Köln - Innenstadt

  • Um Himmels Willen, der Entwurf wird ja immer schlechter. Die weiten Öffnungen (vom Investor gefordert?) hätte man doch auch durch filigrane gußeiserne Säulen gliedern können (Rundbogen hin oder her)?

  • Das Eckgebäude ersetzt ein wiederaufgebautes Bankgebäude des frühen 20th Jh. ... bin daher eh dagegen. Aber dieser Entwurf ist deutlich schlechter. Schlimm finde ich auch die Entstelltung des Altbaus an der hinteren Ecke... das sieht ja nicht viel anders aus als das ehemalige Union Hotel in Frankfurt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Booni,

    Zitat

    Das Eckgebäude ersetzt ein wiederaufgebautes Bankgebäude des frühen 20th Jh.

    Heißt das, daß dieses Gebäude noch vorhanden ist? Und wenn ja, hat es irgendwelche Qualitäten? Dann wäre es doch besser, zu sanieren als neuzubauen.

  • Na ja - Insgesamt wirkt das Ensemble aber schon recht edel, ein wenig wie die Neubauten am Hackeschen Markt.

    Um den Altbau ist es allerdings schade, da bleibt ja wirklich nicht mehr viel von übrig.

  • Von dem Altbau gab es vorher auch nicht sonderlich viel.
    Der Innenraum war im Krieg zerstört, deswegen war auch nur die Fassade denkmalgeschüzt!

    Noch etwas anderes interessantes: Am Rudolfsplatz hat Mc Doof seine Filiae erneuert bzw renoviert und einen alten Saal und ein altes Treppenhaus freigelegt, wirkt wirklich sehr edel.

  • McDonalds am Rudolfsplatz... da war ich glaub ich sogar schonmal. Ist aber auch so ziemlich der einzige Altbau in der Gegend.

    Fotos hast du nicht zufällig?

    BTW: Weißt du evtl. was vorm Krieg da stand, wo jetzt der Musical Dome steht?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • McDoof :gg: !!!!!!!!Nah , das is aber wirklich das Wort des Jahres 2006!!!!!!
    Uebrigens stehen im der Suedlichen Neustadt noch vielen Gruenderzeibauten!!alles im allen gefaellt Koelle mir noch immer.

  • Die ganze Neustadt also alles was ausserhalb der Ringe liegt ist voll von Altbauten. Ob Neustadt-Süd, Belg. Viertel oder Neustadt-Nord, dort gibt es noch viele erhaltene Altbauten. Auch die Viertel/Veedel Sülz, Ehrenfeld und Sülz hat eine hohe Altbaudichte.

    Bilder von dem Mäcces habe ich leider nicht, sollte man sich aber wirklich mal ansehen, ausserordentlich nobel für einen McDoof.

  • Hallo zusammen ! Bin neu und unter anderem auch im DAF in der Köln-Ecke aktiv. Habe hier bereits einige sehr interessante Threads gesehen und freue mich auf angeregte Diskussionen.

    Noch mal zum Kollhoff-Ensemble: der Eckbau bestand nur noch aus grobem Stuck-Steinwerkimitat im EG, und einem netten Portal. Darüber war die Fassade glatt und das Ganze auf jeden Fall nur eine Reko. Nicht wirklich erhaltenswert. Die jetzt in den Hochbau eingefasste Alt-Fassade auf der anderen Ecke war tatsächlich nur noch als solche erhalten, und in einen Nachkriegsbau integriert. Durch Kollhoffs Entwurf rückt die Front in einen angenehm kleinteiligeren Kontext, und verschwindet nicht hinter wuchtigen glatten Lochfassaden wie vorher.

    Insgesamt ist das Dominum eines der interessantesten und wichtigsten Neubauprojekte der letzten Jahre in Köln.

  • Zitat von "Booni"

    McDonalds am Rudolfsplatz... da war ich glaub ich sogar schonmal. Ist aber auch so ziemlich der einzige Altbau in der Gegend.

    Da stehen auf dem ganzen Rudolfplatz verteilt noch einige Altbauten, und in den angrenzenden Strassen beweist sich, das Köln bei weitem mehr Altbaubestand hat, als allgemein bekannt.

    Der Breslauer Platz übrigens (Standort Musical Dome) war früher ein Wohngebiet das zum Kunibertsviertel gehörte. Die Platzfläche ist nur durch den Krieg entstanden.

  • Ich glaub das hauptproblem bei den noch erhaltenen altbauten in köln is deren verschandelung, bzw entstuckung. Es gibt wirklich noch mehr alte häuser als viele denken, besonders in der ecke rudolfsplatz/friesenstraße, aber das sind glaub ich inner innenstadt eher ausnahmen. wenn man sich die hohe straße, schildergasse und umgebung anschaut sieht man nur noch eine hand voll altbauten. Die wirklich schönen Ecken sehen leider viele besucher, die z.b. zum shoppen nach köln kommen gar nich..wie das belgische viertel/neustadt oder die südliche und nördliche altstadt. Wenn ich besuch von außerhalb bekomm versuche ich auch immer einen abstecher in die schönen ecken zu unternehmen :)

  • Achja...Willkommen im Forum Lunke :)
    Und schön noch nen kölner hier zu haben...wohn auch seit knapp 5monaten in der schönen domstadt am rhein :zwinkern:

  • Danke ! Und schön einen "Imi" kennen zu lernen, der Köln architektonisch verteidigt... freue mich als Urkölner über jeden, der sich hier wohlfühlt :D Und das mit "den "Leuten von außerhalb die schönen Ecken zeigen" kenne ich auch... :zwinkern:

    Stimmt, die Entstuckung ist ein Riesenproblem: wenn man durch die Neustädte läuft, teilweise auch innerstädtisch in kleinen Seitenstrassen direkt innerhalb der Ringe, oder Stadtteile wie Nippes, Ehrenfeld usw., sieht man einen riesigen Bestand alter Bausubstanz. Man stelle sich vor, alle Fassaden mit grauem Rauputz oder matt-schmutzig schimmernden Fliesen :boese: mit den "entlarvenden" hohen Fenstern und Erkern würden Ihre alte Gestalt wieder bekommen. Köln wäre eine Stadt die sich vom Gründerzeitanteil mit den erhaltenen Städten im Osten, oder den (zumindest teilweise) rekonstruierten Metropolen wie Hamburg oder München messen könnte.
    Wenigstens eine "sanfte" Reko ohne überbordenden Figurenschmuck, nur mit der grundsätzlichen Formensprache (wie z.B. in der Schildergasse ansatzweise geschehen) wäre ja schon ein Anfang.

    Im allgemeinen sind Rekonstruktionen ja wieder salonfähig (Frauenkirche, Schloß Braunschweig usw.). In Köln böten sich ja auf jeden Fall zumindest HBF und Dachlandschaft Dom-Hotel / Deichmannhaus an, um die direkte Domungebung weiter aufzuwerten - was viel wichtiger wäre als auf Hochhäusern in Deutz rumzuhacken... aber das ist ein anderes, abendfüllendes Thema... 8)

  • Auf koelnarchitektur.de gibt es jetzt ein Interview mit dem neuen Stadtkonservatorin von Köln, Dr. Renate Kaymer.

    Zum Interview

    Auch zum Thema Rekonstruktionen nimmst sie Stellung:

    Zitat

    Wie sollte die Gegenwart mit der Vergangenheit umgehen? An welchem Ideal orientiert sich die konservatorische Arbeit? Geht es um eine möglichst präzise Rekonstruktion eines Originalzustandes, oder bewahrt man das Objekt mit allen seinen historischen Spuren nur vor einem verändernden Zugriff?

    Die Rekonstruktion ist ein Sonderfall. Die möglichst originale Rekonstruktion, wie etwa im Falle der Frauenkirche in Dresden, hat eine emotionale Signalwirkung, die nur vor dem Hintergrund der Wende verständlich wird. In Köln ist die Rekonstruktion eine absolute Ausnahme. Es muss in der Regel möglich sein, aus der heutigen Zeit heraus eine Form zu finden, die verantwortungsbewusst mit dem Alten umgeht und dem Gebäude eine nachhaltige Nutzung garantiert. Wir sind dabei bemüht, dem Gebäude auch einen Wandel zuzugestehen. Das Gebäude sollte seine Geschichte erzählen können. Kriegsschäden können beispielsweise stehen bleiben, der Wiederaufbau soll sichtbar werden, etwa dadurch, dass ein Fassadenteil in ein neueres größeres integriert wird. Mit dem ,Stehen lassen’ der Plombe am Kölner Dom hätte ich keine Probleme gehabt. Das ist ein Zeichen der Geschichte. Wir wollen verständlich machen was geschehen ist.

    An sich hört sich das Interview ganz gut an, aber es gibt doch ein paar Passagen, die mir nciht so ganz gefallen:


    Zitat

    Geht es beispielsweise um einen Anbau an ein Denkmal: Was mach ich mit dem Anbau? Hier lautet mein Credo: Nicht historisierend, sondern in der heutigen Sprache bleiben. Das historische Stadtbild muss ablesbar bleiben. Wir müssen sehen können wie diese Stadt entstanden ist. Die einzelnen Gründungsphasen müssen im Stadtbild festgehalten sein. Damit nach uns kommende Generationen sehen wie es einmal war.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ansich finde ich den letzten satz gar nich so doof...nur leider is es derzeit einem großteil der architektenzunft nich möglich, ansprechende (und nich auf provokante brüche basierende) architektur zu gestalten..

  • Zitat

    Das historische Stadtbild muss ablesbar bleiben. Wir müssen sehen können wie diese Stadt entstanden ist. Die einzelnen Gründungsphasen müssen im Stadtbild festgehalten sein. Damit nach uns kommende Generationen sehen wie es einmal war.

    Eine solche Aussage ist in einer Stadt, die im Krieg zu 92% zerstört wurde, bei der vom historischen Stadtbild praktisch gar nichts mehr ablesbar ist und in der von der ehemals größten mittelalterlichen Stadt Mitteleuropas höchstens 5% erhalten sind, entweder ein Zeugnis immenser Dummheit oder eines unüberbietbaren Zynismus.

  • In Köln ist das alte Stadtbild tatsächlich nur noch an den Strassenverläufen abzulesen - zumindest dort, wo keine Nachkriegs-Trassen die Stadt zerschneiden.
    Ich denke, die neue Stadtkonservatorin bezog sich darauf.

  • Ich fand bei meinem Besuch anlässlich einer Tagung Köln überhaupt nicht schön. Diese Stadt ist geprägt von einer Nachkriegsarchitektur der schlimmsten Sorte. Da fand ich Düsseldorf viel schöner. Die haben sich wenigstens beim Wiederaufbau mehr angestrengt!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...