Dresden - Lahmann-Sanatorium

  • Teil 3

    Direkt gegenüber des Herren- befindet sich das Damenbad, dessen Haupteingang allerdings von ersterem Bau abgewandt ist. Es besteht aus dem um 1905 errichteten eigentlichen Bad und einer niedrigeren, in den 80'er Jahren des 19. Jahrunderts errichteten Vorhalle, in der sich der Eingangsbereich und andere Funktionsräume befinden. An die Halle schließen sich zu beiden Seiten gleich hohe bogenförmige Galerien an, die das Damenbad mit zwei pavillonförmigen Gästehäusern verbinden und Umkleideräume beinhalten.


    Der um 1880 errichtete Eingangsbereich ist äußerst streng gegliedert. An ihn schließen sich die besagten Bogengalerien mit den Umkleideräumen an.


    Die Einbauten in der westlichen Bogengalerie sind altersmäßig recht schwer einzuschätzen, scheinen aber wohl noch aus der Zeit des Bad-Baues zu stammen.


    In der östlichen Galerie sieht es wenig anders aus.


    Der eigentliche Bad-Bau ist äußerst einfach und wird nur durch die regelmäßige Ochsenaugen-Reihung gegliedert.


    Wie stimmungsvoll!
    Das Innere der Halle ist überraschend unbübersichtlich. Statt eines großen Schwimmbeckens gibt es kleine Kabinen mit Brause- und Wannenbädern.


    Die Bauwerksschäden sind enorm! Durch die Fenster muss einige Jahre Wasser eingedrungen sein.


    Nicht umsonst sind auch derartige Deckendurchbrüche für den Zustand der Bausubstanz repräsentativ.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nachdem ich jetzt noch etwas im Netz geforscht habe, bin ich auf folgende Präsentation der Baywobau gestoßen, die zumindest ansatzweise etwas zur Entstehung und Nutzung der Gebäude verrät.

    http://www.ct-ifm.de/tl_files/ctifm…hmann110411.pdf

    So war ich nach dem Damenbad also nicht in einem Gäste-, sondern im Doktorhaus. Interessant!

    Inzwischen haben auf dem Gelände umfangreiche Abrissmaßnahmen stattgefunden. So sind etwa die Garagen und der Küchentrakt gefallen.

    Hier sind Materialen zu den aktuellen Umbauplanungen von Damenbad und Hirschhaus. Viel kann und wird leider nicht bleiben!

    Kretschmar + Dr. Borchers Freie Architekten Dresden - Projektbeschreibung - Lahmann Areal - Damenbad / Hirsch- und Doktorhaus

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke schon mal bis hierher, Bilderbuch, sehr schöne Bilder, abgesehen von den allzu deftig ruinierten Ecken.
    Das Ganze scheint ja ein wenig wie Beelitz-Heilstätten in klein zu sein - von den Russen verlassen und dann dem Verfall preisgegeben. Romantisch, aber auch traurig.

    Ich habe noch diese ergänzenden Fotoreportagen gefunden:

    http://www.vanity-nine.com/2011/09/report…atorium-dresden

    Holger John: LAHMANN SANATORIUM - WEISSER HIRSCH

    http://www.elbmargarita.de/2011/09/zu-gas…mann-sanatorium

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke auch! Ich hoffe, dass man das Gelände auch betreten wird dürfen, wenn einmal dort Wohnungen entstanden sind. Bis auch die wohl zu schluckenden Modernen Villen-Pillen wird das ein wirklich tolles Projekt das auch diesen Teil der Bautzner Straße weiter aufwerten wird. Als ich letzens im Juli in DD war, habe ich auch den benachbarten Chinesischen Pavillon besucht. Man ist schon relativ weit, wenn auch sich das Ganze schon sehr lange hinzieht bis einmal wiedereröffnet werden kann. Für mich ist dieser Teil Dresdens mitsamt seiner Lage und den herrlichen Villen sicherlich einer der schönsten Plätze in Dresden. Schade ist halt noch, dass das ehemalige Parkhotel so irgendwie überhaupt keine Ausstrahlung mehr besitzt - würde man diesem Objekt wieder seine ursprüngliche Nutzung zukommen lassen, würde die Gegend auch nicht so ausgestorben wirken. Naja, muss ja nicht alles von heute auf morgen geschehen...

  • Teil 4.1

    Das Damenbad umfasst mit den zwei ursprünglich baugleichen Pavillons des Hirsch- und Doktorhauses, mit denen es über besagte Bogengalerien in Verbindung steht, einen offenen rechteckigen Platzraum.
    An seiner Ostseite erhebt sich das ca. 1867 errichtete sogenannte Hirschhaus. Die Westflanke hingegen wird vom Dorktorhaus eingenommen, das über mehrere Anbauten verfügt und mit dem ebenfalls 1867 errichteten Gesellschaftshaus über eine Treppe in Verbindung steht. Die letzten Erweiterungen der Anlage müssen um 1910/12 erfolgt sein.

    Außenaufnahmen:


    Hirschhaus vom Westen her gesehen.


    Südansicht des Hirschhaueses: man beachte den gut erhaltenen Außenputz!


    Nordansicht des Doktorhauses mit diversen Anbauten (links Ansatz der Bogengalerie.


    Die Dachhaut des Doktorhauses wurde notdürftig mit Bitumen-Schweißbahnen abgedichtet. Diese Maßnahme kam, wir werden es noch sehen, leider etwas spät.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • 4.2

    Das Gesellschaftshaus schließt an der Südseite des Doktorhauses an und war ursprünglich ein flachgedeckter einfacher Kubus, der über eine überdachte kurze Teppe mit ersterem Gebäude in Verbindung stand. Nach mehrmaligen Umbauungen tritt das Gesellschaftshaus in seiner ursprünglichen Form nach außen nicht mehr in Erscheinung. Im Inneren hingegen kann man noch gut den originären Bau mit seiner zentralen Halle erkennen.


    Durch eine nachträglich eingezogene Zwischenwand verstellter Zugang vom Doktor- zum Gesellschaftshaus.


    Treppenabgang vom Dorktor- zum Gesellschaftshaus mit Firgurennische.


    Zentrale Halle des Gesellschaftshauses mit Wandelgängen (Blick gen Osten). Die Fläche ist wegen Durchbruchsgefahr des Fußbodens gesperrt.


    Die zentrale Halle umfassender Wandelgang des Gesellschaftshauses (Blick gen Süden) mit diversen Durchgängen zur ehemaligen Bibliothek usw.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • 4.3

    Innenaufnahmen des Doktorhauses:


    Zentraler Raum im Hochparterre


    Nebenraum im Hochparterre


    Raum im ersten Obergeschoss


    Im ersten Obergeschoss probeweise geöffneter Fußboden.


    Fenster im ersten Obergeschoss


    Badezimmer im ersten Obergschoss mit alten Fliesen, PVC-Belag usw.


    Toilette im Dachgeschoss


    Zimmer im Dachgeschoss

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Teil 5

    Mit dem großen Speisesaal, der sich direkt an der Bautzner Straße befindet, möchte ich vorerst meine Bilderserie beschließen.
    Bei dem Gebäude handelt es sich um einen 1898 errichteten Saalbau mit entsprechenden Funktionsräumen. Mitte der 20'er Jahre fand eine Erweiterung statt. Unter anderem kamen ein zweiter kleiner Speiseraum und ein sogenannter Glassaal (Wintergarten) hinzu. Inzwischen wurden große Teil der rückwärtigen Bebauung, so etwa der gesamte Küchentrakt, abgebrochen.


    Speisessal vom Dach des Doktorhauses aus gesehen.


    Gleiche Ansicht, andere Perspektive.


    Die hölzerne Decke scheint trotz der jahrzehntelangen Vernachlässigug augenscheinlich gut erhalten zu sein.


    Südwand des Speisesaales (zur Bautzner Straße) mit signifikanter Gliederung.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • bilderbuch

    Super, danke für die Bilder! Hast Du auch Innenaufnahmen vom Heinrichshof?

    Ich freue mich ja so sehr, dass Herr Dietze dieses Kleinod in letzter Sekunde gerettet hat! Ihr Dresdner müsst es ihm wirklich danken! Ob man anschließend auch noch als Tourist aufs Areal spazieren gehen darf - schön wärs. Wie hoch schätzt ihr den m² Kaufpreis für eine Wohnung im Heinrichshof?

  • bilderbuch

    Super, danke für die Bilder! Hast Du auch Innenaufnahmen vom Heinrichshof?

    Da man den Heinrichshof wegen seiner maroden Bausubstanz (Deckendurchbrüche, notdürftige Abstützungen im Inneren) leider nicht betreten durfte, habe ich keine Innenaufnahmen mitbringen können.

    Ein anderer Forumer hat mir allerdings gesteckt, dass er solche besäße. Schauen wir mal...

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  • http://www.sz-online.de/bilder/2011_12…9_397384663.jpg

    Der unvermeidbare Modernistenanbau. Und damit der Altbauteil auch dazu passt, wählt man für diesen gleich die passende Farbe:

    Zitat

    Die Farbe des Putzes wird hellgrau oder graubeige. 


    System bedient, Pflicht erfüllt, Flair zerstört. ;)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ich glaube kaum, dass die sich darüber Gedanken gemacht haben, dass Alt- und Neubau auch nur irgendwie zusammenpassen sollen. Sonst würde man einen solch hässlichen Kontrast-Turm erst gar nicht in Erwägung ziehen. Hässlicher geht´s nimmer, aber vielleicht soll der Jugendstilbau ja gerade dadurch als Relikt einer kunstvolleren Zeit herüberscheinen. Trotzdem, hier ist ganz klar eine Überarbeitung gefragt.

  • Statt den vorhandenen Turm, der fast wie eine Ausgeburt heutiger Architekturbüros aussieht, zu kopieren, wird hier ein pseudokreativer Gehry-Verschnitt gebracht, der sich nun so überhaupt nicht in den Bestand einzufügen weiß. Und der Entwurf ist nicht etwa mäßig, sondern wirklich schlecht! Man traut ihn, bei allen Vorurteilen, nicht einmal einem Architekten zu, sondern einem Laien mit Hang zur Skurrilität. Es findet keinerlei Auseinandersetzung mit dem Bestand, mag er nun aus dem Jugendstil stammend oder neusachlich inspiriert sein, statt. Die verbindende Glasfront wirkt unmotiviert und plump. Kann das wirklich ernsthaft erwogen werden?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich glaube kaum, dass die sich darüber Gedanken gemacht haben, dass Alt- und Neubau auch nur irgendwie zusammenpassen sollen.


    Der Modernist macht sich in der Hinsicht eben ganz andere Gedanken als wir. Die Angelegenheit wird sicher als "selbstbewusste Neuinterpretation" gerühmt, die "Rücksicht auf den Bestand nimmt, ohne sich diesem anzubiedern (was mit einer Entwertung desselben einhergehen würde)". Die Ideologie vermag man schon zu durchschauen, umso trauriger ist die Erkenntnis, wie verblendet und fehlgeleitet der Mensch sein kann - und wie tief durchdrungen das System ist. Da kann man als Einzelner nix rütteln. Das Volk müsste aufstehen, aber das wird nicht passieren. Schon gar nicht in DD, wo SPA, Kommission & Co jahrzehntelang unbehelligt ihre absurden Provokationen unter Volk und Stadtbild mischen können.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Ach, ich bin Gehry noch nicht mal abgeneigt, aber hier ist dergleichen Stil einfach unangebracht. Ich habe noch im Ohr, dass Dietze
    "uns" Neubauten im taditionellen Kurhausstil versprach und was kommt? Böttchers Einfaltskuben.

    Was mich dennoch versöhnlich stimmt, dass diesem genialen Areal trotz der zu schluckenden Kröten endlich wieder Leben eingehaucht wird und es nicht der Spitzhacke anheim fällt.

    Das Volk müsste aufstehen, aber das wird nicht passieren. Schon gar nicht in DD, wo SPA, Kommission & Co jahrzehntelang unbehelligt ihre absurden Provokationen unter Volk und Stadtbild mischen können.


    Ich wage aber zu bezweifeln, dass es in anderen deutschen Großstädten anders liefe.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich wage aber zu bezweifeln, dass es in anderen deutschen Großstädten anders liefe.


    Das ist nun (für mich) keine Neuigkeit - und ebenso weißt Du, dass ich S21 in DD für unmöglich halte und kennst meine Leier zu WSB, CDU, Obrigkeitshörigkeit und Co. Die Dresdner Zusammenhänge sind für mich wenig erbauend und zahlreiche Äußerungen von Dresdner Bürgern haben mich zuweilen an den Rand der Verzweiflung gebracht. Aber Sorry, hier geht's ja um Lahmann...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Obwohl schon seit Wochen bekannt, informiert uns die SZ heute über Verzögerungen am Wohnprojekt der Baywobau im ehemaligen Lahmann-Areal. Statt des Baubeginns im Sommer, soll es nun frühestens am Jahresende losgehen.
    Interessant sind allerdings die Gründe. So müssen zusätzliche, bisher nicht geplante Stützmauern gesetzt, stärkere Schallschutzmaßnahmen getroffen und vertiefte Umweltprüfungen durchgeführt werden. Hierbei überrascht ein Detail, das die Komplexität der Vorgänge verdeutlicht. Für die Baugenehmigungen muss nämlich ein Fledermausexperte Gutachten anfertigen, die ob seiner steten Arbeitsüberlastung und entsprechender Wartelisten viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem streiten sich die Ämter, ob man das anfallende Regenwasser in die Kanalisation oder aber einen kleinen Wildbach ableiten soll.
    Trotzdem sollen die Arbeiten mit dem Bau der Erschließungsstraße sowie der zentralen Tiefgarage beginnen. Die ersten Wohnungen sollen dann ab dem Frühjahr 2014 bezogen werden können.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe