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    Energetische Sanierung : Die unterschätzte Brandgefahr bei Wärmedämmung - Nachrichten Geld - Immobilien - DIE WELT

    Zitat

    Auf Deutschlands Baustellen tobt ein Glaubenskrieg. Anhänger und Gegner strenger Dämmvorschriften stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die einen packen ihr Haus dick mit Hanf, Polystyrol oder Mineralwolle ein. Sie versprechen sich davon Einsparungen beim Energieverbrauch und Klimaschutz. Die anderen bezweifeln, dass die künstlichen Hüllen überhaupt eine Wirkung haben

    Ich fände die Dämmung mit Hanf nicht unsympathisch - da sieht man einen möglichen Brand gleich viel gelassener :smile:

  • Ich glaube niemand behauptet ernsthaft, dass Umweltschutz Unsinn ist. Gerade für Leute aus den Neuen Ländern die nach der Wende festgestellt haben, dass kleine Flüsse nicht zwangshaft die Farbe der im Kombinat nebenan benutzten Chemikalie annehmen müssen oder das weiße Wäsche tatsächlich weiß bleiben kann nachdem man sie draußen aufgehangen hat, ist das ganz selbstverständlich.
    Aber nicht alles was als Umwelt oder Klimaschutz deklariert wird, macht auch Sinn. Wir können noch so viele Häuser auf Niedrigenergiestandards runterfahren, wenn gleichzeitig Wälder abgeholzt werden die einen nicht unerheblichen Teil der Fläche unserers Landes ausmachen könnte.
    Da ist es dann auch fragwürdig warum der Handlauf einer popligen Berliner Spreebrücke aus westafrikanischem Tropenholz sein muss. Nur als Anregung. Die Welt steht und fällt nicht mit Deutschland wir sollten uns da nicht größer machen als wir sind. Bei diesen ganzen Energiesparmaßnahmen steht allein die Ökonomie im Vordergrund. Da wo man wirklich eingreifen sollte, in Borneo, Amazonas usw. kräht kein Hahn nach. Wenn das angeblich so weltbedeutend sein soll kann man sich doch da nicht mit dem Verweis auf Souveränitätsrechte der Länder abspeißen lassen.
    Diese ganze Heuchelei lässt einen zwangsläufig zum Skeptiker werden wenn alle Jahre auf Pro7 der baldige Kollaps prognostiziert wird.

  • Ja, "Saxonia", das ist natürlich - im Guten wie Schlechten - die typische deutsche Gründlichkeit. Das Ziel wird gründlichst umgesetzt, da dürfen nicht Fünfe gerade gelassen werden. Wie gesagt, sehr sehr deutsch. 3 Anekdoten/Gedanken dazu:
    - Ein Freund war gerade in Amerika. Er berichtete mir, wie billig dort das Benzin sei, allerdings würden die amerikanischen Autos auch Sprit ohne Ende verblasen. Auch von Wärmedämmung an den dortigen Geschäfts- und Wohngebäuden ist wenig zu spüren. Wäre auch bei der dortigen Holzbauweise völlig unpraktisch. So sieht es beim Energie-Hauptverbraucher der Welt eben aus.
    - Vor ca. 4 Jahren lebte eine russische Bekannte für ein halbes Jahr in Deutschland. Sie erzählte mir, dass ihre Vermieterin sie darauf hingewiesen hätte, im Winter nicht immer die Fenster offen stehen zu lassen. Da hätte sie erst verstanden, dass in Deutschland Energie teuer sei, so meine Bekannte. In Russland habe man oft die Fenster offen und die Heizung auf Hochtouren laufen. Auch dort ist übrigens nichts mit Styroporplatten.
    (Ich will diese Praktiken nicht loben, und es ist ja schön und richtig, dass die Deutschen stets ein Vorbild sein wollen. Dass sie aber das Weltklima retten könnten, ist schlicht eine selbstüberschätzende Illusion.)
    - Ein Vorredner hat mal erwähnt, dass die "Grünen" sich so gegen Kunststoffverpackungen wehrten, diese nun aber massenweise an Hauswände kleben wollen. Ich erinnere mich noch an die putzigen "Jute statt Plastik"-Einkauftstaschen. Hatte selbst so eine als Schüler und verwende bis heute Stofftaschen und -Netze zum Einkaufen. Heute müsste es "Plastik statt Stein" heißen.

    Es ist eben das Problem, dass man Probleme der modernen Lebensweise durch herumdoktoren bzw. herumbasteln lösen möchte, statt sie grundsätzlich zu denken. Man will ein Problem (Klimawandel) durch eine weitenteils unsinnige Maßnahme (natürlich nicht aus Sicht der erfolgreichen Dämmstoffindustrie) in den Griff bekommen, obwohl es nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre, und schafft neue Probleme (Grundwasserbelastung usw.), die eventuell dann mal auf Sondermülldeponien in Nigeria abgeschoben werden können, wenn man hier die Fehler der Vergangenheit nicht mehr sehen möchte. Das Hauptproblem ist nun einmal eine industrialisierte und auf der Förderung von Fossilstoffen basierende Verbrennungskultur. Nur durch diese, mit allen Begleitumständen (Industrialisierung der Landwirtschaft; In Zukunft höhere Erträge durch Genfood), ist es überhaupt möglich, eine so große Anzahl von Menschen zu ernähren und ausreichend zu versorgen. Dafür zahlt die Umwelt ihren Preis. Will man diesen verringern, kommt es zu Aufständen, denn die Massen halten nur durch das Versprechen ruhig, dass es (auch mit ihrer Lebenssituation) wirtschaftlich "aufwärts" geht, sich der Lebensstandard zumindest nicht merklich verringert. Doktort man ein bischen herum, schafft man neue Probleme an anderer Stelle. Einzig eine weltweite Bevölkerungsreduzierung könnte die Problemlage eindämmen. Die ist nicht gewollt oder nicht möglich. Also fährt der Karren irgendwann an die Wand. Und woher noch Umweltbewusstsein kommen soll, wenn die Menschen zudem noch in einer Plastikwelt aufwachsen, also nicht mal mehr an den Hauswänden die sinnliche Erfahrung, das Gefühl für Stein, für Holz, für Witterung erfahren können, kann man auch fragen. Das ist natürlich weit gefasst. Konkret: Bin gestern an einem Gründerzeithaus in meinem Ort vorbeigefahren. Es war lange unrenoviert. Die schlichte Fassade grau, aber mit Fensterrahmen und geringfügigem Dekor. Nun steht das Gerüst und alles ist bereits mit Platten beklebt. Wird noch Blechfensterbänke dazu geben. Eine gesichtslose Kiste mehr, in die die Kinder vielleicht bald mit Stöcken kleine Löcher bohren werden. War auch bei einigen 30er-Jahre Häuser der Neuen Sachlichkeit in der Nähe so. Lange Zeit erfreute ich mich an den wuchtigen Eingängen, dem groben grauen Putz, den schweren Fensterbrettern. Dann kamen die Platten. Nun sehen sie aus wie Neue Heimat-Blöcke. Ich vermeide heute, daran vorbei zu spazieren.

  • Eben.
    Leider ist aber eine Styroporfassade vergleichsweise billig in der Herstellung, die meisten Menschen scheren sich nicht um das Stadtbild oder - noch viel bedauerlicher - sie nehmen es sogar erfreut als Fortschritt zur Kenntnis. Diese Fassaden lassen sich super verkaufen und jeder uninteressierte findet das Öko. Und weil es im Endeffekt in unseren Städten so trist ist und grau, sucht man 3 x im Jahr im Netz nach billigen Flugtickets und fliegt in den Urlaub, dorthin wo es schön ist, und wo die Häuser eben noch in voller Schönheit erstrahlen und man viele schöne Fotos machen kann. In Deutschland geht das bald ausschließlich nur noch bei Denkmalschutzobjekten, und die machen aber noch keine Stadt.

    Ist das denn nicht Wahnsinn? Der Klimawandel, Umweltschutz und das Energiesparen ist mittlerweile doch nur noch ein rein wirtschaftliches Phänomen, mit dem Geld verdient wird, und mit dem man Wahlkämpfe bestreitet. In unserem Geldbeutel ist das längst angekommen, aber interessanterweise noch nicht in der Bildung und Erziehung.

    Denn unter dem Strich lebt ein Däne, der durchschnittlich in kälterem Umfeld lebt und nicht so dumm dämmt, und nicht Quecksilberenergiesparlampen benutzt und E10 tanken muss global gesehen viel ökologischer. Das Thema ist komplex, ja, aber es wirkt sich zusehends auf unsere Gesellschaft so spaltend aus wie meinetwegen im kalten Krieg die politische Diskussion um die Wiederbewaffnung Deutschlands und die Stationierung von Atomwaffen auf deutschem Boden. Auf unseren Fassaden kleben Tonnen von Erdöl, wir tanken per Gesetz abgeholzte Urwälder und unsere Regierung fördert die Verbreitung Quecksilberhaltiger Leuchtmittel. Geht's noch??? Deutschland als Vorreiter im Klimaschutz befindet sich meines Erachtens völlig auf dem Holzweg. Die Modelle, die hier gefahren werden, sind nicht beispielgebend. Unsere Fähigkeit war einst, effizienter und sparsamer zu sein als alle Konkurrenten. Die derzeitigen Energievorgaben gehen aber in die falsche Richtung. Die Politik versagt hier völlig.

    Der Vergleich ist hart, aber hier tobt längst der Krieg ums Klima! Und wir alle bezahlen. Da sollten wir auch ganz genau hinschauen wofür und mit welchen Folgen.

    Einmal editiert, zuletzt von nothor (13. Oktober 2012 um 00:21)

  • Paßt zwar nicht wirklich zum Thema, illustriert aber recht gut, daß so etwas wie vernünftige Abwägung oder gesunder Menschenverstand (was sind schon ein paar Gramm Staub verglichen mit dem unverschuldeten Ruin eines Unternehmers) in Deutschland offensichtlich zugunsten der reinen Lehre nicht zur Anwendung kommen:

    Plaketten-Fiasko: Umweltzonen führen Handwerker in die Pleite - Nachrichten Motor - DIE WELT

    OK, Autos produzieren zwar nur 15 % der Gesamtmenge, aber so aus Prinzip muß hier natürlich durchgegriffen werden. Und wenn man mit so einer Regelung wieder einmal die Welt gerettet hat, gönnt sich der alternative Bildungsbürger eine selbstgedrehte Zigarette wie seit Jugendzeiten und inhaliert damit mehr Feinstaub in 2 Minuten als im richtigen Leben im ganzen Monat...

    Daher mein Vorschlag: generelles Rauchverbot in Feinstaubzonen und komplettes Abholzen der Grünanlagen, die durch Pollenflug in Stuttgart mehr Feinstaub produzieren als der Straßenverkehr.

  • Eigentlich sehr amüsant. Die Dämmlobby bekommt ein neues Problem...

    Zitat

    „Das Phänomen der Spechtschäden an Gebäuden hat deutlich zugenommen“, sagt Dr. Matthias Werner von der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt. Und zwar vor allem bei neu gedämmten Häusern. (...) „Spechte finden schnell raus, wo sich Poröses unter der Oberfläche befindet“, sagt Werner. Während früher unter dem Putz noch Matten aus Kunststoff oder Draht eingezogen wurden, kommt heute nach dem Putz oft direkt Styropor. Und über dessen Beschaffenheit würde der Specht – wenn er könnte – lachen. Dass viele Fassaden raue Oberflächen haben, erleichtert dem Vogel die Arbeit, weil er sich festkrallen kann. Und eine von innen beheizte Höhle ist im Winter nicht zu verachten. (...) Schließlich entstehen durch die Löcher auch Kältebrücken.

    Löcher in der Hauswand
    Hartnäckiger Fassadenspecht
    http://www.op-online.de/nachrichten/dr…ch-2592990.html

  • Das Problem mit dem Specht ist nicht neu. Allerdings eines, gegen das man tatsächlich garnichts tun kann. Die Dämmlobby möchte jedes Haus am liebsten alle 5 Jahre eingerüstet sehn.

  • Interessant wäre übrigens mal herauszufinden, ob auch in anderen Ländern in diesem Umfang gedämmt wird, wie in Deutschland. Da in vielen Ländern die Wohnhäuser aus Holz sind (z.B. USA, aber auch teils in Skandinavien, Osteuropa), dürften die Styroporplatten wohl ohnehin nicht in Betracht kommen.

    Mal ein extremes Gegenbeispiel, das zeigt, dass selbst die größten deutschen Bemühungen zum (scheinbaren) Energiesparen kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sein dürften:

    Klimagipfel in Katar: zu Gast beim Sünder
    http://www.abendblatt.de/ratgeber/wisse…im-Suender.html

    In anderen Teilen der Welt dürfte es kaum anders ausssehen, sobald sie die Ebene der Agrarwirtschaft verlassen.

  • Hier mal eine kurze Artikelserie zum "Dämmwahn-Mythos", über den es laut den Autoren aufzuklären gilt. Diese stammen aus der Wärmeschutzberatungsindustrie und die Argumentation ist z.T. recht kurios. Im Abschnitt zum angeblich höheren Brandrisiko wärmegedämmter Häuser steht beispielsweise, daß die Dämmplatten prinzipiell zwar wie Holzdachstühle und Fachwerkhäuser brennbar wären, aber es im Regelfall im Inneren der Gebäude ja auch brennbares Material gäbe, das auch giftige Dämpfe abgeben könnte. In anderen Fällen wie z.B. den nistenden Spechten wird der Mythos sogar nicht mal entkräftet, sondern es heißt nur, es gäbe über die Motivation dieser Lebewesen keine Studien und man könne ja schnabelfeste Faserzementplatten vor die Dämmung bauen. biggrin:)
    -->Dämmung – ein Dämmwahn mit Folgeschäden oder nur Medienpropaganda?

    Einmal editiert, zuletzt von Prokovjev (30. November 2012 um 00:07)

  • Das liest sich beinahe wie das Informationsportal eines Dämmstoffproduzenten. Das Argumentationsmuster lässt sich wohl mit "ja, aber" beschreiben. Die eigentlich wichtigsten Punkte der Entsorgung und grundsätzlichen Nichtvereinbarkeit mit dem propagierten Ziel durch eine gedämmte Fassade der Umwelt und dem Geldbeutel gleichermaßen zu dienen, lässt man gleich mal komplett unter den Tisch fallen.

  • Die Stellungnahmen der Baustoffindustrie wirken da immer etwas hilflos. Wie soll man der Dämmwahn-Kritik auch begegnen? Immerhin will man ja ein eigentlich langlebiges Haus in eine sehr kurzlebigen Hülle stecken. Und dann muss man trotzdem so argumentieren, als sei das trotzdem langlebig und sinnvoll.

    Ich bin für ein Verbot des WDVS, ich halte es für eine gigantische ökologische Sauerei, die groß genug ist Deutschland den Preis der Umweltverschmutzer-Nation Nr. 1 einzubringen.

  • Zitat

    Mit einem neuen Zuschussprogramm will die Regierung Hausbesitzer ermuntern, Wohngebäude energetisch zu sanieren. Start ist im Januar 2013. Damit stehen zusätzlich zu den schon bereitgestellten 1,5 Milliarden Euro nochmal 300 Millionen Euro an Zuschüssen für die CO2-Gebäudesanierungsprogramme zur Verfügung.

    Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/gebaeudesanierung110.html

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (20. Dezember 2012 um 01:16)

  • Hier noch ein interessanter Filmbeitrag (Report München):

    http://www.br.de/fernsehen/das-…aendert102.html

    Gezeigt wird u.a. ein von außen wärmegedämmtes und unter Denkmalschutz stehendes
    Fachwerkhaus in der Altstadt von Dinkelsbühl.
    Normalerweise
    muss man bei derartigen Umbaumaßnahmen eine Genehmigung einholen, denn dann wäre das sicher nicht passiert.
    Hier hat die Stadt wohl eindeutig gepennt. Der Fachwerkgiebel ist nur
    noch Attrappe, er wurde der Fassade einfach vorgeblendet.

  • Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass die städtischen Verantwortlichen so dumm sind, also Genehmigungen erteilen und dann erst merken, dass das ja ein altes Fachwerkhaus war. Also entweder sind das wirklich Leute, die zu dumm für ihren Job sind, dann gehört ein Disziplinarverfahren in Gang gesetzt oder eine Versetzung. Oder da wurden bewusst zwei Augen zugedrückt und erst als sich Kritik meldete auf dumm geschaltet. Und der gezeigte Hausbesitzer stellt sich meines Erachtens auch dümmer als er ist...