• Nachwievor akut abrissbedroht sind die Häuser Neustadt 441 (ehem. Duschlbräu) und 442, schräg gegenüber den bereits abgebrochenen ehem. denkmalgeschützten Bürgerhausern Nr. 532 und 533. Die Nr. 441, der ehem. Duschlbräu, auf der W-Seite der Neustadt, wurde zwischenzeitlich, wie auch 3 weitere Häuser, aus dem Denkmalschutz genommen. Insgesamt stehen jetzt auf der Westseite nur noch 17 Gebäude unter Denkmalschutz (1986 noch 21). Es handelt sich ja nur um einen der besser erhaltenen Straßenzüge Bayerns, eigentlich Deutschlands....

    Januar 2012

    Neustadt 442, 441 (ehem. Duschlbräu) und 440


    Neustadt 444, 443, 442, 441, 440, 439 und 438
    seit 1986 aus dem Denkmalschutz genommen wurden die Nr. 444 (ehem. Hoferbräu, um 1880) und 441, verblieben sind die Nr. 443, 440 und 438

    Nicht mehr unter Denkmalschutz steht offensichtlich auch eines der um 1600 entstandenen, typisch Landshuter Giebelhäuser mit barockem Portal und abgerundeten Zinnen (Neustadt 457):

    Die Neustadt 457, das zweite Haus von links mit dem Sportgeschäft Sigl

    Neustadt in der Galerie:
    Landshut an der Isar

  • Es ist unglaublich! Eigentlich gehörte der gesamte Straßenzug unter Denkmalschutz! Wenn diese Salamitaktik in Landshut so weiter geht, ist es bald aus mit der Neustadt. Womöglich kratzt derselbe Investor wie gegenüber schon die Startlöcher!

    Ist gegenüber schon etwas zu sehen von dem Neubau?

  • Aktuelle Aufnahmen vom "gegenüber": siehe Beitrag 11 in diesem Strang. Bezüglich der Aus-der-Denkmalschutz-Nahme bezog ich mich auf den Bayernviewer-Denkmal BayernViewer-denkmal?
    Vielleicht ist dieser aber doch nicht ganz so zuverlässig, auf der Ostseite tauchen nämlich die Nr. 501, 514 und 515 auch nicht mehr auf und das sind weitere 3 der wesentlichen Gebäude des Straßenzuges...

  • Ich kann das auch beim besten Willen nicht nachvollziehen. Solche Giebelbauten sind doch die Identität dieser Stadt. Noch dazu das Alter von bis zu 400 Jahren. Unfassbar, die mediale Resonanz ob solchen Irrsinns ist absolut mangelhaft. Wenn man einzelnen Häuser den Denkmalschutz nimmt, sie also quasi dem Abriss freigibt, ist der gesamte Straßenzug hinüber. Dann kann man ihn auch ganz vom Denkmalschutz entbinden denn diese Straße lebt nicht von einzelnen Gebäuden sondern von ihrer Integrität. Gibt es wenigstens innerstädtischen Widerspruch, Erhaltungsbemühungen? Das kann doch nicht allen egal sein wenn das historische Erbe einer Stadt ohne Not Stück für Stück vernichtet wird....

  • Wobei, vielleicht kann Zeno da etwas Licht hineinbringen, inwieweit der Bayernviewer-Denkmal zuverlässig ist. Auf der Ostseite der Neustadt standen 1986 (Die Baudenkmäler Niederbayerns) noch 29 Gebäude unter Denkmalschutz. Nach dem Bayernviewer-Denkmal wären es nur noch 21, es fehlen die Nr. 501, 514, 515, 525, 529, 530, 532 und 533 (wobei die letzten beiden ja abgebrochen wurden).

  • Das erklärt das Fehlen von Neustadt 448 (neben den Nr. 441, 444 und 457 eines der 4 erwähnten Gebäude auf der W-Seite des Straßenzuges, die nicht mehr als Denkmal im Bayernviewer-Denkmal auftauchen).

  • Allem Anschein nach ist die Nachqualifizierung in Landshut abgeschlossen und die betreffenden Objekte wurden dabei aus der Denkmalliste gestrichen. Der Bayern-Viewer Denkmal zeigt die charakteristische Ansicht einer Stadt nach Abschluss der Nachqualifizierung. Die vom Landesamt vorgeschlagenen Änderungen wurden in der Stadtratsitzung am 23.09.10 behandelt und (mit 10:0 Stimmen!) akzeptiert (Nachqualifizierung und Revision der Denkmalliste der Stadt Landshut).

    Das Ergebnis, die Streichung der genannten Gebäude und möglicherweise noch weiteren, ist absolut nicht zu begrüßen. Es steht ganz außer Frage, dass auch die betreffenden Gebäude, mindestens die von Dir, Markus, gezeigten Häuser Neustadt 441, 444 und 457 einen Denkmalwert besitzen und erhaltungswürdig sind. Leider aber tendiert die staatliche Denkmalpflege dazu, Bauten, die im Laufe ihrer Geschichte mehr oder weniger "stark" verändert sind, aus den Denkmallisten zu streichen. Möglicherweise wurde dieser "Grundsatz" auch bei der Nachqualifizierung angewandt. Aus meiner Sicht geht die Erhaltungswürdigkeit allein durch Umbauten nicht verloren.

    Ich beobachte seit längerer Zeit - und ich könnte hier durchaus von Jahrzehnten sprechen - die Lückenhaftigkeit der Denkmallisten. In einer Straße wie der Landshuter Neustadt besitzen die allermeisten Gebäude ein einmaliges Antlitz, das zur Lebendigkeit und zum Gesamtbild beiträgt, welches durch einen Austausch eines Gebäudes zuallermeist leidet. Das Haus mit dem Sportgeschäft Sigl, Nr. 457, ist doch ein typisches Landshuter Haus, auf das nicht ohne Schaden für das Stadtbild verzichtet werden kann. Natürlich kann ein Neubau das alte Aussehen wieder aufnehmen, aber nach Möglichkeit sollte immer die Erhaltung des Vorhandenen Vorrang haben. Dasselbe gilt für den Duschlbräu, Nr. 441. Die Fassade mag hier einfacher sein, aber dieses Haus ist ganz typisch für Niederbayern und sollte nicht verlorengehen. Wenn der Giebel nicht mehr hält, weil er sich nach hinten neigt, kann man ihn ja notfalls wieder aufmauern, aber auch dieses Haus ist ein Stück Landshut.

    Dass man nun auch in Landshut, das eine wirklich wunderbar erhaltene Altstadt besitzt, glaubt auf das eine oder andere "nicht so wertvolle" Haus verzichten zu können, ist nichts anderes als schockierend und zeigt, dass es eigentlich keinen echten Schutz für die Altstadt mehr gibt. Man kann eben nicht hier und da auf "weniger wichtige" Häuser verzichten und denken, das, was Landshut ausmacht, bliebe damit unbeschädigt. Es ist wohl leider nicht immer zu vermeiden, dass einzelne Häuser verlorengehen. Dies darf aber immer nur die ultima ratio bleiben, wenn ein Haus im Einzelfall wirklich nicht mehr zu retten sein sollte, weil die Substanz zu lange vernachlässigt wurde. Das aber kann man auch verhindern und dazu beitragen, dass die Substanz der Häuser weiterhin hält. Wenn nun aber die staatliche Denkmalpflege zu erkennen gibt, dass sie sich mit der Erhaltung von nur einem Teil dieser Häuser zufriedengibt, dann gießt sie damit Öl ins Feuer, relativiert den Denkmalschutz durch den Eindruck der Beliebigkeit und signalisiert die Verhandelbarkeit des Schutzes unseres überkommenen baulichen Erbes.

    Es bleibt freilich die Hoffnung, dass die traditionsbewusste und ihre Heimatstadt liebende Landshuter Bevölkerung mit und ohne Unterstützung staatlicher Stellen sich des Wertes aller Teile ihrer grandiosen Altstadt bewusst ist und diese so erhält, wie es ihrer Bedeutung als städtebauliches Zeugnis und lebenswerten Heimat gebührt.


    Habt Ihr den eingängigen Slogan noch in Erinnerung, mit dem der Denkmalschutz 1975 für sein Anliegen warb?

    "Haus für Haus stirbt dein Zuhaus" - und deswegen ist der Denkmalschutz notwendig. Wegen jedem einzelnen Haus, das zu unseren Städten und Dörfern gehört.

  • Aus dem Denkmalschutz genommen:


    Neustadt 515 und 514 (die beiden Häuser rechts)
    die 515 ein ehem. Adelspalais, jetzt HypoVereinsbank, die 514 das ehem. Palais Königsfeld. Bei beiden stand im Buch Die Denkmäler Niederbayerns (1986): "Fassade noch 18. Jh., sonst erneuert".


    Neustadt 501, eines meiner absoluten Landshuter Lieblings-Giebelhäuser ("Kern z.T. um 1500, sonst 19. Jh.")

    Wenn ich daran denke, was in M die letzten Jahre unter Denkmalschutz gesetzt wurde, ein paar Beispiele werde ich doch mal fotografieren gehen und einstellen müssen...

  • Genau so ist es.

    Dass Neustadt 501 aus der Liste gestrichen wurde, macht geradezu sprachlos.

    Wofür ist der Denkmalschutz eigentlich noch da, wenn nicht dafür, diese Häuser zu schützen?

  • Das erklärt das Fehlen von Neustadt 448 (neben den Nr. 441, 444 und 457 eines der 4 erwähnten Gebäude auf der W-Seite des Straßenzuges, die nicht mehr als Denkmal im Bayernviewer-Denkmal auftauchen).

    Eben. Vermutlich alles nur Attrappen! :kopfwand:

    Einmal editiert, zuletzt von Ravensberger (23. Januar 2012 um 21:27)

  • So langsam habe ich den Eindruck, der ganze Denkmalschutz ist eine einzige Attrappe: Da wird so getan, als würden die Denkmäler geschützt. Wie die Wirklichkeit aussieht, wissen wir ja mittlerweile ...

  • Aber ich versteh das nicht so ganz, kocht da jede Behörde ihr eigenes Süppchen? Wer entscheidet denn, dass gerade dieses Haus plötzlich nicht mehr schützenswert ist aber seine Nachbarn schon. Wenn ich jetzt das gezeigte Gebäude als Maßstab setze hätte man schon die halbe Erfurter Altstadt wegreißen dürfen. Aber hier wurden Häuser saniert und unter Schutz gestellt die vlt gerade mal aus noch halb verfaulten Balken bestanden.

  • Das altbekannte Problem: Der Denkmalschutz folgt einem reinen Substanzfetischismus. Für die Bewahrung des unmittelbar erlebbaren Stadtbildes, für das die Häuser jenseits der Fassade zunächst sekundär sind, hat er bisher noch kaum etwas übrig. So sind immer mehr stadtbildprägende, äußerlich erhaltene oder wiederhergestellte, aber im Laufe der letzten Jahrzehnte stark substanzerneuerte Altbauten mittelfristig vom Abbruch bedroht, da der Denkmalschutz sich plötzlich für sie nicht mehr verantwortlich fühlt. Besonders perfide ist es, wenn der Denkmalschutz ein Objekt aus seinen Listen streicht, nachdem er zuvor einen größeren Eingriff in die Bausubstanz ohne bedeutende Gegenwehr durchgewunken hatte.

    Zitat von "Markus"

    Nachwievor akut abrissbedroht sind die Häuser Neustadt 441 (ehem. Duschlbräu) und 442, schräg gegenüber den bereits abgebrochenen ehem. denkmalgeschützten Bürgerhausern Nr. 532 und 533. Die Nr. 441, der ehem. Duschlbräu, auf der W-Seite der Neustadt, wurde zwischenzeitlich, wie auch 3 weitere Häuser, aus dem Denkmalschutz genommen. Insgesamt stehen jetzt auf der Westseite nur noch 17 Gebäude unter Denkmalschutz (1986 noch 21). Es handelt sich ja nur um einen der besser erhaltenen Straßenzüge Bayerns, eigentlich Deutschlands....


    Liegen denn bereits Abbruchanträge vor oder schließt du die Gefahr allein aus der Streichung aus der Denkmalliste und dem sanierungsbedürftigen Zustand?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Die Herausnahme aus dem Denkmalschutz und der derzeitige Zustand lässt darauf schließen, in einem Zeitungsartikel war es auch mal erwähnt. Konkretes zum Duschlbräu weiß ich aber nicht, bis jetzt scheint da noch nichts endgültig entschieden zu sein.

  • Die Herausnahme aus dem Denkmalschutz bedeutet natürlich eine katastrophale Signalwirkung, wenn sich Eigentümer fragen, was sie mit ihren Gebäuden machen sollen. Der Denkmalschutz verabschiedet sich mit dieser Praxis folgenschwer von seinen eigentlichen Zielen.


    Zum Duschlbräu:
    Stadtrat stoppt Neubau, Kommentar vom 28.11.2011
    (Nicht vom Titel täuschen lassen, hier geht es um ein anderes Bauvorhaben!!)

  • In Landshut wird weiter munter weggerissen, nach der Neustadt jetzt auch in der Altstadt.

    Moserbräu-Gebäude ist bald Geschichte
    Altstadt 178 und 179 dürfen mitsamt der Fassade abgerissen werden
    Die Landshuter Zeitung - Nachrichten aus der Heimatzeitung für Stadt und Landkreis Landshut : : Ergoldsbach, Rottenburg an der Laaber, Ergolding, Essenbach : : idowa.de

    auch ein ehemaliges Baudenkmal: "Kern 17./18. Jh., Mitte 19. Jh. umgestaltet" (Die Baudenkmäler Niederbayerns, 1986)

  • Sagt mal, was geht da in Landshut eigentlich ab? Ich verfolge mit Entsetzen diese Entwicklung!
    Ich war vor vielen Jahren mal in L. und war von der einmaligen Schönheit des Stadtbildes begeistert. Wie kann heutzutage noch sowas passieren? Das passt eher in die 70er, da wurde ja gern mal großflächig "saniert". aber heute? und dazu noch guterhaltene und keineswegs verfallene Häuser! Tut dort niemand was gegen diese Barbarei oder geht's nach dem Motto "Mir ham ja gnug vo` dem oidn Kram"?

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.