Lutherstadt Wittenberg

  • Mittlerweile ist der Bahnhof fertig, Deutschlands erster Grüner Bahnhof, architektonisch ein wahres Schmuckstück, dass Bahnbesuchern Lust auf Mehr macht. Und Bahnhof des Jahres ist er letztes Jahr auch noch geworden.
    Bild auf Wikipedia

    Dass dafür das historische Empfangsgebäude von 1877 des großartigen Architekten Franz Schwechten weichen musste... wen interessiert das noch?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Großartig. Erinnert an österr. Bahnhofspolitik.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist kein Argument. Die Dresdner Frauenkirche war auch arg mitgenommen ...

    Leider hat die Deutsche Bahn bis heute keine Experten für Lebensqualität, sonst hätte sie schon längst mitbekommen, dass sie auf unterspülten Gleisen unterwegs ist. Viel wichtiger ist aber, dass die Fahrgäste sich immer massiver über absolute Langeweile, hässliche Bahnhöfe, todesstreifenartige Lärmschutzwände und vor allem die fehlende Schönheit beschweren müssen! Welche Verschwendung von Lebenszeit im Langeweile-ICE. Lärmschutzwände - eine optische Vergewaltigung.

    Die gelungenen Beispiele sind lange her: Der Rheingold von 1928. Die Sessel sind bis heute legendär.

    Aber wo wir schon mal dabei sind: Hat sich irgendjemand von Euch für den Erhalt des legendären Rundlokschuppens in Berlin-Rummelsburg eingesetzt? Die DB hat auch diesen Abriss beantragt.

  • Ja über die Deutsche Bahn könnte man sich stundenlang aufregen. Hier im Saarland werden fast alle historischen Bahnhöfe verfallen gelassen, es sind wahre Ruinen, und keiner von denen kümmert sich drum. Einfach nur noch eine Schande! Und so sieht es auch in großen Teilen der BRD aus. Will man schöne authentische, gepflegte Bahnhöfe aus der wilhelminischen Epoche sehen, die keine großen Verunstaltungen erlitten haben, so muss man mit der Bahn viel durch Elsass-Lothringen fahren. Die pflegen die Bahnhöfe unserer Vorfahren besser als wir selbst, die Erfinder :kopfschuetteln:

  • Das Problem daran ist die unausgereifte Bahnreform. Im Gesetzestext heißt es, dass die DB alles abwickeln muss, was nicht zwingend für den Bahnbetrieb benötigt wird. Da werden Gleisanlagen rigoros verkleinert, Weichen reduziert, Stellwerke abgerissen, Bahnhöfe geschlossen und dem Verfall preisgegeben.
    Gesetze werden von wem gemacht? Damit sind die wahren Täter klar. Nun könnte allerdings die DB selbst die Bahnhöfe als zwingend erforderlich einstufen ...

  • Man hätte sich für das Schloss in Wittenberg ein Beispiel an Schloss Freudenstein in Freiberg in Sachsen nehmen sollen. Dort hat man vorbildlich gehandelt, sehr gut rekonstruiert, z. B. die Renaissancegiebel des Torbaus, welche nicht mehr vorhanden waren, getreu nach dem Original wieder errichtet. Das Schloss zu Wittenberg ist vielfältig dokumentiert, man hätte es rekonstruieren sollen, es wäre ein Schmuckstück der Stadt Wittenberg geworden. Eine vertane Chance, wieder einmal.

    Hier diese Bilder zum Schloss Freudenstein zu Freiberg in Sachsen:
    Schloss Freudenstein /Freiberg/SachsenSchloss Freudenstein

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (6. Februar 2018 um 00:02)

  • Von unten sieht es genauso grausam aus:
    Bild 1
    Bild 2

    Der Käßmann-Zeitgeist-EKD war es eben nicht wichtig, ein ästhetisch ansprechendes Gesamtbild wiederherzustellen, oder einen Bau der ein wenig an die Glanzzeit Friedrichs des Weisen erinnert (Bild), sondern den Zustand der puristischen Preußen-Kaserne zu erhalten. Herausgekommen ist ein Gebäude mit einer toten Fassade, das an einen Verwaltungsbau aus der Nazi-Zeit erinnert. :daumenunten:

  • Ergänzend:
    Einblick in das Innere des Schlosses, in dem offenbar noch deutlich mehr Historie zu erkennen ist als Außen, klick >> hier

    Gäbe es einen Wettbewerb für das hässlichste Schloss Deutschlands, dann bekäme das Wittenberger Schloss wohl den ersten Preis. Dabei hätte es eigentlich nur weniger "Eingriffe" in die puristische Preußen-Kaserne bedurft, um dem Bau ein ästhetischeres und harmonischeres Erscheinungsbild zu verpassen. Die wichtigste Baumaßnahme wäre die Wiedererrichtung von Giebeln und die Errichtung eines Satteldachs gewesen, wie vor der Verunstaltung durch die Preußen (Bild). Man stelle sich einmal das baulich recht ähnliche Torgauer Schloss (Bild) ohne Satteldach vor, es würde ebenso schrecklich wirken.
    Da die Verantwortlichen aber wie so oft "die Geschichte nicht verfälschen" wollten haben wir jetzt den Salat...

  • Es stimmt und ist irgendwie symptomatisch für die Befindlichkeit des dt. Protestantismus.
    Man vergleiche Wilna, das seine Burg nach der Wende ex nihilo wieder aufgebaut hat. Hier wäre sogar aus einer weitgehend puristischen Sicht gegen eine Rekonstruktion von Zierelementen nicht sehr viel einzuwenden gewesen, zumal die Grundsubstanz ja da war. An einen Repräsentationsbau sind immerhin andere Anforderungen zu stellen als an eine Kaserne.
    In diesem Zusammenhang ist auch der erbärmliche "Wiederaufbau" der Hallenser Moritzburg zu erwähnen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ein ordentliches Dach hätte hier schon Wunder bewirkt. Stattdessen starrt man selbst fußläufig auf diese Betonkuben. Das soll mir mal einer schön reden.

  • Es stimmt und ist irgendwie symptomatisch für die Befindlichkeit des dt. Protestantismus.
    Man vergleiche Wilna, das seine Burg nach der Wende ex nihilo wieder aufgebaut hat. Hier wäre sogar aus einer weitgehend puristischen Sicht gegen eine Rekonstruktion von Zierelementen nicht sehr viel einzuwenden gewesen, zumal die Grundsubstanz ja da war. An einen Repräsentationsbau sind immerhin andere Anforderungen zu stellen als an eine Kaserne.
    In diesem Zusammenhang ist auch der erbärmliche "Wiederaufbau" der Hallenser Moritzburg zu erwähnen.

    Aber Dresden ist doch protestantisch? Ich finde die Wiederaufbau von Schloss und Frauenkirche als gegenbeispiel - vielleicht ist es ein bisschen generell von ein ganze Religion und Land zu verallgemeinern?

  • Arsenalplatz mit umgebauten Resten des früheren Franziskanerklosters.

    Das Einkaufszentrum 'Arsenal' finde ich nicht so übel.

    Die Front zum Markt/Jüdenstraße ist bis auf das hier überdimensionierte Eingangsportal halbwegs gelungen.

    Bürgermeisterstraße, auch ganz O. K. - links geht's in die Scharrenstraße, die vom EKZ mittig überbaut ist.

    Weniger gelungen (v. a. wegen der Fassade) dagegen das neue Stadthaus an der Mauerstraße. Es ist mit dem im ersten Bild zu sehenden Gebäude hofseitig verbunden.

    Noch schlechter ist m. E. der Neubau an der Ecke Mittelstraße/Neustraße geraten; das tote EG ist sehr unschön.

    Und dann noch der neue Hauptbahnhof - leider austauschbar.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)