• Und hier das Rathaus vor den Umbauarbeiten:


    Ich plädiere für eine Totalreko der Zustand von um 1790. Der Alte Markt war damals wirklich einen gewaltigen Platz, der mit den belgischen Vorbildern vergleichbar war.

  • Interessant diese Walmdächer hinter den hochgezogenen Attiken. Das hängt doch nicht mit dem Inn-Salzachstil bzw mit italienisierenden Momenten zusammen?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Ähnlichkeiten des Rheinlandes mit Böhmen/Mähren/Schlesien verwundern mich immer aufs Neue. Einige von dir gezeigten Häuser könnten glatt irgendwo zwischen Oppeln und Görlitz stehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Tja, viele, wenn nicht die meisten Ostsiedler kamen aus den oft überbevölkerten Länder im Westen (Rheinland, Flandern, Brabant, Geldern, Holland, Westfalen) oder den Hansestädten im Norden (Bremen, Hamburg, Lübeck). Dies erklärt auch das Aussehen von etwa Danzig und Elbing (vor allem dank antwerpener Architekten). Selbst in Prag findet man hier und da noch viele Ähnlichkeiten (wie geldersche Backsteinarchitektur!).

    2 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (6. Mai 2015 um 20:58)

  • Das ist doch einfach nur noch krank... Stadtplanung der 60er-Jahre, als hätten wir nichts dazu gelernt.

    Und überhaupt, das Thema Wohnungsnot hängt mir ein wenig zum Hals raus. Ja, aktuell sind die Mieten sehr hoch und teilweise fehlen wirklich viele Wohnungen. Aber woran liegt das? Letztenendes betrifft es doch vor allem Universitätsstädte (ich kann mich nicht erinnern, dass in Ludwigshafen, Mülheim a. d. Ruhr, Mönchengladbach o.ä. solche Probleme herrschen). Und da fallen momentan zwei Aspekte zusammen: Zum einen haben wir es in den letzten Jahren mit einem extremen Anstieg von Studienbeginnern zu tun, gleichzeitig bleiben Absolventen länger in den Großstädten, teilweise auch noch mit junger Familie. In Zukunft wird Deutschland jedoch Einwohner verlieren, auch wenn die Zuwanderung weiterhin stark bleibt. Und vor allem werden die Studentenzahlen wieder sinken weil einfach weniger junge Leute da sind - und wenn es erstmal flächendeckend Breitbandinternet gibt, ist das Land vmtl. gerade für junge Familien plötzlich nicht mehr so uninteressant. Daher weiß ich nicht, ob wir zwingend so viele Wohnungen brauchen. Was wir brauchen, ist wieder eine Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus.

    Und Hopfen und Malz ist an Köln überhaupt nicht verloren. Zum einen gibt es in Köln viele schöne Ecken mit hohem Altbauanteil, zum anderen kann ich mir vorstellen, dass mit erfolreichen Rekonstruktionsprojekten in Frankfurt, Dresden, Potsdam und vllt. auch bald Berlin auch in Köln wieder schöne Ecken wiederentstehen. Abgesehen davon - was steht denn jetzt da, wo der Hochhausring hinsoll?

    Hinsichtlich der Bewertung dieser größenwahnsinnigen Bauidee gebe ich Dir recht. Der Plan ist auch insofern hirnrissig, als er einen Verkehrsinfarkt bewirken würde. Die Straßenstruktur Kölns ist schlicht nicht für eine derartige Neuanballung ausgelegt. Es sei denn man würde die Ringe und deren Seitenstraßen in mehrgeschossige Stadtautobahnen verwandeln. Dass der öffentliche Nahverkehr das nicht abdecken kann, liegt nahe. Der ist jetzt schon überlastet, und mit dem Neubau von U-Bahn-Linien tut man sich in Köln bekanntlich schwer. Nein, dagegen wäre Le Corbusier ein kleinmaßstäblich arbeitender Architekt gewesen. Solche Planungen würden nur auf der grünen Wiese umgesetzt werden können (a la Brasilia), mit ganz breiten Boulevards und der entsprechenden modernistischen Lebensqualität. Du darfst allerdings nicht vergessen, dass sich hier einfach ein Architekt mit einem möglichst pressewirksamen Plan zu profilieren bzw. bekannt zu machen versucht. Das ist eine PR-Maßnahme zum persönlichen Nutzen. Zum anderen würden an einer (fiktiven) Umsetzung natürlich er und eine Menge Investoren, Bauunternehmer etc. finanziell profitieren.

    Die Verdichtungsproblematik und die Ballung in wenigen Metropolen, während das Land ausblutet, hat wenig mit einigen Studenten zu tun. Es liegt in der Wachstumsideologie begründet, die der Motor des Kapitalismus ist. Und letztlich trägt eine Politik die Verantwortung, die gnadenlos Großkonzerne (Einkaufszentren) und Ballungszentren fördert, den Mittelstand und das Land hingegen stiefmütterlich behandelt.

  • Heimdall
    Verkehrstechnisch und infrastrukturell hast du sicher recht. auch zu finanzieren dürfte ein derartiges Mammutprojekt nicht sein. Rein ästhetisch würde ein gestalterischer Wille der Stadt sicher guttun.
    Niederländer
    Sehr interessante Frage.
    Ich glaube, dass du was den Nordosten, ins den Danziger Raum anbelangt, recht hast. An und für sich kann die Herkunft der Ostsiedler aber nicht maßgeblich für renaissancezeitliche und barocke Giebelformen sein, sieht man von der unzweifelhaft eigenständigen Traditionslinie ganz im Norden ab. Die entsprechenden böhm. mähr. schles. Hausformen sind Inn-Salzach-Ableger und haben mit Köln und dem Norden wohl kaum was zu tun. Es ist auch so, dass sich die Qualität der von dir gezeigten Kölschen Häuser in Schlesien kaum wiederfand, vielleicht von Spitzenleistungen wie der Neisser Kämmerei abgesehen.
    Aber dieser Gleichklang der Formen ist sehr, sehr interessant.
    Ich tät den Kölner Markt irgendwann einfach nach diesen Bildern rekonstruieren, ohne viel Wenn und Aber bzw Federlesen. Wobei man anerkennen muss, dass der Wiederaufbau sehr wohl auf die alten Formen bedacht genommen hat und so in gewissem Belangen gegenüber der historistischen Verflachung eine Verbesserung darstellt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.


  • Die Verdichtungsproblematik und die Ballung in wenigen Metropolen, während das Land ausblutet, hat wenig mit einigen Studenten zu tun. Es liegt in der Wachstumsideologie begründet, die der Motor des Kapitalismus ist. Und letztlich trägt eine Politik die Verantwortung, die gnadenlos Großkonzerne (Einkaufszentren) und Ballungszentren fördert, den Mittelstand und das Land hingegen stiefmütterlich behandelt.

    Das ist mir irgendwie etwas zu unkonkret... wegen Einkaufszentren und besserer Verkehrsanbindung zieht doch in Zeiten von Online-Shopping keiner mehr in die Großstädte - abgesehen davon ist ab ca. 50.000 Einwohnern in der Regel alles vor Ort zu bekommen. Und von wenigen Ausnahmefällen (z.B. München) sowie der akademischen Forschung mal abgesehen sind die besser bezahlten Jobs doch mittlerweile eher im ländlichen Bereich zu finden. Sozialversicherungspflichtige Industriearbeitsplätze finden sich doch eher in ländlicheren Regionen z.B. von Schwaben, Oberbayern und Westfalen. In den Städten werden doch vor allem "Jobs" geschaffen. Von daher bleibe ich dabei: Ich glaube, auch in den Großstädten wird irgendwann der Schrumpfungsprozess einsetzen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • "Wobei man anerkennen muss, dass der Wiederaufbau sehr wohl auf die alten Formen bedacht genommen hat und so in gewissem Belangen gegenüber der historistischen Verflachung eine Verbesserung darstellt."


    Das sehe ich nicht so. Vieles wurde noch nach dem Krieg vernichtet, auch wirkliche Altbauten. Die darauffolgende "Wiederaufbau" war zwar besser als die in Nürnberg, aber eine Verbesserung!?


    1910:


    Man sieht, nur das Granenhaus war schon weg:


    Und heute:

  • Ich tät den Kölner Markt irgendwann einfach nach diesen Bildern rekonstruieren, ohne viel Wenn und Aber bzw Federlesen. Wobei man anerkennen muss, dass der Wiederaufbau sehr wohl auf die alten Formen bedacht genommen hat und so in gewissem Belangen gegenüber der historistischen Verflachung eine Verbesserung darstellt.


    Eine Rekonstruktion der Ostseite des Alter Markt halte ich nicht für notwendig


    Beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Krieges hat man, worauf Du zu Recht hinweist, die Häuser in der Formensparche der Nachkreigszeit, aber unter Beachtung der historischen Kubaturen und unter Verwendung traditioneler Baustoffe errichtet. Dies betrifft insbesondere die Dachformen und die Eindeckung der Dächer. Auch wurden die alten Parzellen im wesentlichen berücksichtigt.

    Die Bebauung ist daher durchaus in Kontinuität des ehedem dort Stehenden zu sehen (entspricht somit dem,was jetzt im Lübecker Gründerviertel mit den Neubauten geplant ist), wenngleich es auch nicht bei jedem einzelnen Gebäude gleich gut gelungen ist.

    Auch die Bebaung vor den Zerstörungen hat im übrigen nicht mehr die Qualität gehabt, wie in den Jahrhunderten zuvor und auf den von Niederländer gezeigten Bildern. Das Haus „zum Granen“ stand schon lange nicht mehr. Von den wenigen vor dem Krieg noch stehenden historsich und künstlerisch bedeutenden Häusern sind die Häuser „zum Bretzel“ und „zum Dorn“ bzw. deren gemeinsame Fassade erhalten geblieben und das Haus nach wieder errichtet worden.

    In der Kölner Innenstadt gibt es andere Bereiche als gerade der Alter Markt, die einer Neugestaltung bedürfen.

  • "In der Kölner Innenstadt gibt es andere Bereiche als gerade der Alter Markt, die einer Neugestaltung bedürfen."


    Ja, das stimmt natürlich. Vor allem diese Ecke ist mir als äußerst furchtbar beigeblieben:

    Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.

  • Ja, aber nicht alle Ecken sind gleichwertig. Der Alte Markt ist eben der Alte Markt, das agorale Herz der ma. Stadt. Hier standen einmal die bedeutendsten Bürgerbauten, und deshalb hat man auch erhöhte Anforderungen zu stellen. Ein schmales Doppelhaus macht da noch keinen Sommer. Ich denke auch, dass einzelne Rekos sehr viel Leben in die trotz aller formaler Bemühtheit sehr kalte und leblose Fassadenabwicklung bringen und ihr Umfeld sehr aufwerten würden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.


  • Beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Krieges hat man, worauf Du zu Recht hinweist, die Häuser in der Formensparche der Nachkreigszeit, aber unter Beachtung der historischen Kubaturen und unter Verwendung traditioneler Baustoffe errichtet. Dies betrifft insbesondere die Dachformen und die Eindeckung der Dächer. Auch wurden die alten Parzellen im wesentlichen berücksichtigt.


    Das ist richtig - dennoch haben die Fassaden eine stark unterschiedliche Qualität, wie auch das Bild von heute der Vorseite zeigt. Viele Fassaden sehen eher nach 60er-Jahre Billigbau mit aufgesetztem Hütchen aus, wogegen andere Bauten wie der Nachfolger der Jan-von-Werth-Apotheke mit ihren vmtl. aus den 50ern stammenden Fassaden definitiv erhaltenswert sind und m.E. nicht durch Rekonstruktionen ersetzt werden sollten. Etwas Stadtgeschichte soll man im Stadtbild schon noch erkennen - und einige der Bauten drücken den Wunsch nach Modernisierung bei gleichzeitiger Bewahrung des Alten gut aus. Die eher häßlichen Fassaden der späteren Zeit sollte man durchaus mal zur Diskussion stellen - wobei einige davon nach dieser Liste bereits denkmalgeschützt sind (z.B. 24, 28-32, 34, 36-42).

    @ Niederländer: Danke, dass Du auf meinen alten Beitrag verweist. Habe zum Rathaus in Köln auch noch irgendwo ein interessantes Buch, das aber aufgrund der Münchner Platznot in einer der Bücherkisten im hintersten Ende des Kellers staubgeschützt eingelagert ist. Ich vermute mal, da habe ich auch viele Informationen her.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich denke auch, dass einzelne Rekos sehr viel Leben in die trotz aller formaler Bemühtheit sehr kalte und leblose Fassadenabwicklung bringen und ihr Umfeld sehr aufwerten würden.

    Die eher häßlichen Fassaden der späteren Zeit sollte man durchaus mal zur Diskussion stellen


    Es ist richtig, dass nicht alle Fassaden der Neubauten gleichwertig sind. Ich hatte bereits darauf hingewiesen, dass die eigentlich gute Idee Neues in der Tradition des Alten zu schaffen, nicht bei allen Bauten gelungen ist. In der Tat erscheinen gerade die zuletzt errichtetn Häuser oftmals unpassend und man muss auch wegen der Bedeutung des Ortes hohe Anforderungen an die Qualität stellen.

    Trotzdem bietet sich hier eine Rekonstruktion meiner Meinung nach nicht an, sondern eher nicht gelungene Häuser durch angepasste Neubauten zu ersetzen. Soweit tatsächlich rekonstruiert wird, dann allenfalls einzelene Häuser, wobei die Frage zu stellen ist welche. Eines der zuletzt noch bestehenden bedeutensten, war die Jan-van-Werth-Apotheke. Gerade hier ist jedoch der Neubau gelungen und erhaltenswert.

  • "Gerade hier ist jedoch der Neubau gelungen und erhaltenswert."

    Aber solche Bauten kann man auch einfach "verschieben".

    Noch etwas von dem vielleicht schönsten gotischen Haus, das je existiert hat:


    2 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (7. Mai 2015 um 16:26)

  • Aber solche Bauten kann man auch einfach "verschieben".

    Da ist der Aufwand doch sehr groß. Ausserdem sollte in einem der nicht so oft vorkommenden Fälle in dem es gelungen ist einen Neubau an Stelle eines zerstörten Baudenkmals in angemessner Weise zu errichten, dies auch gewürdigt werden, in dem man diesen Bau an Ort und Stelle und als Ersatz erhält.

  • Stimme Euch beiden zu, allerdings sehe ich das Salzhaus in einer anderen Liga als die Jan-van-Werth-Apotheke, so dass ich beim Salzhaus eher eine Rekonstruktion befürworten würde, bei der Apotheke eher für den Erhalt wäre.

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