Lauingen (Donau)

  • Wie in Memmingen, ein älteres Haus nach dem anderen verschwindet. Immerhin wurde in den letzten Jahren auch das eine oder andere Haus restauriert, aber solche Verluste sind schon sehr bitter. Im nahen Unteren Brunnental sind auch noch ein paar Kandidaten wie die Nr. 30 und normalerweise schon verloren die Nr. 20.


    Unteres Brunnental 20


    und die Nr. 30 (jeweils 2011)

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (6. Mai 2012 um 18:18)


  • Jetzt ist das Haus vollends eingestürzt. Sein Ende war sowieso nahe, denn es "sollte das jetzt eingestürzte Gebäude (Haus-Nummer 31) im Frühjahr ohnehin vom neuen Besitzer, einem auswärtigen Investor, gemeinsam mit ehemaligen Brauereigebäuden in der Nachbarschaft abgebrochen werden, um einem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses Platz zu machen."

  • Die Frage ist: an was liegt's ist es die typisch schwäbische Beseitigungsmentalität und Vergangenheitsignoranz oder schlägt da heute schon der demographische Wandel durch? Ich tippe fast eher auf zweiteres. Andere Städte in der weiteren Region wie Nördlingen, sehen ganz anders aus.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das Areal soll neu bebaut werden. Das benachbarte Brauhaus wird abgerissen und ebenfalls durch einen Neubau ersetzt werden.

    So sehen die Pläne aus:

    http://www.immonet.de/angebot/25000007

    Anstelle der alten Häuser entstehen phantasielose Investorenkisten einfachster Machart, da helfen auch die Satteldächer leider nicht weiter. Es fehlen halt für Lauingen so typische Elemente wie Vorkragungen, Gesimse etc. Außerdem sind beide Neubauten gleich hoch, früher war das nicht der Fall.

    Immerhin soll der ehemalige Gasthof selbst (Nr. 30) erhalten bleiben und in den Komplex einbezogen werden. Die Frage ist nur, wie viel Originalsubstanz danach noch übrig sein wird. Richtig schlimm ist die Kiste, die hinter dem Hirschbäu entstehen soll. Das Mehrfamilienhaus könnte in jedem x-beliebigen Vorort stehen und ist überhaupt nicht altstadtgerecht. Hier passiert etwas, was man leider auch in vielen anderen Altstädten der Republik beobachten kann: Während man der Architektur der Hauptstraßen noch wenigstens etwas Aufmerksamkeit schenkt, ist man offenbar der Ansicht, dass es in den kleinen Nebenstraßen und -gassen eigentlich egal ist, was dort entsteht. So gehen viele idyllische Winkel zugrunde, bekommen Hinterhof-, bzw. Bauhofcharme. Der normale Tourist verirrt sich ja ohnehin nicht hierher. Ein großer Fehler, wie ich meine.
    Auch hier sollte man unbedingt Stadtreparatur betreiben.

    Eine Frage noch zum Schluss: Gehörte dem Investor das Areal schon vor dem Brand des Gasthofes und vor dem Zusammenbruch des alten Fachwerkhauses, oder hat er es erst später erworben? Weiß da jemand Näheres?

  • Die Augsburger Allgemeine fragt, wer für den Einsturz des Hauses verantwortlich war. Dabei geht es ihr aber nur um die Sicherheit und nicht um den Denkmalschutz.
    Sehr bedenklich finde ich die Neuigkeit, daß beim Einsturz auch das pittoreske Eckhaus beschädigt wurde: "Der Einsturz am Montag hat auch den Zustand des unmittelbar anschließenden Gebäudes offenbart: Nach Angaben von Christa Marx vom Landratsamt ist auch das Nachbargebäude in einem sehr schlechten Zustand – der Gehweg vor dem Haus wurde vorsorglich gesperrt. 'Dort werden nun weitere Sicherungsmaßnahmen angeordnet. Der Eigentümer muss das Haus von einem Statiker prüfen lassen', sagt Marx."

    Eine Frage noch zum Schluss: Gehörte dem Investor das Areal schon vor dem Brand des Gasthofes und vor dem Zusammenbruch des alten Fachwerkhauses, oder hat er es erst später erworben? Weiß da jemand Näheres?


    "Engelbert Steinle, Geschäftsführer der Firma Abenstein und der neue Eigentümer des nun eingestürzten Gebäudes, sagt: 'Es war uns nicht bewusst, dass das Haus nicht ausreichend gesichert ist. Wir haben das Gebäude erst seit Mitte Dezember und haben bereits einem Architekten den Auftrag gegeben, dass er einen Abbruchantrag einreicht. Wir konnten vorher nicht reingehen und haben uns darauf verlassen, dass der Vorbesitzer richtig gesichert hat.'“

  • Sehr bedenklich finde ich die Neuigkeit, daß beim Einsturz auch das pittoreske Eckhaus beschädigt wurde: "Der Einsturz am Montag hat auch den Zustand des unmittelbar anschließenden Gebäudes offenbart: Nach Angaben von Christa Marx vom Landratsamt ist auch das Nachbargebäude in einem sehr schlechten Zustand – der Gehweg vor dem Haus wurde vorsorglich gesperrt. 'Dort werden nun weitere Sicherungsmaßnahmen angeordnet. Der Eigentümer muss das Haus von einem Statiker prüfen lassen', sagt Marx."

    Das sind doch eh super Neuigkeiten! Jetzt kann man ja gottseidank auch das Nachbargebäude niederreißen und einen doppelt so großen Neubau errichten! Vielleicht hat ja sogar ein Einkaufszentrum Platz. Obwohl... ein großer Parkplatz in der Lauinger Innenstadt wäre doch auch toll. Oder gleich ein Parkhaus!

  • Das sind doch eh super Neuigkeiten! Jetzt kann man ja gottseidank auch das Nachbargebäude niederreißen und einen doppelt so großen Neubau errichten! Vielleicht hat ja sogar ein Einkaufszentrum Platz. Obwohl... ein großer Parkplatz in der Lauinger Innenstadt wäre doch auch toll. Oder gleich ein Parkhaus!

    Exakt! Du hast die schwäbische Logik begriffen.

  • Es kam dann wie hier schon vorhergesehen: Das schmale Haus neben dem Abrisshaus an der Herzog-Georg-Straße ist statischer Gründe halber ebenfalls abgerissen worden.

    Zitat

    Wie alt das Haus ist, sei nicht zweifelsfrei geklärt. Es gebe Urkunden, die es auf das 16. oder 17. Jahrhundert datierten, und andere, die wiederum vom 18. Jahrhundert sprächen, erklärt Wagner. Fakt ist aber, dass es unter Denkmalschutz steht. Deswegen mussten auch erst einige Wochen vergehen, bis der Abbruch genehmigt war.[...]
    Baggerführer Thomas Fendt trägt mit seiner Maschine Meter um Meter des alten Gebäudes ab. „Ein Schandfleck weniger in der Stadt“, sagt er. Der große Greifarm gräbt sich unaufhaltsam in das alte Mauerwerk, packt die historischen Holzbalken, zieht sie aus dem Gebälk und lässt sie in einen großen Container fallen. Stück für Stück wird ein Teil Lauinger Geschichte abgerissen. Bald wird nur noch die Erinnerung übrig sein.

    Das Wagner-Haus wird abgerissen - Augsburger Allgemeine

    Das durch die Abbrüche ermöglichte Neubauvorhaben "Hirschbrauerei"

    Übrigens hatte bereits im Jahr 2006 das benachbarte Gasthaus auf merkwürdige Weise gebrannt : Feuerwehr Lauingen - siehe 20. Juli 2006

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Fakt ist aber, dass es unter Denkmalschutz steht. Deswegen mussten auch erst einige Wochen vergehen, bis der Abbruch genehmigt war

    Na immerhin verzögert Denkmalschutz den Abriss eines Hauses um einige Wochen. Wenn das kein Erfolg ist.

    In dem verlinkten Artikel darf das übliche Argumnet vom verschwindenden Schandfleck nicht fehlen. Auch wenn er diesmal nur vom Baggerfahrer des Abruchunternehmens kommt.

    Das Ganze ist auch menschlich tragisch, der Eigentümer hat ja offensichtlich an seiem Elterhaus gehangen.

    Steht schon fest was nach kommt? Auf dem verlinkten Plan sieht es ja so aus, als würde das Eckhaus rekonstruiert. Für die Kosten des Neuaufbaus wird ja sicher dier Nachbar tragen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Andreas (15. Juli 2015 um 18:37) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Herzog-Georg-Straße, ehem. Hirschbrauerei

    M114 Juni 2009
    023img_9324_herzog-geosuhu.jpg
    Herzog-Georg-Straße 29ff, die Nr. 30 mit "Notdach", die Nr. 31 (4tes v. l.) noch nicht eingestürzt

    Unlängst war ich abends kurz in Lauingen. Zwei Aufnahmen von der wenig erbaulichen Neubebauung in der Herzog-Georg-Straße:

  • Die Neubauten wirken trotz der hohen Giebel seltsam steril und serienmäßig. Es fehlen Gesimse an den Giebeletagen, Faschen an den Fenstern und Farbe an den Fassaden. Man hätte sich doch an den sehr schönen Altbauten mit Staffel- bzw. Volutengiebel links im Bild orientieren können, dann würde man auch die Neubauten als Orts typische und würdige Häuser positiv bewerten können. Das Ergebnis würde dann ins Ortsbild passen und die Neubauten hätten dann ein Augenschmaus werden können. So, wie die Neubauten aber jetzt dastehen, wirkten sie steril, fad und glatt, diese Neubauten könnten letztlich überall stehen. Trotz der vorhandenen Giebel zur Straße hin, sehen wir leider nichts an den Neubauten, was das Auge des Betrachters erfreut. Man wendet sich so schnell wieder ab. Man nennt so etwas eine vertane Chance.

  • Ich muss dir absolut recht geben. Die herunter gelassenen Rolläden verstärken den Eindruck noch! Zudem sind die Gebäude so ungeschickt miteinander verbunden, dass man auf Anhieb sehen kann, dass es sich um einen riesigen Neubaukomplex handelt. Von dem Altbau links ist im Übrigen kaum mehr als die Fassade stehen geblieben: https://www.augsburger-allgemeine.de/dillingen/So-g…id38389107.html

    https://www.augsburger-allgemeine.de/dillingen/Wand…id36373072.html

    https://www.augsburger-allgemeine.de/dillingen/Blic…id38775727.html

  • Sehe ich exakt auch so. Begrüßenswert sind Größe, Giebel und Dach. Das war es aber auch schon. Mit einigen geringfügigen Handgriffen hätte man diese Häuser zumindest gefällig hinsichtlich der Ensemblewirkung gestalten können. So aber hat sich jemand darauf gar keine Mühe gegeben und eine Nicht-Gestaltung abgeliefert. Dem Bauherren war es wohl auch egal. :daumenunten:

  • Ich mag bei sowas gar nicht den Begriff "Architektur" verwenden. Das sind ausdruckslose, genormte Zweckbauten, innerhalb eines solchen Ensembles ist das besonders ärgerlich. Man fragt sich wie sowas genehmigt werden konnte.

    In dubio pro reko

  • Äußere Kubatur und Körnigkeit, wie sie im Architektur-Hochschulbetrieb einseitig gelehrt werden, waren und sind als Mittel der Architektur im Städtebau unzureichend. Das Lauinger Beispiel steht hier für das unzählige Versagen modernistischer Architekturauffassung. Es mangelt den standardisierten Entwürfen an Details und Abweichungen vom vermeintlich „demokratischen“ Korsett der Norm. So kann und wird Städtebau nach menschlichen Maßstäben nicht „funktionieren“. Die Vertreter einer modernen Architektur sind in dieser Beziehung allerdings mehrheitlich ignorant, beratungs- und lernresitent, um nicht zu sagen unmenschlich! Sie zerstören damit wissentlich weiterhin die Orts- und Stadtbilder.