Schömberg (Zollernalbkreis)

  • Zitat

    Walter Schempp erkundigte sich in der Bürgerfragestunde im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung in Schömberg nach den Plänen für den Neubau neben dem Rathaus. Er fände es gut, wenn dieser in einem ähnlichen Stil wie das Stauss-Haus mit einer Sandsteinfassade gestaltet werde. Abschreckende Beispiele bei Neubauten gebe es in der Altstadt genügend. Bürgermeister Karl-Josef Sprenger sagte, es gebe noch keine Überlegungen zur Gestaltung. Der Neubau werde sich in die Umgebungsbebauung einfügen.

    Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemb…6530dfc2e4.html

  • Noch vor dem Stauss-Haus geht es aktuell im ehemaligen Gasthaus zur Sonne am oberen Eingang zur Alten Hauptstraße, direkt am Marktplatz, an das Eingemachte. Der Abbruch hat begonnen. Das Gebäude markiert, wie die Bilder im oberen Verlauf dokumentieren, den Standort des ehemaligen Obertors. Die "Sonne" wurde mit Füllung des Stadtgrabens und Anlage des Marktplatzes errichtet.
    Auch in diesem Fall ist festzustellen, dass der Denkmalschutz nicht greift, obschon das Gebäude auf Grund seiner Lage, Geschichte und seiner Kubatur über seine reine Materialität (Stichwort: Substanzfetischismus) hinaus Schutz genießen sollte.
    Problematisch einmal mehr, dass die Bewohner einer Kommune bei solch einschneidenden Veränderungen im alten Stadt- oder Ortskern, der ja abweichend zu den Neubaugebieten für die Identität einer Kommune steht, zu großen Teilen nicht einbezogen werden. Das Ergebnis wird wie häufig, sofern kein Bauschild vorhanden, erst im Zuge des Baus ersichtlich, dann, wenn sich nichts mehr maßgeblich ändern lässt. Es bleibt abermals abzuwarten, welches Konstrukt Bauherrschaft und Genehmigungsbehörde für diese sensible Stelle ausklügeln werden. Aus der Erfahrung ist - wir befinden uns zudem in Württemberg - in den meisten Fälle vom Schlimmsten auszugehen.
    Ein Widerspruch, der sich in Schömberg wie in wenig anderen Orten in der Region zusätzlich auftut: Paradoxerweise setzen sich seine Bewohner sehr wohl und selbstverständlich für Tradition, Historie und Reglements bis in Details ein, wenn es um die Weitergabe der Bräuche ihrer alten Fastnacht geht. Da werden keine Kosten gescheut bei der Anfertigung der Narrenkleider (Fastnachtskostüme). Geht es aber um ihr "Städtle", wüten sie wie die Axt im Walde.

    https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemb…e9abf551af.html

  • Wow... pauschal alle Abrisse über 60 Jahre alter Bausubstanz zu fördern, dass ist eine Bankrotterklärung an den Erhalt des Stadtbildes. So weiß ich zumindest welche Stadt ich sicher nie besuchen muss (zumindest nicht als Tourist).

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das ist ziemlich realistisch, sofern die bisherige Stadtbauentwicklung fortgesetzt wird.
    Außer dem Rathaus, dem eine wie auch immer geartete Sanierung bevorsteht, der Stadtkirche und der Alten Schule weist die Altstadt lediglich noch 6 Gebäude auf, die unter Denkmalschutz stehen, von denen wiederum das Gebäude Hauptstraße 7 (Stauss-Haus) bereits zum Abbruch für die Rathauserweiterung freigegeben wurde.
    Nicht einmal das passable Pfarrhaus (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b1/Schömberg_Pfarrhaus.jpg/808px-Schömberg_Pfarrhaus.jpg) neben der Stadtkirche genießt einen Schutzstatus. Letztere wird voraussichtlich nach dem Bau einer Rampe im Frühjahr 2018 mit diesem Lochblechgeländer aus Edelstahl "in enger Abstimmung mit der Denkmalamt" * im Rahmen der barrierefreien Erschließung bereichert.

    *https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemb…29ea9fdf65.html

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (13. Januar 2018 um 18:45)

  • Im Abreißen von "altem Klump" macht (B)W so schnell niemand was vor. Mich kotzt diese Mentalität in meinem Land richtig an. In meinem Heimatort bei Stuttgart gibt es bald kein altes Gebäude mehr außer Kirche und Rathaus. Die lässt man gnädigerweise noch stehen.

    In dubio pro reko

  • Ohne das Bemühen um akzeptable Alternativen und in geistiger Verarmung greift die Abrisswut bei den Bauträgern, Investoren und Entscheidungsträgern in Schömberg ungebremst um sich. Die kleine Stadt am Rande der Schwäbischen Alb steht damit einmal mehr augenscheinlich für die viel kritisierte württembergische Manier, trotz keinerlei größerer Kriegsverluste im letzten Weltkrieg, zusehends der baukulturellen Vergangenheit den Garaus zu machen.
    Ehe die bereits beschlossenen Abbrüche an der Alten Hauptstraße (Stauss-Haus) und der Kirchgasse vollzogen werden, fallen vorab mit einer erteilten Baugenehmigung nun zwei weitere Gebäude, Gaberstallgasse 1 und 3 [https://www.zak.de/bild/big/789730/636681917437500000; im Bild links der Fachwerkbau "Alte Schule" mit Narrenmuseum und Feuerwehr, rechts anschließend die beiden entbehrlichen Häuser], an der unmittelbaren Peripherie der Altstadt. Und wenn die zuständige Bauverwaltungsleiterin bei einem solch massiven Neubau die Altstadtsatzung tatsächlich "gut eingehalten" sieht, muss ihr der genius loci verloren gegangen sein, so sie überhaupt eine Vorstellung davon hatte.

    Neubau:
    Ansicht Gaberstallgasse (https://www.schwarzwaelder-bote.de/media.media.67…riginal1024.jpg)
    Rückseite an der ehemaligen Stadtmauer (https://www.schwarzwaelder-bote.de/media.media.03…riginal1024.jpg)

    Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemb…cf5a63bcdc.html

  • Zitat

    Tage des Schömberger Stauss-Hauses sind gezählt


    Der Zustand des Schömberger Gebäudes wird gerade für das Denkmalamt dokumentiert. Das Landessanierungsprogramm macht's möglich. Mit Kommentar.

    Zitat

    Nachdem die Stadt ... ...ins Landessanierungsprogramm aufgenommen worden ist, steht dem Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes nichts mehr im Wege. Im Augenblick erstelle ein Fachbüro eine Dokumentation über das Haus. Diese Bestandsaufnahme werde dann dem Denkmalamt zur Verfügung gestellt. Danach könnte das Haus abgebrochen werden. „Ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange geht“, so Bürgermeister Sprenger.

    Zitat

    Kommentar: Schömbergs neues Gesicht

    Es muss wohl so sein: Das Stauss-Haus ist bald Geschichte. Denn das 181 Jahre alte, direkt neben dem Rathaus liegende, denkmalgeschützte Gebäude, ist nicht mehr zu retten. Zu schlecht ist die Bausubstanz. Das repräsentative Haus mit den markanten Bogenfenstern ist einsturzgefährdet. Dass die Stadt jetzt sogar noch Geld vom Land für den Abriss bekommt, zeigt, welch hohen Stellenwert man nicht nur auf lokaler Ebene einer nachvollziehbaren Sanierung der Schömberger Altstadt beimisst.Man kann im Nachhinein weder Bürgermeister Karl-Josef Sprenger noch seinem Vorgänger Berthold Waizenegger ankreiden, für den Verfall des Stauss-Hauses verantwortlich zu sein ...

    ... Der interessanteste Vorschlag, über den nachgedacht wurde: Man könnte das Stauss-Haus sanieren und mittels einer Brücke mit dem Rathaus verbinden. Der nachvollziehbare Hinderungsgrund: die Kosten. Die Stadt hatte vor 15 Jahren schlicht kein Geld, um ein solches Millionenprojekt zu stemmen. Die Zuschüsse flossen damals lange nicht so üppig, wie heute ...

    ...Schömbergs Gesicht ändert sich. Es wird moderner und soll doch sein liebenswertes historisches Flair behalten. Diesen Spagat hinzubekommen ist eine echte Herkulesaufgabe für Bürgermeister Karl-Josef Sprenger und die Gemeinderäte.

    Quelle: https://www.zak.de/artikel/detail…s-sind-gezaehlt

    Anmerkung:
    Wenn in der selben Tageszeitung über eine Tagesfahrt von Realschülern aus Schömberg nach Strasbourg berichtet wird (siehe: https://www.zak.de/artikel/detail…France-am-Rhein), die nach einem abschließenden Spaziergang durch das charmante Altstadtviertel La Petite France am Abend "schweren Herzens, aber zufrieden und voller neuer Eindrücke von der Schönheit der Stadt" die Heimreise nach Schömberg antraten, so bleibt allein die Hoffnung, dass bei möglichst vielen dieser jungen Menschen die Erkenntnis eintritt, was in ihrer Heimatstadt im Gegensatz zum bewunderten Strasbourg schief gelaufen ist - mit den entsprechenden und nötigen Konsequenzen für eine bessere Zukunft von Schömbergs Stadtbild.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (7. August 2018 um 05:57)

  • Zitat

    Nachdem die Stadt ... ...ins Landessanierungsprogramm aufgenommen worden ist, steht dem Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes nichts mehr im Wege. Im Augenblick erstelle ein Fachbüro eine Dokumentation über das Haus. Diese Bestandsaufnahme werde dann dem Denkmalamt zur Verfügung gestellt. Danach könnte das Haus abgebrochen werden. „Ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange geht“, so Bürgermeister Sprenger.

    Merken die eigentlich noch was? Man fasst es eigentlich nicht.

  • Quelle: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemb…20478a9289.html

    Zitat

    Das Gebäude biete nicht nur einen unschönen Anblick, sondern sei baufällig, so die Verwaltung.

    Dann bin ich gespannt wie dereinst der Neubau tituliert wird? Sollte sich dieser in seiner Gestaltung an den jüngsten Neubauten in unmittelbarer Nachbarschaft von Schömbergs Alter Hauptstraße orientieren, werden den Betrachtenden wohl die Worte fehlen, dass ein solch katastrophaler Umgang mit dem baulichen Erbe nach den Bausünden des 20.Jahrhunderts und der daraus resultierenden Ausrufung des Denkmalschutzjahres kein halbes Jahrhundert später wieder bittere Realität ist.

  • Etwas ist völlig in Schieflage geraten in Deutschland. Während im Osten jedes noch so heruntergekommene Gebäude liebevoll saniert wird, findet im Westen - leider muss ich es sagen, besonders im Südwesten - ein regelrechter Raubbau an den historischen Stadt- und Ortskernen statt. Hat jemand eine Erklärung für diese auffällige Diskrepanz? Ich glaube ja nicht, dass die Sachsen heimatverbundener sind als die Schwaben, daran kann es also nicht liegen. Ich glaube vielmehr, dass der Denkmalschutz im Osten einen höheren Stellenwert hat.

    In dubio pro reko

  • Auf dem Foto sieht man hinter dem Bürgermeister dem „herrlichen Blick“ auf die „historische Altstadt“. Komischerweise erkenne ich da nur einige Wohnhäuser, die frühestens aus den 70er Jahren stammen. Wahrscheinlich genügt das für Herrn Sprenger, um ins Schwärmen zu geraten.

    In dubio pro reko

  • Hat jemand eine Erklärung für diese auffällige Diskrepanz? Ich glaube ja nicht, dass die Sachsen heimatverbundener sind als die Schwaben, daran kann es also nicht liegen. Ich glaube vielmehr, dass der Denkmalschutz im Osten einen höheren Stellenwert hat.

    Und warum hat der Denkmalschutz einen höheren Stellenwert?... Was war zuerst da, die Henne oder das Ei...

    Eine Erklärung: Die Sachsen sind heimatverbundener. Und warum?... Zu langer Wohlstand korrumpiert den Charakter, sagte mir mal ein älterer Herr. Außerdem sind sie im Osten noch nicht so lange der westlichen Prägung ausgesetzt, die auf "Emanzipation" von jeder Tradition setzt. Das zeigt sich auch in anderen Bereichen, die ich hier nicht vertiefen möchte.

    Auf dem Foto sieht man hinter dem Bürgermeister dem „herrlichen Blick“ auf die „historische Altstadt“. Komischerweise erkenne ich da nur einige Wohnhäuser, die frühestens aus den 70er Jahren stammen. Wahrscheinlich genügt das für Herrn Sprenger, um ins Schwärmen zu geraten.

    Zitat aus dem obigen Presseartikel:

    Zitat

    Zur Freude des Bürgermeisters "tut sich derzeit viel" in der Altstadt. Private Neubauten seien in der Gaberstallgasse, am Marktplatz und in der Schweizer Straße geplant.

    :wink:

    P.S.: So sehen übrigens Neubauten in Schömberg aus. (hier) Tja, und das abgerissene Gebäude ist eigentlich fast das optisch interessanteste, das ich in dem Straßenzug ausmachen kann. (hier) In der Denkmal-wertigkeit mag das vielleicht anders aussehen. Und eine historische Ansicht habe ich natürlich auch gefunden. Da sieht alles nocht weit besser aus als vor diversen "Modernisierungen". (hier) Es wäre zu wünschen, dass die Rundbögen auch im Neubau Verwendung finden. Aber das wird ein frommer Wunsch bleiben.