Berlin - Alexanderplatz und ehem. Königsstadt

  • Ja, rund um den Alexanderplatz müsste eine städtebauliche Situation ähnlich Tokio oder Shanghai vorherrschen, damit die Großbauten des Sozialismus einen wirkungsvollen Akzent setzen können. Im derzeitigen Zusammenhang wirken sie nur monoton, das Ganze schmeckt fade wie gedopter grüner Salat ohne Dressing.

  • @ erbse: ja, die Wohnplatten nördlich des Alexa stehen auch unter Schutz.

    @ kaffeesachse: das Berliner Landesdenkmalamt lässt in solchen Fällen Gutachten erstellen. Die abschliessende Unterschutzstellung wird vom Landeskonservator Jörg Haspel vorgenommen.

  • Habe ich mir denken können, danke!
    Aber im Ernst, warum dürfen DDR-Platten nicht denkmalgeschützt werden? Natürlich sind viele nicht der Rede wert, wie auch viele Bauten von früher oder heute. Es gibr doch aber Ausnahmen, siehe Haus des Lehrers oder die Kongresshalle daneben, das ehem. Haus des Reisens finde ich auch nicht übel. Aber das ist natürlich Geschmacksache , heute zählen andere Werte - möglichst viel Miete aus dem Haus rausschlagen oder eigene Häuser hochziehen. Ich denke da an den Fresswürfel in Dresden, gewiss kein schönes Haus aus den 60ger Jahren (für Nichtdresdner: die Großgaststätte am Zwinger) Heute steht da ein neues Haus - in fast denselben Proportionen aber mit Büronutzung(Money, Money). Auch äußerlich absolut nicht ansehnlich. Daneben der Schmetterling genannt eine überdachte Haltestelle der Strassenbahn - furchtbar pompös und alles erschlagend zumal unmittelbar in der Nähe des Zwingers. Aber das ist halt Dresden, in Berlin gibt es bestimmt ähnliches.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ich weiss, dass es reichlich viele Befürworter oder zumindest Akzeptierer des Fernsehturms gibt. Aber gerade das letzte Bild von Vulgow zeigt mir, wie dominant und alles erschlagend er auf das historische Zentrum wirkt. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre Milliardär, um ihn kaufen und dann abreißen lassen zu können. :evil:

  • Hallo Oberbaumbrücke, geht mir genauso. Ich persönlich finde den Fernsehturm hässlich, er ist mir immer ein Dorn im Auge wenn ich Bilder aus Berlin Mitte sehe. So ein Bauwerk wäre am Stadtrand besser platziert als mittendrin. Leider hat er aber unzweifelhaft viele Fans, gerade im Ostteil der Stadt.

    In dubio pro reko

  • Bin zwar nicht Berliner, aber bekennender Ossi: Der Fernsehturm gehört zu Berlin! Ob er nun dominant ist oder so wirkt - er ist nun mal da und ist zur Sehenswürdigkeit geworden. Köln hat einen, Stuttgart und Hamburg auch - hat die einer je zu Disposition gestellt? Den Berliner finde ich mit am gelungensten und das finde nicht nur ich so. :!:

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  • Nur dass der in Stuttgart nicht direkt neben dem Schlossplatz steht sondern am Stadtrand oberhalb des Kessels. Auch der in Hamburg steht nicht direkt neben dem Rathaus sondern abseits des Stadtzentrums. Die zentrale Position mitten im historischen Zentrum macht den Berliner Fernsehturm (in meinen Augen) so ästhetisch störend. Zumal er auch sehr nach überkommener Ostmoderne aussieht, die mir noch nie gefallen hat (aber das ist subjektives Empfinden).

    In dubio pro reko

  • Ich finde dass die Fernsehturm ganz intressant aussieht. Vielleicht nicht mitten eine Altstadt aber die gibt es sowieso nicht mehr in Berlin

  • Also, ich bin generell ja empfindlich mit modernen Gebäuden in Zentrumslagen, vor allem wenn sie so auffällig sind und aus einer Zeit Stammen, die nicht gerade bekannt für ihre architektoniche Schönheit ist...aber der Fernsehturm ist doch A) gar nicht störend in seinem jetzigen Umfeld, ja, er ist eher noch das einzige Highlight darin. Eine Altstadt gibt und wird es in naher Zukunft eh nicht geben. Und B) ist er doch sehr gelungen, rank und schlank und ikonisch. Für mich definitiv der schönste aller Fernsehtürme weltweit. Einzig allein das braune Glas der Besucherebenen würde ich für spiegelndes/silbernes Glas austauschen um besser mit der Kugel zu verschmelzen und nicht diesen miefgen 60er/70er Look zu veströmen. Aber der jetzige Zustand steht wahrscheinlich unter Denkmalschutz...

  • Ich habe mich persönlich nie am Fernsehturm gestört und auch dessen Bedeutung als Wahrzeichen immer anerkannt.
    Aber, ich möchte nicht verschweigen, was eine Freundin damals Anfang der 90er Jahre über ihn äußerte. Es war mein erster Berlin-Besuch, kurz nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung. Sie sagte zu dem Turm: "Hier sieht man, das für das DDR-System die Propaganda von entscheidender Bedeutung war. Mitten in das Stadtzentrum wurde der Fernsehturm platziert, damit jeder sofort sieht: `Wir haben das Deutungsmonopol, wir bestimmen die öffentliche Meinung.´"

  • Mir ist natürlich bewusst, dass ich mit meiner Meinung nicht gerade den Mainstream vertrete und ich will jetzt auch keine heiße Diskussion lostreten oder niemanden angreifen. Aber es ist für jemanden, der nicht in Berlin lebt ein Leichtes zu sagen "Ach, mich stört der Fernsehturm jetzt nicht so".
    Natürlich ist es auch bei Berlinern häufig eine Frage des eigenen Alters wie auch die, auf welcher Seite des Brandenburger Tores man aufgewachsen ist und letztendlich des ganz individuellen Geschmacks.
    Aber für mich persönlich gilt, dass der Fernsehturm an dieser Stelle, noch dazu in dieser Dimension, fehl am Platze ist und die anderen herausragenden Gebäude (Rathausturm, Dom, Schlosskuppel und Marienkirche) zu sehr dominiert.
    Den Aspekt der Propaganda, der Motivation von Standort und Höhe bestimmte, will ich mal bewusst außen vor lassen. Aber zur Beruhigung: Hätte man im Westen so einen Turm gebaut, würde ich ihn genauso ablehnen. Ich finde ihn einfach gräßlich.
    Ich weiß... ist mein Problem. Aber von allen "modernen" Bauwerken Berlins ist er das erste, dass ich beseitigen würde, wenn ich was zu sagen hätte.

  • Es gibt andere Schurkereien in Berlin. Vielleicht sollte man erst mal über das Marx Engels Forum nachdenken. Ablehnungen des Berliner Fernsehturms sind nicht mehrheitsfähig.

  • Kurz nach der Wende gab es wohl mal Rückübertragungsansprüche eines Schweizers, der das Grundstück des Fernsehturmes anderweitig bebauen wollte - wie man sich schlußendlich einigte, ist mir nicht bekannt.

  • @ Oberbaumbrücke

    Ja, da hast du ein sehr spezielles Problem. :) Aber jedem sein ästhetisches Empfinden. Meiner Meinung nach wäre es ein herber symbolischer Verlust für Berlin, wenn der Fernsehturm weichen müßte. Das könnte sich höchstens mal in 50 Jahren ändern, wenn hier in Berlin ein paar richtige Wolkenkratzer stehen. Der Fernsehturm ist eben auch positives Symbol des Weltraum- und Technikzeitalters. Ich finde ihn immer geiler mit der Zeit, denn er bekommt immer mehr einen Retro-Charakter. Berlin ohne Fernsehturm ist wie New York ohne Empire State Building.

    Auch der Westen wollte ja durchaus mal auftrumpfen und seine "Überlegenheit" beweisen, z.B. mit dem ICC.

    Also mir fallen bestimmt 100 moderne Berliner Gebäude ein, die ich eher abrisse als den Fernsehturm. :)

  • Da fielen mir auch einige Buden ein...
    Interessant, das das ICC ähnlich mit Asbest verseucht ist, wie der Palast der Republik - dieser mußte weg, jenes bleibt stehen. Warum? Den Palast fand ich wesentlich ästhetischer als das Congresscentrum, aber ich möchte keine erneute Schlammschlacht auslösen, hatte meine Meinung schon mal diesbezüglich geäußert. Das neue Schloss - mal sehen, wie es wirkt, wenn es richtig fertig ist, die halbfertigen Fassaden haben schon was! Und sicher, nicht nur im Ostteil gibt es scheußliche Nachkriegsbauten, der Westen darf sich nicht soweit aus dem Fenster lehnen!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Tut "der Westen" sicherlich auch nicht, ich als Letzter. Meine große Hoffnung, dass das ICC verschwindet, ist leider auch enttäuscht worden und als Steglitzer leide ich eigentlich fast täglich Höllenqualen beim Anblick des Kreisels.
    Ich wehre mich allerdings dagegen, dass aus dem Palast der Republik eine Art Heiligtum gemacht wird, nur weil Fritze Schulz da seine Jugendweihe so schön gefeiert hat, Peggy Schmidt ihren ersten Kuss auf der Kegelbahn bekam und Oma Renate auf ihrer silbernen Hochzeit einen draufgemacht hat.
    Im Gegensatz zum ICC stand der PdR nun mal an der Stelle eines architektonisch wichtigen Bauwerks, auf dass die Straße Unter den Linden ausgerichtet war. Und da er neben dem ganzen Amüsement-Gedöns eben offiziell der Sitz der Volkskammer war, kommt ihm eben auch eine symbolische Bedeutung für ein Regime zu, dass zum Glück überwunden ist. Es gibt genug Devotonalien, Einrichtungen und Orte, an denen man dem fehlgeschlagenen sozialistischen Experiment auf deutschen Boden nachweinen kann.

    @ Echter Berliner

    Natürlich war es auch immer ein architektonischer Wettkampf der Systeme, der hier in Berlin ausgetragen wurde. Jede Stadthälfte waren auch immer Schaufenster ihres politischen Systems. Aber den (natürlich nie stattfindenden) Abriss des Fernsehturms einem symbolischen Verlust für Berlin gleichzusetzen, ist mir einfach zu dick aufgetragen.