ob es sich um einen Umbau/Restaurierung handelte, kann man aus den Bildern nicht feststellen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Riegel (4. September 2014 um 16:54)

  • Das Bild von Ludwig Bickell hatte ich auch schon einmal gesehen, dass es spiegelverkehrt ist erklärt einiges was ich mich schon gefragt hatte. Zur besseren Veranschaulichung habe ich es gespiegelt und ein Vergleichsbild aus ähnlicher Perspektive hinzugefügt.

    Das Bild müsste um 1877 entstanden sein, als das Gebäude laut dem Buch von Erwin Sturm für Wohnungen ausgebaut wurde, vorher seit 1782 diente es nur zu Lagerzwecken. Dazu passt auch der Blick rechts zum Platz Unterm Heilig Kreuz, man sieht die Rückseite der Kanalstraße. Die Bebauung des Platzes an dieser Stelle, ein Gasthaus und die Fleischbänke, war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon abgerissen für den Bau des Postamtes 1878-80 (1969 für das Telekom-Gebäude abgerissen). Das links angeschnittene Gebäude ist dann der Borgiasbau (für Karstadt abgerissen). Das Erdgeschoss erhielt seine heutige Form beim Umbau zum Geschäftshaus 1913/14.

    Noch etwas zur Nordwestseite: Die spitzbogigen Fenster im älteren massiven Gebäudeteil rechts sind nicht ursprünglich sie stammen aus der 1770 abgebrochenen Stadtpfarrkirche. An der Konsole der Gaupe darüber steht die Inschrift: "Wiederaufgebaut unter Oberbürgermeister Dr. Alfred Dregger 1969".

  • So, nun scheint es auch endlich am Telekomgebäude loszugehen... mal gespannt, wie es am Ende aussieht!

    Zum Vergleich nochmal das Vorgängergebäude, das alte Postamt, das erst 1972 (!) abgerissen wurde :kopfwand:


    (Quelle: L. Müller, Fulda wie es einmal war, 2. Auflage 1991)

  • Ein sehr schwacher Neubauentwurf. Austauschbar und keinerlei Identität mit Fulda.

    Bis dato ging ich davon aus, dass umlaufende Geschossbänder seit den 1970er Jahren nicht mehr 'in' sind. Wurde eines besseren belehrt. Die horizontale Gliederung wirkt zu dominant für die Straßenecke, wohingegen die vertikale Gliederung gänzlich fehlt.
    Und: An die Fensteraufteilung in den Regelgeschossen muss man sich wohl erst gewöhnen.
    Was positiv ist: Durch das Bauvolumen ist die Kreuzung wieder städtebaulich gefasst. Die Baufluchtlinie rückt wieder an die Straße heran, dadurch wirkt alles etwas stimmiger.
    Aber bei der Gestaltung.. deutlich Luft nach oben, Herr Architekt Rübsam! ..Auch wenn es sich um Investorenarchitektur handelt.

    Übrigens: Der Rohbau ist im 1. Obergeschoss angekommen.

  • Hier noch ein paar Bilder der Bauarbeiten an der Ecke Dalbergstraße/Brauhausstraße. Die Bauarbeiter stellen gerade das 2. Obergeschoss auf. Rechts der zum Wohnhaus umgebaute sog. Bierturm der Stadtbefestigung, in dem der städtische Bieraufseher wohnte, der die 1884 abgerissenen Brauhäuser an der nahegelegenen Brauhausstraße überwachte.


    Direkt gegenüber entstand vor ein paar Jahren dieses Gebäude auf dem Gelände der ehem. Molkerei.

  • Na, isses denn nicht (wieder) wunderschön geworden unterm Heilig Kreuz - das lässt das Herz vor Freude gar zerspringen.

    Zitat

    Die denkmalgeschützte Fassade ist nach einer gründlichen Sanierung wieder komplettiert, die fast 50 Jahre alten schwarzen und roten Platten nach der Demontage gereinigt und über neuem Wärmeschutz erneut angebracht. Doch während das so genannte "Telekom-Gebäude" außen wieder in neuem Glanz erscheint, ist im Inneren auf mehreren tausend Quadratmetern noch viel Handwerkerarbeit angesagt. Ende September 2015 will am Platz "Unterm Heilig Kreuz" das neue Hotel Platzhirsch eröffnen, bestätigte auf Anfrage Investor Christopher Burg. Die Familien Burg und Geisendörfer investieren an diesem Standort bis zu zehn Millionen Euro, um der Barock-stadt Fulda ein neues "Highlight" zu verpassen [...]


    Eine 10-Millionen-Euro-Investition - Noch 6 Monate: altes Telekom-Gebäude wird neues Tagungshotel "Platzhirsch"

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • "Die denkmalgeschützte Fassade ist nach einer gründlichen Sanierung wieder komplettiert, die schwarzen und roten (neuen) Platten über neuer Dämmung erneut angebracht"

    Oh, oh, da sehe ich schon den Denkmalschutz gefährdet, weil die Fassade nicht mehr aus den Originalplatten besteht. Bei der nächsten Sanierung oder einem Eigentümerwechsel könnte ein Investor auf den Gedanken kommen das Gebäude abzureissen. Wie die Denkmalschutzbehörden dann reagieren werden? Egal!

    Naja bis dahin wird noch manches Herz (vor Freude oder was auch immer) über das geschlossene Straßenbild unter dem heiligen Kreuz zerspringen.

  • Sehr schöne Wiederherstellung des Turm und das beste ist, der Besitzer ist erst 26... Ich denke die neue Generation, und dazu zähle ich mich auch dazu, wird sich wieder zurückbesinnen und versuchen, alte Wunden wieder zu schließen. Wenn der Generationswechsel erst mal bei den Städteplaner und verantwortlichen Politikern vollzogen ist, kann es nur noch bergauf gehen!

  • Zwei schnelle Handyfotos von gestern.
    Wir sehen das markante Eckgebäude im Kontext mit seinen ebenso gründerzeitlichen Nachbarn:

    Schön, dass die Gauben erhalten bleiben.
    Der Giebel des Zwerchhauses war früher neugotisch gegliedert. Auf dem Luftbild im vorherigen Beitrag kann
    man die Wandvorlagen und Fialen schwach erkennnen, schade dass sie die Nachkriegszeit nicht überlebt haben.

    Stattdessen nun das klassische Giebeldreieck mit hellem Ortgangbrett:

    Alles in Allem kann man nur staunen, welches Engagement hier (bei einem Gründerzeitgebäude!) gezeigt wird.
    Ein Beispiel, das sich hoffentlich andere Hauseigentümer zum Vorbild nehmen :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von Ortsbild (2. August 2015 um 01:30)

  • Auch ein Dank von mir. In der Heinrichstraße befand sich einst mein Kinder-Orthopäde, an den ich noch lebhafte Erinnerungen habe. Damals waren Wartezeiten von drei Stunden und mehr normaler Standard. Es ist also nicht alles schlechter geworden. Das hier vorgestellte Haus werde ich mir anschauen, wenn ich mal wieder in der Gegend sein sollte.

  • Zum tollen Liebhaberprojekt in der Heinrichstraße:

    An einer unauffälligen Stelle wurden Anstrichmuster angebracht, man entscheidet nun also zwischen je drei Farbtönen für die Fenstergewände, den Putz und die Quaderung im Erdgeschoss.

    Meinungen? :cool:

    Bei Fertigstellung werde ich mal hochauflösende Spiegelreflexbilder liefern.

    Einmal editiert, zuletzt von Ortsbild (2. August 2015 um 22:40) aus folgendem Grund: Im Erdgeschoss sind (wie oben) auch drei Farbmuster...

  • Meinungen? :cool:

    Danke für den Hinweis, Ortsbild!

    Mir persönlich gefällt der rechte Farbton bezüglich der Quaderung im Erdgeschoss besser. Gleiches gilt im Hinblick auf den hierzu passenden Farbton ganz rechts für die Fenstergewände und den Außenputz. Die anderen Farbvarianten erscheinen mir etwas zu intensiv.

  • das lässt das Herz vor Freude gar zerspringen.


    Fuldas bekanntester Todesfall liegt seit der Messergeschichte von damals im Dom begraben. Scheiß Friesen. Es gibt zwar auch ein Rotenburg an der Fulda, aber da landen ab und zu Berliner im Kochtopf. Paß auf dich auf, Vulgow...
    Immer wieder fällt einem auf, daß im gesamten Rhein-Main-Gebiet und auch in den benachbarten Gebieten, auch etwa im Zeitraum zwischen 1880 bis 1910, der rote Sandstein eine feste Größe war. Dies zeigt sich einmal mehr bei den neuesten Bildern. In den 60er und 70er Jahren haben solche Häuser und Fassaden grausamste Verunstaltungen erfahren müssen, die man z.T. bis heute noch sehen kann. Nach den Fassadenpurifizierungen folgten nicht selten wahre Orgien von Reklame- und von Firmenschildern und auch von Beleuchtungsanlagen etc.
    Wenn man sich darum bemüht, eine passende Farbgebung zum roten Sandstein zu finden, die zurückhaltend ist und vor allem nicht auf Kontraste setzt, können auch solche Häuser nach einer Sanierung zu einem wertvollen und vor allem regionaltypischen Objekt werden. Auch solche Häuser wie diejenigen, die wir gerade sehen, die aus dem 19. Jhd und der frühen Phase des 20. Jhd. stammen, sollten stärker als bisher ins Bewußtsein gerufen werden, können sie doch zu gesuchten Wohnungen werden. Hinzu kommt, daß es bei uns in der Region ohnehin nicht die "Gründerzeitviertel" gibt, wie wir sie z.B. von [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden, Görlitz usw. kennen.