• Also, wie gesagt, ich wohne da ja nur zu Miete. Weitere größere Eingriffe in die Wohnung wären also Sache des Vermieters, nicht meine...

    Zimmerpflanzen haben wir nur in einem einzigen Raum (der Küche). Und wenn wir auf der Arbeit sind, läuft da nur die Katze rum (die duscht vermutlich nicht).

    Also, mein (realistischer) Blick ist: Wir werden da nicht für alle Ewigkeit wohnen (und war schon vor der Schimmelsache klar, dass wir in ein paar Jahren ein eigenes Haus haben wollen). Vermutlich werden wir so lange mit der Angelegenheit leben müssen und sie nur abmildern können.

    Aber wenn wir in ein paar Jahren ausziehen, renoviert der Vermieter wohl wieder die Wohnung. Es wäre dann die Frage, was man ihm sagen könnte, was er dabei anders machen kann.

  • Ich wär auch mal beinahe in eine Wohnung gezogen, die sich beim renovieren als reinste Schimmeleckenbude (an den Aussenecken) erwiesen hat. Der Vermieter war richtig "bemüht" der Sache auf den Grund zu gehen und beauftragte gleich den Malermeister seines Vertrauens. Der wiederum hatte keine bessere Idee als die komplette Wohnung von INNEN zu isolieren. Dünne Styroporisolierplatten über alle Wände geklebt, frische Tapete und Farbe drauf und die Wohnung sah wieder gut aus. Nur wohnen wollte ich in der Plastiktüte nicht mehr. Der Vemieter war auch mit Geld und guten Worten nicht davon abzubringen. Daß der Schimmel darunter weiter wuchert, wollte auch der Malermeister nicht aktzeptieren. Das einzige was da hilft ist der Nichteinzug oder der fluchtartige Auszug, bevor alle Möbel und andere Dinge mit Schimmelsporen überzogen sind! nono:)

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ich habe als Student auch mal knapp ein Jahr lang in einer schimmelbefallenen Wohnung zugebracht - da lag es aber garantiert nicht an der Dämmung (die gab es nämlich praktisch nicht), sondern daran, daß das Gründerzeitgebäude auf uralten Fundamenten saß, aus denen die Feuchtigkeit dann nach oben in die Wände stieg (innen Schimmel, außen fiel der Putz ab).

    Das bestätigte mir einerseits der Vermieter, andererseits auch der modrige Geruch aus dem Keller... jedenfalls sehe ich seitdem die "Kellerreste"-Thematik wie am Dresdner Neumarkt aus einem anderen Blickwinkel :smile:

  • So ganz verstanden habe ich das mit dem Schimmel auch noch nicht.

    Hier in Bremen etwa ist aufgrund des hohen Grundwasserstandes eigentlich jeder Altbaukeller feucht, es sind ja nicht mal richtige Keller, sondern "Souterrain" genannte Geschosse, die zur (meist aufgeschütteten) Straße Keller und in den Garten ebenerdig liegen. In unserer alten Wohnung (Typ Mietshaus aus den 30er Jahren, weiß verputzt mit grünen Fensterläden) stand bei allen Mietern im Keller alles auf Paletten, weil nach jedem stärkeren Regen (so 3-4x/Jahr) locker 5-10 cm Wasser in selbigem standen - trotzdem kein Schimmel, obwohl dieser Keller wirklich das Paradebeispiel des feuchten Kellers war und ganz sicher keine Sperenzchen wie "Horizontalsperren" o-ä. vorhanden waren...

  • @ Restitutor Orbis
    Ist das Fachwerk denn aussen sichtbar? Und mit was für Farbe sind das Fachwerk und die Gefache gestrichen? Ein verputztes Haus, welches mit Dispersionsfarbe gestrichen oder mit einem Plastikabrieb versehen ist, ist sehr anfällig auf Schimmel. Bei einem Fachwerkhaus kann dies ebenfalls passieren, auch wenn zwischen den Balken und Füllungen feine Ritzen vorhanden sind. Mauerwerk und Holz nehmen Feuchtigkeit auf, und sollten diese nach aussen wieder abgben können.

    Vergleiche mal mit einer Plastik-Regenpelerine - da schwitzt man sofort. Bei einer Pelerine aus Gore-Tex, also aus einem atmungsaktiven Material, passiert dies weniger. Oft haben diese bei den Achseln Lüftungsöffnungen, sodass der Schwitz-Effekt noch weniger auftritt. Man sieht, hermetisch abgedichtet ist einfach nie gut!

    Mach mal einen Test an der Fassade: benetzte den Finger mit etwas Speichel, und lege den Finger auf das Mauerwerk auf. Verfärbt sich die Farbe dunkler, dann ist der Farbanstrich atmungsakiv, wenn nicht, dann handelt es sich um einen hermetisch abdichtenden Farbanstrich, welcher (mit grossem Aufwand!) sofort beseitigt werden sollte.

  • Mündener hat gerade heute im Nürnberger Fachwerkbauten-Strang ein Bild eines Fachwerkhauses eingestellt, dessen Balken wahrscheinlich mit Dispersionsfarbe gestrichen sind. Wenn man das Bild vergrössert, sieht man links an der doppelten Schwelle, wie sich der Farbanstrich fetzenweise abzulösen beginnt. Zudem sind auch die Schwindrisse in den Balken zugespachtelt. Der Dicke des Verputzes nach besteht dieser wahrscheinlich aus Zement, und nicht aus Kalk, sodass auch dieser keine Feuchtigkeit auskondensieren lässt. Die Fenster bestehen aus einer Doppelverglasung; von daher kann man ausgehen, dass diese nicht so dicht sind wie heutige moderne Fenster mit Isolierglas und Gummidichtungen. Würde man jetzt diese Fenster durch solche heutiger Technik auswechseln, wäre dieses Haus ein Kandidat, dessen Innenräume auch mit Schimmel befallen werden könnten...
    http://v4.cache4.c.bigcache.googleapis.com/static.panoram…irect_counter=1

  • Wärmedämmung ruiniert den Altbaubestand

    Altbauten haben eine bessere Energiebilanz als Einzelhäuser in Neubaugebieten. Dennoch sollen Besitzer von Bestandsimmobilien zur Dämmung verpflichtet werden.

    http://www.welt.de/kultur/article…baubestand.html

    "Das Deutsche Institut für Stadtbaukunst Dortmund hat schon 2011 gefordert: „Europäische Städte sind geprägt von der Schönheit der Hausfassaden, ihrer Straßen und Plätze und bilden damit ein weltweit einmaliges Kulturgut. Um das wertvolle Erscheinungsbild der deutschen Städte zu erhalten, muss auf eine energetische Ertüchtigung durch Fassadendämmung zugunsten anderer energetischer Maßnahmen solange verzichtet werden, bis die Forschung angemessene technische Systeme entwickelt hat.“"

    In dubio pro reko

  • Man kann nur hoffen, dass die verantwortlichen Politiker solche und ähnliche Artikel auch lesen. Es wird hier alles angesprochen:

    - die verheerende Auswirkung auf das Stadtbild
    - die (zumindest bei Blockrand-/Reihenhausbebauung) überaus dürftige Energieeinsparung
    - das ungelöste Entsorgungs-/Haltbarkeitsproblem, nicht zu sprechen von Feuchtigkeit/Bauschäden/Schimmel

    und nicht zuletzt auch eines der Grundprobleme der Zeit ab etwa den 70er Jahren: das Ziel des einzelstehenden "Eigenheims" als Inbegriff von Glück und Wohlstand. Der ganze Rattenschwanz an Fehlentwicklungen, der an diesem Eigenheimfetischismus dranhängt (ich zähl es Euch zuliebe jetzt nicht nochmal alles auf :wink: ), wird unter den Vorzeichen zurückgehender Gesamtbevölkerung, weiter steigender Energiepreise und einer älteren, zunehmend auf wohnortnahe Dienstleistungen angewiesenen Bevölkerung ("Laden um die Ecke") ohnehin zu einem allmählichen, aber unaufhaltsamen Wertverlust dieser Häuser führen (abgesehen vielleicht zunächst von den wenigen Vollboomregionen Deutschlands, also Oberbayerns, Rhein-Main, vielleicht noch Stuttgart und Umgebung).

  • Eigentlich würde ich gerade von den Grünen hier etwas mehr fachlich fundiertes Engagement erwarten, nicht dass ich ihnen nahe stehen würde. Allerdings ist es doch total idiotisch Häuser wegen der Energiebilanz mit Kunststoff zuzukleistern (der auch heute noch aus Rohöl hergestellt wird), und nach Ablauf der Nutzbarkeitszeit unter hohem Energieverbrauch recycelt werden muss.

  • Man kann nur hoffen, dass die verantwortlichen Politiker solche und ähnliche Artikel auch lesen.

    Und wenn die maßgeblichen Vorantreiber des Ganzen vielleicht all das längst wissen? Und dennoch bestimmten Freunden in bestimmten Wirtschaftsbereichen gerne mal per Verordnung unter die Arme greifen? Nur mal so als kleiner Nebengedanke... :wink:

  • Saxonia: Ja, das ist in der Tat peinlich. Gerade die Grünen, die die ad nauseam ge- und missbrauchte "Nachhaltigkeit" wie eine Monstranz vor sich hertragen, sollten sich -völlig unabhängig vom Einsparpotenzial- zu Herstellung, Lebensdauer, Entsorgung dieses Petrochemieschrotts mal so ihre Gedanken machen. Und das sage ich als deutlich weniger "grünophob" als viele hier.

    Heimdall: Ich glaube, dass Problem liegt -wie so häufig- in der grassierenden Subventionitis. Förderung von -vielleicht ursprünglich auch sinnvollen- Maßnahmen führt auf seiten der Empfänger immer zu

    1. rascher Gewöhnung/Bequemlichkeit und
    2. enormen Begehrlichkeiten

    So gerät die prinzipiell wohlmeinende Politik ins Spannungsfeld plattesten Lobbyismus und knallharter Interessenvertretungen mit ihrer Einflussnahme (gerade schön bei der Kürzung der Solarförderung zu sehen). Hier sitzt nun also die hochgepäppelte Dämmstoffindustrie unseren armen Bundestagsabgeordneten im Nacken, und zischelt: "Wenn du gegen mehr KfW-Kredite für Dämmung bist, machen wir in Deinem Wahlkreis unsere Fabrik mit 180 Mitarbeitern dicht" . Solche Vorgänge bekommen dann -je nach Ausgang- schnell ein Geschmäckle.

    Um aus meinem unendlichen Fundus von Platitüden zu zitieren: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Verbreitete, "simple" Bestechlichkeit sehe ich in Deutschland (noch) nicht als allgemeines, die gesamte politische Klasse erfasst habendes Problem, aber evtl. bin ich auch einfach naiv....

  • Energetische Sanierung: Denkmalschutz ist kein Hindernis für ein Solardach - Nachrichten Geld - Immobilien - WELT ONLINE

    Zitat

    [...]Das alles ist kein Problem, könnte man meinen. Aber wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, ist die Denkmaleigenschaft eines Gebäudes schnell dahin. Oder umgekehrt: Will man ein denkmalgeschütztes Haus sanieren, muss man behutsam vorgehen. Das ist ein rechtliches Muss, um den Charakter des Baudenkmals zu erhalten.

    Viele Hindernisse liegen auf der Hand. Platten zur Wärmedämmung einer denkmalgeschützten Schmuckfassade müssen innen angebraucht werden. Auch darf ein Fachwerkhaus aus der Renaissance nicht mit einem grellbunten PVC-Fassadenbelag oder mit ungeteilten Kunststofffenstern verunstaltet werden. [...]

  • Natürlich ist es bauphysikalisch optimal, Wärmedämmung außen auf eine Fassade anzubringen (keine Taupunkte mit Kondenswasser), aber optisch ist es meistens ein Totalverlust. Fachwerkgebäude lassen sich aber auch anders energiesparend sanieren: Holz ist bekanntlich gut wärmedämmend; die Gefache (in Norddeutschland meist mit schlecht wärmedämmendem Ziegelmauerwerk ausgefüllt) kann man entkernen und mit gut dämmenden Materialien ausfüllen. Darauf kommt dann entweder ein optisch ansprechender Deckputz oder eine Riemchenschicht - vielleicht sogar in Buntmauerwerk - und fertig ist die energiesparende Außenwand, ohne ästhetisch ansprechendes Fachwerk hinter einer Dämmstoff-Ummantelung verschwinden zu lassen. Was Sonnen-Kollektoren auf Dachflächen betrifft: lassen sich diese nicht auch als Dachziegel oder Dachziegelplatten herstellen? Dann fallen diese wenigstens nicht unangenehm auf.

  • Es stellt sich natürlich ganz allgemein die Frage, wieso man auf verstärkte Wärmedämmung setzt, wenn man gleichzeitig mit der angeblich bis zu 6 Grad reichenden Erwärmung rechnet - und noch nicht einmal dort auf Dämmung verzichtet, wo die Häuser doch sowieso ein Opfer des dramatisch gestiegenen Meeresspiegels werden.

    Das erinnert mich an manche Esoterik-Verlage, die für 2012 den Weltuntergang voraussagen, aber gleichzeitig Werbung zum Verlagsprogramm für 2013 verschicken :thumbup:

  • Das ist zwar rein logisch kein Argument, denn mit dieser Dämmung will man die Erwärmung gerade verhindern. Wichtiger wäre daher, auf die Unsinnigkeit der Vorstellung hinzuweisen, wie marginal der Nutzen von solch wahnwitzigen Denkmalverschandelungen sein wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ist zwar schon etwas älter, habe aber gerade diesen grandios-ätzenden, sehr wahren Artikel über die Deutschen im allgemeinen und Wärmedämmung im speziellen gefunden. In diesem Thread zumindest noch nicht verlinkt:

    Die Burka fürs Haus FAZ-Online

    Kleine Kostproben:

    Zitat

    Die moderne Psychologie hat noch gar nicht analysiert, was es für das Geborgenheitsgefühl bedeutet, wenn das, was Walter Benjamin einmal den Taktsinn genannt hat, das Gefühl für die Haptik und die Vertrauenswürdigkeit der Dinge, so hartnäckig übertölpelt wird. Mit den gedämmten Neubauten vor der Stadt ändert sich das Gefühl für das, was ein Haus ist. Jahrhundertelang war die gemauerte Wand das Solide, die Glasscheibe das Fragile. Man ermahnte Kinder, nicht mit dem Fußball auf die Wohnzimmerscheibe zu zielen, sondern nur gegen die Wand. Heute ist es umgekehrt: Modernes Sicherheitsglas hält es sogar aus, wenn man rückwärts mit dem SUV hineinfährt; die Wärmedämmverbundwand zerfällt schon beim Beschuss mit normalen Fußbällen in unansehnliche Einzelteile. .... Diese pseudosolide Bluff-Architektur ist kein Problem der Vorstädte oder der architektonischen Haltung. Auch die Bauten eines Hans Kollhoff - der immerhin der Traumarchitekt jener Manufactum-Klientel ist, die für einen mundgeblasenen Treppenhaushandlauf so viel ausgeben wie andere für eine vollisolierte Doppelhaushälfte - werfen, wie im Falle seines Hochhauses am Potsdamer Platz, großflächig und unkontrolliert Ziegelsplitter von sich und müssen schon wenige Jahre nach Fertigstellung abermals unter Baugerüsten verschwinden.

    und weiter:

    Zitat

    Die Hysterie des Abschottens

    Die Deutschen haben sich sonderbar leichtherzig von der Solidität ihrer Bauten verabschiedet. Gleichzeitig, und das ist eine fast schon perverse Dialektik, steigt der Hang zur Verpanzerung ins Pathologische. Jedes Kind bekommt mit strengen Worten gesagt, dass es, wenn es sich eine Plastiktüte über den Kopf zieht, keine Luft mehr bekommt und stirbt. Für Häuser gilt im Prinzip das Gleiche. Nichts rein- und nichts rauslassen, Abschottung, Käseglockenideologie: Der Vollwärmeschutz zeichnet schon auch das kollektive Psychogramm einer Gesellschaft, die vor Eindringlingen und Infektionen panische Ängste hat. Allerdings kollidiert genau diese hysterische Abschottung gegen alles, was von außen kommt, mit einer anderen kerndeutschen Urangst: der vor dem Schimmel.

    Das ist das heute schon massenhaft sichtbare Paradox des deutschen Dämmens: Innen bilden sich Pilze, weil die Feuchtigkeit nicht raus kann, draußen schlägt der Specht seinen Schnabel durch die Dämmstoffplatten und baut sich im Styropor ein Nest. Den deutschen Dämmfuror können diese Widersprüche jedoch schon deshalb nicht stoppen, weil sein Charakter der einer messianischen Sendung ist: Am deutschen Dämmstoffwesen soll das Weltklima genesen.

    Geht ähnlich gut weiter. Selten einen das Phänomen von so vielen verschiedenen Seiten beleuchtenden und so schön zu lesenden Artikel zu diesem Thema gesehen...

  • Ich denke auch, dass das ganze eher tiefenpsychologisch zu erklären ist, wobei die deutsche Mentalität zwei recht widersprüchliche Eigenschaften miteinander vereint - einerseits ist man effizient und gut organisiert, andererseits gibt es eine irrationale Komponente, mit dem verklärten Verhältnis zur Natur (der Wald! die Naturheilkunde! und alles rein pflanzlich!) und zur Hysterie neigend.

    In Frankreich ist der Wald eine Ansammlung von Bäumen, die man beseitigen und an anderer Stelle neu anpflanzen kann, und die Natur ist etwas unzivilisiertes, das durch den Menschen gestaltet werden muss. Und Tsunamis kommen im Verständnis der Franzosen tatsächlich eher in Japan vor, während sie in Deutschland gefühlt auch niederbayerische Atomkraftwerke bedrohen.

    In Deutschland ist ein Baum ähnlich wie bei den alten Germanen etwas fast Heiliges und die Natur etwas Mystisches, in der offensichtlich auch ein höheres Prinzip des "ökologischen Gleichgewichts" noch herrscht, das prinzipiell bedroht ist - wie übrigens auch fremde Pflanzen prinzipiell die "sensiblen Ökosysteme" bedrohen, woran grundsätzlich der böse Mensch schuld ist, während die Natur prinzipiell gut ist.

    Gut, ein "ökologisches Gleichgewicht" beruht zwar einfach auf dem allgemeinen Prinzip des Fressens und Gefressenwerdens der eigentlich gar nicht so romantischen Natur und stellt sich unter allen Umweltbedingungen ein, und das "ökologische Gleichgewicht" war vor 15.000 Jahren bei Hamburg unter 200 Metern Eis auch ein anderes als vor 10.000 Jahren, als sich so ganz ohne Mensch die Temperatur um mindestens 8 Kelvin und der Meeresspiegel um etwa 100 Meter erhöht hatten. Außerdem ist die Erde ein eher chaotisches System, das nun rational gesehen nicht um den Menschen gezielt herum gebaut wurde... aber in einem quasi religiös überhöhten Denksystem spielt all dies natürlich keine Rolle.

    Wird einmal ein Problem als solches erkannt, so wird die Logik dann zwar dazu eingesetzt, um es zu beseitigen (aber natürlich nicht auf pragmatische und realistische Weise, sondern im wahrsten Sinne ohne Rücksicht auf Verluste und am besten für alle Zeiten und weltweit), aber nicht, um das ganze Vorhaben auf Realisierbarkeit oder Sinn zu hinterfragen.

    Selbst im Rahmen der Logik (oder Ideologie), die hinter all den Wärmedämmbemühungen steht, müßte einem doch klar sein, daß die in Deutschland verfügbaren Mittel beschränkt sind und daß Aufwand und Ertrag der Dämmaktionen in sehr ungünstigem Verhältnis zueinander stehen, um nicht zu sagen, daß bei einer sachlichen und rationalen Betrachtungsweise die ganze Angelegenheit ziemlich sinnlos ist...

    Damit will ich selbstverständlich nicht sagen, daß Wärmedämmung oder Umweltschutz generell nicht begrüßenswert wären, nur die ideologisierte und quasi-religiöse Umsetzung des ganzen Projekts in seiner ganzen Übertriebenheit ist nun wirklich typisch deutsch. Wie meines Erachtens auch die Grünen als Naturmystiker mit einer stark irrationalen Komponente die deutscheste aller momentan existierenden Parteien sind...

  • Das ganze hat in der Tat etwas von Religion(sersatz), mit allem, was dazugehört (Umgang mit Andersmeinenden oder evtl. "gefährlichen" wissenschaftlichen Erkenntnissen etc.).

    Auch ich denke, dass wir -völlig unabhängig vom Glauben an den menschengemachten Klimawandel- besser mit unseren endlichen Ressourcen umgehen müssen, und eine neue Heizung oder ne Dachdämmung sowie der Verzicht auf überflüssige Autofahrten haben wohl noch keinem geschadet.

    Das Problem sind aber der (ebenfalls wohl sehr deutsche) Furor und die Gründlichkeit, mit der die ganze Chose angegangen wird, ganz aktuell ist ja eine verpflichtende Dreifachverglasung für Neubauten im Gespräch, die den Umweltverbänden natürlich nicht weit genug geht. Dass durch verminderte Sonneneinstrahlung in dreifachverglasten Räumen wesentlich weniger Wärme und Licht in die Räume gelangt, hierdurch also mehr künstliche Beleuchtung und an sonnigen, aber kalten Tagen evtl. sogar mehr Heizen nötig wird, und dass moderne Zweifachverglasung kaum schlechter in ihren isolierenden Eigenschaften ist, wird natürlich ignoriert, ja bekämpft, denn es könnte die ganze Philosophie zum Einstürzen bringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Heinzer (13. April 2012 um 11:49)

  • Da es um Neubauten geht, läßt sich der (nicht sehr viel) geringere Durchlassgrad der Scheiben mit etwas größerer Fensterfläche ausgleichen. Aber auch wenn das nicht gemacht wird, ist die Einsparung wegen des besseren U-Wertes immer noch weitaus höher als der eventuell etwas höhere Energiebedarf in speziellen Situationen. es wir also keineswegs irgendeine Philosophie zum Einsturz gebracht.
    Als Bewohner eines ausgezeichnet funktionierenden (und selbst gerechneten) Passivhauses glaube ich das beurteilen zu können.

    Nichtsdestotrotz bin ich wie die meisten hier der Meinung, daß für historische Bauten andere Maßstäbe gelten müssen.
    Das zumeist deutlich stärker dimensionierte Mauerwerk dieser Gebäude erreicht bekanntlich häufig schon ganz passable Wärmedurchgangswerte. Außerdem handelt es sich in vielen Fällen um Häuser in verdichteter Bebauung. Beides sorgt für geringeren Energiebedarf. Wenn das Dach oder die oberste Geschoßdecke hinreichend gedämmt und vernünftigen Fenster eingebaut sind/werden, kann man meines Erachtens guten (Energiespar-)Gewissens auf weitergehende Maßnahmen verzichten.

    Energetisch problematisch sind z.B. Fachwerkhäuser. Da muß aber (vom Gesetzgeber) einfach ein höherer Energiebedarf akzeptiert werden. Man darf aber nicht vergessen, daß es dann aber auch genügend Menschen geben muß, die das als Bewohner akzeptieren.