Leipzig - aktuelle Ansichten (Galerie, Bilder teilweise gelöscht)

  • Das Weiße Haus wird heute als Standesamt der Stadt Markkleeberg genutzt. Die oberen Etagen nutzt eine Musikschule.

    Wie nennt man eigentlich den Stil des Weißen Hauses? Früher Neoklassizimus? Historistischer Neoklassizismus? Eine ähnliche Diskussion ergibt sich ja auch z.B. bei der Oper Breslau, die 1872 ihre jetzige Gestalt bekommen hat:
    http://www.geo.de/reisen/communi…u-Opernhaus.jpg
    http://tommr.net/wp-content/gallery/breslau/Oper.jpg
    Der Begriff Neoklassizismus ist ja höchst unterschiedlich besetzt, vor allem im angelsächsischen und französischen Raum wird dieser ja schon für das angewandt, was wir als ursprünglichen Klassizismus sehen.

    Fällt für mich unter Spätklassizismus.

    Wohl doch eher Neoklassizismus.

    Im deutschen Sprachgebrauch ist das Spätklassizismus, aber keinesfalls Neoklassizismus. Neoklassizistisch wurde im dritten Reich gebaut... Der Klassizismus war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängerstilen Renaissance und Barock viel weniger plastisch. Im Übergang vom Klassizismus zum Historismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Fassaden wieder plastischer, wie das Beispiel des Weissen Hauses in Leipzig zeigt.

    In der Tat ist es so, dass im Französischen und Italienischen mit Klassizismus der Stil der Griechen und Römer gemeint ist. Mit Neoklassizimus bezeichnen sie den Stil des späten 18. bis mittleren 19. Jahrhunderts, was im Deutschen eben der Klassizismus ist. Die Franzosen und Italiener liegen da meiner Meinung nach treffender.

    Im Deutschen gibt es nun das Problem, wie man den neuklassischen Stil benennt, der jetzt vor allem in Berlin aufkommt: Neu-Klassisch? Neo-neo-Klassizismus? Eigentlich schade, dass es zu Zeiten der EU immer noch dieses Sprachenwirrwar gibt.

  • Naschmarkt

    Genau wie das Alte Rathaus wurde die Alte Börse nach schweren Zerstörungen im II. Weltkrieg wieder rekonstruiert. Der Handelshof wurde als Messehaus errichtet. Heute wird der Handelshof als Luxushotel und für den Einzelhandel genutzt. Beim Umbau wurde auch die Dachlandschaft rekonstruiert.


    Eigene Fotos.

  • Mit Neoklassizimus bezeichnen sie den Stil des späten 18. bis mittleren 19. Jahrhunderts, was im Deutschen eben der Klassizismus ist. Die Franzosen und Italiener liegen da meiner Meinung nach treffender.

    Dafür müssen sie passen, wenn es darum geht, den Neoklassizismus zu benennen, der als Spielart der frühen Moderne vor dem 1. Weltkrieg in vielen Großstädten dominierte (der Stil des Leipziger Hauptbahnhofs). Das war eine äußerst vielgestaltige, kreative Manier, Großstadtarchitektur mit klassizistischen Elementen zu dekorieren. Davon abzusetzen ist der monumentale Klassizismus der dreißiger Jahre, der in verschiedenen Ländern einschließlich Amerika zur Anwendung kam, und davon wiederum ist abzusetzen die Spielart der Gegenwartsarchitektur, die sich vage um klassizistische Proportionen und Gliederungselemente bemüht. Die europäische Architektur besinnt sich halt immer wieder auf ihre antiken Wurzeln.

  • Im deutschen Sprachgebrauch ist das Spätklassizismus, aber keinesfalls Neoklassizismus. Neoklassizistisch wurde im dritten Reich gebaut... Der Klassizismus war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängerstilen Renaissance und Barock viel weniger plastisch. Im Übergang vom Klassizismus zum Historismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Fassaden wieder plastischer, wie das Beispiel des Weissen Hauses in Leipzig zeigt.

    Hmm aber kann ein Klassizismus, der mitten im Historismus entstanden ist, zwar später, aber immer noch originärer Klassizismus sein? Das weiße Haus in Markkleeberg ist 1896/97 entstanden, zu dieser Zeit hatte sich der originäre Klassizismus doch schon längst überlebt, das Weiße Haus ist schon eine Remineszenz an den alten Klassizismus der so ähnlich auch schon um 1800 entstanden sein könnte und damit für mich eine Spielart des Historismus. Aber ja, der Begriff Neoklassizismus ist wohl wirklich schon zu sehr besetzt mit dem Neoklassizismus der 20er-50er Jahre. Man könnte natürlich eine Verbindung mit diesem Stil und dem "historistischen Klassizismus" finden, in dem man einen Früh- und Spät- Neoklassizismus konstruiert.

    Bei Spätklassizismus denke ich an die Übergangsstilgebäude die teils schon frühhistoristisch sind und um 1840-1860 entstanden sind. Sowas hier zB.

    https://www.google.de/maps/@51.34318…!7i13312!8i6656

    https://www.google.de/maps/@51.34192…!7i13312!8i6656

    links und rechts.

  • Rund um die Thomaskirche waren die Zerstörungen im II. Weltkrieg heftig.


    Fotothek df roe-neg 0000286 001 Zerstörte Burgstraße mit Blick auf Thomaskirche [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], von Roger Rössing (1929–2006)


    Die Thomaskirche wurde wieder aufgebaut. In der Burgstraße findet man heute neue Gebäude, die teilweise an die zerstörten erinnern sollen.


    Die Gebäude zwischen Thomaskirche und Petersstraße wurden zerstört und die Ruinen abgetragen.

    Fotothek df roe-neg 0001373 003 Aufräumarbeiten vor der Thomaskirche [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], von Roger Rössing (1929–2006)

    Eigentlich sollten hier auch Gebäude entstehen. Bürgerproteste führten aber dazu, dass die Fläche nur teilweise bebaut wurde. Das übrige Areal wurde zu einer beliebten Grünanlage.


    Übergang zum Thomaskirchhof



    Nicht gekennzeichnete Fotos: Eigene Fotos

  • Hmm aber kann ein Klassizismus, der mitten im Historismus entstanden ist, zwar später, aber immer noch originärer Klassizismus sein? Das weiße Haus in Markkleeberg ist 1896/97 entstanden

    Dass das Weisse Haus so spät entstanden ist, wusste ich nicht. Aber das tut eigentlich nichts zur Sache, wann genau ein Gebäude errichtet wurde (die heutige Dresdner Frauenkirche ist reiner Barock, auch wenn sie erst ein Vierteljahrtausend nach der Stilepoche entstanden ist).

    Neubarocke Villen beispielsweise entstanden sehr oft zwischen 1900 und 1920 (und entstehen auch heute noch), und trotzdem nennt man diesen Stil nicht "historistischer Barock". Auch kommt es auf das Alter eines Architekten drauf an, und auch, ob er konservativ eingestellt war und sich zeitlebens nicht weiterentwickelte.

    Jedenfalls wäre ein eigener Strang zum Begriff "Klassizismus" interessant und eher der Ort, wo wir darüber diskutieren könnten. Allein fehlt mir die Zeit momentan dazu, denn ich hätte noch einige "Projekte" die ich im Forum gerne mal ansprechen und vorstellen würde.

  • Neubarocke Villen beispielsweise entstanden sehr oft zwischen 1900 und 1920 (und entstehen auch heute noch), und trotzdem nennt man diesen Stil nicht "historistischer Barock". Auch kommt es auf das Alter eines Architekten drauf an, und auch, ob er konservativ eingestellt war und sich zeitlebens nicht weiterentwickelte.)

    Ja Neu/Neobarock...aber bei Häusern im klassizistischen Stil die um 1900 errichtet wurden (nicht allzuviele) bietet sich der sich eigentlich analog anbietende Begriff Neoklassizismus eben nur schlecht an, ist eben schon verbraucht und suggeriert ins seiner tatsächlichen Verwendung, Neoklassizismus sei analog zu den übrigen Neo-Stilen eine ganz gewöhnliche Richtung des Historismus. Ist er aber nicht, da der Neoklassizismus schon im Bewußtsein und nicht ohne Einfluß (wenn auch eher als Gegenantwort) der Neuen Sachlichkeit/Frühmoderne steht.
    Solche Actio-Reactio-Bewegungen lassen sich in der Stilentwicklung häufiger feststellen. Hätte man den Klassizismus konsequent weiterentwickelt, im Geiste eines Friedrich Gilly oder Ledoux, dann wären wir viel schneller beim Bauhaus angelangt (es hat aber nicht nur rein ästhetische sondern vor allem soziopolitische Gründe, warum es um 1830 in Deutschland noch keine Weißenhofsiedlung geben konnte) doch darauf folgte die Re-actio, der Historismus. Darauf der Reformstil bzw. die Neue Sachlichkeit und auf das wieder als Antwort der Neoklassizismus und Heimatschutzstil (die so aber ohne Reform/Sachlichkeitsstil ganz anders aussähen bzw. überhaupt nicht so hätten entstehen können.) Das gleiche dann später mit der internationalen Moderne und der Postmoderne...und was wir jetzt an neoklassischer oder tradionalistischer Architektur haben ist wiederrum eine Antwort auf den Dekonstruktivismus/Minimalismus/Blob. Nur, erscheint mir, werden vor allem die Gegenantworten -die tradionalistischen Re-Aktionen- immer schwächer in ihrer Qualität.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (21. Mai 2017 um 17:28)

  • Zurück in die Leipziger Innenstadt.

    Der kleine Platz an der Einmündung der Kleinen Fleischergasse in das Barfußgäßchen mit dem Lipsiabrunnen hat keinen eigenen Namen.
    Der graue Klotz im Hintergrund ist das Gebäude der Stasi. Irgendein Verein will das Gebäude erhalten. Merkwürdige Idee.

    Hier haben sich eine Reihe von Gaststätten, Bars etc. angesiedelt.


    Barfußgäßchen

    Eigene Fotos.

  • Architektonisch sind die Höfe am Brühl ein Reinfall. Mit dem neu gestalteten Richard-Wagner-Platz und dem Lückenschluss an der Hainspitze hat sich die Gegend wieder belebt, Urbanität ist zurückgekehrt. Am Brühl wird es hoffentlich noch Verbesserungen geben.

    Eigene Fotos.

  • was ist das denn noch für eine Baulücke auf Bild 2? Ist da was geplant?

    Erbengemeinschaften können für Gebäude oder Grundstücke ähnlich fatale Folgen haben wie kommunistische Ideen.

    Ich habe lange nichts von Plänen zur Bebauung dieser Brache gehört. Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn hier erst in ein paar Jahren gebaut wird.

    Zustand zu Ostzeiten:

    Bundesarchiv Bild 183-S0708-0030, Leipzig, Innenstadt [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], von Gahlbeck, Friedrich, vom Wikimedia Commons

  • Zum Glück wohne ich nicht in Leipzig und muss mich nicht jeden Tag über das Grauen in der Stadt ärgern. Davon gibt es besonders im Osten (KLICK und KLICK) und im Westen (KLICK und KLICK) viel. Google Maps ist da nicht ganz aktuell. Häuser verfallen weiter, urbane Wälder auf Industriebrachen wurden gerodet.

    Autofahrer durcheilen diese Gegenden und stürzen sich ins Getümmel. 


    Markt Leipzig


    Eigene Fotos.


  • Stefan Rettich beschreibt in einem Artikel für die Bauwelt (96, 2005, Nr.14) Leipzig in der 1990er-Jahren so: "Wer sich Mitte der neunziger Jahre ins Stadtzentrum begab, dem gehörten die Straßen beinah allein. Die wenigen Kauflustigen nickten sich bisweilen zu, wie Gebirgswanderer, die gelegentlich einen Gleichgesinnten begegnen. So verblieb die City in einer eigenartigen Melange aus Baulärm und Dornröschenschlaf,..."

    Zitiert nach: Arnold Bartetzky, Die gerettete Stadt, Leipzig 2015


    Das Bild hat sich doch verändert.


    Hainstraße


    Blick zum Markt auf das Königshaus


    Eigene Fotos.


    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (4. Juni 2017 um 22:53)

  • Die Petersstraße schwächelt im Moment.



    Beim Petersbogen wird es auch den einen oder anderen geben, der den jetzigen Zustand beklagt...


    ...aber am Burgplatz entsteht gerade ein neues Hotelgebäude. Dadurch erhält der Burgplatz seine fehlende Fassung und der Petersbogen wird aufgewertet.

    Eigene Fotos.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (4. Juni 2017 um 13:46)

  • Die Generationen vor uns sind nicht gerade pfleglich mit Leipzig umgegangen. Das kann man hier immer wieder sehen. Um dieses schwierige Erbe aufzuarbeiten, wird es noch Kraft und Mühe bedürfen. Hier der Zustand an der Alten Nikolaischule 1980. Ruinen und Baracken.

    Leipzig -- 1980 -- 17 [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], von Dietmar Rabich (1962– )
    VIAF: 8013659, ISNI: 0000 0003 9732 0168, GND: 111559057 (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons

    Die Alte Nikolaischule wurde von 1991 bis 1994 saniert. Möglich war dies auch Dank einer Spende der Stadt Frankfurt am Main in Höhe von 8,9 Mio. DM. Das wertvolle Architekturdenkmal wurde für insgesamt 13,9 Mio. DM wieder hergestellt.


    Der Nikolaikirchhof ist heute ein beliebter Stadtplatz in Leipzig.

    Predigerhaus


    An der Nikolaisäule

    Nicht anders gekennzeichnete Fotos: Eigene Fotos

  • Unbestritten hat man vor über hundert Jahren schöner gebaut. Meistens jedenfalls. Sauber und mit viel Können haben damals Fotografen die Stadtansichten festgehalten und uns schöne Postkartenansichten hinterlassen. Heute sind die Gebäude und die schnell geschossenen (Handy-) Fotos deutlich schlechter. Naturgemäß war aber die technische und sanitäre Ausstattung der damaligen Gebäude schlechter als heute. Die Versorgung mit Energie und Wasser war noch schwierig.

    Um das Energieproblem zu lösen, hatte Sachsen einen für Leipzig und die Lausitz schlechten Plan. Das Königreich Sachsen hat zur Entwicklung der Energieversorgung die AG Sächsische Werke gegründet. Die Firmenzentrale befand sich in Dresden am Hauptbahnhof. Natürlich in einem repräsentativen Gebäude.


    Quelle: WIKIPEDIA

    Die Sächsischen Werke, Dresden haben Großtagebaue, Kraftwerke und chemische Fabriken errichten lassen. Die DDR bediente sich ihrer und verschliss die Anlagen.

    Um 1990 sah es in bei Leipzig dann SO oder SO oder so aus:

    Bundesarchiv Bild 183-1990-0713B-021, Espenhain, Braunkohleveredelungswerk [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], by Grubitzsch (geb. Raphael), Waltraud, from Wikimedia Commons


    Kein einfaches Erbe. Noch im BAEDECKER "Sachsen" aus dem Jahr 1998 konnte man über den Südraum Leipzig lesen: wenn man Leipzig -Markkleeberg verlässt, kommt man "Durch die wahrlich apokalyptisch anmutende "LANDSCHAFT" des Tagebaus...(nach Rötha)...Noch weitere 10 km durch den Braunkohletagebau sollten nur eingefleischte Kunsthistoriker auf sich nehmen..."