• Sehr geehrter etinarcadiameo !

    vielen Dank für Ihre konstruktiven Anmerkungen.

    Insbesondere Ihr Hinweis auf die Adaption der ehedem profanen basilikalen Bauform für Zwecke des christlichen Gottesdienstes seit den Zeiten Konstantins ist ein wichtiges Argument gegen die Puristen. Leider sind den Letzteren ihre Prinzipien im Hier und Jetzt oft wichtiger, als die Erreichung eines langfristigen Zieles, welches man nur auf pragmatischem Wege erreichen kann - zumal unter den widrigen Bremischen Verhältnissen. Der Ansatz 'wenn nicht gleich eine Kirche, dann lieber gar keine Kirche' ist nicht zielführend und zementiert nur den aktuellen, höchst unbefriedigenden Zustand.
    Hätte etwa Wilhelm von Boddien eine derartige Herangehensweise verfolgt, wären die Schloßfassaden noch heute reine Utopie...

  • Um ja keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Am Ende des Wiederaufbaus soll die Ansgarii-Kirche wieder als christlicher Sakralraum dienen; ganz eideutig !

    Da aber die Ansgarii-Gemeinde ihr neues – und schönes – Domizil an der Holler Allee in Schwachhausen nicht verlassen wollen wird, bietet es sich vor dem Hintergrund der Rolle, die das historische Gotteshaus für die Bremische Kirchengeschichte gespielt hat und in Anbetracht des numerischen Anwachsens der ‚nicht lateinischen’ Christen in unserer Stadt an, das Gebäude für alle christlichen Konfessionen zu öffnen. Eine einvernehmliche ökumenische Simultankirche mit Gottesdienstrechten für alle in Bremen vertretenen Denominationen und als Ort des gegenseitigen Kennlernens wäre eine ziemlich einmalige Sache in deutschen Landen und sicherlich auch von überregionalem Interesse.

    Als kleine ‚Spielerei’ am Sonntagmorgen habe ich einmal zur Illustration dieses Gedankens auf der Grundlage einer Innenansicht der unzerstörten Kirche die folgende Visualisierung angefertigt. Hierzu einige Erläuterungen:
    Das Tafelbild mit dem Kirchenpatron Ansgar am linken Pfeiler steht für die Epoche der einen, ungeteilten lateinischen Christenheit, welche die Vergangenheit der Kirche von ihren Anfängen bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts geprägt hat.
    Das in das Epitaph am rechten Pfeiler eingestellte, berühmte – heute im Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf verwahrte – Portraitgemälde Heinrichs von Zütphens steht für Bremens lutherische Tradition, die mit der Predigt dieses ehemaligen Augustinereremiten am 9. November 1522 in der später nach ihm benannten südlichen Chorkapelle der Kirche begann.
    Der auf der Kanzel stehende – mittlerweile emeritierte – nicht ganz unprominente Pastor einer der großen Altstadtgemeinden soll hier für die ab den 1580er Jahren einsetzende und Bremen bis heute maßgeblich prägende Reformierte Kirche mit ihren von Gemeinde zu Gemeinde ganz unterschiedlich ausgeprägten Observanzen stehen.
    Die vor den Chor gestellte Ikonostase ist ein Tribut an die liturgischen Bedürfnisse der Ostkirchen, insbesondere natürlich der des byzantinischen Ritus und gäbe somit nicht nur Griechen, Serben und Russen, sondern auch allen anderen in Bremen vertretenen Mitgliedern derjenigen autokephalen Kirchen ein heimatliches Gefühl, die den Patriarchen von Konstantinopel als ihren Ehrenprimat anerkennen.
    Die in der Kirchenbank im Vordergrund verweilenden, für Bremen zuständigen Ortsbischöfe der katholischen, koptischen und syrisch-orthodoxen Kirche, stehen stellvertretend für all die vielen Mitglieder der altorientalischen - teilweise mit Rom unierten - Christen, die in unserer Stadt eine neue Heimat gefunden haben. Für Kopten, Syrer, Armenier, Assyrer, Chaldäer, Äthiopier und Melkiten wäre eine so genutzte Kirche sicherlich ein ganz besonderer Magnet.

    Um aber bei all dem die ‚Bremische Erdung’ nicht zu verlieren und gleichzeitig eine möglicherweise zu Irritationen führende ‚Doppel-Nutzung’ des Namens St. Ansgarii (Neue Kirche in Schwachhausen und rekonstruierte alte Kirche in Stadtzentrum) zu vermeiden, sollte man dem wiedergewonnenen historischen Gotteshaus den im Mittelalter vom plattdeutschen Volksmund verwendeten Namen ‚Anschari’ geben. ‚St. Anschari’ würde natürlich auch gehen…

    Und nun wünsche ich dem Forum einen schönen Sonntag und ein ‚augenzwinkerndes’ Vergnügen mit dem Bild……welches ja einige der auf diesem Dargestellten offensichtlich schon haben…

    :wink:

  • Anbei ein kurzes Video mit farbigen Filmaufnahmen aus der Vorkriegszeit. Von min. 1:18 bis 1:20 hat auch die Ansgarii-Kirche einen kurzen Auftritt. Deutlich sichtbar ist das neue, noch nicht patinierte Kupfer ihres Turmhelms.
    Das Video stammt auf den Beständen des Archivs von Karl Hoeffkes und ist bei Youtube eingestellt.

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  • Die Weseransicht aus dem Film von 1937 im Vergleich mit einem historisch aufgefaßten Gemälde Carl Vinnens aus dem Jahre 1912 welches – in etwas anderer Perspektive – die Weserfront der Bremer Altstadt zwischen 1656 (Verlust des Turmhelms des Nordturms des Doms) und 1754 (Einsturz des Turms von St. Stephani) zeigt. Im Zentrum des Bildes dominiert natürlich der grenadierhaft ragende Turm von St. Ansgarii. Das Gemälde hängt im Festsaal des Neuen Rathauses. Somit steht die Kirche bei allen dortigen offiziellen Veranstaltungen den Teilnehmern (und damit auch Senat und Bürgermeistern) eindrücklich vor Augen ! Vinnen konnte den Verlust der Kirche im Jahre 1912 natürlich nicht voraussehen. Dennoch hat dieses Werk heute – für den Feinfühligen – einen mahnen, ja geradezu anklagenden Charakter, etwa in der Art:

    „ Wieso habt ihr Bremer mich in meiner Not so schnöde im Stich gelassen, wo ich doch über Jahrhunderte hinweg euren Konvoi- und Kauffahrteischiffen den Weg in den sicheren Hafen der Heimat gewiesen habe. Ich hätte von Euch ein wenig mehr Dankbarkeit erwartet….


    :crying:

    Standbild aus dem Film vom Archiv Karl Hoeffke. Weseransicht ungefähr von Höhe des Stephanitorsbollwerk.

    Gemälde von Carl Vinnen aus dem Jahre 1912.

  • Ein atemberaubender Blick vom Vierungsturm des Domes gen Westen. Knapp über der unteren Bildkante kommt der Zwiebelhelm des Ecktürmchens des Neuen Rathauses am ‚Schoppensteel’ ins Bild. Darüber die Ratskirche ‚Unser Lieben Frauen’ mit ihrem ungleichen Türmepaar: dem jüngern Nordturm mit seinem deutlich – windbedingt – schiefen Helm und dem kleineren, romanischen Südturm, der noch von der dem Heiligen Veit geweihten Vorgängerkirche (der ersten reinen Pfarrkirche Bremens) stammt. Den Bildmittelgrund dominieren links die nach Westen führende Obernstraße und (das Bild von links nach rechts querend) der südliche Teil der Sögestraße mit der Fassade des Karstadt-Neubaus aus den späten 20er Jahren und dem jugendstilgeprägten Ecktürmchen des Karstadt-Altbaus am Durchgang zwischen Sögestraße und Unser Lieben Frauen Kirchhof. Den Bildhintergrund beherrschend – und das Turmpaar von ‚ULF’ gewissermaßen flankierend -sieht man rechts den Turm des Verwaltungsgebäudes des Norddeutschen Lloyd und links…………na ja, es dürfte wohl klar sein, was dort zu sehen ist….
    Ein grandioses Bild einer selten gezeigten Perspektive.

    Bildquelle: Beckmann-Karte Nr. 426 – Türme Bremens 1938

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (23. Oktober 2015 um 18:55)

  • Nicht ganz die identische Perspektive, aber die Richtung stimmt. Und die Lücke im Stadtbild, die der Turm hinterlassen hat, wird beim Vergleich der beiden Bilder jedenfalls mehr als deutlich.

    Der Turm muß da wieder hin !!! :opa:

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (21. Oktober 2015 um 23:54)

  • Der gehört zum ehemaligen Lloyd-Haus, leider auch in den 60ern abgerissen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wie sehr sich das Stadtbild im Bereich Ansgaritor / Ansgaritorstraße / Kaiserstraße (heute Bürgermeister-Smidt-Straße) gewandelt hat, zeigt das folgende Bilderpaar. Nur das (rekonstruierte) Wach- und Akzisehaus (an der linken Bildkante) und die Oberleitungen der Straßenbahn haben sich seit dem Ende der ‚Belle Epoque’ halten können. Ein Stadtraum, der ehedem Charakter und Aussage hatte, ist einer beliebigen Ansammlung von Funktionsbauten gewichen, denen jedweder ästhetischer Anspruch abgeht. Ohne den Baum im Vordergrund würde das Fehlen des Kirchturms noch intensiver zu erkennen sein, die Ödnis würde sich noch ungeschminkter offenbaren. Das Ansgaritor hat sein Gesicht jedenfalls vollkommen eingebüßt. So darf es nicht bleiben !

  • Dem absoluten Nullpunkt an Stadtbildgestaltung am Ansgaritor, den ich in meinem vorigen Beitrag thematisiert habe, möchte ich einige Ansichten folgen lassen, die die Entwicklung dieses Ortes seit der Mitte des 18. Jahrhunderts illustrieren.

    Beginnen werde ich mit einer Zeichnung von Johann Daniel Heinbach, der das ‚Ansgaritor’ in seiner ausgeprägtesten Form im Jahre 1759 eingefangen hat. Hinter dem von einer dreiteiligen Zugbrückenanlage überspannten Stadtgraben befindet sich als gewölbter Durchlass in der frühneuzeitlichen Fortifikation das aufwändig gestaltete Walltor, über dem der Torturm der mittelalterlichen Stadtmauer aufragt. Links neben dem letzteren erhebt sich der altbekannte ‚Riese’ von St. Ansgarii. Weiter hinten ist noch der Kirchturm von St. Martini zu sehen. Daß die Fortifikationen – aufgrund der Weiterentwicklung der Ballistik - bereits damals schon ihre militärische Bedeutung verloren hatten, beweisen die Baumreihen und die Windmühlen auf den Wällen.

    Das nächst Bild zeigt den Zustand nach der Umwandlung der Fortifikationen in die – heute noch bestehenden – Parkanlagen des ‚Walls’ im Jahre 1803. Damals verschwanden u.a. die Zugbrücken und die gewölbten Tore. Diese bauliche Situation blieb in dieser Art bis 1831 bestehen, als man infolge des anwachsenden Verkehres den mittelalterlichen Torturm als ‚Steh-im-Weg’ abbrach (leider !). Das Bild stammt aus der Bollhagen-Werkstatt und hängt im Festsaal des Neuen Rathauses.

    Aus beiden Bildern, wie auch aus dem folgenden Stadtplan (dieser ist ausnahmsweise einmal ‚gesüdet’), ergibt sich eindeutig, daß die vertikale Dominante an diesem Platz - der Kirchturm (lila hervorgehoben) - immer ‚links’ vom Ansgaritor (rot gekennzeichnet) aufragte.

    Diese Tatsache wurde bei den – hoffentlich endgültig – gescheiterten Planungen des ‚City-Centers’ total ignoriert. Denn bei diesen war ein gläserner Turm (grün umrandet) weit rechts vom ehemaligen Standort des alten Mauertorturms vorgesehen. Als Gipfel der Geschmacklosigkeit sollte dieses Konstrukt dann auch noch die vertikale Inschrift ‚Ansgaritor’ tragen. Mein Gott wie abscheulich !

    :kotz:

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (25. Oktober 2015 um 14:12)

  • Wieder einmal ein kleines 'Youtube-Fundstück': In folgendem englischsprachigen Film aus den 1930er Jahren hat die Kirche von min. 00:19 bis 00:27 einen kurzen Auftritt. Zu sehen ist die klassische Ansicht an Neuer Börse, Rathaus und Dom vorbei, nach Westen in Richtung Obernstraße.

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  • Anliegend der erste Versuch für die Kirchenrekonstruktion im Medium 'Video' zu werben. Ich hoffe, das Forum nimmt diesen gnädig auf... :peinlich:

    ..... Über Verbesserungsvorschläge freut man sich !

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    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (26. Oktober 2015 um 18:50)

  • Anliegend der erste Versuch für die Kirchenrekonstruktion im Medium 'Video' zu werben. Ich hoffe, das Forum nimmt diesen gnädig auf... :peinlich:

    ..... Über Verbesserungsvorschläge freut man sich !

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    Ein sehr schönes Video, das bestimmt bei so Manchen Herz und Gemüt anzusprechen vermag. Die unterlegte, wunderschöne Musik tut noch ein Übriges dazu. Wichtig wäre es meines Erachtens, einen oder besser noch mehrere namhafte und hochherzigen Fürsprecher und Spender zu gewinnen. Wenn diese dann öffentlich für die Sache eintreten, wäre der Anfang gemacht.

    Vielleicht könnte man in Bremen und Umgebung auch um Spenden für das Gotteshaus zu besonderen Anlässen bitten, wie etwa zu besonderen Geburtstagen, Ehe- und sonstigen Jubliäen etc. Auch diese Spenden anstelle von Geschenken, die ansonsten die geladenen Gäste mitbringen. Ältere und wohlhabende Leute haben ja ohnehin längst alles, was sie brauchen. Außer einer Spendenbescheinigung nebst Dankschreiben, könnte man dann zusätzlich noch Spenden und Spender in der Lokalpresse dankend erwähnen, sofern die Spender dies wünschen. Evtl. auch im Regionalfernsehen immer wieder Berichte über den Fortgang in Sachen Rekonstruktion und dafür herzlich danken. Schließlich können auch die reichen Leute nichts von ihrem Geld in die Ewigkeit mitnehmen. Hier bestünde die Möglichkeit, ein Wahrzeichen Bremens wieder erstehen zu lassen, etwas, was von der großen Vergangenheit und Geschichte der Stadt kündet, bleibt und der Stadt wie den edlen Spendern zur Ehre gereicht.

    In Köln hatte man zur Vollendung des Domes im 19. Jahrhundert die Dombaulotterie ins Leben gerufen, die damals recht erfolgreich war. Man könnte prüfen, ob so etwas in Bremen möglich ist, wenn die Sache sichbar angelaufen ist.

    Edit: Doppeltes Zitat von Moderator entfernt

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (26. Oktober 2015 um 18:32)

  • @ Villa1985
    Du musst den unmittelbar vorangehenden Beitrag nicht zitieren, wenn du dich auf diesen beziehst. Und vor allem ist es unnötig, das Zitat gleich doppelt einzustellen...

  • Sehr geehrte(r) Villa 1895,

    vielen Dank für Ihre konstruktiven Anregungen und Vorschläge, die an den Geist des alten hanseatischen Mäzenatentums appellieren. Sie sprechen mir damit aus dem Herzen !

  • Sehr geehrte(r) Villa 1895,

    vielen Dank für Ihre konstruktiven Anregungen und Vorschläge, die an den Geist des alten hanseatischen Mäzenatentums appellieren. Sie sprechen mir damit aus dem Herzen !

    Auch auf die Gefahr hin, hier erneut abgemahnt zu werden, wage ich dennoch Dir zu antworten.

    Mit 50 Jahren hat man mir einen PC hingeworfen, samt einer "Schnellbleiche" von einer Woche, der ich kaum folgen kommte ( ich war damals 50 Jahre alt, alles neu, amerikanische Begriffe), da mich die Schmerzen gefangen hielten, über für mich unsagbar lange Zeit. Einer meiner Rückenwirbel war herausgesprungen und eingeklemmt,, jedesmal drang es, bei jeder Weiche, und deren waren es viele vom Bahmhof Stuttgart bis Ludwigsburg wie ein Schwert durch meinen Rücken oder in meine Wirbelsäule.. Angekommen in Ludwigsburg (oder Louisbourg oder Lumpenburg) musste ich morgens und auch abernds, noch mal rund 2 km den Koffer mit dem PC tragen trotz starker Schmerzen auf den Weg begeben (Trollis mit Rädern hatten wir damals noch nicht). Zwar habe ich es dann in der Folgezeit doch noch geschafft, mit dem PC einigermaßen umzugehen, aber, wenn man älter, und nicht mit dem PC aufgewachsen ist ( zu unserer Schulzeit gab es das ja alles noch gar nicht) aufgewachsen ist, ich habe z. B. die ersten 2 Jahre noch auf der Schiefertafel geschrieben), dann ist das alles eben sehr schwer. Es fehlt halt einfach das Grundwissen.

    Mea culpa. Zunächst war ich als gar nicht angemeldet im Forum, vermeinte aber, angemeldet zu sein. So drückte ich auf "zitieren". Dann erst erkannte ich, dass ich ja gar nicht angemeldet war und meldete mich sofort an. Nun wollte ich antworten und klickte wiederum auf "zitieren, in der Annahme, das erste "zitieren", sei, wegen der Nichtanmeldung nicht registriert . Dass es damit ungewollt von mir, ein doppelztes "zitieren" ausgelöst hatte, bitte ich höflich zu emtschuldigen. Es tut mir leid, es war absolut keinerlei böse Absicht dabei im Spiel. Nur stehe ich halt im 63. Jahre meines Lebens und kann, zumindest, was die Handhabung des Computers betrifft, eben nicht mit " den Jungen" mithalten, da hilft eben auch keine "Lebenserfahrung". Ich gebe mir redlich Mühe und bitte um Nachsicht, wenn mal etwas nicht so klappt, wie es sollte. Und bitte nicht vergessen, wir werden alle mal älter. Danke.


    Nun noch ein Gedanke für Pagentorn, vielen herzlichen Dank für deine anerkennenden Worte.

    Als Nachtrag zu meinen Ausführungen:
    Als Jubiläum käme m. E. auch z. B. auch ein 40- oder 50- jähriges Abitur in Frage. Wenn sich die frühere Klasse wieder trifft. Bei freudiger, gehobener Stimmung des Wiedersehens sitzt dann auch das Portemonaie etwas lockerer, für eine gute Sache etwas zu spenden. Vielleicht könnte gerade dein wunderschöner Film, anlässlich eines solchen Treffens, die Herzen öffnen, wenn er denn zu einem Jubiläum vorgeführt würde. Das gölte es mit dem Veranstalter abzusprechen, denn das Video wäre, zumindest, wenn es zu einem Zeitpunkt dargeboten würde, in den die Teilnehmer noch nicht vom Alkohol benebelt sind, bestimmt in dem meisten Fällen ein sog. "Highlihght". Worte, die Heimatliebe und Stolz auf eine große Vergangenheit entfachen könnten, das ist das Element, das auch den Glauben erwecken kann, der Berge versetzen kann. Insoweit sei auf das Beispiel Dresden verwiesen. Das war ja auch letzten Endes wie ein Wunder..

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (30. Oktober 2015 um 14:27)

  • Sehr geehrter Villa 1895 !

    Ergänzend zu Ihrer Erwähnung der Kölner Dombaulotterie sei an die grandiose Wiederaufbauleistung des dortigen Bürgertums nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert, welches keine seiner zwölf romanischen Kirchen - etwa zugunsten eines zügigeren Tilgens der sichtbaren Kriegsschäden – preisgab und über Jahrzehnte unbeirrt deren Wiederaufbau vorantrieb.
    Da es mir aber vermessen erscheinen würde, das ‚heilige Köln’, dessen altstädtische Kirchendichte in deutschen Landen unerreicht ist, als Maßstab für unser – doch relativ kleines – Bremen heranzuziehen, möchte ich das Beispiel zweier anderer Städte bemühen, mit denen sich die hiesigen Einwohner seit jeher gerne gemessen und verglichen haben: Lübeck und Hamburg, Bremens alte ‚Schwestern’. Sowohl die Elbmetropole, als auch die ‚Königin der Hanse’ haben alles daran gesetzt, nach den Verheerungen des letzten Krieges zumindest die von den Kirchtürmen beherrschten Silhouetten ihrer Altstädte ungeschmälert zurückzugewinnen. War in Hamburg der Beginn der Landeshymne (Stadt Hamburg in der Elbe Auen, wie bist du stattlich anzuschauen ! Mit deinen Thürmen hoch und hehr, hebst du dich schön und lieblich sehr ! ) schon Verpflichtung genug, tat man in Lübeck bis in die 1980er Jahre alles dafür, dem Firmenlogo der Schwartau-Werke :wink: mit seinen sieben Türmen wieder gerecht zu werden….
    In Bremen hingegen wurde nach der Parole des ersten Nachkriegsbürgermeisters ‚Erst der Hafen, dann die Stadt’ dem Wiederaufbau der maritimen Infrastruktur absoluter Vorrang eingeräumt. Nachdem dieser abgeschlossen war, hat man dann aber die Altstadt ziemlich stiefmütterlich behandelt. Im Ergebnis wurde weiten Teilen der historischen City ihr Altstadtcharakter regelrecht ausgetrieben. Die Entscheidung gegen einen Wiederaufbau der Ansgarikirche und ihres Stadtbild-beherrschenden Turms wirkte in dieser Hinsicht wie ein ‚Dammbruch’. Denn diese Kirche war immer mehr, als nur ein bloßes Sakral-Gebäude. Sie war über lange Jahrhunderte das Symbol dieser Stadt schlechthin. Wenn also ihr Verschwinden viel ästhetisches Unheil nach sich zog, so könnte ihre Rückkehr zu einer längerfristigen Gesundung nicht nur ihres engeren Umfeldes, sondern großer Teile der Altstadt führen.

    Hamburg ist nicht der Versuchung erlegen, den neugotischen Turm von St. Nikolai abzubrechen, nur weil das Kirchenschiff den Krieg nicht überstanden hatte. Ebenso hat es den Turmhelm von St. Jacobi wiederhergestellt, auch wenn ein flaches Dach sicherlich mehr dem Zeitgeist der 50er und 60er Jahre entsprochen hätte…
    Fazit: Silhouette gerettet.


    In Lübeck kam der Wiederaufbau der altstädtischen Kirchen erst mit St. Petri Mitte der 80er Jahre zum Abschluß. Der legendäre Sieben-Türme-Blick kann somit nach wie vor genossen werden.
    Fazit: Silhouette gerettet.


    Selbst ein ansonsten unzerstörtes Bremen hätte ohne den Riesen von St. Ansgarii ein deutlich belangloseres Stadtpanorama gehabt, wie die anliegende kleine ‚Spielerei’ beweist. Umso wie viel mehr hätte die arg geschundenen Altstadt nach 1945 ihrer grenadierhaft ragenden Krone bedurft, um sich daran regelrecht wieder aufzurichten ! Die Verantwortlichen aber wollten es anders…
    Fazit: Silhouette verhunzt.


    5 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Oktober 2015 um 06:57)

  • Es ist vielleicht ganz hilfreich – insbesondere für die Nichtbremer hier im Forum - wenn anhand des im vorigen Beitrag bereits ‚variierten’ Bildes der Weserseite der Altstadt einmal verdeutlicht wird, wieso eigentlich ‚der Ansgari’ (so der den Älteren noch geläufige, liebevolle Spitzname für den Kirchturm) zu d e r Dominante der hiesigen Stadtsilhouette werden konnte:
    Bis ins 17. Jahrhundert hinein wiesen der St. Petri Dom und alle vier großen Pfarrkirchen hohe Turmhelme auf. Ab 1638 änderte sich dies. In diesem Jahre stürzte der Südturm der Kathedrale ein. 1656 verlor dann der Nordturm seinen hohen Helm und erhielt als Ersatz ein – sehr langlebiges – niedriges Notdach. 1754 ging der spitze Helm von St. Stephani zugrunde, sodaß nun nur noch die wesentlich niedrigeren Turmhelme von Unser Lieben Frauen, St. Martini und – alles andere überragend – der Turmriese von St. Ansgarii mit seiner markanten frühbarocken Haube übrigblieben. Das – bearbeitete - angefügte Bild macht die herrschende Stellung des Turmes, wie sie vom 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts bestanden hat, sehr augenfällig.
    Der große Bremer Kaufmann Franz Schütte – Leiter eines weltumspannenden Ölkonzerns – hielt dann in den auf die Reichsgründung folgenden Jahrzehnten Bremischer wirtschaftlicher Hochblüte den ruinösen Zustand des Domes für nicht mehr angemessen und förderte mit erheblichen finanziellen Mitteln die umfassende Restaurierung dieser Mutterkirche des europäischen Nordens, welche in den Jahren 1888 bis 1901 umgesetzt wurde. Ein wesentlicher Bestandteil war die Sanierung des Westwerks mit der Rückgewinnung des Helmes des Nordturms und vor allem der Rekonstruktion des Südturmes nach 250 Jahren Nichtexistenz.
    Wäre Franz Schütte unser Zeitgenosse, würde er uns sicherlich fragen, weshalb wir noch nicht längst mit dem Wiederaufbau ‚des Ansgari’ begonnen haben, zumal der zeitliche Hiatus von 70 Jahren im Vergleich zu dem Abstand den er mit seinem Südturm überbrücken mußte, geradezu läppisch zu nennen ist.

    Was lernen wir daraus ?

    Bremen braucht ‚den Ansgari’ und der Ansgari braucht einen modernen Franz Schütte !

    Weser-Ansicht Bremens bis 1888 (auf der Grundlage des genannten, jüngeren Photos erstellt)

    Franz Schütte (1836-1911)

  • Anbei ein Bild aus der Wiederaufbauzeit nach dem 2. Weltkrieg. Es zeigt die Weserseite der Altstadt ungefähr aus der Perspektive aus der auch das Photo, welches in den vorstehenden zwei Beiträgen Verwendung fand, aufgenommen wurde. Es entstand zwischen Juni 1952 (Einweihung der neuen Bürgermeister-Smidt-Brücke, des Nachfolgebaus der Kaiserbrücke) und 1953 (dem Jahr, in dem der Turm des Lloydgebäudes, der hier noch oberhalb des nördlichen Endes der Bürgermeister-Smidt-Brücke sichtbar ist, abgebrochen wurde).

    In dem Augenblick, als die Aufnahme entstand, waren noch große Teile der Umfassungsmauern von St. Ansgarii erhalten. Man hätte die Ruine damals durchaus noch sichern und für einen späteren Wiederaufbau vorhalten können. Die Verantwortlichen hätte sich einfach nur mehr Zeit dafür zu nehmen brauchen, Zeit, die sie offensichtlich bei den Türmen von Unser Lieben Frauen und St. Martini gerne bereit waren zu investieren, wie die Notdächer auf denselben beweisen, welche erst lange nach 1953 durch die angestammten hohen Helme ersetzt wurden. Aber bei St. Ansgarii hatte man leider keinen derartigen Langmut. Im Fall dieser Kirche mußte anscheinend alles ganz schnell abgewickelt werden…

    Übrigens ist selbst auf diesem Bild die Aura des verschwundenen Turmes noch zu spüren, da sich sein ehemaliger Standort zwischen dem Lloydturm und dem Schornstein des Lloydkesselhauses gut lokalisieren läßt. Mit dem Verschwinden dieser beiden baulichen Markierungen, verlor der Betrachter dann die letzten Orientierungshilfen, um sich nachträglich zu vergegenwärtigen, wo innerhalb der Silhouette denn nun ‚der Ansgari’ einst gestanden hatte.

    Einfach nur bedauerlich !