Lindau (Bodensee)

  • "Oh, du lieber Augustin - alles ist hin!"

    Am Hafenplatz der Inselstadt Lindau wird das Hotel Bayerischer Hof - zwecks abermaliger Erweiterung - wohl ein im Kern mittelalterliches Gebäude abreißen dürfen.

    Zitat von Die Kunstdenkmäler von Bayern

    Hausname: Gasthaus „zum lieben Augustin“
    Das aus drei Häusern zusammengebaute, dreigeschossige Haus aus dem 15./16. Jh. Ist ein verputzter Steinbau mit Segmentbogen und Laubengang aus jüngerer Zeit über 5 Reitern an der Straße und einem Satteldach mit 2 Krangauben.


    Leider war die langjährige Bürgerinitiative "Rettet den Lieben Augustin" daher letztlich nicht erfolgreich.

    07. Juni 2011
    Lieber Augustin darf abgerissen werden


    22. Juli 2010
    Lieber Augustin - Minister zögert noch

    16. Januar 2009
    Lieber Augustin macht böses Blut

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    Nein zum Abriss denkmalgeschützter Häuser!

    So so. Da fragt man sich echt wofür es überhaupt diesen Denkmalschutz gibt. Wenn Hausbesitzer und die ... der Stadt nur genügend Druck machen, darf am Ende jedes Gebäude von der Erdoberfläche verschwinden. Ich warte auf den Tag, an dem endlich der Kölner Dom für einen Park & Ride Parkplatz direkt in Bahnhofsnähe ausgeknipst wird. - Doch solche Abrisse bestärken die Hoffnung, daß auch in Nürnberg das Neue Rathaus und das wunderschöne neue Pellerhaus (nach Fertigstellung des Hofes) irgendwann beseitigt werden können. Dazu braucht es anscheinend nur die richtigen Leute in der Regierung.


    Moderationshinweis (Zeno): Ein Wort gelöscht

  • Zeno, ich möchte Dir soweit zustimmen. Dass eine ortsfremde Oberbürgermeisterin weniger übrig hat für das historische Erbe einer Stadt halte ich nicht für zwingend.
    Ich erwähnte es an anderer Stelle und auch hier. Ich weiß um Architekten, Bauherren und Beamte, die in meiner Heimatstadt aufgewachsen sind und dennoch
    keinerlei Scham besitzen, nein, sich sogar noch dafür rühmen wie sie die Heimatstadt ruiniert haben. Ein Garant für Sensibilität im Umgang mit dem baulichen Erbe
    ist die Tatsache des Wissens um die örtliche Situation auch nicht.

  • Nicht umsonst ist der ortsfremde Städter, der in letzter Sekunde das alte, verfallene Bauernhaus rettet und sich so einen Zweitwohnsitz auf dem Land sichert, fast schon sprichwörtlich geworden. Während die Einheimischen das alte "G'lump", "Gelerch" etc. einfach nur loshaben wollten... Seit den Wirtschaftswunderjahren mussten unsere Städte und noch viel mehr unsere Dörfer meistens unter dem traditionslosen Fortschrittsglauben der Eingeborenen leiden.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Es ist immer einfach, die Schuld bei anderen - in diesem Fall Auswärtigen - zu suchen. Wie oft musste ich mir in DD anhören, die Wessis würden ihre Stadt verschandeln. Aber gerade die alteingesessenen Dresdner Architekturbüros haben oft die regionalfremdesten Entwürfe abgeliefert. Und dass ein Großteil der Einwohnerschaft selber die Zerstörung ihres Elbtals forciert hat, dürfte weitläufig bekannt sein.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das ist leider überall so - in Frankreich wie in Dänemark. In Odense wird derzeit der geplante Rückbau der Stadtautobahn durch die Altstadt heftig kritisiert. :augenrollengruen:

    Irgendwann stelle ich auch hier Bilder des Neubaus am Kopenhagener Rathausplatz ein. Einfach monströs - von den Einwohnern aber freundlich empfangen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    Die ehemaligen Fischerhäuser wurden Ende des 15. Jahrhunderts erbaut

    Da müsste sich für den Denkmalschutz eigentlich jedwede Diskussionbereitschaft verflüchtigen. Wahnsinn sowas überhaupt reifen zu lassen....

  • Zitat

    "Lieber Augustin" muss Schwimmbad weichen
    Lindau, 30.11.2011 17:30 Den Plänen zum Neubau eines Hoteltraktes an Stelle des „Lieben Augustins“ hat der Stadtrat von Lindau gestern zugestimmt.
    An Stelle des denkmalgeschützten Gebäudes soll eine Verbindung zweier bereits vorhandener Gebäudeteile entstehen. In diesem Verbindungsstück sollen dann ein Hallenbad, ein Wellnessbereich und weitere Hotelzimmer untergebracht werden. „Äußerlich hat sich das Gebäude der mittelalterlichen Fassade der Nachbargebäude anzupassen“, so Georg Speth, Leiter des Lindauer Stadtbauamtes. Der Petitionsausschuss des bayerischen Landtags hatte bereits gerügt, dass der Abriss des "Lieben Augustin" ohne Pläne für einen Neubau genehmigt wurde.

    "Lieber Augustin" muss Schwimmbad weichen | RSA Radio - Der Allgäusender

    Na, da kann man ja gespannt sein... :augenrollengruen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich möchte es mir hier recht einfach machen:

    Lindau ist ja noch ein Teil des Freistaates, der südwestlichste Außenposten sozusagen. Und im Freistaat gibt es sehr starke Instrumente direkter Demokratie. Falls die Lindauer wirklich an dem alten Baubestand hängen ist es kein Problem Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Dieses muss dann zwingend, mit der Fragestellung der begehrenden Bürger, abgehalten werden. Und der Abstimmentscheid ist bindend für alle staatlichen Stellen. Das geht natürlich nur im Geltungsbereich der Verfassung des Freistaates Bayern - die Bundesebene, das Grundgesetz, sieht ja keine direkte Demokratie vor. Aber solch ein Fall ist meiner Meinung nach klassisch im Bereich eines Bürgerbegehrens angesiedelt.

    Apelle nützen nichts, auch keine "Bürgerinitiativen" - außer man strebt ein Bürgerbegehren an. Und dazu ist es nie zu spät. Alleine dass dafür Unterschriften gesammelt werden bewirkt, sofern sich ein reger Zuspruch der Bürger abzeichnet, meist sogar dazu dass die Stadtoberen gleich auf den Pfad der Gegner einschwenken und solch ein Projekt abblasen, um sich die Niederlage zu ersparen.

  • Zitat

    Vor allem der Abriss des Lieben Augustin hat die Denkmalschützer bewegt. Dass es nicht gelungen ist, das zum Hotelkomplex des Bayerischen Hof gehörende Gebäude zu erhalten, hat sie getroffen. Sowas soll es in Lindau nicht noch einmal geben. [...]

    Denkmalschützer schließen sich zusammen - Nachrichten Lindau - schwaebische.de

    &

    Zitat

    Räte billigen Pläne für Lieben Augustin - Hotelier Robert Stolze möchte möglichst noch in diesem Jahr mit Neubau beginnen

    So wird der Neubau des Lieben Augustin zur Ludwigstraße hin aussehen. Er fügt sich zwischen den Hotels Bayerischer Hof (rechts) und Seegarten (links) ein. Wichtig: Der Laubengang bleibt erhalten. (Foto: Plan: Elwert Stottele) Nach den langwierigen Diskussionen über Abriss oder Erhalt des Lieben Augustin, ging es jetzt schnell mit der Genehmigung des Neubaus. Grundsätzlich billigte der Stadtrat am Dienstag die Pläne, die im Vorfeld bereits zwischen dem Bauherrn sowie Stadträten, Verwaltung, Politik in München, Landesdenkmalrat und Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt waren.[...]

    Räte billigen Pläne für Lieben Augustin - Nachrichten Lindau - schwaebische.de

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    (Immanuel Kant)

  • Es mag ja vielleicht an der Skizze liegen, nach meiner Ansicht nach fügt sich jedenfalls der Neubau nicht ein. Es scheint mir ein modernistisches Gebäude zu werden, welches sich zwar in den Größenverhältnissen einzufügen vermag, jedoch stilistisch so irgendwie gar nichts mit der historischen Fassade gemein hat.

    Viele Grüße

    Strandfliese

  • 15. Jahrhundert, wenn ich sowas sehe, synapsiert es bei mir. Am schlimmsten ist noch diese Selbstgefälligkeit mit der die Verantwortlichen einfach mal ein 500 Jahre altes Gebäude wegwischen wie eine lästige Fliege. Widerlich.

  • Zitat

    Das Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist denkmalgeschützt. Vor
    zwei Jahren hatte sich eine Bürgerinitiative gegen den Abriss gewehrt,
    allerdings vergeblich. Stadtrat, Ministerium in München und
    Petitionsausschuss hatten keine Bedenken gegen den Abriss.


    Dieser gesamte Textabschnitt ist der einzige Hohn. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Na, ein Glück. Dann kann ja nichts passieren!
    Und wie beruhigend, daß die verantwortlichen Herrschaften so gar keine Bedenken gegen den Abriss der alten Mauern hatten. War bestimmt nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr zu nutzen, die Bude. Aber das Hotelpersonal hat jetzt kürzere Laufwege. Dafür drücke ich mal ein Auge zu :wink:

    Zitatquelle

  • Mal ein Zitat aus der gestrigen Ausgabe der Schwäbischen Zeitung zur Bebauung der hinteren Insel: „Das lasse Luft für verschiedene Fassadengestaltungen und sogar Dachformen, auch wenn in den Plänen jetzt ausschließlich Flachdächer dargestellt sind“. Wie weit ist die Baukunst gesunken, dass ein „sogar“ darauf hinweisen muss, dass es etwas anderes als Flachdächer geben könnte?

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Etwas zu den Planungen auf dem sogenannten Cofelyareal:

    Diese Klötze sind ja ein Rückschritt in die 50er-/60er Jahre... Genau in dem Style hat man doch schon um 1959 oder 1965 herum gebaut, oder? Normalerweise müsste doch so etwas längst out sein - doch da hat man wohl in alten Schubläden gekramt.
    Solche zusammengestellten Flachdach-Klötze haben für mich immer etwas sehr Befremdliches, Kaltes, Ghettomäßiges. Kann man so etwas "die Heimat" nennen? ?(

  • Der Inselbahnhof wird nicht verkauft, sondern saniert. Als "geniale Verbindung von Bahn, Bus und Schiff auf engstem Raum" hat er nach wie vor ein hohes Passagieraufkommen.

    Quelle:

    Bahn saniert Lindauer Inselbahnhof
    Der Dornröschenschlaf des alten Inselbahnhofes dauert jetzt schon viele Jahre. Klemmende Türen, veraltete Toilettenanlagen, alles ein bisschen schmuddelig. Das…
    www.wochenblatt-news.de
  • Das passt sehr gut zum neuen Ziel der Bahn, keine Bahnhöfe mehr zu verkaufen. Wenn schon die Banken anfangen selbst in die Vermietung einzusteigen, verwundert es nicht, dass auch die Bahnmanager hier Morgenluft erschnuppern. Die Bahn wäre heute deutlich reicher, wenn sie nicht die letzten 25 Jahre das meiste ihrer zentralen nicht mehr genutzen Flächen verkauft hätte. Einige asiatische Eisenbahngesellschaften refinanzieren sich so recht erfolgreich, indem sie ihre Flächen selbst vermarkten.

  • Die Altstadt von Lindau wird natürlich von seiner Insellage geprägt. Einen entsprechend sehr großen Stellenwert haben die Uferfestigungen, bzw. sollten sie haben in der Theorie. Deren Zustand ist in einigen Bereichen jedoch alles andere als gut. Daher wird in den nächsten Jahren hier einiges saniert werden, wie ich gerade gelesen habe. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt, und ob es wie beim Gartenschaugelände auch größere Änderungen in diesem Zuge gibt.