Berlin - einst und jetzt

  • Die Veränderung ist optisch bedauerlich, aber einfach der Tatsache geschuldet, dass da eine Dachgeschosswohnung errichtet wurde, die Tageslicht brauchte. Mehrere Hundert Euro Miete im Monat oder vielleicht 300.000 Euro im Verkauf, da verzichtet man als Hausbesitzer eben gerne mal auf putzige Fenster. Ich bin natürlich auch sehr unglücklich darüber, aber so ist nun mal leider unsere (materialistische) Welt, zumal die Großstädte immer mehr verdichtet werden.
    Allerdings.... ein guter Architekt hätte eine viel elegantere Lösung gefunden. Man hätte die kleinen Fenster schon erhalten können, doch dann hätte man sich ein weniger standardisiertes Atelierfenster wählen müssen.

  • Mit Denkmalschutz, wenigstens für die Fassade, wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Kann leider nicht verstehen, warum so bis dato offensichtlich unversehrte Exemplare in Berlin nicht mal annähernd flächendeckend unter Schutz stehen.



    Charlottenstraße 43/Mittelstraße, VDI-Vereinsgebäude (Reimer & Körte), um 1900:

    2009 - Geschäftshaus mit diversen Nutzern.

    Eintrag in der Berliner Denkmalliste

    Wessen Büste musste denn da weichen?

  • Hier mal ein Haus, um 1935, das zwischen der Motz und Aschaffenburger Straße steht

    Das Haus wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und später allen Schmucks beraubt:

    Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Prager_Platz_09.JPG

    Am 11. September habe ich das folgende Foto gemacht:


    und heute sah es so aus:


    Die Verbesserung der Fassade war sicher nicht reiner Liebe zum Prager Platz geschuldet, sondern wohl eher zur besseren Vermarktung der Wohnungen. Besser zumindest als vorher, nur das Dachgeschoss sieht noch immer "bescheiden" aus. Auch die Fensterhöhlen wirken eher trostlos, ganz zu schweigen vom Format selbiger.

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (19. Januar 2015 um 15:16) aus folgendem Grund: Korrektur

  • Besser als nichts. Einige Gardinen und Pflanzen werden die Fenster vielleicht noch zieren. Ich verstehe nur nicht, warum man immer solche Angst vor Farbigkeit hat. Wieso, um Himmels Willen, immer Weiß? Eine vergebene Chance. Mit mindestens zwei Farbtönen hätte man viel mehr rausholen können.

  • Denke das einige Gliederung der Fassade nach alten Vorbild oder eine Dachlandschaft wie früher schon eine ungeheuere Menge verbessern könnte. Die immer wieder trostlose glatte und zu hellen Fassaden ohne jedes Stuck oder Schmuck, fehlende Türmchen, immer fehlende Giebel und Dächer machen alles ziemlich "modern" aber auch sehr langweilig, hybride (nicht eindeutig) und uninteressant. Es könnte so viel mehr gemacht werden um die dem Krieg überstanden Häuser zu verschönern. Braucht nicht die viel zu üpige alte Fassade und Dächer zu sein, aber doch mehr anlehnend an der ursprüngliche Gestallt dann heute der Fall ist. :thumbdown:

  • Vielen Dank, Spreetunnel, für diese Präsentation. Ich halte diese Wiederbestuckung - mal abgesehen von dem unglücklichen Sattelgeschoss - für eine der besten, die mir je in Berlin zu Gesicht gekommen sind. Das ist künstlerisch höchst ambitioniert, eine freischöpferische Anwendung von Gründerzeitelementen, so dezent und geschmackvoll komponiert, dass ich geneigt bin - ein in unseren Kreisen fast ketzerischer Gedanke - diese Fassadengestalt für höherwertig zu halten als das etwas krude Durcheinander auf der Originalfassade. Bei allem Entsetzen, das das Ergebnis des berlinspezifischen Entstuckungsfurors in uns immer wieder auslöst - es wurden in Berlin eben auch unendlich viele minderwertige Fassaden abgeklopft. Die Beseitigung des Minderwertigen galt als willkommene Rechtfertigung für diese Barbarei, für die es beispielsweise in Hamburg nicht einmal in Ansätzen eine Parallele gab. In Berlin bietet sich nun für unsere und kommende Generationen die bislang noch selten genutzte Chance, auf Tausenden noch bestehenden Rauputzfassaden mit den Gestaltmitteln von einst gewissermaßen einen reiferen geschmackssichereren "Gründerzeitstil" zu entwickeln, in einem Wettstreit der Gestalter, die sich von Lösungen wie hier am Prager Platz werden inspirieren lassen.

  • es wurden in Berlin eben auch unendlich viele minderwertige Fassaden abgeklopft. Die Beseitigung des Minderwertigen galt als willkommene Rechtfertigung für diese Barbarei


    Also minderwertig kann der Originalzustand (so kitschig er auch aus künstlerischer Sicht sei) nicht sein, viel minderwertiger ist die Fassade ohne Stuck. Diese Neuschöpfung ist für heutige Verhältnisse schon ein Schritt in die richtige Richtung, hat aber mal wieder nichts mit der eigentlichen Gestalt des Hauses zu tun. Es gibt m.E. eine viel höherwertige Lösung, nämlich dieses "Durcheinander" gezielt zu "bereinigen" und den neuen Stuck auf wesentliche Gestaltelemente zu reduzieren. Hier ist mit den modernen Fenstern und dem 50er Staffelgeschoss etwas ganz komisches entstanden, werder Fisch noch Fleisch, vielleicht Soja??

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Vielen Dank, Spreetunnel, für diese Präsentation. Ich halte diese Wiederbestuckung - mal abgesehen von dem unglücklichen Sattelgeschoss - für eine der besten, die mir je in Berlin zu Gesicht gekommen sind. Das ist künstlerisch höchst ambitioniert, eine freischöpferische Anwendung von Gründerzeitelementen, so dezent und geschmackvoll komponiert, dass ich geneigt bin - ein in unseren Kreisen fast ketzerischer Gedanke - diese Fassadengestalt für höherwertig zu halten als das etwas krude Durcheinander auf der Originalfassade. Bei allem Entsetzen, das das Ergebnis des berlinspezifischen Entstuckungsfurors in uns immer wieder auslöst - es wurden in Berlin eben auch unendlich viele minderwertige Fassaden abgeklopft. Die Beseitigung des Minderwertigen galt als willkommene Rechtfertigung für diese Barbarei, für die es beispielsweise in Hamburg nicht einmal in Ansätzen eine Parallele gab. In Berlin bietet sich nun für unsere und kommende Generationen die bislang noch selten genutzte Chance, auf Tausenden noch bestehenden Rauputzfassaden mit den Gestaltmitteln von einst gewissermaßen einen reiferen geschmackssichereren "Gründerzeitstil" zu entwickeln, in einem Wettstreit der Gestalter, die sich von Lösungen wie hier am Prager Platz werden inspirieren lassen.

    Da bin ich komplett gegenteiliger Meinung. Ein bißchen Stuck an einen Bau dranzuklatschen, der so entstellt ist, daß er vorallem durch seine Fensterproportionen eher einem 60er Jahre Bau gleicht, halte ich für geschmacklosen Kitsch.
    Neo-historistische (oder wie man das nennenmag) Architektur funktioniert einfach nicht mit breiten Fenstern.
    Und n Dach und ein anständiges Erdgeschoß hat der Bau immer noch nicht. Für mich ist der Umbau absolut wertlos, von einer (zumindest angenäherten) Rekonstruktion der Originalfassade (was natürlich utopisch ist, gerade bei so einem aufwendigen Bau, schließlich sind wir in Berlin und nicht in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) abgesehen, wäre das beste, was man aus dem Bau hätte machen können, eine Art Neo-bauhaus, mit starker horizontaler Fassadengliedierung (die Fenster zum Beispiel mit roten oder blauen Farbbändern hinterlegt?) und mit hochwertigen Materialien, vielleicht mit schwarzen gut gegliederten Fenstern.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (20. Januar 2015 um 13:02)

  • Ich freue mich immer, wenn ich in der Stadt derartige Beispiele sehe. Es sind Anfänge nach diesen langen politisch gewollten stucklosen Zeiten. Fassaden bekommen wieder Gesicht. Am Bsp. Prager Platz sind die dezenten Pilaster eine deutliche Ansage, ohne aber aufdringlich zu sein. Fassade ist dezent gegliedert und weit entfernt vom Originalzustand. Das kann man mögen oder nicht. Mir gefällt es und ist für mich ein weiteres Treppchen hinauf zur traditionellen Qualitätsarchitektur. Leider ist das Dach sehr schwach. Zur Dachkunst haben wir noch nicht zurück gefunden. Muss auch noch kommen. Bei Farbe geht momentan wohl auch noch nicht viel. Das fertige Ergebnis lässt sich auch nicht mit dem Original vergleichen. ich sehe ein völlig anderes Haus. Das Original mit seinen Erkern war als Neubau bestimmt ein Palast. Das neue Gewand sehe ich als evolutionären Schritt in die Richtung der Originale.

    Einmal editiert, zuletzt von Tektor (20. Januar 2015 um 06:36)

  • Es ist wirklich erstaunlich was "so ein bisschen Stuck" bewirkt! Der "Urzustand" vor der Wiederbestuckung hätte man für ein Nachkriegsgebäude halten können. Der heutige Zustand, natürlich ohne die furchtbare Dachzone, könnte als ein Gebäude aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg durchgehen, wie man sie z.B. ganz im Westen um den ehemaligen Reichskanzlerplatz findet. Dank der Fenster wäre eine Reko der Fassade 1 zu 1 natürlich nur mit großem Aufwand möglich gewesen, vom Dach ganz zu schweigen. Dennoch hat der Prager Platz durch die neue Fassade unglaublich gewonnen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • So, auch auf die Gefahr hin, dass mich völlig in die Nesseln setzte, aber Kaoru hat doch absolut Recht: DAS ist doch einfach nur schrecklich - wahllos irgendwelche Stuckelemente an ein Haus zu pappen stellt weder irgendeine Proportion her, noch hat es etwas mit dem historischen Erscheinungsbild vor der Zerstörung zu tun! Ein Anstrich alleine hätte mir da völlig gereicht - allerdings ist am Prager Platz ohnehin nicht mehr viel in den Sand zu setzen!

  • Ich bin der Meinung daß dieses Beispiel positiv zu bewerten ist. Wenn es Schule macht, könnte das Stadtbild Berlins ganz deutlich aufgewertet werden.

    In dubio pro reko

  • Meiner Meinung nach, sollten nur die Fassadenrekonstruktionen Schule machen, wie sie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gerade praktiziert werden! Das hier gezeigte Beispiel finde ich dagegen einfach nur lächerlich! Wie andere Foristen bereits geschrieben haben, passen die liegenden Fensterformate und die angeklebten Gliederungen doch in keiner Weise zusammen!
    Es erstaunt mich, dass in diesem Forum, in dem doch noch jedes Detail (wie z.B. die Einfahrt im Palast Barberini) sehr kritisch gesehen wird, dieses Berliner Beispiel positiv aufgenommen wird.
    Reicht es Euch denn tatsächlich aus, jeden Mist vorgesetzt zu bekommen, wenn er sich nur irgendwie historisierend gibt?

  • Da die Wiederherstellung des neubarocken Ursprungserscheinungsbildes nicht mal ansatzweise realistisch ist, beurteile ich alleine nach dem Kriterium einer etwaigen Verbesserung des Erscheinungsbildes. Diese ist absolut gegeben. Die Pilaster sind ebenso wie die Putzspiegel und Simse von guter Gliederung und Formensprache. 'Lächerlich' und 'Mist' halte ich in diesem Zusammenhang für nicht ernstzunehmende Extrembewertungen.
    Außerdem vermag niemand vorauszusehen, ob nicht mittelfristig auch die Fenster neu gestaltet werden und das Dach auch noch mal überarbeitet wird. Zu allem Überfluss halte ich sogar die weiße Farbe für eine deutliche Aufwertung, weit beser als das allgegenwärtige schmierige hellbeige mit leichtem rosé-Einschlag.

    Bei diesem Haus ist aufgrund seiner Grundsubstanz hinsichtlich der Gestaltung wenigstens noch Luft nach oben; das ist bei der übrigen 60er-Jahre und abgeschmackt-postmodernen Bebauung (ausnehmen möchte ich das m. E. gelungene Haus mit der Wasserturm-Kubatur) am Prager Platz nicht der Fall.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (20. Januar 2015 um 13:50)

  • Zitat

    Ein bißchen Stuck an einen Bau dranzuklatschen, der so entstellt ist, daß er vorallem durch seine Fensterproportionen eher einem 60er Jahre Bau gleicht, halte ich für geschmacklosen Kitsch.
    Neo-historistische (oder wie man das nennenmag) Architektur funktioniert einfach nicht mit breiten Fenstern.
    Und n Dach und ein anständiges Erdgeschoß hat der Bau immer noch nicht. Für mich ist der Umbau absolut wertlos, von einer (zumindest angenäherten) Rekonstruktion der Originalfassade (was natürlich utopisch ist, gerade bei so einem aufwendigen Bau, schließlich sind wir in Berlin und nicht in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) abgesehen, wäre das beste, was man aus dem Bau hätte machen können, eine Art Neo-bauhaus, mit starker horizontaler Fassadengliedierung (die Fenster zum Beispiel mit roten oder blauen Farbbändern hinterlegt?) und mit hochwertigen Materialien, vielleicht mit schwarzen gut gegliederten Fenstern.

    Sosehr diesen Kaoru'schen Worten bedingungslos beizpflichten ist, geht sie, vermeine ich, mit dieser Neugestaltung doch ein wenig zu hart ins Gericht.
    Kaoru, versuch mal, den Bau als Produkt der Stalinzeit zu sehen, dann funktioniert er plötzlich wieder auf ganz sonderbare Art! Etwa als Stück eisenhüttenstadt in Berlin.
    Als Historismus-Imitat, geht die Sache gründlich daneben, da hast du natürlich recht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kaoru, versuch mal, den Bau als Produkt der Stalinzeit zu sehen, dann funktioniert er plötzlich wieder auf ganz sonderbare Art! Etwa als Stück eisenhüttenstadt in Berlin.

    Also ich finde, der Eisenhüttenstädtische Stalinklassizismus ist doch noch qualitativ eininiges besser als das eben gezeigte.

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_der_Jugend.jpg

    http://mw2.google.com/mw-panoramio/p…um/27691133.jpg


    Die Proportionen des Stalinklasszismus (in seinen nicht ganz so größenwahnsinnigen Beispielen) orientieren sich noch viel am Heimatschutzstil und Neoklassizistischen der 30er und 40er Jahre. Auch schon von der klassischen Formen-und Proportionslehre abweichend, daher mitunter uns ein wenig fremd, aber immer noch nachvollziehbar und gefällig

    Ich finde jedenfalls nicht, daß, wenn man den Berliner Bau mit einer "Stalin-Brille" sieht, deutlich gewinnt.

    Vielmehr erinnert mich der Bau an Neubauten, wie man sie vorallem in Touristenregionen der arabischen Welt findet (ich hab jetzt nur das ägyptische Hurghada als Referenz), Stahlbetonbauten, mit "modernen" Proportionen, denen wahllos irgendwelche Katalogstuckelemente angeklatscht werden. Lediglich die prunkvollen Treppenhäuser haben mich in ihrer Qualität und Materialität (sofern es echter Mamor war) wirklich positiv beeindruckt, sie waren nicht schlecht gemacht.

    zB das rosane haus

    http://media.holidaycheck.com/data/urlaubsbi…/1156113525.jpg

    dieses schöne Ensemble

    http://lh6.ggpht.com/-z1tiXLsj0YE/T…20/hurghada.jpg


    ein weniger schlimmes Beispiel

    http://images.propertyshowrooms.com/1506982/SAM_2013.JPG


    Muß man sich wirklich zu so einer Bau-Unkultur hinreißen lassen?

  • Ich könnte die extrem abwertende Kritik einiger Foristen an diesem Bau nachvollziehen, wenn es sich um einen Neuentwurf handelte. Es ging aber hier am Prager Platz darum, ein kaiserzeitliches Gebäude, das beim Wiederaufbau eine modernistische Gestalt im 60er-Jahre.Geschmack übergrstülpt bekommen hatte, wieder zu einer charaktervollen Erscheinung im Stile seiner Entstehungszeit umzuformen. d.h. eine Stuckgliederung zu ersinnen, die mit den schwierigen Proportionen einigermaßenn zurechtkommt. Diesem Bemühen ist Respekt zu zollen, auch wenn das Ergebnis nicht den Rang der besten Ku'damm-Fassaden erreicht. Es erreicht aber allemal das Niveau vieler Berliner Fassaden, die in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in einer Phase kolossal intensivierter Bautätigkeit in Berlin entstanden sind. Das sind doch auch größtenteils keine Kunstwerke, obwohl der Schematismus der Neurenaissance-Ära vorbei war. Das Klischee von den nach Katalog ausgewählten Stuckelemente jener Zeit stimmt ja nur zum Teil; dazu war der fassadenschmuck zu vielgestaltig und originell, allerdings auch von viel geschmacklicher Unsicherheit durchzogen. Wenn wir heute der Polemik aus der nachkaiserzeitlichen Ära, wonach an die "Mietskasernen" des "steinernen Berlin" hemmungslos und ohne Geschmack Stuck "angeklatscht" worden sei, heftig widersprechen, sollten wir solche Polemik auch heutzutage vermeiden, wenn jemand versucht, einem gebeutelten Gebäude wieder ein Stück Gebäudepersönlichkeit zurückzugeben.

  • @Kaoru:
    und was sagst dazu?


    Historismus gekreuzt mir Art Deco oder was?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Architekturkritik wie ich sie verstehe (und nichts anderes sind wir in diesem Forum im Grunde als Architekturkritiker), muss nicht bewerten was jemand mit einem Gebäudeentwurf gewollt hat, sondern nur das was am Ende umgesetzt wurde. In diesem Fall ist das Ergebnis leider nur unambitioniert und kitschig. Die fehlende Ambition des Planers oder Bauherrn begründet sich für mich hier darin, dass weder Dach noch Fenster in die Umgestaltung einbezogen wurden und die angeklebten Elemente auch keinerlei künstlerische Handschrift erkennen lassen.
    Ich sehe hier wirklich keine qualitative Verbesserung, sondern eine lediglich aus marktstrategischen Gründen erfolgte Dekoration zur Erzielung höherer Mieten. Viele Leute werden ganz sicher trotzdem Gefallen an dem Haus finden. Doch liegt das meiner Auffassung nach leider vor allem daran, dass die meisten Menschen gar nicht dazu in der Lage sind, qualitativ hochwertige Architektur von minderwertigem Schund zu unterscheiden.