Dresden - Lahmann-Sanatorium

  • Heute stand in den DNN, dass sich die Baywobau für das ausgedehnte Areal des ehemaligen Lahmann-Sanatoriums am Weißen Hirsch interessiere. Diese wollen laut Aussage von Baubürgermeister Jörn Marx angeblich das seit dem Abzug der Roten Armee Anfang der 90'er Jahre vollkommen ungenutzte Gelände von der Augustinum Gruppe erwerben. Ein Verwendungszweck ist noch nicht bekannt.

    http://www.augustinum.de/

    http://www.baywobau.de/

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lahmann

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Lieber Henry!

    Das ist für mich eine der besten und schönsten Nachrichten seit Langem aus Dresden!!! Das Warten hat sich ausgezahlt und wir könne echt froh sein, dass es die BaWoBau ist, da fast alle anderen Interessenten im Park moderne Kuben hinwürfeln wollten, als Hintergrundinfo für die, welche das lange Ringen um das Lahmannareal nicht permanent mitverfolgt haben.

    Ich freue mich :!::!::!::lachen:

  • Ich habe einmal Pläne von einem anderen Investor für dessen beabsichtigte Nachverdichtung gesehen…ich sag es Dir, dass war Florana³ - ganz üble Schachterl Architektur ohne Bezug zum Sanatorium.

    Bei der BayWoBau denke ich, dass die das schon gut machen. Immerhin bemühen die sich auch am Neumarkt! Gott schütze wenigstens den Weißen Hirsch in diesem Falle vor einem Architekturangriff a la Florana & Co (wie er diese Gegend schon vor den allierten Mördervögeln schütze).

    Ich kann es kaum erwarten dort den Baufortschritt zu beobachten und dereinst einmal durch die hoffentlich bald wiederbelebte Pracht zu flanieren…ach wie herrlich!

  • Hintergrund: Wie Henry letzte Woche bereits kundmachte, hat die BayWoBau das ehemalige Lahmann Sanatorium am Weißen Hirschen von der Augustinum Gruppe gekauft.

    Ein passender Artikel aus den DNN mit einem Interview des Herrn Dietze und einer interessanten Fotostrecke nachfolgend:

    http://www.dnn-online.de/dresden/cityne…ws-a-19789.html

    Wir werden hier in den kommenden 2-3 Jahren den Sanierungs- bzw. Baufortschritt und damit quasi die Rückkehr einer Dresdner Institution mitverfolgen dürfen, wenn auch das Sanatorium als soclhes nicht mehr in seiner Funktion wiedererstehen wird. ich denke, dieses Projekt ist in die richtigen Hände gekommen.

    Schön wäre es natürlich auch, wenn der eine oder andere unserer Dresdner Freunde dieses Projekt mit seiner Kamera festhalten könnte. Auch Bilder vom jetzigen Zustand des Chinesischen Pavillons wären sicherlich sehenswert - ich kenne leider nur noch den zerstörten Zustand.

  • Kennt ihr schon folgenden Beitrag von Dresden-Fernsehen?

    http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?I…showNews=927062

    Aufgrund eines technischen Problems ist es mir leider nicht möglich den Beitrag zu sehen. Ich würde deshalb ein anderes Mitgleid darum bitten, ein genaueres Exzerpt anzufertigen.

    Ansonsten kann man dem kurzen Text zum Film entnehmen, dass in diesem Jahr die Vorbereitungen für die Sanierung der Bestandsgebäude und die anschließende Nachverdichtung des ausgedehnten Geländes getroffen werden. Darunter fällt u.a. die Initiierung eines Architektenwettbewerbs. Erste Baumaßnahmen sollen dann ab dem Jahr 2012 erfolgen und sich über vier Jahre erstrecken. Man rechnet mit einer Investitionssumme von ca. 40 Mio. Euro. In das Projekt soll auch der von der Sanierung des Chinesischen Pavillons her bekannte Verschönerungsverein Weißer Hirsch eingebunden werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Das ab etwa 1863 vom Loschwitzer Bauunternehmer Theodor Lehnert und dem Bremer Arzt Heinrich Lahmann errichtete Sanatorium erweist sich als harter Brocken. 50 Jahre schonungsloser Abnutzung als Lazarettstandort durch Wehrmacht und Sowjetarmee und insbesondere die letzten 18 Jahre Leerstand haben der alten Bausubstanz schwer zugesetzt. "Manche Gebäude sind so marode, dass sie nicht mehr zu retten sind", sagte Baywobau-Chef Bernd Dietze vor dem Loschwitzer Ortsbeirat. Dass der Großteil des Ensembles dennoch erhalten werden kann, ist laut Dietze vor allem dem Engagement von Eigentümern und bürgerlichen Vereinen zu danken. 500.000 Euro waren in den vergangenen Jahren für Instandhaltungsmaßnahmen aufgewendet worden.

    http://www.dnn-online.de/dresden/cityne…ws-a-22021.html

  • Wie die DNN gestern (11.04.2011) berichteten, starteten letzte Woche die internen Architektenwettbewerbe für die ersten zwei Bauabschnitte des Lahmann-Sanatoriums. Um den Zuschlag für Komplex I (Herrenbad. Heinrichshof, Turnhalle) und Abschnitt II (Damenbad, Doktorhaus, Hirschhaus) konkurrieren jeweils vier Büros, die ihre Entwürfe bis Ende Mai 2011 fertiggestellt haben sollen. Am 31. Mai kürt dann eine Jury aus Vertretern des Denkmalschutzes und des Stadtplanungsamtes die jeweiligen Sieger. Sanierungsstart soll im März/April 2012 sein.

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  • Die Sanierung, die einer eigentlichen Rettung des Sanatoriums gleich kommt, ist in ihrer Art und Weise durchaus zu begrüßen. Es ist richtig und sinnvoll eine moderne Nutzung, die natürlich entsprechende Kompromisse fordert, in die alten Bäder und Kurhäuser zu integrieren und sie damit auf Dauer zu erhalten.
    Womit man aber nicht einverstanden sein kann, ist die massive mittels Wirtschaftlichkeitsaspekten begründete Nachverdichtung des Areals durch eine Allerweltsarchitektur, die sich überhaupt nicht dem genius loci verpflichtet zu fühlen scheint. Hier wird uns Stangenware mittleren Niveaus geboten, die man keinesfalls als Erfolg ansehen darf. Wozu es hier eines Wettbewerbs bedurfte, bleibt mir also schleierhaft!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Lahmanns Sanatorium, um die Jahrhundertwende zur exklusiven Heilstätte von Adel und Großbürgertum avanciert und anschließend, im Strudel der Weltgeschichte, in eine Art Dornröschenschlaf verfallen, herabgesunken zum Militärlazarett für Wehrmacht und Rote Armee, scheint für den Dresdner ein magischer Ort zu sein!
    Ein jeder kennt ihn, schwärmt vom Glanz einer großen Vergangenheit, bedauert den unaufhaltsamen Verfall, und doch hat ihn kaum einer je betreten. Lahmann ist mystisch, ein Identifikationsort, worin der Dresdner die Entsprechung zum Schicksal seiner Stadt zu erkennen glaubt.
    Und doch sind inzwischen 20 Jahre seit dem zaghaften und oft äußerst mittelmäßigen Wiedererblühen der Stadt vergangen. 20 Jahre, in denen die Gebäude des ehemaligen Sanatoriums wie eine Zeitkapsel überdauerten, um heute, kurz vor der endgültigen Vernichtung, ihre Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erzählen. Hier hört und sieht man Glanz und Reichtum; Gewalt, Elend und Verfall. Endgültig!
    Instinktiv scheinen die Menschen zu spüren, dass diese Beredsamkeit der Gebäude bald getilgt sein wird. Entsprechend groß war der Andrang, als sich am Tag des offenen Denkmals 2011 die Tore zu diesem mystischen Ort öffneten! Zum Teil stundenlang hatten hunderte Menschen in sengender Sonne auf den Einlass gewartet. Tumultartige Szenen spielten sich ab, ehe der Ansturm nach einigen Stunden verebbt und die latent aggressive Stimmung einer kindlichen Neugier gewichen war, die einen ansteckte. So erkundeten
    Hunderte die Ruinen, durchwanderten Räume, inspizierten und fotografierten den einstigen Glanz und nunmehrigen Verfall. Es kam dem Eintauchen in eine fremde
    vergangene Welt gleich.
    Noch ist das Lahmann-Sanatorium eine Zeitkapsel!

    Teil 1
    Der 1896 erbaute Heinrichshof war das Wohnhaus der Familie Lahmann. Noch heute beeindruckt der fast vollständig erhaltene Detailreichtum der äußeren Kubatur, die bis auf den Austausch der Dachhaut und einige Sanierungen am Putz, fast unbeschadet durch die Zeit gekommen zu sein scheint. Und so präsentiert sich der Neorenaissancebau in einer ausgesprochenen mannigfaltigen Verspieltheit, die mittlerweile relativ selten anzutreffen ist.


    Die Hauptfassade zur Stechgrundstraße trumpft mit einem opulenten Reichtum an architektonischen Details auf.


    Fachwerk, Natursteinarbeiten, Veranden, Giebel, Erker, Dachreiter und Welsche Hauben zeichnen ein fast schon groteskes Bild.


    Seiten- und Rückfassade sind kaum minder reich geschmückt, wenn auch etwas zurückhaltender. Man beachte das Zusammenspiel sämtlicher Materialien!


    Der Haupteingangsbereich an der Rückseite des Gebäudes wird durch diese hölzerne Veranda mit dem überdeckten Aufgang markiert.


    Den bildhauerischen Höhepunkt der Villa stellt wohl der Altan an der zweiten Seitenfassade dar. er präsentiert sich besonders pittoresk!

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Exilwiener: Leider war nun gerade die Villa nicht zu betreten. Dafür aber andere Bauten, die in Kürze folgen werden.

    Teil 2

    Schräg gegenüber des Heinrichshofs befindet sich das 1904 errichtete Herrenbad. Es ist offensichtlich in reifen Jugenstilformen gehalten, scheint aber nicht einer einzigen Bauphase zu entstammen. An einem Risalit war die Jahreszahl "1904" zu entdecken.


    Schrägansicht vom Heinrichshof aus. Man beachte das große nierenförmige Fenster an der Giebelseite des Baues.


    Man beachte die sinnigen Ornamente an diesem Bauteil des Herrenbades!


    Die Hauptfassade wird durch eine aus Dreiviertelsäulen bestehende Kolossalordnung geprägt und mittels zweier Seitenrisalite zusammengefasst.


    Detail des östlichen Risalites der Hauptfassade.


    Die Rückseite des Gebäudes ist wesentlich freier komponiert. Statt der Kolossalordnung sehen wir Blendarkaden, die von großen zweckmäßigen Fenstern durchbrochen werden.


    Der mächtige Wasserturm ist frei an der Hinterfassade des Hallenbaues angesetzt. Seine Baumasse wird geschickt durch blinde Fenster gegliedert.

    In den nächsten Tagen geht es mit dem Damenbad weiter, das man am Tag des offenen Denkmals trotz der gefährlich maroden Bausubstanz betreten durfte.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich würde die Frage erweitern und fragen, wo die Führung dich noch überall rumgescheucht hat. Ich könnte weiteres Bildmaterial zur Verfügung stellen. :foto:

    Exi: Die Villa macht von außen einen deutlich besseren Eindruck als von innen. Wie uns berichtet wurde, sind fast sämtliche Decken durchgebrochen und die Reste müssen notdürftig abgestützt werden. Das (unbedenkliche) Treppenhaus, das sich einem schon beim Blick durch die Tür offenbahrt, ist aber ein Traum. Aus oben genannten Gründen also auch das Verbot des Betretens.

    Gruß DV

    Edit: Frage hat sich erledigt.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Aufgrund des "unerwartet" hohen Besucheransturms war es recht schwer sich einer Führung anzuschließen. Deshalb sind wir vollkommen selbständig durch das Gelände geirrt und haben eigentlich alle offenen Bauten betreten. Das betraf neben dem Damenbad ein vollkommen marodes Gästehaus und den Speisesaal.


    @DV: Du kannst gern eigene Bilder beisteuern! Ich bringe morgen die Fotos des Damenbades. Danach folgen das Gästehaus und der Speisesaal, sowie "Diverses".

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  • Gut, dann warte ich erst einmal ab und schaue, was ich ergänzen kann. :)

    Vielen Dank schon mal ( Das Lahmann-Sanatorium oder besser überhaupt Besichtigungen von Bauten in Dresden hätte ich nach meinem Pirna-Programm eh nicht mehr geschafft)

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