Sankt Veit an der Glan (Galerie)

  • Im Zuge meines Urlaubs hab ich mir mal St. Veit an der Glan angeschaut, da im Autoatlas St. Veit als "sehenswert" eingestuft wurde:

    Es liegt ca 20 Km nörlich von Klagenfurt, ist benannt nach heiligen Vitus aus Sizilien, der unter Kaiser Diokletian den Märtyrertod starb.

    Gegründet angeblich um 901 nach der siegreichen Schlacht gegen die heidnischen Ungarn!

    1199 Markt

    Dann Herzogstadt der Spannheimer - einem aus dem Rheinland stammendem Adelsgeschlecht, mit florierendem Hofleben - Walther von der Vogelweide und Ulrich von Lichtenstein.

    Die älteste Münze mit deutscher Aufschrift ist der "St. Veiter Pfenning"

    Ab 1335 war St. Veit in habsburgischem Besitz und spielte somit politsch kaum mehr eine Rolle, konnte sich aber als florierende Handels- und Bergbaustadt behaupten!

    Mit dem Eisenbahnanschluß im 19. Jh erhielt St. Veit wieder an Bedeutung und verzeichnete einen Bevölkerungszuwachs auf heute fast 14.000 EW.

    Wenn man vom Süden auf den Stadt zufährt liegt sie in einer wünderschön eingebetteten Landschaft. Leider wie so oft durchfährt man aber dann groß ausgedehnte Betriebsgelände und Minihochäuser der 70iger Jahre. Fast wollte ich schon umdrehen, doch der Blick aus dem Parkhaus gab Anlaß zur Hoffnung:


    Die Stadtmauer aus dem 15. Jhd ist auf einer Strecke von 1 km erhalten


    von der Ossiacherstraße aus gelangt man in die enge dunkle Botengasse - links

    und von da schauen wir in die Höfe des hellgelben und grauen Hauses - rechts:


    das gelbe: typischer mit Arkaden versehener Hinterhof

    das nächste Hofbeispiel ist leíder nicht sehr gepflegt, aber würde wahrscheinlich viele Geheimnisse preisgeben , wenn man unter den vielen Pustschichten graben würde:

    über einen engen Durchgang erreicht man den Herzog Bernhard Platz , der eigentlich eine breite seit den 90igern aus Stahl und Glas überdachte Einkaufsstraße ist - kein Foto, da kaum spiegel- und blendfrei zu fotographieren ist!

    Gegenüber des engen Druchgangs der Botengasse befindet sich der Kirchenplatz mit


    Pfarramt - links - Karner - Mitte - Stadtpfarrkirche rechts angeschnitten


    Decke des romanischen Rundkarners aus dem 12 Jhdt.


    und alter Grabplatte?


    Pfarrkirche - dreischiffige spätromanische Pfeilerbasilika aus dem 13. Jhdt

    um Sie zu betreten muß man um sie herumlaufen,

    um ans Westportal mit seinen Knospenkapitellen und Bogenfeldrelief mit der Darstellung des Lammes Gottes zwischen Löwen und Adler und der Inschrift :
    STA. RETRZ. SISTE. PEDAM. MUN. LATUR. INEDEM. FRATRIS. AMICICIA. PANDITUR. ISTA. VIA (Steh, halt ein den Schritt! Bringst du in dieses Haus dein Opfer, so wird sich dir die Liebe deines Bruders eröffnen) zu kommen

    das helle Innere:

    Zurück zum Herzog Bernhard Platz der am Nordende nicht mehr überdacht sich wie folgt präsentiert

    und gegenüber mit dem Dach der Stadtpfarrkirche im Hintergrund:

    nach Osten biegt man in den Unteren Platz ein

    Das unscheinbare Haus - Unterer Platz 7 -

    hat einen neuzeitlich genutzen aber von der Substanz her schönen Arkadenhof

    Zwischendurch ein marmoriertes Torgewand

    um gleich wieder hinter eine einfache Fassade zu schauen

    und den


    gastronomisch genutzen Hof des Gasthauses zum weißen Lamm zu erblicken

    gleich neben dem Gasthaus wird die Häuserzeile durch einen Durchgang zur Museumsgasse unterbrochen

    der uns zum Herzogshof(links) und dem alten Zeughaus (Bildmitte) führt

    der Wohntrakt mit den spitzbogigen Laubengängen an der Westseite

    und den spätgotisch abgefassten Steingewänden

    und an der Ostseite, der trutzige Bau des Zeughauses

    zurück über die Burggasse zum Unteren Platz geht es beim nächsten Mal Richtung Westen zum Hauptplatz und was sonst noch interressant war

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

    Einmal editiert, zuletzt von schlosshof (18. Juli 2011 um 15:28)

  • Durch eine Engstelle betritt man vom Unteren Platz den Hauptplatz


    der sich schmal auf 30 m Breite und 200 m Länge erstreckt.


    An Beginn - an seiner östlichen Stirnseite befindet sich das Carinthia Haus

    welches im 16. Jhdt eine säulengestützten Portalvorbau bekam

    Am Beispiel des blaßgelben Hauses im Hintergrund sieht man, dass sich hinter den Fassaden des 18 Jhdt zumeist ältere Substanz verbirgt:

    Auch das übernächste Haus täuscht von außen:

    seltenerweise einmal eine sehr gepflegte Hofanlage:

    Ein Blick auf die gegenüberliegende Südseite:

    ganz rechts am angeschnittenen Haus Hauptplatz 14, befindet sich eine spätgotische Statue des Heiligen Vitus aus dem 15. Jhdt:

    Der Blick von hier auf die gegenüberliegende Seite, zeigt uns 2 weitere historische Zeugnisse -->

    1. das grüne Haus mit den schön profilierten Steingewänden, des alten Postgasthofes der sein wahres Alter erst im Hofbereich preisgibt:

    und 2. der Brunnen davor der sogenannte "Schlüsselbrunnen"


    dessen massive Brunnenschale und der Fuß - mit Pfeifenmuster und Eierstabornamenten - römischer Herkunft sind

    Das Podest auf dem er steht wurde in seiner Aufstellungszeit - 1566 - angefügt:

    erneut auf der Gegenüberseite befinden sich 2 Häuser mit orginellem Hauszeichen (das ganz rechte mit der Laterne) bzw. schön gearbeiteten Portal (cremfarbenes Haus mit Erker):

    der 2 Teil des Hauptplatzes folgt ...

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Generell bin ich nicht so vom südösterr. Städtebau begeistert. Da hat Restösterreich doch ungleich mehr zu bieten Es fehlen das Pittoreske von NÖ oder OÖ bzw der böhm. Länder, die großartigen und -zügigen Stadtanlagen wie in OÖ oder gar Bayern bzw Böhmen, und erst recht der gotische Reichtum Tirols... Nur Graz hat eine ganz eigene Qualität an Bürgerbauten hervorgebracht, aber auch hier ist der Hauptplatz irgendwie mickrig und hält keinen Vergleich etwa mit Linz aus.

    Was St. Veit betrifft, so muss man berücksichtigen, dass dies die schönste und auch (mit Recht) bekannteste Kleinstadt Kärntens (und ev. der Steiermartk, wobei es ziemlich gleichauf mit Radkersburg liegen dürfte) ist. Dafür ist es eben mE nicht so besonders überwältigend.

    Dieser Trend setzt sich mE in der heute verlorenen Untersteiermark und auch in der Krain fort. Auch das alte Zentrum von Laibach bleibt, vom Standardblick abgsehen, letztendlich enttäuschend.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In der Mitte des Hauptplatzes befindet sich die Pestsäule


    die der Bildhauer Angelo de Putti, aus Padua, nach Abklingen der Pest 1715 schuff

    Den von einem Geländer umzogenen Hauptsockel bedecken auf drei Seiten Inschriften, auf der vierten der kaiserliche Adler

    Auf dem zweiten Sockel erhebt sich der dreiseitige schlanke Obelisk mit den Figuren Gott Vaters und des Sohnes sowie der Taube des Heiligen Geistes. Den Sockel umstehen die Statuen der Maria Immakulata und der vier Heiligen Rochus, Sebastian, Aloisius und Franz Xaver

    Dahinter führt eine enge Gasse

    zu einem stillen Plätzchen, von wo aus man anscheinend ältere Bausubstanz in From dieser getreppten Giebelzeile findet:

    Der Blick zurück auf den Hauptplatz mit der vorher gezeigten Pestsäule:

    Zurück am Hauptplatz sieht man ähnliche Treppungen an der südlichen Platzseite:

    Gleich kommen wir zum Rathaus!
    Ich mache es nur in Teilschritten, weil mir am Vormittag nach über 1 h Erfassung alles wegen "Zeitüberschreitung" abgestürtzt ist!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • @ursus

    Also mit Linz und Graz wollte ich St. Veit sicher nicht vergleichen! Da fehlt die ähnliche geschichtliche und aktuelle Komponente.

    Mit Bad Radkersburg hat es nach meiner Ansicht die Größe des Altstadtkerns gleich - leider fehlt Bad Radkersburg aber die Lebendigkeit von St. Veit, was natürlich auf die geringere Bevölkerungsanzahl zurückzuführen ist - 14.000 EW St. Veit vs 1.450 EW Bad Radkersburg!

    Nein vielmehr würde ich St. Veit in einer Liga von Städten wie Judenburg, Frohnleiten, Brück an der Mur, Horn, Mistelbach, Zwettl oder Enns geben!

    Und da gefällt sie mir auf Grund ihres lokalen Coleurs und ihrer geschichtlichen Tiefe!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Immer wieder finden sich auch alte Symbole und Bausubstanz wie diese Darstellung an einem Torgewand:

    oder ein römischer Familiengrabstein des 2. Jh. n. Chr. mit Kreismedaillon, das von zwei Atlanten flankiert wird:

    das ebenfalls einen schönen Hofbereich besitzt:

    Diesem gegenüber befindet sich das Rathaus:

    Von dem spätgotischen dreigeschoßigen Bau des 15. Jahrhunderts blieben das Kielbogenportal und die Metallgusstafel darüber an der Fassade erhalten:

    Der Stuckateur Marx Josef Pittner gestaltete 1754 die Fassade in prächtiger Weise ins Spätbarocke!

    Die mit 1498 datierte Metallgusstafel zeigt, das von der Krone überhöhte kaiserliche Reichswappen, das zwei Engel halten, darunter den Sachsenspiegelspruch:

    "Ains mans red ein halbe red, Man sol sy verhoren bed", MCCCCLXVIII., und das Kärntner Wappen

    Etwa um 1540 erhielt das Rathaus die dreigeschoßigen Renaissancearkaden mit Sgraffitodekor, die den Hof wirkungsvoll an allen vier Seiten umziehen.

    Die phantasievollen Wasserspeier in Drachenform schuff der St. Veiter Kunstschmiedes Franz Ortner, um 1754.

    Fortsetzung folgt ...

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Immer wieder führen Straßen oder Durchhäuser wie diese

    mit schönen Gotischen Steingewänden

    an die umlaufende Stadtmauer

    welch an krasser Unterschied zum oft feingliedrigen Fassandenschmuck

    der Platz gegen Westen wird von der heutigen Bezirkshauptmannschaft abgeschlossen:

    noch ein Blick zurück nach Osten des Platzes, bevor wir uns vor die Stadtmauer begeben - mittig steht noch der Walther von der Vogelweidebrunnen aus 1676, den ich vor Eile übersehen und nicht in der Nähe fotographiert habe - floet:)

    Aufnahme gegen die Altstadt - an der Engstelle stand einst das Villachertor - eines der 4. Tore - leider alle im 19 Jh. "bereinigt"!

    dreht man sich um 180 Grad, blickt man auf das Ensemble des Bürgerspital und Klosterkirche

    Das Bürgerspital ist ein gotischer Bau aus dem 14. Jh

    Es zieht sich ziemlich langegestreckt an der Ausfallsstraße nach Villach hin und besitzt einen stillen langezogenen Hof in der Mitte:

    auf der nördlichen Hofseite dominiert die kleine Kapelle:

    die heute für die Musikschule als Veranstaltungsraum genutzt wird - der schmale gotische Eingang dazu:

    südlich des Bürgerspitals lehnt sich die Klosterkirche „Unserer Liebe Frau für Klarissinnen“ an:

    Die frühgotische Saalkirche wurde 1323 bis 1326 erbaut:

    In der Kirche befindet sich eine wertvolle Barockorgel von 1731 mit originalem Orgelgehäuse, sowie ein prachtvoller Barockaltar von Johann Pacher:

    noch 2 fein gearbeitete Epitaphe:

    So, das war`s jetzt aus St. Veit an der Glan - einer freundlichen, sauberen, lebendigen, fast autofreien (eine Seltenheit in Österreich!!) und guterhaltenen Altstadt.

    Demnächst kommt noch ein kleiner "Nachschlag" der sich nicht weit von St. Veit befindet!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist