• Entschuldige, aber das gehört dazu. Über angebliche "Modernistenverschwörungen" tauschen sich andere Leute hier ja auch aus, und wenn jemand, wie die Grünen, sich soweit von seinen Idealen entfernt, darf und muss ich dazu Stellung nehmen. Bei der "Linken" ist man hier anscheinend weniger zimperlich. Die Art meiner Äußerung ist weder verunglimpfend noch einseitig und von der freien Meinungsäußerung gedeckt. Ich habe ja nicht behauptet die Grünen wollten die Vielweiberei und sie SIND scheinheilig geworden, ja auch ich habe die schon gewählt, damit niemand denkt ich stünde rechts der Mitte.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Um hier nochmal die Luft etwas rauszunehmen, ich gehe mit den Grünen so hart ins Gericht, weil ich mich von ihnen persönlich verraten und enttäuscht sehe. Auf Rot-Grün hatte ich nach der bleierner Kohl-Ära große Hoffnungen gesetzt. Auch in RLP hatte ich, obwohl ich sie nicht gewählt hatte, große Hoffnungen in eine Regierungsbeteiligung gesetzt. Statt dessen musste ich mit ansehen, wie unser Land im Namen grüner Wirtschaft- und Energiepolitik großflächig entstellt wird. Arrogante Äußerungen aus dem Grünen Lager, von wegen wir hätten eh genug Wald, was macht es da, wenn ein paar tausend Hektar für WKAs abgeholzt werden, taten ihr übriges. Gegen die Hochmoselbrücke, ein einziges Skandalbauwerk, tat Frau Lemke nichts, die wird brav gebaut, ich vergaß, Frau Lemke ist ja auch Wirtschaftsministerin.
    Schön, gell?
    http://www.eifelzeitung.de/wp-content/upl…ke_01_49_14.png
    http://bilder3.n-tv.de/img/incoming/c…00/51488903.jpg


    Die Grünen haben in RLP ihre Ideale auf dem Altar der Energie- und wirtschaftslobbyisten geopfert. Das sind nicht mehr die Grünen, die einst gegen den exorbitanten Pestizid- und Insektizid-Einsatz in der Landwirtschaft, für die Renaturierung von zu Gräben verkommenen Gewässern wie der Selz eintraten und erfolgreich eine Autobahn durch den Wasgau verhinderten. Deshalb bin ich so schlecht auf die Grünen zu sprechen. Sie sind nicht gereift, sie haben durch die Regierungsbeteiligung ihre Unschuld verloren und ihre Ideale verraten.
    Ich hoffe der Wähler wird es ihnen vergelten.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • (...) Wieso spart man nicht konsequent Energie ein, wo es nur geht? (...)


    Das ginge dann aber jeden einzelnen Bürger an. Eingeschaltetes Licht in menschenleeren Räumen. Einpennen vor dem laufenden Fernseher,...
    Was man schon allein an Energie und Wasserverbrauch einsparen könnte, wenn es keine privaten Waschmaschinen mehr gäbe. Wenn das Waschen nur den professionellen Wäschereien vorbehalten wäre, würde auch weitaus weniger Waschmittel verwendet werden, weil diese die benötigten Mengen an Wasser/Pulver genau berechnen können.

    Doch es ist ja viel bequemer die Waschmaschine für ein einziges T-Shirt einzuschalten, (und hinterher noch den Trockner) das man gern abends in der Disco tragen möchte.

  • Am Rand der Trier Innenstadt habe ich auch wieder mal ein altes Haus gesehen, das ich um die Zeit von 1850 schätze, was gerade mit dicken Dämmplatten ummantelt und um einen modernen Aufzugturm direkt nebendran erweitert entstellt wird. Das historische Äußere ist dahin. Der Dämm- und Modernisierungswahn ist gerade in Trier ganz, ganz schlimm. :(


  • Was man schon allein an Energie und Wasserverbrauch einsparen könnte, wenn es keine privaten Waschmaschinen mehr gäbe. Wenn das Waschen nur den professionellen Wäschereien vorbehalten wäre, würde auch weitaus weniger Waschmittel verwendet werden, weil diese die benötigten Mengen an Wasser/Pulver genau berechnen können.
    Doch es ist ja viel bequemer die Waschmaschine für ein einziges T-Shirt einzuschalten, (und hinterher noch den Trockner) das man gern abends in der Disco tragen möchte.

    Hehe... grundsätzliche Zustimmung, aber DAS wäre mir im Leben nicht als Beispiel eingefallen. Viel witziger finde ich da die Leute, die bei jeder Wetterlage mit offenem Fenster (und laufender Heizung) schlafen. Oder die, die so ziemlich jede Strecke mit dem PKW fahren (nicht, dass ich etwas gegen PKW hätte, aber alles bis 3 km sollte genausogut mit dem Fahrrad machbar sein).

    Während wir vmtl. in einiger Zeit eine 100%-Stromversorgung aus erneuerbaren Energien hinbekommen, sehe ich es bei Wärme schwierig. Aus diesem Grund ist Wärmeisolierung an sich schon extrem sinnvoll - was mich vielmehr stört ist die Art- und Weise, wie es gemacht wird: Dicke Styroporplatten rundum und angeblich ist alles gut.

    Es geht auch anders: Mein Vater z.B. besitzt ein Haus aus den frühen 30er Jahren mit verzierter Ziegelfassade, nichts besonderes aber recht nett anzusehen. Er selber ist ein überzeugter Umweltschützer und Energiesparer, so dass er in den letzten 25 Jahren massiv am Energieverbrauch gearbeitet hat. Erste Maßnahmen waren doppelt verglaste Fenster, dann eine Dämmung der Dachschrägen von innen, zentraler Holzkachelofen für die Haupträume im Erdgeschoss und neue Haustechnik (Heizung, Rohre etc.). Was ihn total gewurmt hat war jedoch, dass so viel Energie durch die Hauswände (2 Ziegelwände mit Luftschicht dazwischen) verloren ging, so dass er immer wieder mit einer Styropordämmung geliebäugelt hat. Die Lösung war jedoch stattdessen eine andere: Die äußere Fassade wurde mit einer Vielzahl von kleinen, kaum auffallenden Bohrungen versehen und in die Zwischenschicht ein Dämmmaterial auf Gesteinsbasis eingebracht (genauer kenne ich mich da leider nicht aus). Das Ergebnis: Eine merkbar bessere Dämmung und das Haus sieht trotz aller Maßnahmen von außen immer noch genauso aus, wie vor Beginn der Sanierung. Wesentlich günstiger war es auch. Leider habe ich keine detaillierten Informationen, für mich war es jedoch ein Zeichen, dass es auch andere wirksame Lösungen gibt, die das Äußere nicht beeinträchtigen und auch nicht so giftig und brandgefährlich sind. Ist natürlich für Fachwerkhäuser nicht so geeignet, aber eine Vielzahl von Altbauten könnte man so wirksam dämmen - und mit neuer Dreifachverglasung gleichzeitig auch wieder Sprossenfenster einbringen :)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das ginge dann aber jeden einzelnen Bürger an. Eingeschaltetes Licht in menschenleeren Räumen. Einpennen vor dem laufenden Fernseher,...
    Was man schon allein an Energie und Wasserverbrauch einsparen könnte, wenn es keine privaten Waschmaschinen mehr gäbe. Wenn das Waschen nur den professionellen Wäschereien vorbehalten wäre, würde auch weitaus weniger Waschmittel verwendet werden, weil diese die benötigten Mengen an Wasser/Pulver genau berechnen können.

    Doch es ist ja viel bequemer die Waschmaschine für ein einziges T-Shirt einzuschalten, (und hinterher noch den Trockner) das man gern abends in der Disco tragen möchte.

    Das wäre die schlimmste Öko-Diktatur, die ich mir vorstellen kann. Das mit der Wassereinsparung wäre übrigens nicht besonders hilfreich. Die Abwasserleitungsquerschnitte sind in Deutschland nicht für einen geringen Wasserverbrauch ausgelegt und die Rohre würden sich zusetzen. Sie müssten regelmäßig gespült werden, dadurch wäre nichts gewonnen. Darüber hinaus sparen technische Geräte heute schon viel Energie und sind mit den Energiefressern vor 20 Jahren nicht mehr zu vergleichen. Das wäre als würde man ein Auto aus den 50ern mit einem von heute gleichsetzen. Auch denke ich, dass das Bewusstsein so ist, dass die Menschen freiwillig bereit sind Energie zu sparen, wenigstens die intellektuell nicht minderbemittelten. Bei den Strompreisen glaube ich ehrlich gesagt auch nicht, dass jemand wegen einem T-Shirt Waschmaschine und Trockner anschmeißt. :lachen:

    Booni
    Solche Öko-Schmutzfinken gibt es bestimmt, aber kennst Du so jemand? Das einzig gute an den hohen Energieposten ist, dass Menschen sich solches Verhalten nicht mehr leisten können, eine Art Erziehungsmaßnahme sozusagen. Was dein Vater da gemacht hat ist eine von vielen Möglichkeit. Es gibt auch noch die Möglichkeit der Innendämmung. Man verliert da zwar ein paar Quadratmeter Wohnfläche, bei einer 2ten Wand innen an den Außenwänden ist der Effekt allerdings eher marginal, der Effekt für die Außenwirkung ist aber phänomenal.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Heute ist mir im Nachbarort dieses frisch gedämmte ältere Bauerhaus aufgefallen. Ist das nicht eine nette Alternative zur Standard-WBS-Fassade? Was meint Ihr?

    Die ganze Fassade mit barock anmutender Lüfterlmalerei aufgehübscht, Sockelzone aufgemalt, die Fensterlaibungen abgerundet, ebenso die Hausecken und noch witzig plazierte Tierchen in die Architekturillussion gesetzt. Na gut, über die künstlerische Begabung des Malers läßt sich diskutieren, aber es ist der Wille zu erkennen die öde Wärmedämmfassade liebevoll zu verschönern und zusätzliche Kosten nicht zu scheuen.
    An den Details erkennt man halt wieder die Schwächen des WBS: überstehende Sockelzone, arg bedrängte Eingangstüre und alles wirkt zu künstlich... aber wie gesagt, ich erkenne hier gestalterischen Willen! Ein Schritt in die richtige Richtung.
    Unter den Dämmplatten sind im übrigen massive Fenstergewände und vorkragende Fenstersimse aus Sandstein verschwunden.
    Hm, und Sprossenfenster wären halt noch was gewesen. Aber irgendwie ist heutzutage der Sinn für Gesamtwirkungen weitverbreitet abhanden gekommen!

    Fotos: eigene

  • Danke für die Fotos, in der Tat hat man hier versucht, die optisch verheerende Wirkung eines nachträglich installierten WDVS zu lindern, indem dem Gebäude ein neuer Charakter aufgemalt wurde. Aber wie du richtig erkennst, die Schwächen bleiben. Etwas mehr hätte es ruhig sein können, indem man wenigstens Styroporprofile für die Fenstergewände nutzt und so eine deutlichere Textur der Fassade erzeugt.
    Aber auch dieses Beispiel zeigt: WDVS ist ein städtebaulicher Supergau, da nicht nur - wie bei den früheren Entstuckungswellen - Details und Schmuck verloren gehen, sondern zusätzlich noch die gesamten Proportionen, Gliederungen durch Fensterformate usw. gleich mit weg sind. Vor diesem Hintergrund wirkt die Fassadenmalerei eher hilflos. Wer einen Blick für Architektur hat, den werden die aufgemalten Katzen, Schnecken und Sockelsteine nicht ersatzweise befriedigen. Dennoch wäre ich dafür, WDVS-Fassaden wenigstens durch Farbfelder und gekonnt gesetzte Details etwas aufzuhübschen, damit es nicht ganz so armselig trist wirkt.

    Hast du denn ein Vorher-Foto?

  • Nein, ein Vorher-Foto habe ich leider nicht. Aber es handelt sich bei diesem Haus um einen Standardbautypus , schätze mal um 1900 oder auch noch 20iger Jahre!? Gemauerter Ersatz der vorher typischen Breisgauer Fachwerkhäuser von denen viele noch Baudaten um 1780 an den Eckpfosten verzeichnen . Aber in der Straße gibt es noch weitere dieser Steinhäuser, die (noch) nicht gedämmt sind. Bei Gelegenheit kann ich zum Vergleich noch Fotos davon machen.

  • Irgendwie wirkt das obige Beispiel, als wenn man einer Elephantiasis durch Schminken begegnen wollte...

    Hier mal wieder Alltägliches.

    Prenzlauer Berg, Senefelderstraße N°3, blockständiger, entstuckter Altbau - wird nicht verschönert, sondern ca. 15 cm tief in Ölschaum gepackt.

    Die bestehende Wandstärke ist ersichtlich, ebenso, wie tief die Fenster versinken.

    Zum Kotzen, dass das alle mitbezahlen dürfen; "unsere" KfW schießt dazu wie nie. :boese:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Heute ist mir im Nachbarort dieses frisch gedämmte ältere Bauerhaus aufgefallen. Ist das nicht eine nette Alternative zur Standard-WBS-Fassade? Was meint Ihr?

    Die ganze Fassade mit barock anmutender Lüfterlmalerei aufgehübscht, Sockelzone aufgemalt, die Fensterlaibungen abgerundet, ebenso die Hausecken und noch witzig plazierte Tierchen in die Architekturillussion gesetzt. Na gut, über die künstlerische Begabung des Malers läßt sich diskutieren, aber es ist der Wille zu erkennen die öde Wärmedämmfassade liebevoll zu verschönern und zusätzliche Kosten nicht zu scheuen.
    An den Details erkennt man halt wieder die Schwächen des WBS: überstehende Sockelzone, arg bedrängte Eingangstüre und alles wirkt zu künstlich... aber wie gesagt, ich erkenne hier gestalterischen Willen! Ein Schritt in die richtige Richtung.
    Unter den Dämmplatten sind im übrigen massive Fenstergewände und vorkragende Fenstersimse aus Sandstein verschwunden.
    Hm, und Sprossenfenster wären halt noch was gewesen. Aber irgendwie ist heutzutage der Sinn für Gesamtwirkungen weitverbreitet abhanden gekommen!

    Fotos: eigene

    Du meine Güte! :schockiert::blink: Bei dem armen Haus hat der Eigentümer falsch gemacht, was nur zum falsch machen geht... verzinkte, ungestrichene Geländer, eine Außen(!)-Spindeltreppe, Plastikfenster ohne Sprossen, das Dachfenster zu nah am First, statt Fensterläden sieht man nun überall nachträglich eingefügte Rollädenkästen, das unvermeidliche WDVS, den Vorgarten weiß zugekieselt und mit einem mickrigen, höchstwahrscheinlich nicht der hiesigen Vegetation entstammenden Unkraut im Betonkübel "dekoriert" als grünes Feigenblatt am Haus, dazu schaut an allen Ecken und Enden Plastik raus, die Treppe mit diesem allerorts auftauchenden hässlichen grau-weiß-schwarzen hochglänzdem Granit verkleidet, der Hof mit Betonsteinen gepflastert, der Balkon mit weißen Plastik/Metallplatten verkleidet... und als i-Tüpfelchen noch die Satellitenschüssel und die Solaranlage - et voilà - die unmittelbare Umgebung des Hauses ist mit Hilfe von Baumarkt-Hochglanzkatalog-Schrott stubenrein geworden (zumindest für das nächste Jahr, bis die ersten Algen und Schimmelflecken auf diesem Plastikungetüm auftauchen, andererseits wird für dieses Problem dann schon der Kärcher bereitstehen).

    Darüber noch ein bisschen Kitschsauce gegossen in Form dieser Malerei (was soll diese eigentlich darstellen? Säulen? Was mutet daran barock an?) Sorry, aber das ist für mich kein Schritt in die richtige Richtung, sondern Ausdruck - und das meine ich gar nicht böse - absoluter Geschmacklosigkeit in seiner reinsten Form. Bemerkenswert ist vielleicht, dass der Bauherr wohl seinem tief verschütteten Gefühl, dass sich hier die Proportionen mit dieser Plastikorgie in jeglicher Hinsicht verschoben haben, Ausdruck verliehen hat, dann aber alles noch schlimmer macht und mit dieser Malerei noch eins oben drauf setzt.
    Da hat's wohl im örtlichen Baumarkt 50% auf alles außer Tiernahrung gegeben, und für Papa Hinterhuber, begeisterter Hobbyheimwerker, war Großkampftag...
    Mit dem zum Fenster hinausgeschmissenen Geld hätte man wahrscheinlich eine erstklassige Sanierung mit nachhaltigen Materialien und einer nachhaltigeren Optik hinbekommen.

    Dieser Anblick lässt einen nicht nur ob der derzeitigen Temperaturen frösteln. Unser Dorf soll hässlich werden. :augenrollengruen:

  • Dämmung mal ganz anders! Die Alternative? (...)


    Diese Überschrift ist aber ganz schön irreführend. Ich hatte mich schon fast über ein neuartiges, stadtbildschonendes, Wärmedämmsystem gefreut. Stattdessen kommen nur Bilder von bemalten Standard Styroporplatten. Wie "Thommystyle" schon sagt, nach kürzester Zeit werden diese Malereien von unansehnlichen Schimmelflecken ergänzt. Wenn es so weit ist, würde ich gern nochmal Bilder sehen. :biggrin:

  • Du meine Güte! :schockiert: :blink: Bei dem armen Haus hat der Eigentümer falsch gemacht, was nur zum falsch machen geht... verzinkte, ungestrichene Geländer, eine Außen(!)-Spindeltreppe, Plastikfenster ohne Sprossen, das Dachfenster zu nah am First, statt Fensterläden sieht man nun überall nachträglich eingefügte Rollädenkästen, das unvermeidliche WDVS, den Vorgarten weiß zugekieselt und mit einem mickrigen, höchstwahrscheinlich nicht der hiesigen Vegetation entstammenden Unkraut im Betonkübel "dekoriert" als grünes Feigenblatt am Haus, dazu schaut an allen Ecken und Enden Plastik raus, die Treppe mit diesem allerorts auftauchenden hässlichen grau-weiß-schwarzen hochglänzdem Granit verkleidet, der Hof mit Betonsteinen gepflastert, der Balkon mit weißen Plastik/Metallplatten verkleidet... und als i-Tüpfelchen noch die Satellitenschüssel und die Solaranlage - et voilà - die unmittelbare Umgebung des Hauses ist mit Hilfe von Baumarkt-Hochglanzkatalog-Schrott stubenrein geworden (zumindest für das nächste Jahr, bis die ersten Algen und Schimmelflecken auf diesem Plastikungetüm auftauchen).

    Ich glaube man darf dich nicht durch eine durchschnittliche deutsche Wohnsiedlung gehen lassen, du würdest wohl kollabieren. Sowas ist leider alltägliche Realität und wirklich nicht das schlimmste vom schlimmen, eigentlich ziemlich harmlos. Man kann an dem durchschnittlichen Geschmackstod der Menschen schon verzweifeln...

  • Piefigkeit und schlechten Geschmack gab es immer. Nur haben sich die Beispiele aus der Vergangenheit zum Glück in den wenigsten Fällen erhalten. Ähnlich wird es den Spritzgußsäulen-, Terracottalöwen- und Glanzdachziegel-Verirrungen der Gegenwart ergehen.

    Falls es den Zeitgenossen nicht tröstet, daß es auch früher nicht besser war, hilft vielleicht der Blick zu den Nachbarn: Die kleinen Bilderbuchstädte in Frankreich, Italien, Alt- und Neu-England, die uns so deutlich vor Augen stehen, sind auch nur die Ausnahme. Abseits der Touristenrouten dominieren PVC-Zäune, Strip-Malls und experimentelle Fassadenfarben.

  • Ich habe gerade erst mal nachgeschaut, was Strip-Malls sind. Ich dachte, da wird eine Strip Show als Showevent für die Shopper geboten. Jetzt habe ich wieder was dazugelernt... :lachentuerkis:

  • Irgendwie wirkt das obige Beispiel, als wenn man einer Elephantiasis durch Schminken begegnen wollte...

    Ein herrliches Bonmot! Genauso ist es! Das Problem wird unter einem hübschen Anstrich verborgen, das Styroporproblem bleibt. Ich denke nicht, dass es ein Vorher-Foto braucht. Ich kann mir fast vorstellen, dass das alte Haus vorher ein typisches Verschlimmbesserungsopfer der 70er war. Es gibt auch hier genügend Beispiele, wo Häuser rein optisch durch die Dämmung sogar gewonnen haben, weil der Besitzer ein Mindestmaß an Geschmack bewiesen hat und das Haus sogar näher an sein ursprüngliches Erscheinungsbild herangeführt hat, sei es durch den gleichzeitigen Anbau von Fensterbänken aus Sandstein oder Sprossenfenster, wo früher keine waren.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Abseits der Touristenrouten dominieren PVC-Zäune, Strip-Malls und experimentelle Fassadenfarben.

    Leider auch der Gammel. Gerade Lothringen ist da so ein Beispiel. Das lothringische Forbach kann es an Hässlichkeit mit jeder vergleichbaren Kleinstadt in Deutschland aufnehmen.
    http://de.academic.ru/pictures/dewik…adtForbach2.JPG

    Gleiches gilt für Freyming:
    http://plang.fr/circon_photo/Freyming800.jpg

    Dieuze:
    http://www.la-providence-dieuze.com/tl_files/provi…ws/batiment.jpg

    Ebenso Yutz,
    oder viele kleine Orte wie Königsmacker, Cattenom, Creutzwald, Carling, Guentrange:
    http://www.noury-associes.fr/medias/habitat….jpg?v=20130430
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/Carling_église_Saint-Gérard_rue_Principale.jpg
    http://www.creutzwald.info/blog/public/Fe…musique---1.jpg

    etc.

    Die scheußliche DECAUX-Straßenmöbel, die von der Bushaltestelle, über das Straßenschild bis zu der Beleuchtung alles beinhalten, sind in Frankreich geradezu epidemisch verbreitet. Die oft bizarren Farben tun ihr übriges.

    So sehen leider viele Teile Frankreichs aus.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

    Einmal editiert, zuletzt von Pfälzer Bub (23. Februar 2015 um 10:09)

  • @ tommystyle: Köstlich zusammengefasst! Ich finde das Ergebnis auch nicht schön, aber akzeptabel, weil irgendwo durch Gestaltungswillen gekennzeichnet, durch die Fassadenmalerei. Aber mal im ernst, das deutsche Durchschnittsdorf sieht genau so aus, nur ohne die Malereien. Alles Plastik, wenn Natur, dann diese Granitplatten. Selbst der garten wird reduziert auf das Kieselbett mit den Saisonpflanzen vom Obi in Töpfen.

    Ich sehe das wie atticus: In 50 Jahren steht da etwas völlig anderes, denn das Gebäude ist weder schön und daher erhaltenswert, noch ist es sanierfähig weil so irre verbastelt. Und mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es leider jetzt schon ein Totalverlust, auch wenn darin wohl zufriedene Leute leben könnten.

  • Heute ist mir im Nachbarort dieses frisch gedämmte ältere Bauerhaus aufgefallen. Ist das nicht eine nette Alternative zur Standard-WBS-Fassade? Was meint Ihr?

    Die ganze Fassade mit barock anmutender Lüfterlmalerei aufgehübscht, Sockelzone aufgemalt, die Fensterlaibungen abgerundet, ebenso die Hausecken und noch witzig plazierte Tierchen in die Architekturillussion gesetzt. Na gut, über die künstlerische Begabung des Malers läßt sich diskutieren, aber es ist der Wille zu erkennen die öde Wärmedämmfassade liebevoll zu verschönern und zusätzliche Kosten nicht zu scheuen.
    An den Details erkennt man halt wieder die Schwächen des WBS: überstehende Sockelzone, arg bedrängte Eingangstüre und alles wirkt zu künstlich... aber wie gesagt, ich erkenne hier gestalterischen Willen! Ein Schritt in die richtige Richtung.
    Unter den Dämmplatten sind im übrigen massive Fenstergewände und vorkragende Fenstersimse aus Sandstein verschwunden.
    Hm, und Sprossenfenster wären halt noch was gewesen. Aber irgendwie ist heutzutage der Sinn für Gesamtwirkungen weitverbreitet abhanden gekommen!

    Fotos: eigene

    Ich musste eben erstmal schauen, ob heute der 1. April ist. Das Haus wirkt auf mich wie eine auf jung und sexy geschminkte Mumie - dick eingepackt, und damits nicht ganz so furchtbar aussieht, hinterher versucht aufzuhübschen, was aber voll in die Hose gegangen ist. Eh man so eine traurige Parodie auf historische Bauten fabriziert, dann lieber einheitsgrau.

  • Ich glaube man darf dich nicht durch eine durchschnittliche deutsche Wohnsiedlung gehen lassen, du würdest wohl kollabieren. Sowas ist leider alltägliche Realität und wirklich nicht das schlimmste vom schlimmen, eigentlich ziemlich harmlos. Man kann an dem durchschnittlichen Geschmackstod der Menschen schon verzweifeln...

    Oh ja. Ich erinnere mich an ein Neubaugebiet, bei dem vor einer beliebigen, recht großen Klinkerkiste ein Säulenportikus stand, dem man direkt ansah, dass er aus einem dieser unsäglichen Fertigteilkataloge stammte. Passte etwa so gut wie eine Rolls-Royce-Motorhaube auf ne Ente oder nen Käfer - geht zwar, taugt aber nur als Witz.