Wilsdruffer Straße vs. Neumarkt

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    Aus einer sicheren Quelle, die ich hier nicht nenne.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Als Außenstehender kann man das wohl wirklich nicht verstehen, was in DD abläuft. Es verhält sich ja nun wirklich nicht so, dass es eigentlich um die Frage ginge, WIE den das historische Stadtzentrum wiederaufgebaut werden sollte, historisch oder 'modern'. Es scheint kein anderer Gestaltungsplan als jener der GHND vorzuliegen, etwa ein wirklich beachtenswerter "modernistischer" Entwurf (zB à la Ulm) als Alternative fehlt völlig. Anders als in vielen anderen großen oder bedeutenden Städten mit hohem Brachflächenanteil wie [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Chemnitz, Berlin oder zB dem westdt. UIm sind (abseits des NM-Gebietes) keine Ansätze eines qualitativ dem heutigen Standard entsprechenden Aufbaus zu registrieren. Was da aus dem Boden gestampft wird, ist so letztklassig, dass man es sich im Westen kaum mehr zu errichten getraute! Ein Schlagwort wie 'Dresdens Neue Mitte' fehlt völlig, obgleich sich so etwas in keiner zweiten Stadt ähnlich aufdrängen würde (wenngleich dieses natürlich abseits des NM liegen sollte, aber nicht einmall für den NM besteht so etwas wie ein Gegenkonzept).

    Stattdessen scheinen SPA und GK tatsächlich nur die Verhinderung, die Zementierung eines objektiv betrachtet doch unmöglichen und unerträglichen, einer Kulturstadt unwürdigen Status quos zu betreiben, der wie des Kaisers neue Kleider hofiert und hochgelobt wird. Motto: ihr habt unser Neues Gewandhaus (immerhin ds Einzige, das der Modernistenfraktion für den NM eingefallen ist, und das mE diskutierbar war) verhindert, jetzt verhindern wir euch auch alles. Die Entwicklung des künftigen DDer Stadtbildes wird dadurch kolossalen Schaden nehmen dh massiv verzögert oder überhaupt verhindert. Günstigstenfalls wird eine Traditionsinsel Neumarkt geschaffen, die zwar sinnfällig mit dem erhaltenen 'imperialen' Teil verbunden ist, jedoch im Süden, dem ob seiner Feingliedrigkeit ohnehin sensibelsten Teil, völlig beziehungslos von der unsinnigen Leere der Wilsdruffer abgeschnitten oder gar verstümmelt wird. Mit dieser auch den ohnehin misslungenen Altmarkt mitumfassenden, alles zum Erliegen bringenden Brache wird eine künstliche Achse zementiert, die den Neumarkt niemals als einigermaßen agorales Forum aufkommen lassen wird - er bleibt in der Luft hängen, als im Stadtgefüge sinnbefreiter Platz, auf dem sich gerade mal ein paar Touristen tummeln. Hier drängt sich wirklich als positives Gegenbeispiel Ulms Neue Mitte auf, die es verstanden hat, eine solche Lücke zu schließen und mit durchaus 'modernen' Mitteln Dom- und Rathausbereich sinnvoll miteinander zu verbinden. Kein Mensch fordert in der Wilsdruffer(KöJoStr) einen historischen Wiederaufbau (wenngleich ich nicht verstehe warum das sog. Schöne Haus nie zur Diskussion gestellt worden ist). Hier wäre wirklich Raum für eine wahrhaft moderne Stadtplanung gewesen, und gerade hier zeigt sich die angeblich so dem Modernismus frönende Stadtverwaltung unglaublich reaktionär. Nichts ist zu sehe, keine Vision, keine großer Entwurf, nur ein Bekenntnis zu Öde und Leere (was auch seine Entsprechung um den Neustädter Mark zu finden scheint: auch hier geht es eigentlich nich um Alt gegen Neu sondern um Alt gegen Nichts).

    Es scheint, dass man sich denkt: Hauptsache, die Traditionalistenfraktion erleidet Schiffbruch.

    Kann dergleichen von einer verantwortungsvollen Stadtregierung gewollt sein?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Lieber Karpatenbär, wie würde unser Junggewürfeltes auffordern: Schick Deine exzellente Analyse an die Verantwortlichen, die Printmedien in Dresden und hau`sie in alle Dresden betreffenden sonstigen blogs und Foren rein. Jetzt kommt die Aufforderung mal von mir! :thumbup::zwinkern:

  • Wobei ich Ulms "Neue Mitte" nicht als vorbildliches Stadtreparaturmuster empfinde, da diese statt der Seele Ulms doch viel eher die Seele des Modernismus widerspiegelt. Keineswegs würde ich einen solch austauschbaren, ortsfremden Ansatz für den unmittelbaren Anschlussbereich des Neumarkts empfehlen - jenseits des Dr. Külz-Rings wäre das schon eher eine Überlegung wert.

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  • Sehe ich auch so...gute Analyse Ursus, aber Ulms "Neue Mitte" ist der falsche Ansatz...wie Youngwoerth schon schrieb...sie nimmt keinerlei Bezug zur Ulmer Bautradition und ist gänzlich Kind einer austauschbaren Globalarchitektur. Dies möchte ich nicht copy&paste in Dresdens Mitte sehen...das wäre ein "vom Regen in die Traufe"

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich war heuer in Ulm und es hat mir gefallen. Die Stadt hat jetzt (vom Münsterplatz und alles westlich davon abgesehen) ein Gesicht. Grundsätzlich stellte sich bei der Neuen Straße dasselbe Problem dar wie b ei der Wilsdruffer. Ein Unterschied besteht lediglich darin, dass erstere Gebiete mit noch vorhandener Altsubstanz voneinander trennte, was in DD kaum der Fall ist: südlich ist so gut wie nichts.

    Aber wie gesagt: es besteht gar kein vernünftiges Konzept, und das ist der springende Punkt.

    Wo soll ich das einstellen und wie? In Briefform oder gibt es bei div. DDer Zeitungen on-line-Foren?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ohne die städtebauliche Problematik der Wilsdruffer Straße völlig herunterreden zu wollen, sehe ich die derzeitige Bebauung als das kleinere Übel an. Ich kann architektonisch mit vielen der Bauten der 50er Jahre sehr gut leben (z.B. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wils….JPG?uselang=de). Jetzt die Verantwortlichen auf die Idee zu bringen, ein modernistisches "Konzept" für die Dresdner Innenstadt zu entwickeln, dürfte zu weit höherem städtebaulichen und ästhetischen Übel führen, als sich manche momentan überhaupt vorstellen können. Bitte keine schlafenden Hunde wecken. :wink: Die Zeiten sind nun einmal nicht blendend, insofern mir die Schließung des Neumarkt-Areals und einiger Baulücken reicht. Den Rest sollen andere Generationen in besseren Zeiten erledigen, zumal die Finanzlage ohnehin bald keine großen Sprünge mehr zulässt.

  • Die Sanierung der Ladenzeile des Wohnblockes Wilsdruffer Straße 14/16, in der sich auch das bekannte Dresdner Antiquariat befindet, schreitet langsam dem Ende entgegen.


    Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen!

    Für die Sanierung zeichneten die Fuchshuber-Architekten aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] verantwortlich.

    Bild ist von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nachdem sich die Sanierung des Blockes Wilsdruffer Straße 14/16 langsam dem Ende zuneigt, versucht man den Raum zwischen dem Gebäude und dem Quartier V nun auch zu gestalten.


    Die Armleuchter stellen eine eklatante Aufwertung des intimen Straßenraumes dar!

    Bild ist von mir.

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  • Eine Verbesserung? Natürlich, ganz klar, selbstverständlich! Nach unten war ja schließlich auch kein Spielraum mehr.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Also ich finde solche Details auch ganz schön! Da sieht man, wie scheinbare Kleinigkeiten doch eine gewisse Aufwertung der Umgebung erfahren. Wenn etwas stört, dann der Baukörper des Kulturpalastes, der im Prinzip jede Gasse, die auf diesen vom Neumarkt auf ihn zuführt wie eine Sackgasse erscheinen lässt. Eine städtebauliche Sackgasse nämlich.

  • Die Arbeiten am Sockel des 1960/61 nach Plänen von Gerhart Müller und Kollektiv errichteten Blockes C Nord (Wilsdruffer Straße 14-16) sind abgeschlossen und können sich wirklich sehen lassen.


    Hier der gesamte Block, dessen Wohngeschosse bereits vor ca. 10 Jahren saniert wurden.


    Für die Sanierung der Ladenetagen zeichneten die Fuchshuber-Architekten [lexicon='Leipzig'][/lexicon] verantwortlich.


    Detail

    Bilder sind von mir.

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  • Die Sanierung der Ladenzeile ist wirklich sehr gut geworden. Die Geschäfte und das Restaurant sehen ziemlich chic aus.
    Den einzigen Minuspunkt bekommt das Gebäude von mir allerdings dafür, dass die Chance vertan wurde, im Zuge der Schumachergasse eine Passage durch das Haus zu führen. Das hätte ohne großen baulichen Aufwand zu einer besseren Vernetzung der Wilsdruffer Straße mit dem Neumarktgebiet geführt. Aber vielleicht wird das ja irgendwann doch noch einmal korrigiert.

  • Schon richtig.
    Allerdings konnte man einen solchen Durchbruch nicht etwa vom Eigentümer verlangen, dem dadurch hohe Investitions- und Folgekosten (auch in Form von Mieteinbußen) hätten entstehen können. Hier wäre vielmehr die Stadt in Form des Stadtplanungsamtes gefragt gewesen, für das die Vernetzung zwischen der Wilsdruffer Straße und dem Neumarkt-Gebiet scheinbar keine große Rolle mehr zu spielen scheint. Oder war man zu sehr mit dem Aufstellen des Bebauungsplanes für diese Übergangszone beschäftigt, sodass man das Schaffen baulicher Tatsachen schlichtweg ignorieren konnte?

    Was mir an dem Gebäude immer wieder negativ auffällt, sind einmal die der Sanierung und damit einer gewissen Steigerung des Wohnkomforts geschuldeten Balkonanbauten sowie die Höhe des Baukörpers, die etwa das Szeged-Haus um ein ganzes Geschoss überragt. Letzteres dürfte u.a. durch die damals noch aktuellen Planungen für ein Kulturhochhaus am Altmarkt begründbar sein, wirkt heute aber in Zusammenhang mit dem niedrigen Baukörper des Kulturpalastes nicht wirklich harmonisch.


    Blick von der Einmündung der Gewandhausstraße zum Kulturpalast.

    Bild ist von mir.

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  • bilderbuch
    Die von Dir angesprochene Höhenentwicklung der Gebäude war tatsächlich den angrenzenden Gebäuden geschuldet: nach Osten hat man sich damals an der Höhe des Landhauses orientiert und nach Westen eine Anbindung zum geplanten Turm des Kulturpalastes gesucht. Prinzipiell ist ja auch die Höhe der Gebäude unter Berücksichtigung der enormen Straßenbreite keinesfalls zu hoch, eher noch zu niedrig. Die Straßenfluchten weiten sich zudem auch zum Zentrum, d.h. zum Altmarkt und zum Kulturpalast hin auf.
    Städtebaulich ist die gesamte Nordseite der Straße m.E. leider suboptimal, nur ist sie eben Tatsache und das auch für die nächsten Jahrzehnte. Ich glaube nicht, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Daran ist aber auch die in meinen Augen gute Architektur der Gebäude "schuld". Die Häuser sind einfach zu gut gebaut, um Sie abzubrechen. (Die Balkone sind nicht toll, sie stören mich aber auch nicht allzu sehr.)
    Nochmal zu der Passage: Ich bin nicht sicher, ob hier das Stadtplanungsamt eine Möglichkeit gehabt hätte, diese durchzusetzen. Es gab ja bereits einen Bebauungsplanentwurf der sie enthielt, der aber leider nicht in Kraft ging (Grund war wohl vermutlich ein Einspruch des Eigentümers).
    Ich hätte mir aber eine Einigung von Stadt und Investor gewünscht. Vielleicht hätte das SPA ja an irgendeiner anderen Stelle dem Besitzer entgegen kommen können. Außerdem hätte ich auch für den Hauseigentümer durchaus Vorteile gesehen: Die Ladenfensterfronten hätten sich dadurch deutlich vergrößert und die beiden angrenzenden Läden wären damit attraktiver geworden.

  • Seufz. Wie ich wünschte, man hätte die Bauten an der Wilsdruffer im (Schön)Geiste der Altmarkt-Flügelbauten gestaltet. Dann könnte man sich die Diskussion darüber praktisch sparen, denn es wäre mit der Vorkriegssituation beinahe gleichwertig gewesen. So aber kann ich nur sagen: hoffentlich kommt das Gerümpel irgendwann weg, so dass die Altstadt wieder atmen und zusammenwachsen kann.

  • bilderbuch
    Die von Dir angesprochene Höhenentwicklung der Gebäude war tatsächlich den angrenzenden Gebäuden geschuldet: nach Osten hat man sich damals an der Höhe des Landhauses orientiert und nach Westen eine Anbindung zum geplanten Turm des Kulturpalastes gesucht. Prinzipiell ist ja auch die Höhe der Gebäude unter Berücksichtigung der enormen Straßenbreite keinesfalls zu hoch, eher noch zu niedrig. Die Straßenfluchten weiten sich zudem auch zum Zentrum, d.h. zum Altmarkt und zum Kulturpalast hin auf.

    Die dem 1953/54 durchgeführten „Wettbewerb für die städtebauliche und architektonische Gestaltung der Ost-West-Magistrale“ zugrundeliegenden Vorgaben bestanden u.a. in der trichterförmigen Aufweitung, dem Ausbilden geschlossener Straßenfronten sowie der zwischen 7 (Altmarkt) und 5 Vollgeschossen variierenden Gebäudehöhe. Letztere orientierte sich am Kulturhochhaus, dem damals bereits wiederhergestellten Westflügel des Landhauses sowie der ausdrücklich zum Wiederaufbau vorgesehenen Sophienkirche.
    Nach dem Siegerentwurf des Kollektivs um Prof. Georg Funk von der damaligen TH Dresden, wurde dann jedoch nur noch der Ostabschnitt der Magistrale bebaut, wenn auch in einer gänzlich anderen Architektursprache. So wurde der 1955 vom Chefarchitekten Herbert Scheider projektierte Wohnblock an der Nordseite nur in extrem vereinfachter Form realisiert. Statt des zum Postplatz hin gelegenen Kaufhauses, das dem Kopfbau an der Seestraße von Johannes Rascher geglichen hätte, errichtete man später das Haus am Zwinger, den sogenannten Fresswürfel. Dieser sich teils auch noch am Wettbewerb von 1953/54 orientierende Bau ist jedoch bereits Geschichte.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Arbeiten am Sockel des 1960/61 nach Plänen von Gerhart Müller und Kollektiv errichteten Blockes C Nord (Wilsdruffer Straße 14-16) sind abgeschlossen und können sich wirklich sehen lassen.


    Hier der gesamte Block, dessen Wohngeschosse bereits vor ca. 10 Jahren saniert wurden.


    Der Sockkelbereich ist echt gut! Wirkt sehr klassisch edel. Nur die Aufbauten sind mies … Kleinteilig wäre auch besser.