Forchheim (Galerie)

  • Das Ensemble aus Rathaus, Magistratsbau, den anschließenden Gebäuden der Sattlertorstraße und der Stadtkirche im Hintergrund gehört sicherlich zu den schönsten in Franken. Alljährlich ist dort übrigens auch einer der schönsten Adventskalender zu finden. Die älteren Fachwerkbauten der Stadt erinnern ein wenig an das alte Nürnberg. Ansonsten verkauft sich Forchheim aufgrund der vielen entstellenden Ladenausbauten leider unter Wert.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Forchheim "verkauft" sich eigentlich gar nicht, es führt ein Dornröschendasein zwischen Bamberg und Erlangen, die sich beide vor Besuchern kaum retten können.
    In der Nähe der Fußgängerzone (etwas südwestlich) liegt das Gymnasium der Stadt (habe den Namen vergessen) und direkt daneben ein schönes Villenviertel mit Häusern aus der Zeit der ersten dreißig Jahre des letzten Jahrhunderts. Wer daran Freude hat, kommt hier bei einem schönen Spaziergang auch auf seine Kosten.

  • Die Fußgängerzone Forchheims ist aber schon ganz angenehm gestaltet und auch entsprechend belebt. Die Ladeneinbauten hätten auf jeden Fall bei manch einem Gebäude (speziell die beiden spätgotischen Fachwerkhäuser 38 und 40) weniger brutal und deutlich einfühlsamer sein können.

    Zur Adventszeit möchte ich dieses Jahr auch mal nach Forchheim schauen, ggf. i.V. mit Nachtaufnahmen.

    Das sich Erlangen, wo ich praktisch noch nicht war, vor Besuchern kaum retten kann, ist mir neu. Was gibt es denn dort?

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (13. Oktober 2011 um 14:54)

  • Sattlertorstraße 5


    Rathausplatz Blickrichtung SW, überragt von der Stadtpfarrkirche St. Martin, die drei Fachwerkhäuser rechts inzwischen zu Sattlertorstraße 5 vereinigt.


    Sattlertorstraße 5, links Frechshaus (ehem. Nr. 1, dat. 1426), mittig Schusterhaus (vormals Nr. 3, dat. 1475/76), rechts das sog. Streithaus (dat. 1690 und 1695/96).
    Der Unterschied zwischen oberdeutschem (alemannischem) und mitteldeutschem (fränkischem) Fachwerk ist hier räumlich benachbart sehr gut zu erkennen. Bei den beiden linken Häusern liegen die Fachwerkfelder noch weit auseinander, die Vorkragung ist sehr ausgeprägt, die Balkenköpfe sind sichtbar und die Streben in Pfosten und Schwellen überblattet. Markantes Erkennungszeichen des Renaissance- und Barockfachwerks in Forchheim wie auch z. b. in Bamberg (am Schlenkerla, in der Kapuzinerstraße 14 etc) sind die sog. Feuerböcke, aneinander gereihte genaste Andreaskreuze.


    Sattlertorstraße 5 (ehemals 1)
    Der Zuckerhut Forchheims, das sog. Frechshaus, dat. 1426, ursprünglich an 3 Seiten stark vorkragend (leider auf der Kirchhofseite entstellt). Seit etwa 1900 Teil des Rathauses (ob noch?), innen entsprechend leider vollständig zu Verwaltungszwecken umgebaut. Zumindest blieb das Äußere außergewöhnlich gut erhalten, insbesondere auch das Erdgeschoss. Eines der klassischen Beispiele für das oberdeutsche Fachwerk, die Auskragung beträgt 50-60 cm (aktuell noch auf zwei Seiten, ehemals auch zum Kirchhof). Beachtlich auch der sog. Schwebegiebel.


    Knaggenbündel an der NO-Ecke, auffällig massiv der Eckständer. Der Anker wohl das Hauszeichen.


    Oberes Knaggenbündel, ähnliche und ältere Knaggen gibt es in FO noch am Haus Marktplatz 16.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (13. Oktober 2011 um 23:08)


  • Frechshaus vom Kirchhof aus gesehen (mit dem störenden Anbau).


    Links noch der Magistratsbau vom Rathaus, mittig Frechshaus, rechts der östliche Teil vom Schusterhaus (dat. 1475/76), ebenfalls vorkragend, wenn auch „nur“ etwa 30cm, mit massivem Sandstein-Erdgeschoss (nachträglich).

    1898 war das Frechshaus noch verputzt:

    noch 1933 verputzt auch offensichtlich das Schuster- und Streithaus:

    beide Aufnahmen: Bildarchiv Foto Marburg


    Schusterhaus (westl. Teil) und Streithaus
    Krieger(gedächtnis)brunnen von 1927, zu Ostern prächtig geschmückt (habe ich auch irgendwo als Aufnahme, gibt´s zu Ostern). An selbiger Stelle früher ein Zieh- bzw. Pumpbrunnen.


    Eckmadonna am Streithaus (die Situation erinnert ein wenig an den Rothenburger Marktplatz mit Georgsbrunnen, Tanzhaus und Marien-Apotheke mit Eckmadonna).


    Das Streithaus (rechts) ist aus dem Zusammenschluss zweier Häuser entstanden, auch heute noch erkennbar (7 Achsen nach W und 4 nach Osten), der westliche Teil (rechts) wird neuerdings auf 1690 dat., der östliche auf 1695/96 (bei T. Brauer Bayrische Kunstdenkmale Stadt und Landkreis Forchheim, im Bürgerhausband vom westlichen Oberfranken, im Band Denkmäler Oberfrankens von 1986 oder auch im Dehio stehen da jeweils noch deutlich ältere Angaben: 1550/60 östlich und 1580/90 westlich, dafür wurden Frechshaus und Schusterhaus „älter“).

    Siehe dazu auch http://www.forchheim.de/sites/default/…1pdf%5B2%5D.pdf

    Auf Seite 1 ein besonders tolles, wenn auch schwer zu fotografierendes Forchheimer Motiv

  • Markus

    Vielen Dank, genau das meinte ich und das besagte Viertel beginnt gleich rechts um die Ecke.

    Wobei man sich auch zuweilen fragt, wie manche Schulen zu ihren Namen kommen, Johann Gottfried war in Riga, Straßburg, Bückeburg und zuletzt in Weimar, aber nie in Forchheim. Aber wenn man bedenkt, daß es in Deutschland auch ein John Lennon Gymnasium und anderes gibt, so mag man mit dem Herrn aus Mohrungen noch ganz zufrieden sein.

  • Zeno

    Erlangen hat "nichts" zu bieten?
    Die bezaubernde barocke Altstadt und die herrlichen Kirchen? Der köstliche botanische Garten hinterm Schloß, das märchenhafte Theater?
    Das einzige, worin ich dir zustimme (-n muß), ist, daß die Städte nicht vergleichbar sind, aber das ist ja eine schlichte Erkenntnis.

  • Nein, natürlich nicht nichts. Aber angesichts der (heutigen) Größe der Stadt relativ wenig. Für mich immer zu barock.

    Aber zurück zu Forchheim!

    Einmal editiert, zuletzt von Zeno (17. Dezember 2018 um 00:10)

  • Wohltuende Sichtweise der heilen Welt, so so...

    Jedenfalls doch immer wieder faszinieriend, das zwei so eng benachbart liegende Städte so unterschiedlich im Erscheinungsbild sein können.

    Noch kurz zu Schwabach: Die letzte verbliebene Kreisfreie Stadt Bayerns, die in der APH-Galerie noch fehlt, mal sehen wie lange noch.

    Nun aber weiter mit FO, wie schon Zeno schrieb, denn wir sind noch lange nicht durch.

  • St.-Martin-Straße

    Die ehem. Pfaffengasse bzw. Kirchenstraße verläuft von der Wallstraße erst nordwärts zur St.-Martins-Kirche, bezieht den Platz um die Kirche herum ein, um dann ostwärts an der Hauptstraße zu enden.


    St.-Martin-Straße mit der gleichnamigen Pfarrkirche von S, rechts die Nr. 2, ein ehem. Kanonikatshof aus der 1. H. 18. Jh.


    St.-Martin-Straße 4, Fachwerkscheune, bez. 1602


    St.-Martin-Straße 5, ein weiterer ehem. Kanonikatshof, der sog. Steinhof, 1431/32, der Lisenengiebel erinnert an Nürnberg, Adlerstraße 15 oder Karlstraße 11 (1945 zerstört).


    St.-Martin-Straße 5, Rückgebäude zur Schulstraße


    St.-Martin-Straße 6, ebenfalls ehem. Kanonikatshof, ein verputzter, relativ stark vorkragender Fachwerkbau


  • Der Kirchhof um die Stadtpfarrkirche war bis 1564 Friedhof


    St.-Martin-Straße 8, davor der Konradbrunnen


    St.-Martin-Straße 9 und 10, mit Durchblick auf die Marienkapelle


    St.-Martin-Straße 9, 10, 11 und 12, zusätzlich ins Bild lugend Kapellenstraße 1


    St.-Martin-Straße 10 und 11
    Die eingeschossige Nr. 10 aus dem 18. Jh.


    St.-Martin-Straße 16


    St.-Martin-Straße 17, Rückseite

  • Herrlich, wie man sich damals bei der Datierung der beiden Häuser rechts vom Rathaus um knappe 120 Jahre verschätzt hat. :D

    Auch beim Rathaus Ostflügel steht z.b. im Dehio noch "kurz vor 1490", jetzt gilt 1401/02 als Baujahr. Oder Rosengäßchen 6 steht in der Denkmalliste von 1986 mit 19. Jh. drin, das geht jetzt auf 1430/31 zurück. Ähnliches gilt für Hornschuchallee 30. Auch beim Frechshaus (Sattlertorstraße 5, ehem. 1) findet man immer wieder die Angabe "um 1500" (Die Baudenkmäler Oberfrankens), da gilt jetzt 1426 als Baujahr.

  • Die Datierungen stammen ja aus einer Zeit, als Carl Schäfers Analysen noch so ziemlich das Einzige waren, was man über das Fachwerk in Deutschland wusste.

  • Aber das man das Forchheimer Rathaus auf 1480 und die stilistisch absolut gleichen Häuser daneben auf 1550 datiert hat, ist ja schon etwas komisch.

    Zitat

    Das passiert, wenn man zu sehr nach dem Äußeren geht.

    Das Problem kenne ich aus England. Dort gibt es ganze Städte die scheinbar nur aus Backsteinhäusern ab dem 18. Jahrhundert bestehen.
    Wobei sich hinter den Fassaden ganze Straßenzüge aus dem 13.-16. Jahrhundert verbergen. Leider bleibt dies oft unerkannt und unbeachtet.

    Einmal editiert, zuletzt von Mündener (13. Oktober 2011 um 22:06)

  • Die stilistisch gleichen hat man ja um 1500 datiert (Frechshaus), das mit den Feuerböcken (Streithaus) auf um 1550 / 1580. Die Feuerböcke hatten sowieso gute 180 Jahre Konjunktur.