Berlin - Reichstagsgebäude und Spreebogen

  • @Kaoru:
    Von den Bahntunnels schrieb (schwieg) ich aber doch?
    Es könnte sich aber in der Tat um vollgelaufene Grabungen für selbige handeln.
    Das Luftbild in größer und besserer Auflösung

    Fusajiro:
    Der "Vor-Hitler-Zustand" (also vor 1938) des Königsplatzes und des Spreebogens war dieser:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Zum Abschluss diese wunderbare Perspektive des Reichstagsgebäudes:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn man sich endlich dazu entschließen könnte, das unterirdische Besucherzentrum für den Bundestag zu bauen, könnte das eine Umgestaltung des Platzes anregen.

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • Wenn man sich endlich dazu entschließen könnte, das unterirdische Besucherzentrum für den Bundestag zu bauen, könnte das eine Umgestaltung des Platzes anregen.

    Da könnte man doch - bitte nicht lachen - eventuell bereits vorhandene unterirdische Räumlichkeiten wie Tunnel verwenden? Habe diverse Örtlichkeiten in Filmen gesehen, mit etwas Geld und Willen wäre doch da was machbar, oder? Die Tunnel sahen in den Filmen ziemlich intakt und ausbaufähig aus. Aber sie entstanden ja unter Adolfs Zeiten und da müssen diese ja vergessen werden.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ich hab da eine Frage wegen dem ersten Bild von Vulgow, dass den Reichstag im August 1939 darstellt. Wurde neben dem Reichstag damals bereits mit den Bauarbeiten für ein weiteres Gebäude begonnen?

  • das sieht aber mehr wie Abriss aus - weiß aber nicht , welches Gebäude dran glauben mußte

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Das gesamte Alsenviertel nördlich des Reichstages bis zur Spree wurde abgerissen, bis auf die Schweizer Botschaft von Friedrich Wilhelm Hitzig (steht heute noch) und das Generalstabsgebäude:

    Hier mal ein paar Übersichten:


    Hier sieht man die Schweizer Botschaft besser, das zweite Gebäude von rechts:


  • Boa, wie schön das alles war!!! Welch' eine Gestaltungslust für Plätze, für wirkliche Plätze da rüber kommt. Diese Symmetrie und Inszenierung, verwoben mit der Pflanzung von Bäumen und Blumenrabatten, denkmälern und Brunnenanlagen. Größe und Selbstbewußtsein und einen Sinn für das Schöne ausstrahlend. Welch' eine Ödnis heutzutage. Doch die Zerstörung begann schon vor dem Krieg, wie wir wissen. Wenigstens ist der Tiegarten wieder üppig hochgewachsen.
    Ein ungestalteter Platz vor dem Parlament einer Republik auf dem nicht einmal das Einheitsdenkmal installiert werden soll... . Das läßt tief auf deren Zustand schließen.
    Nun ja, wo nichts ist, kann noch was werden!

  • Ein ungestalteter Platz vor dem Parlament einer Republik auf dem nicht einmal das Einheitsdenkmal installiert werden soll... . Das läßt tief auf deren Zustand schließen.

    So ist es, ein Staat der gelernt hat in Duldungsstarre zu "existieren" bringt eben nur Ödnis, Waschmaschinenkanzlerämter und Bauklötzchen hervor. <X

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • ...ich finde leider gerade keine Bilder davon, aber wenn ich mich nicht täusche gab es doch vor der letzten Umgestaltung recht ansehnliche Blumenbeete die den Platz flankierten, da wo jetzt diese komischen Hecken stehen. Das sah doch recht hübsch und stilvoll aus, dürfte nicht übermäßig teuer sein, wirkt nicht übertrieben aber dennoch angemessen.

    Ja, das ist doch mal ein "finanziell umsetzbarer" und konstruktiver Vorschlag. :) Es gäbe sicher viele, sinnvolle Ansätze dieses Areal ein wenig "hübscher" (ja, keine objektive Kategorie, ich weiß...) zu gestalten, oder zumindest überhaupt so eine Art ästhetischen Gestaltungswillen zu zeigen. Aber für Bundespolitiker, die sich teils heute noch nicht so recht "wohlzufühlen" scheinen in Berlin und die in zweiter Generation bereits Bonn nachtrauern oder sonstige Vorbehalte gegen die Bundeshauptstadt haben, wäre vielleicht sogar dieses Nachdenken wohl schon zuviel verlangt. Wie auch immer: Ich fürchte, eine gärtnerische Gestaltung mit Blumenbeeten o. ä. würde letztlich daran scheitern, dass diese mit hübscher Regelmäßigkeit niedergetrampelt würden. Von achtlosen Passanten, Touristen, vorbeilatschenden Parlamentariern und ihrem Tross, oder Journalisten bzw. ähnlichen Leutchen, denen ebenfalls "ein paar Blümchen" nix wert sind. Dennoch finde ich Kaorus Idee gut. Mir wäre es eine Freude für die Augen am Platz der Republik ein bischen mehr "Farbe" wiederzufinden.
    Ansonsten: Ja, kaum zu glauben, aber den "Königsplatz" haben nicht die Bomben des Krieges sondern wie so schön auf den Fotos von Vulgow zu sehen ist, die Nazis für ihren Größenwahn "geschreddert". Widerlich. Das einzig Gute, was dabei herauskam ist eben die Erhöhung der Siegessäule und deren nicht so recht kritisierbare Versetzung an den Großen Stern. Ich gestehe, ich finde ihre Platzierung dort bis heute recht gelungen.

  • Ich fürchte, eine gärtnerische Gestaltung mit Blumenbeeten o. ä. würde letztlich daran scheitern, dass diese mit hübscher Regelmäßigkeit niedergetrampelt würden. Von achtlosen Passanten, Touristen, vorbeilatschenden Parlamentariern und ihrem Tross, oder Journalisten bzw. ähnlichen Leutchen, denen ebenfalls "ein paar Blümchen" nix wert sind.

    Na um den Reichstag herum ist doch schon immer ein ziemliches Polizeiaufgebot. Da können die doch auch noch auf die Blümchen aufpassen. Wer mutwillig reinläuft hat ne Anzeige wegen Sachbeschädigung und muß den Schaden ersetzen, so einfach. In meinem Vorschschlag gehts ja nur um ein paar Rabatten links und rechts des Platzes, vielleicht noch in der Mitte etwas und nicht darum den Menschen die ganze Wiese als öffentlichen Raum wegzunehmen und wenn man nicht gar zu blind, zu trampelig oder zu betrunken ist (was zugegeben für Bundestagsabgeordnete schwer ist, diese drei Kriterien zu erfüllen) dann kann man auch um solche Beete herummanövrieren.

  • @'Kaoru

    Dein Wort in Gottes Ohr. Das Problem ist meiner Meinung nach noch ein anderes. Vor einigen Jahren war ich im Hochsommer an der Wiese beim Reichstag. Die Rasenfläche war mit sehr, sehr vielen Menschen besetzt. Manche grölten und proleteten herum, es war auch reichlich Alkohol im Spiel. Auch hinterließen diese Leute jede Menge von Abfall. Meiner Schätzung nach bestand die Mehrzahl der auf der Wiese lagernden Personen aus türkischen Großfamilien, die dort Picknick machten. Viele davon hatten sog. "Feuergruben" ausgehoben, in denen sie bei lautstarkem Palaver auf offenem Feuer das mitgebrachte Fleisch brieten und um welche sie sich lagerten. Der Qualm zog überall in Schwaden umher und ich mit meinem Asthma bekam Probleme beim Atmen. Mir kam das Ganze wie ein einziger Alptraum vor.

    Nun weiß ich ja nicht, wie es heute im Sommer dort zugeht, gehe aber zunächst mal davon aus, dass sich an der Situation nichts wesentlich verändert hat. Hat man solche Zustände von seiten des Staates aber jahrelang hingenommen, so sehen die Leute in ihrem Tun nichts Verwerfliches. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass diese Personen ihre "Sondernutzung" der Wiese vor dem Reichstag inzwischen als ihr ureigenstes Gewohnheitsrecht betrachten. Das, nach jahrelanger Duldung, dann aus der Köpfen der Leute herauszubekommen und diese Zustände nachhaltig zu ändern, halte ich für nur sehr schwer möglich, und falls je, dann nur mit permanenter starker Polizeipräsenz vor Ort. Die Polizisten sollen aber in erster Linie auf andere Bedrohungen und auf das Reichstagsgebäude achten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (12. Februar 2016 um 22:53)

  • Villa1895:

    Das Grillen im Tiergarten wurde vor einigen Jahren verboten, das schloss auch die Wiese vor dem Reichstag ein. Die Polizei kontrollierte das an den Wochenenden zu Pferde und das Verbot wurde dann auch mit Hilfe des zezirklichen Ordnungsamtes durchgesetzt. Man wich in andere Anlagen aus. Ich kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass das auch diesen Sommer respektiert wird, aber ich gehe davon aus.

    Ich war einmal in Istanbul und war überrascht, dass in den so genannten Park überall gegrillt wurde und von 'grün' nichts zu sehen war, anscheinend haben unsere ausländischen Mitbürger das so gesehen wie in ihrer Heimat.

    Aber es waren vor einigen Jahren auch jede Menge Deutscher unter den Lagernden im Tiergarten. Wennso etwas erst einmal einreisst ist es schwer zu stoppen.

  • Na um den Reichstag herum ist doch schon immer ein ziemliches Polizeiaufgebot. Da können die doch auch noch auf die Blümchen aufpassen. Wer mutwillig reinläuft hat ne Anzeige wegen Sachbeschädigung und muß den Schaden ersetzen, so einfach. In meinem Vorschschlag gehts ja nur um ein paar Rabatten links und rechts des Platzes, vielleicht noch in der Mitte etwas und nicht darum den Menschen die ganze Wiese als öffentlichen Raum wegzunehmen und wenn man nicht gar zu blind, zu trampelig oder zu betrunken ist (was zugegeben für Bundestagsabgeordnete schwer ist, diese drei Kriterien zu erfüllen) dann kann man auch um solche Beete herummanövrieren.

    Ja, grundsätzlich befürworte ich an dieser Stelle fast alles, was zu einer kleinen "Augenentspannung", zur Gestaltung und optischen "Auflockerung" beiträgt. In der Hoffnung, dass solche gestalterischen Maßnahmen, von denen Blumenrabatten o. ä. ein willkommenes Element wären, dann auch beschützt und vom Publikum, das glücklicherweise wie von "Spreetunnel" (sorry, ich muss mich erst an unsere clandestinen Decknamen gewöhnen, weil ich noch neu bin) richtig bemerkt, nicht mehr aus den grillenden und Fussball-spielenden Familienclans besteht, respektiert würde. Das Einzige, was ich einfach nicht akzeptieren mag, ist die öde, weite Rasenfläche, die dem einstigen Gestaltungswillen für diesen Platz, der selbst und gerade im Kaiserreich deutlich erkennbar war, Hohn spricht.

  • Nochmal, weil's so schön ist.

    Und dann endlich mal ein detailliertes, großformatiges Bild der nach dem Krieg zerstörten Germania-Figurengruppe (Reinhold Begas).
    Bildquelle jeweils: http://www.bildindex.de

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    (Immanuel Kant)

  • Immer wieder bedrückend daran zu denken, wie viel auch im Innern nach dem Krieg noch erhalten war. Da merkt man erstmal was für ein Koloss dieses Gebäude ist bzw. war. Schließlich wurde es ordentliche unter Beschuss genommen und auch im Innern fanden Kämpfe statt.

    Für einige die es noch nicht kennen würde ich den Film "Die Spur führt nach Berlin" aus dem
    Jahr 1952 empfehlen. Die Schlusszene bzw. der "Showdown" wurden in der Ruine des Reichstags
    gedreht. Imposante Bilder der damals noch weitgehend erhaltenen
    Innenarchitektur.


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    ab ca. 1h 20min

  • da war wirklich noch einiges erhalten, hätte man unter anderen Vorrausetzungen sicherlich rekonstruieren können, hätte man... huh:)
    Endlich mal ein genaueres Bild der Germania vom Giebel, habe ich schon lange gesucht und bin leider noch nicht fündig geworden. Schade, das dieses Figurenensemble nicht erneut aufgestellt worden ist - es fehlt auf dem Giebel. Würde sicher auch eine Attraktion werden, da man jetzt auch ziemlich nahe ran könnte. Platz wäre ja da, meinetwegen auch mit Kommentar über Germania an sich. Ebenso vermisse ich die Herolde (ähnlich/gleich derer in Bremen am Rathaus, die ja auch mal auf dem Reichstag standen) und anderes Getier auf dem Reichstagsdach (Adler und andere)Gibt es da auch Bilder von?

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    Einmal editiert, zuletzt von kaffeesachse (15. März 2016 um 18:41)

  • Nun habe ich doch etwas gefunden, für mich sehr überraschend, wie relativ gut erhalten die Figurengruppe nach 45
    noch war. Auch im Westen gab es offenbar Bilderstürmerei...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
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    2 Mal editiert, zuletzt von kaffeesachse (4. Mai 2016 um 15:17)

  • Germania und Herolde als Globetrotter


    Vielleicht ist es hier nicht bekannt, aber die Germania vom West – und die Herolde vom Ostportal des Reichstages waren teils als Original, teils als verkleinerte Kopien Bestandteil der deutschen Pavillons auf den Weltausstellungen von 1893 und 1900 !
    Die Germania wurde zur ‚World Columbian Exposition’ im Chicago 1893 über den großen Teich geschippert und kam dort im von Deutschland gestalteten Bereich der gigantischen Halle im Jackson Park zur Aufstellung. Und zwei Kopien der Reichstagsherolde bewachten den Eingang zur deutschen Abteilung der Expo 1900 in Paris. Diese beiden letzteren sind allerdings – bis zu Ihrer Sanierung 2005 – 2007 – niemals in Berlin gewesen, sondern wurden direkt nach Ende der Ausstellung nach Bremen gebracht.

    Abbildung 01
    Die deutsche Sektion in der Kunstausstellungshalle im Chicagoer Jackson Park 1893. Links im Hintergrund – auf dem Triumphbogen-artigen Unterbau – die originale Germania. Die drei schmiedeisernen Tore wurden übrigens später von Wilhelm II. erworben und schmückten seither die Zugänge zum Park von Sanssouci (das mittlere große war am Obeliskenportal aufgestellt, wurde aber schon in den 1930er Jahren wieder entfernt; die anderen beiden sind bis heute in der Nähe des Neuen Palais erhalten – eins trägt meines Wissens den Namen Posttor).

    Abbildung 02
    Hier ist die Germania noch etwas deutlicher zu sehen.

    Abbildung 03
    Der Eingang zur deutschen Sektion im Kunstausstellungsgebäude auf der Expo 1900 in Paris. Die beiden – späteren – Bremer Herolde flankieren den Eingang.