Bautzen - Abrissplanungen wegen Einkaufscenterplanung (Lauencenter)

  • Hallo Denkmalfreunde,

    Aus aktuellem Anlass möchte ich Eure geschätzte Aufmerksamkeit auf meine Heimatstadt Bautzen lenken. Hier hat sich aus denkmalpflegerischer Sicht in jüngster Vergangenheit einiges ereignet, was nicht allzu erfreulich ist, aber vieles davon war sicher nicht allzu bemerkenswert. Aber ein aktuelles Thema verdient dennoch Aufmerksamkeit.

    Um die Sache zu erklären, zunächst folgendes Luftbild, was die Stadtstruktur zeigt und erklärt:

    Grün umrandet die Bautzener Kernstadt - die Linie folgt dem Verlauf der inneren Stadtmauer aus der Gründungszeit der Stadt.
    Rot umrandet, die frühe Stadterweiterung - umgeben von der äußeren Stadtmauer von vor Beginn des 14. Jahrhunderts - also aus einer Zeit als viele Städte der Region erst ihre erste Stadtmauer erhielten - ebenfalls Teil der Altstadt. - Während die innere Kernstadt recht gut in Schuss ist, zeigt der Bereich zwischen innerer und äußerer Stadtmauer ein gemischtes Bild. Hier liegen auch einige der ältesten Ensembles (bzw. derer Nachfolgebauten) der Stadt (Anfangs noch außerhalb der Stadtmauer liegend), große Teile wurden aber auch gründerzeitlich überformt. Der 2. Weltkrieg hat auch viele Spuren hinterlassen, so dass es verhältnismäßig viele Baulücken und auch neuzeitliche Bauten gibt.
    Hellblau ist die Position eines gewaltigen Einkaufscenters (des Kornmarkcenters -hier in diesem Forum schon mal als UFO bezeichnet), dass vor circa 10 Jahren gebaut wurde (auf der Fläche einer ehemaligen Schule und des bereits zu DDR-Zeiten abgerissenen historischen Theaters) -- Das ist der jetzige Zustand.

    Nun plant die Stadt (und die Planungen sind leider schon ziemlich weit fortgeschritten) zwei weiterer Projekte:
    1. auf der aktuellen Brachfläche (weiß)- dort wo das ehemalige Hochhaus stand - ein Wohn- und Geschäftshaus --- um dieses soll es hier nicht gehen
    Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf 2. lenken
    2. die Stadt plant ein weiteres riesiges Einkaufscenter von circa 10.000 m² auf der gelbbraunen Fläche -- das sogeannte Lauencenter

    Das nächste Luftbild zeigt es deutlicher:

    Die gelbbraune Linie zeigt das Areal, was im Prinzip flächendeckend mit dem Center überbaut werden soll - alle Gebäude innerhalb dieser Fläche sollen abgerissen werden -- ich stelle sie Euch anschließend zumindest teilweise etwas vor.

    Die südliche davon gelegene Fläche soll mit Ausnahme eines Geschäftshauses, welches vor 2 Jahren an der Stelle eine historischen Hotels errichtet wurde auch komplett plattgemacht werden und Platz für das zum Center gehörende Parkhaus bieten.
    Zur Größenvorstellung ist zu sagen, dass dieses Areal deutlich größer ist als z.B. das Areal für das geplante Einkaufscenter in Altenburg.

    Aktuell beginnt sich in Bautzen zumindest in Teilen der Bürgerschaft Widerstand gegen das Projekt zu regen. Eine große Anzahl der Händler hat in einen offenen Brief an den Bürgermeister die Ablehnung zum Center ausgesprochen (mit dem Center würde Bautzen pro Einwohner deutlich mehr als das Doppelte von Verkaufsfläche besitzen als Dresden, auch aktuell ist die Verkaufsflächenzahl höher als in Dresden!) Widerstand gibt es auch von Umlandgemeinden. Während sich Städte wie Görlitz bedeckt halten oder teilweise sogar zustimmen, haben Städte wie Bischofswerda und Hoyerswerda bereits offen protestiert. Mir persönlich ist das Projekt seit nun seit fast einem Jahr bekannt - trotzdem überrumpeln den Bürger die Ereignisse, weil städtische Planungen dazu schon weit älter sind. Bürgerbeteiligung lief bisher in der Art ab, dass 2 Informationsveranstaltungen stattgefunden haben, wo der Bürger informiert wurde ("es steht nocht nichts fest, aber wir prüfen" etc.) - eines nannte sich auch Diskussionsrunde, wo Bürger Fragen stellen durften - bisher lässt sich aber nicht erkennen, dass irgendwelche der kritischen Anmerkungen der Bürger - z.B. zum Denkmalschutz irgendwie berücksichtigt wurden. Beim Diskussionsforum saßen 4 Diskutanten am Tisch - davon waren 3 Befürworter des Centers und der eine Gegner hatte einen schweren Stand, weil er es genau der war, der vor 10 Jahren das Kornmarktcenter maßgeblich mit umgesetzt hat.
    Problematisch ist, dass sich der Stadtrat im Prinzip komplett einig ist und für das Projekt sich ausspricht - etwas das typisch für Bautzen ist - hier ist man sich erstaunlich oft sehr einig - was sicher oft von Vorteil sein kann - aber in bestimmten Fällen wie hier auch fragwürdig ist.

    Unabhängig davon, dass z.B. zur Verkehrssituation noch keine Planung existiert (oder diese bisher geheim gehalten wurde) sind folgende Gebäude von der Abrissbirne bedroht - einige der Gebäude sind sicher nicht übermässig wertvoll, andere dagegen schon und für die Stadtstruktur finde ich das ganze äußerst fragwürdig:

    Dies ist die Äußere Lauenstraße: alle Gebäude auf diesem Foto bis zum Bildrand sollen abgerissen werden, mit Ausnahme des Gebäudes wo die Reklametafel mit "Sport" angebracht ist. Auf den ersten Blick scheinen sicher nicht alle Gebäude sonderlich wertvoll und die zwei im Vordergrund sind es mit Sicherheit auch nicht.

    An dieser Stelle stand bis 1945 das sogenannte Wendische Haus (des historischen Hauses der Sorben) was bei der Schlacht um Bautzen - der letzten "siegreichen" Panzerschlacht der deutschen Wehrmacht leider abbrannte- dazu habe ich jetzt nur einen Link eines Minibildes:

    http://www.museum.sorben.com/wobrazy/WendischesHaus.jpg

    Mir würde es durchaus gefallen, wenn dieses Haus bzw. die Fassade rekonstruiert würde - oder auch eine Lösung mit modenen Zitaten wie bei der Leipziger Unikirche würde ich gut finden, aber das ist alles so weit weg von der Realität in Bautzen - und hier soll es auch um die in erster Linie um die Gebäude gehen, die noch stehen - denn die haben in der Denkmalpflege ja den ersten Platz.

    Nochmal einige der Häuser, die allesamt fallen sollen, vom gelben Haus gibt es nachher noch einige Aufnahmen von innen.

    Weiter gehts im nächsten Post.

  • Das nächste Bild zeigt einen Blick in die Goschwitzstraße - einem der ältesten Teile der Stadt. Hier stehen einige der wertvollsten Gebäude, die zum Teil im Besitz der Stadt bzw. der städtischen Wohnungsbaugesellschaft sind und die bis zur Wende noch bewohnt waren und seit dem immer mehr vor sich hingammeln. - Leider ist insbesondere das vorderer Haus äußerlich in sehr schlechten Zustand und wird regelmäßig als Schandfleck bezeichnet und ist somit leider für viele Bautzener, die wenig Ahnung von Denkmalwerten haben und kein Auge für Potentiale haben - ein Argument für ein Center. - Die Denkmalpflege (obwohl die städtische Denkmalpflege aus welchen Gründen auch immer nicht offen mit der Stadtvewaltung anlegt und sich nur zurückhaltend äußert) bescheinigt aber allen diesen Gebäuden einen hohen Erhaltungswert und auch Erhaltensfähigkeit. Außerdem sagt sie, dass die Häuser im Kern wohl noch älter sind als bisher gedacht.

    Das Haus mit den vielen Gauben ist die historische Poststation - auf die ich später noch näher eingehe.

    Alle Gebäude rechts hinter der Coca Cola-Werbung im folgenden Bild sollen abgerissen werden. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass das grüne haus links stehenbleibt - nachdem ich aber gerade die Flächen im Luftbild abgegrenzt habe, habe ich gesehen, dass auch das grüne Haus mit dran glauben soll - denn es liegt im Bereich "Parkhaus". Das schöne rote Haus ist nicht bedroht.


    Folgendes Haus (Goschwitzstraße 1) ist eigentlich sehr schön und soll auch innen teilweise noch sehr interessante Substanz haben - ich war noch nicht drin - man kommt dort einfach nicht rein - mach von außen leider keinen sehr guten Eindruck auf dem Normalbürger - ich finde es allerdings sehr schön - und für Bautzen ist es auch einzigartig. Das Haus links - soll wohl auch historisch viel Wert sein (Renaisance-Fassade?) - vor jahren hat mal ein STadtführer dazu was gesagt - aber ich weiß es nicht mehr. - Die Fassade bzw. eine Nachbildung davon diente kürzlich als Kulisse für den Bautzener Theatersommer.

  • Dann liegen sich also 2 riesige Einkaufszentren direkt gegenüber? Für den Einzelhandel in der Altstadt mit dem typischen Ladengeschäft muss das doch eine Keule über den Schädel sein. Negativbeispiel Werdau wo man eine alte Fabrik in eine wirklich ansehnliche Galerie verwandelt hat mit neuen und einem älterem Park gegenüber. Resultat war der Auszug eines Rossman aus der innerstädtischen August-Bebelstraße die ohnehin leerer und leerer wird. Dort stehen sich jetzt zwei repräsentative Gründerzeitler ohne Nutzung gegenüber.

    Ich hab die Befürchtung, dass das hier noch schlimmer ausarten kann.

    Gibt es schon erste mögliche Entwürfe für den Konsumtempel?

  • Folgendes Haus liegt im Nordosten des Areals (Lauengraben 8). Mir hat jemand gesagt es ist wohl offiziell nicht in der Denkmalliste der Stadt - aber in anbetracht seines guten Erhaltungszustandes und gründerzeitlichen Erscheinung halte ich es für sehr erhaltenswert.

    das gleiche Haus von hinten:

    Die Brachfläche im Norden, wo das ehemalige Wendische Haus stand.

    Links das Haus wie gesagt soll noch mit weg -- im Hintergrund die historische Poststation:

  • Kommen wir zu dieser Poststation - für dieses Gebäude habe ich mich schon bei den Informationsveranstaltungen stark gemacht. Das Gebäude wurde 1729 erbaut bei einem Brand aber schwer beschädigt und 1823 wieder hergerichtet.Umgauten gab es auch nochmal um das Jahr 1900. -- In diesem Gebäude haben nicht nur sächsische Kronprinzen und Könige übernachtet, sonder auch Napoleon bei seiner Flucht aus Russland 1812 gerastet. Dabei kam es zu dem überlieferten Zwischenfall, dass der Postwart Napoleon nicht erkannte und mit den Worten: Wer ist denn der Kerl? begrüßte, worauf hin ihm ein Verfahren in Dresden angehangen wurde, welches aber nach Napoleons Niederlage eingestellt wurde. - Pünktlich zum Zweihundertjährigen Jubiläum der napoleonischen Schlacht bei Bautzen 1813 - nach der Völkerschlacht bei [lexicon='Leipzig'][/lexicon] eine der bedeutendsten Napoleonschlachten auf deutschem Boden - möchte nun die Stadt auch dieses Gebäude dem Konsumtempel opfern. In meinen Gesprächen mit Stadtverantwortlichen habe ich immerhin erreicht, dass einige Parteimitglieder von CDU und FDP wohl gern dieses Gebäude erhalten sehen wollen - eventuell als Teil des Centers. Die wirklichen centerbeführworter und die Planer haben aber in diese Richtung ncoh nichts unternommen.

    Man beachte die schönen Gauben.

    Die Radeberger Bierstuben (das kleine Häuschen) ist noch ein Verlust, den einige der uninteressierteren Bautzener zumindest etwas bedauern - weil das noch so eine richtige "Ost"-Kneipe ist.


    Die tolle überwolbte Durchfahrt der Poststation:



    Die Hinterhäuser wurden schon vor einigen Jahren abgerissen, wobei damals noch das Vorderhaus extra ausgespart wurde, wegen seines Denkmalwertes. Hier von hinten:



    So sieht eine sanierte Durchfahrt auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus (wohlgemerkt, diese ist nicht vom Abriss bedroht)

    Wie gesagt dieses Grundstück ist nicht bedroht - ich zeige es nur um zu zeigen, was möglich wäre und wie das Umfeld aussieht -- dieses Grundstück würde zukünftig immerhin direkt neben dem Parkhaus zum Center liegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Frank-W (28. August 2011 um 01:24)

  • Diese Gebäude befinden sich am Lauengraben - sie sollen stehen bleiben --- außer das Haus ganz rechts (ich habe es vorher schon auf Fotos gezeigt). Ich finde das völlig unmöglich.


    Folgendes Gebäude, was abgerissen werden soll, auf der Äußeren Lauenstraße habe ich erst schon gezeigt. Es folgen einige Bilder vom inneren. Es ist jetzt vielleicht nicht so wertvoll, wie die Häuser auf der Goschwitzstraße, dafür ist es in sehr liebevoll gepflegtem Zustand.


    - Es ist das einzige Haus in das ich kürzlich reingekommen bin - es folgen also ein paar Eindrücke aus dem Inneren des Hauses.



    In allen drei Obergeschossen sind noch die originalen Zugänge zu den Wohnungen erhalten:

    Einmal editiert, zuletzt von Frank-W (28. August 2011 um 00:49)



  • Blick aus einer Wohnung des Gebäudes. Die schalschutzverglasung ist neu.

    Der noch original erhaltene Kriechgang zum Dach des ehemaligen Hinterhauses - jetzt nicht mehr benutzbar, weil Hinterhaus nicht original erhalten:

  • Jetzt noch ein paar Fotos "über den Dächern" des Lauenquartiers:

    Hier sieht man schön wie der Moloch Kornmarktcenter mitten auf dem Areal der ehemaligen inneren Stadtmauer steht. Trotzdem ist es aktuell Kontraproduktiv gegen dieses Center etc zu wettern, weil die Chefin dieses Centers sich zum Beispiel ebenfalls gegen das neue Lauencenter ausgesprochen hat - und ihre Stimme hat sicher mehr Gewicht als von ein paar Idealisten:


    Das Gebäude "Fernsehwerkstadt soll noch mit weg. Die gesamte Fläche soll vom Einkaufscenter bedeckt werden - es ist zwar nur halb so lang wie das Kornmarktcenter, aber mehr als doppelt so breit.

    Über den Dächern von Bautzen - zukünftig vielleicht über dem nächsten Zenter von Bautzen:

    Rechts die Goschwitzstraße. Das eingefallene Hinterhaus kann ja gern abgerissen werden, aber die historischen Vordergebäude?

    Die Äußere Lauenstraße. Diese alte Straße ist wirklich nicht vorbildlich saniert, aber das gelbe Gebäude rechts im Hintergrund sah vor kurzem noch aus wie die Häuser auf der Goschwitzstraße. Obwohl es historisch deutlich weniger wert ist, wurde es gerettet. Auch wenn die Sanierung nicht perfekt ist - insgesamt sehr erfreulich.

  • Letzte Woche hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen diese Entwicklungen vorgehen will. - Ich selbst habe mich zur Mitarbeit bereiterklärt. Auch wenn ich nicht alle Ansichten teile, die einige der anderen vertreten und mir zum Beispiel durchaus eine abgespeckte Centervariante vorstellen kann, die möglihcst viel historisches Behält (man muss eben realistisch bleiben - Totalverweigerung ist vielleicht leider nicht so erfolgsversprechend) - unterstütze ich doch die Inititiative der Leute, die sich am Ideenfindungsprozess für das Areal beteiligen wollen:

    Hier zwei Seiten des Vorabflyer- am Ende ist er etwas anders geworden - die ersten wurden schon verteilt:


    Wenn irgendjemand von Ihnen/Euch eine Persönlichkeit auf dem Gebiet der Denkmalpflege ist - (und im Idealfall sogar noch der CDU angehört) bitte ich hiermit um Untestützung für die Verhinderung dieses Centers, z.B. indem möglichst freundlich und sachlich an die Stadtverantwortlichen geschrieben wird und an ihre Verantwortung z.B. zum Erbe der Poststation, des 2. Bautzener Napoleonhauses zu appelieren. - Danke.

  • Oh Gott... Die Poststation und die anderen Gebäude an der Goschwitzstraße scheinen die bedeutendsten Bauten zu sein, deren Erhalt der Minimalkompromiss sein müsste, wenn dieses zerstörerische Projekt schon nicht mehr gänzlich zu Fall gebracht werden kann.

    Was braucht es, dass unsere Politiker endlich vom Glauben an Einkaufszentren abkommen, für den sie sogar den baulichen Kahlschlag ganzer Quartiere befürworten?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Es braucht endlich Deutsche, die nicht nach Italien flüchten, sondern gerade Sachsen als eine Region begreifen, die eine ähnlich reizvolle Mischung aus Groß- und Kleinstädten vorrätig hält. Diesen Sommer in der Hauptsaison abends in Görlitz: tote Hose! Wie sieht es dann erst in Freiberg oder Bautzen aus?

    Und es braucht natürlich eine Wirtschaft, die Arbeitsplätze in diesen Regionen schafft (bei infrastrukturellen Anbindungen etwa eines Freibergs, für das man Dutzende Kilometer besseren Feldwegs fahren muss, nicht gerade reizvoll). So lange sich an den zwei Dingen nichts ändert, werden Politiker weiter jedem Investoren in die Arme springen, und ich kann es ihnen noch nicht mal verdenken.

    Einmal editiert, zuletzt von Hephaistos (28. August 2011 um 16:15)

  • Wie sieht es dann erst in Freiberg oder Bautzen aus?


    Bautzen habe ich deutlich(!) lebendiger in Erinnerung als Görlitz.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wobei das in Bautzen daran liegen dürfte, dass Altstadt und Haupteinkaufsbereich (Reichenstraße) zusammenfallen, Görlitz hat das „Pech“, im Historismus so stark gewachsen zu sein, dass der Haupteinkaufsbereich heute in der Gründerzeitgebieten (v. a. Berliner Straße) liegt, was die Altstadt zum Museum degradiert. Der Untermarkt hat ja wenigstens an der Zeile noch ein bisschen Gastronomie zu bieten, der Obermarkt ist dagegen im Kontext mit der Parkplatznutzung, aber praktisch null Ladengeschäften oder Gastronomie ein besonders trauriger Anblick.

  • Berliner Straße

    Aber selbst die war bei meinen Besuchen immer wie ausgestorben. In Bautzen dagegen hatte ich ab und an das Gefühl, alle Görlitzer wären zu Besuch. :wink:

    Kann natürlich sein, dass ich immer an den falschen Tagen da war, aber auf mich hat Görlitz durch und durch wie eine tote und vergessene Stadt gewirkt, darum halte ich mich bei den allgemeinen Begeisterungsstürmen auch immer ein wenig zurück. Die Atmosphäre war nicht meine...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Es ist aber wirklich Paradox. Man liest, auch in überregionaler Presse, ständig wie super aufgestellt Sachsen ist. Besonders die alte Industrieregion um Chemnitz, Zwickau, Werdau, Crimmitschau und Meerane bietet alle Infrastruktur. Die natürlich auch entsprechend auf Vordermann gebracht wurde.
    Trotz allem gehts hier Einwohnermäßig nur bergab.
    Ich kanns gar nicht mehr zählen, was hier schon alles abgerissen wurde an Fabriken, riesige Anlage. Die Region war von Klinkeressen nahezu zugewuchert. Bahnhöfe machen zu, oder stehen gar fast vorm Abriss wie in Crimmitschau. Chemnitz hat nicht mal eine Fernverkehrsanbindung durch die Deutsche Bahn, das ist einmalig in Deutschland für eine Stadt dieser Größe. Die Gründerzeitler von Chemnitz sind ja wohlbekannt, die sind aber auch in allen Kleinstädten in der Region en masse zu finden und fallen reihenweise. Nicht zuletzt weil der Besitzer irgendwo in den alten Ländern sitzt und sich weigert zu verkaufen oder gar nicht reagiert. Eine alte Dame aus Württemberg will partout eine zentrale Baumwollspinnerei nicht verkaufen. Das sei eine Wertanlage für ihr Alter. Die Notsicherung will die Gute aber auch nicht aufbringen, sei Aufgabe der Stadt. Da frag ich mich auch wo wir sind.

    Naja etwas OT, zurück zu Bautzen u.o. Freiberg. Mein Vater ist vorallem in Letzterem beruflich tätig. Um Freiberg brauch man sich keine Sorgen machen, das ist Geld da. Vor par Jahren wurde das Schloss restauriert und äußerlich auch rekonstruiert, samt Schlossgraben. Terra Mineralia ist dort drinn samt TU Bergakademie, sicherlich ein Begriff.

  • Oh Gott... Die Poststation und die anderen Gebäude an der Goschwitzstraße scheinen die bedeutendsten Bauten zu sein, deren Erhalt der Minimalkompromiss sein müsste, wenn dieses zerstörerische Projekt schon nicht mehr gänzlich zu Fall gebracht werden kann.

    Was braucht es, dass unsere Politiker endlich vom Glauben an Einkaufszentren abkommen, für den sie sogar den baulichen Kahlschlag ganzer Quartiere befürworten?

    Das ist auch meine Meinung - mir geht es auch in erster Linie um die Gebäude der Goschwitzstraße - insbesondere die Poststation! Ich sehe das auch als Mindestforderung für Stadt und Investor und habe dies auch schon in der lokalen Presse angesprochen.
    Die Gründerzeitler sind im sächsischen Rahmen vielleicht nicht herausragendes, dafür aber (im Gegensatz zu vielen anderen Fällen) wie auf den gezeigten Fotos ersichtlich teilweise in sehr gutem Zustand und definitiv auch erhaltenswert! Nicht nur die prunkvollsten Gründerzeitler verdienen Schutz.
    Hat jemand Ideen, wo man außerhalb der Stadt verbündete im Kampf dafür gewinnen kann, dass zumindest teilweise historische Bauten der Goschwitzstraße erhalten bleiben oder wenigstens integriert werden? Vielleicht kann ja auch von Euch jemand das ganze unterstützen, indem er an die Stadt schreibt und sie zumindest zu Kompromissen und Teilerhaltung aufruft bzw. an die ihm nahestehenden Fraktionen.
    Die Poststation z.B. ist immerhin kein Gründerzeitler, sondern geht noch auf ein spätbarockes Gebäude zurück - und hat außerdem durch ihre Geschichte (Geist des Ortes) einen historischen Erhaltungswert, der über ein reines Wohngebäude hinausgeht.

    zur Diskussion Bautzen, Görlitz etc. -- ja - Bautzen ist reicher und vielleicht auch belebter (weil aber auch viel kleiner) als Görlitz - hat deutlich mehr Arbeitsplätze etc. --> und trotzdem bekommt es Bautzen nicht hin, sich im gleichen Maße um seine historische Substanz zu kümmern (in den letzten 5 Jahren ist überhaupt nichts in diese Richtung geschehen, während in Görlitz immer mal wieder ein Objekt "gerettet" wird) -- das regt mich so auf. In Bautzen herrscht ein unglaublicher Pragmatismus - der sicher auch Vorteile hat - und die Stadtverantwortlichen können leider auch immer auf manch ganz gute Entwicklung verweisen, die aber teilweise auch nicht nur ihr Verdienst sind, sondern auch andere Faktoren haben (z.B. das Bautzen eben tatsächlich heute genau in der Mitte der Oberlausitz liegt und somit naturgegeben und auch historisch eben zentrale Funktionen für die gesamte Oberlausitz hat). Meiner Meinung nach fehlt da der Weitblick - da wird eben herausgestellt, dass Bautzen angeblich in den ersten 6 Monaten dieses Jahres mehr Touristen hatte als Görlitz (Görlitz hatte ungefähr vor 2 Jahren Bautzen in dieser Beziehung erstmalig seit der Wende überholt) und daraus geschlussfolgert, dass man alles richtig macht. Ich denke dies ist sehr kurzsichtig. - Natürlich hat (aus Sicht der meisten hier im Forum zumindest) Görlitz mehr zu bieten als Bautzen - aber Bautzen ist normalerweise auch eine besonders schöne Stadt - und ich finde es nicht richtig, dass Bautzen nur Teile seiner Gebäude hoch einschätzt. Aktuell ist Bautzen dabei alle Gebäude über kurz oder lang abzureißen, die bisher noch keinen Investor gefunden haben, aber man ist gar nicht auf der Suche nach Alternativen (zumindest nicht mit vollstem Engagement oder für den Bürger erkennbar) - das ärgert mich. Z.B. kann man in der Bautzener Altstadt viel besser Immobilien vermieten - und die Mieteinnahmen sind auch viel höher als z.B. in Görlitz. Für das neue Geschäftsgebäude (auf der Karte weiß eingezeichnet) sind z.B. auch Wohnungen geplant und die Stadt kann sich vor Anfragen nach diesen Wohnungen gar nicht retten. Und trotzdem findet Görlitz immer mal wieder jemanden, der einen abgefrackten Gründerzeitler saniert, aber Bautzen findet niemanden für die z.B. Poststation, die bis 1990 ja noch bewohnt war. Das ist mir unverständlich - liegt aber sicher auch daran, dass Görlitz bei Denkmalfreunden sich nun als DIE stadt etabliert hat und Städte für Bautzen oder auch Zittau zu unrecht zu wenig aufmerksamkeit genießen. Ich wette, wenn so etwas wie der Poststationabriss in Görlitz anstehen würde, hätte es (auch hier im Forum) einen viel größeren Aufschrei gegeben.

    Aber Bautzen - Görlitz hin oder her: Konkret geht es jetzt darum, wenigstens einen Teil der Substanz in Bautzen zu retten und dafür alle Kräfte zu bündeln. Wer hier unterstützen kann, sollte es bitte tun. :smile:

  • Meine Meinung dazu:
    - alle gezeigten Bauten sind erhaltenswert.
    - Den Entwurf der Bürger finde ich sehr gut, nur sieht er leider ein ganz anderes Konzept vor. Ein typischen Einkaufscenter besteht eben nicht aus 15 Einzelgebäuden, sondern einem großen Brocken.
    - Ein anderer Minimalkompromiss könnte sein, die Poststation als geschichtlich und baulich wertvollstes Gebäude und das an der Hofseite angrenzende Haus (Fernsehladen) aufgrund des guten baulichen Zustands stehen zu lassen und alles andere bis auf die Fassaden wegzureißen. Wäre aber eigentlich auch schlecht.
    - Was kann man tun: man kann der Stadtverwaltung und dem Investor schreiben. (Bringen wird dies vermutlich nichts.)

    Die vordere Straßenecke gegenüber dem Stadtmauerturm kenne ich übrigens von einem Besuch vor ca. 2 Jahren, die hinteren Straßen habe ich leider nicht gesehen - ich dachte, dort wäre die Altstadt schon zu Ende.

  • Apollon

    Wenn man als Tourist (zumal als Tagestourist nicht in diesen Bereich der Stadt kommt, ist es sicher nicht so schlimm, da er wie gesagt recht heterogen ist. Wie hat dir die Stadt denn ansonsten gefallen?
    Von der Lage her ist er mit dem Görlitzer Gründerzeitviertel zu vergleiche, aber natürlich bei weitem nicht von dessen Bedeutung. Für Leute mit "mehr" Interesse kann dieser Stadtteil dann natürlich wieder interessant werden. Aber für den geschichtsbewussten Bürger ist es eben auch interessant, in diesen Stadtbereichen den Bezug zu Geschichte zu bewahren und einzelne historische Höhepunkte zu haben. - Es stellt sich die Frage, ob diese Stadtteile ihre Seele behalten sollen oder zu reinen Funktionseinheiten verkommen.

    Die Idee mit dem Erhalt der Poststation und Fernsehwerkstatt ist folgerichtig und wurde von mir auch schon gemacht - er würde bedeuten, dass der Investor eben mit seiner Quadretmeterzahl etwas runtergehen müsste. Ich weiß nicht, ob das den Stadtoberen noch so bewusst ist - also ein diesbezügliche Vorschlag an die Stadt von außen ist sicher keine schlechte Idee! -- Die Verringerung der Quadratmeterzahl wäre ohnehin im Interesse vieler Bürger und der größeren Zahl der Einzelhändler (sehr viele haben den offenen Brief gegen das Center an die Stadt unterschrieben), die dieses riesige Center als Bedrohung des bestehenden Handels sehen und ich denke diese Idee würde auch im Stadtrat durchgehen, wenn der Investor nicht am längeren Hebel sitzen würde und mit Abspringen drohen könnte, wenn er nicht seine 10000 m² bauen kann. Ich bin ja der Meinung, dass auf einer Fläche 80 Meter vom Rathaus die Stadt sagen müsste, wenn es nicht so wird wie wir wollen, dann machen wir erstmal nichts - wir lassen uns nicht "erpressen" - aber die Stadtverwaltung ist da anderer Ansicht - in Bautzen wird jeder der Geld investieren möchte (für das Center wohl über 30 Millionen Euro) mit offenen Armen empfangen und jeder Wunsch von seinen Lippen abgelesen.
    Die Quadratmeterszahl ist ja ohnehin ein Streitthema ohne Ende. Meines wissens nach hat Bautzen, wenn das Center gebaut wird, die mit Abstand höchste Verkaufsfläche pro Einwohner in Ostdeutschland (!) (deutlich höher als z.B. Dresden! - auch jetzt ist die Zahl schon höher als Dresden).

    Auch wenn man immer sagen kann, wahrscheinlich kommt man sowieso nicht durch, denke ich nicht, dass das Engagement gegen das Center wirklich überhaupt keine Chance hat etwas zu erreichen. -- Es bestehen immer noch die Möglichkeiten 1. Der Klotz wird ohne Kompromisse gebaut 2. Aufgrund von hohem Druck der Bevölkerung (und bevorzugt auch von außerhalb) wird das Projekt noch abgewandelt - wenigstens Teile der historischen Substanz erhalten (Poststation) etc. und zusätzlich vielleicht Fassaden der Goschwitzstraße 1 und Nachbargebäude in das Center integriert -- in dem Fall würde ich sogar befürworten die Fassaden auf der Äußeren Lauenstraße nicht zu erhalten, weil die doch nicht so toll sind. 3. der Investor springt doch noch ab, weil sich Widerstand und Probleme zeigen und alles bleibt wie es ist (und gammelt dann a weiter vor sich hin und verfällt bei den entspechenden Gebäuden - einige sind ja noch gut - oder b. wird schrittweise in Teilen doch entwickelt . 4. die Ideen der Bürgerinitative finden Investoren (angeblich gibt es sogar schon Interessenten für Einzelobjekte). --- Alles ist Möglich, wobei Variante 1 und 2 am wahrscheinlichsten sind. Aber Variante 2 ist definitiv besser als Variante 1 und ich finde man sollte noch nicht aufgeben. -- Ich jedenfalls werde weiter in diese Richtung bohren in der Stadt - denn auch nur dann, habe ich das recht mich auch zukünftig über dieses neue Center aufzuregen, so wie es mir passt. :wink:

    An die Stadtfraktionen zu schreiben, könnte durchaus etwas bringen und der Versuch ist es allemal wert - und je mehr verschiedene Leute Personen oder Interessensgruppen schreiben, destso besser vielleicht. Vielleicht bringt es sogar etwas dem Investor schmackhaft zu machen, dass es seinem Image förderlich ist, wenigstens die Poststation zu erhalten und eventuelle auch für Verkaufszwekce zu nutzen so zu beweisen, dass er auch so kann. - Ich weiß, dass es sowohl in CDU (in Bautzen seit der Wende das Nonplusultra) und bei der FDP Leute gibt, die es super finden würden, wenn man Center und Denkmalschutz vereinbaren könnte - diese Leute müssen durch Zuspruch mobilisiert werden, sich auch mal gegen ihre alles oder nichts- Kollegen durchzusetzen. - Also Anschreiben kann was bringen und macht vielleicht nicht zuviel Aufwand.

  • In erster Linie erscheint es paradox, neben dem für Bautzner Verhältnisse doch schon recht umfangreichen Kornmarktcenter, ein weiteres Einkaufszentrum etablieren zu wollen. Bautzen bekäme mit ihm pro Einwohner mehr Verkaufsfläche als das ca. 100% über dem Bundesdurchschnitt rangierende Dresden.
    Was aber als schierer Wahnsinn erscheint, kann durchaus als Versuch gewertet werden, die relativ gute derzeitige Ausgangslage zu manifestieren. Denn es gilt mittelfrisitg die schwindende Kaufkraft der Region zu binden, den umliegenden Städten und Gemeinden Konsumenten "abzuwerben", und sich gegenüber dem "Einkaufs-Moloch" Dresden zu positionieren. Ob ein derartiger Aktionismus von langfristigem Erfolg sein mag, wage ich einmal zu bezweifeln.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • (Private) Einschätzung der Gebäude (nur die, die als Denkmale ausgewiesen sind) von einem Mitglied der unteren Denkmalschutzbehörde: - einige der anderen Gebäude haben durchaus auch historische Elemente bzw. Fassaden sind aber, da sie knapp außerhalb des Denkmalschutzgebietes Altstadt liegen, nicht denkmalrechtlich geschützt. Aber 5 auch offiziell denkmalgeschütze Gebäude sind ja auch kein Pappenstiel:


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    Äußere Lauenstraße 5:
    um 1890 errichtet und ist innen weitestgehend unverändert als spätgründerzeitliches Mietshaus erhalten. Es ist ein authentisches Zeugnis seiner zeit und befindet sich in einem bewohnten und sanierten Zustand. Bemerkenswert ist die erhaltene Hauseingangstür (jetzt Hofseite) und die aufwendig verzierten Wohnungstüren.

    Äußere Lauenstraße 9:
    Dieses Gebäude in markanter Ecklage wurde um 1860 im spätklassizistischen Stil errichtet. Es ist innen wie außen noch authentisch erhalten, das Erdgeschoss ist überwölbt. Das Gebäude ist in einem sanierungsfähigen Zustand. Besondere Bedeutung kommt der städtebaulichen Situation zu.

    Goschwitzstraße 1:
    Dieses Gebäude wird über die Äußere Lauenstraße 9 erschlossen und besitzt kein eigenes Treppenhaus. Es ist vermutlich älter als die Äußere Lauenstraße 9.Besonders bemerkenswert ist im Erdgeschoss die gewölbte Eingangshalle mit Durchfahrt.

    Goschwitzstraße 6:
    konnte noch nicht besichtigt werden

    Goschwitzstraße 9
    Ist das wertvollste Einzeldenkmal udn wurde 1759 errichtet und ist ein langgestreckter zweigeschossiger Massivbau, mit gewölbten Erdgeschoss und einer Durchfahrt. Bemerkenswert ist auch der gut erhaltene steile Dachstuhl. Dieses Gebäude ist neben dem Kirchengut auf dem Holzmarkt (vom Abbruch bedroht) der letzte landwirtschaftlich geprägte Hof im engeren Stadtgebiet, bevor die historische Stadterneuerung begann. Gleichzeitig ist sie der letzte Zeitzeuge für das ehemalige Straßendorf Goschwitz.

    Städtebauliche Situation
    Für das neue Lauencenter sollen 2 Quartiere abgebrochen werden, die überwiegend mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert bestehen und prägend für eine kleinparzellige, geschlossene Bebauung sind. Es ist ein erheblicher Eingriff in die historisch gewachsene Stadtstruktur von Bautzen. Durch die Neubebauung verändern sich die unterschiedlichen Trauf-, First- und Geschosshöhen und die Kleinteiligkeit der Bebauung. Von der Friedensbrücke kommend, wirkt das vorhandene Kornmarktcenter negativ auf die historische Altstadt. Durch das wuchtige und größere Pendantstück wirkt die Neubebauung wie ein riesiges Tor,wo man keine der wertvollsten und schönsten Altstadtensembles in Sachsen vermutet. Die historische Altstadt wird durch diesen Neubau erheblich entwertet.

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    Wenn jemanden die Bilder vom oben erwähnten Holzmarkt interessieren, wo aktuell auch erhebliche Abbruchgefahr besteht, könnte ich welche hier einstellen.

    Das erneut im Auftrag der Stadtverwaltung von der BBE Handelsberatung erstellte Gutachten, welches sich "Auswirkungsanalyse" nennt, tut die Gebäude wie folgt ab: Die Mehrzahl der vorhandenen Gebäude sind als nicht mehr zeitgemäß einzustufen und aufgrund höher Verkehrsdichte, insbesondere im Bereich der Äußeren Lauenstraße, für Wohnutzung persepektivisch kaum geeignet. ---

    Der Name Auswirkungsanalyse ist übrigens irreführend, weil das Gutachten fast ausschließlich über die Auswirkungen auf den Handel ist. In dieser Beziehung kommt es zu dem Ergebnis, dass es zwar einen gewissen Kaufkraftabfluss von bestehendem Handel in Bautzen kommen wird, es insgesamt aber positiv sei. Ich bin kein Experte für Handel, aber mir scheint das ganze trotzdem fraglich. Ursprüngliche Aufgabenstellung und Zielformulierung war nämlich, den Bautzener Handel durch fehlende Großflächige Handelsflächen zu ergänzen und keine Konkurrenz zu bestehendem zu bilden. Auf Seite zwölf des Gutachtens kann man nun das Flächenkonzept lesen. Bis auf einen zweiten Mediamarkt (einen gibt es schon im Kornmarktcenter - der ist übrigens meiner Ansicht nach die einzige wirkliche Bereicherung des Kornmarktcenters für das Angebot in der Stadt) ist noch ein H&M vorgesehen.
    Ansonsten kann ich nur Konkurrenz zu bestehenden Angeboten insbesondere auf der Bautzener Barocken Prachtstraße der Reichenstraße erkennen:
    Beispiele:
    - drei mal Verkaufsfläche Schuhe --- auf der Reichenstraße gibt es genau 3 Schuhgeschäfte, die sich alle in schön sanierten, äußerst wertvollen barocken Gebäuden befinden. Da auch noch auf der zweiten Neubaufläche am ehemaligen Hochaus ein großer Schuhhof geplant ist, sehe ich keine gute Zukunft für die Schuhläden auf der Reichenstraße und schon den nächsten Kick-Markt dort einziehen, der dann nach zwei Jahren auch wieder schließt, nachdem er das Erdgeschoss verunstaltet hat
    -Bäcker mit Cafe und großflächeige Gastranomie, Gastronomie Asia (bereits im Kornmarktcenter vertreten) -- zusätzlich Gastronomie am ehemaligen Hochaus.--- das kann doch wieder nur eine Bäckerkette sein -- in Bautzen gibt es aber unzählige alteingesessene Bäcker, meist auch noch in historischen Gebäuden. - Cafes und Gastronomie ist eine enorme Konkurrenz zu großflächigen Bautzener Kneipenszene und außerdem befürchte ich hier wieder mal Kulturverfall. Ich denke McDonalds oder eine andere Kette könnte dort am Ende reinkommen. Meine Meinung - wozu sind Stadtvertreter überhaupt da, wenn sie solchen Entwicklungen nicht gegensteuern. Aber ich weiß nicht, welche Gastronomie reinkommen soll, ich weiß aber, dass einige bestehende Kneipen in schönen historischen Gebäuden oder auch anderswo teilweise schon Probleme haben.
    - Uhren, Schmuck, Reisebüro und einiges anderes -- gibt es bereits z.B. auf der Reichenstraße absolut ausreichend
    - Sparkasse: auch das noch - eine Geldabhebevorreichtung direkt im Center, so muss man das Center auch wirklich nicht verlassen. Geldautomaten befinden sich in 20 Meter Entfernung außerhalb des Centers in Einkaufsstraßen, die angeblich profitieren sollen vom Center - lachhaft meiner Meinung nach
    - Apotheke - im Kornmarktcenter gibt es auch eine Apotheke, die auch wirklich immer gerammelt voll ist. -- Ein andere Apotheke auf der Goschwitzstraße - die an diesen Standtort schon Jahrhunderte existierte hat letztes oder vorletztes Jahr geschlossen. Die Innenausstattung der Apotheke war noch im Original erhalten - aber durch hochwertige Erhaltung auf aktuellem Nivau - -die denkmalpflege hat den Verlust dieser Einrichtung (ich weiß nicht wo die hingekommen ist) sehr bedauert. Eine weitere Apetheke direkt am Bautzener Hauptmarkt am Kopf der Reichenstraße (zumindest in sehr schönem historischem Gebäude, wenn auch mit neuzeitlicher Ausstattung) in die ich aus Solidarität immer gehe hat jetzt schon subjektiv gesehen, sehr wenig Kunden und ich sehe schwarz für die Zukunft.

    Ansonsten kann ich zur der Auswirkungsanalyse nur sagen - Gerüchte besagen sie soll sehr billig gewesen sein - und so sieht sie auch aus. Von Städtebau etc. und auch von Verträglichkeitsanalaysen habe ich durch meine Ausbildung durchaus einige Ahnung und bestimmt Aspekte werden einfach nicht kompetent oder absolut einseitig abgehandelt. -- In eine wirkliche Auswirkungsanalyse gehören selbstverständlich auch Aspekte wie Denkmalschutz etc. - Aber das fehlt völlig.

    Da das Gutachten mit "Auswirkungsanalyse" betitelt ist und nicht mit Auswirkungsanalyse zum Handel , bewerte ich das Gutachten als verfehlt bzw. tendenziell. Aber die Stadtverwaltung freut sich - es ist natürlich in ihrem Sinne.