• Turm als 'Attraktor' für Touristen

    Wenn man diese beiden jeweils vom Rathausdach aufgenommenen Ansichten der Obernstraße vergleicht, dann fällt auf, daß das Vorkriegsbild mit dem im Hintergrund aufragenden Turm, dem Betrachter das einlösbare Versprechen abzugeben scheint, daß 'da hinten' noch ein weiteres, interessantes Stück der Bremer Altstadt der Entdeckung harrt.
    Die Nachkriegsaufnahme mit dem Finke-Hochhaus und dem Fernmeldeturm an der Neuenstraße wirkt dagegen wenig einladend. Bremens einst beste und vornehmste Einkaufstraße hat jetzt keinen ansprechenden 'Höhepunkt' an ihrem Ende mehr zu bieten, der Gäste motivieren würde, sich weiter in diese Straße hineinzubegeben...

    Auch etwas, was die Herren Zech und Rickmers bedenken sollten ! :gehtsnoch:

  • Ich habe eine Frage zur Finanzierung.

    Ich hoffe, dass ich niemanden verletze aber das Thema koennte den Ausschlag geben.
    Kann man das Gebaeude anderweitig nutzen? Als Theater mit Eintritt vieleicht?
    Kann man das Gebaeude dadurch finanzieren und bei bedarf wider zur Kirche machen?
    Oder als Bibiliotheck? Welche Gebaeude braucht den die Stadt zur Zeit? Was ist den in Planung
    seitens der Stadt und generell? Was ist den im Gespraech zur Zeit im Bremen?

    Oder die zweite Option: Steht das Grundstueck der Kirche vieleicht zum Verkauf?
    Wenn ja, kann der Verein oder darf der Verein sollte ich sagen, zur finanzierung der Kirche eine Tiefgarage
    unter der Kirche bauen und vermieten? Die jetzigen Plaene zur Tiefgarage umgehen die ehemalige Kirchenflaeche.
    Kann man tief genug gehen um Fundamente zu erhalten? Sind Fundamente ueberhaupt erhalten?
    ist das Finanziell machbar? Darf man das moralisch? Beim Koelner Dom hat man das gemacht.
    Man koennte der Stadt ein oder zwei Parkhaeuser im Stadtbild dadurch ersparen.
    Als Notraeume im Katastrophenfall koennte die Garage auch dienen
    und vieleicht finanziel vom Staat gefoerdert werden.

    Bitte nicht boese sein fuer meine Fragen!

    Diese weden aber garantiert aufkommen darum Plediere ich dafuer unsere Hausaufgaben zu machen.

  • Liebe Bohnenstange,

    vielen Dank für Ihre - pragmatischen - Fragen, die hier niemanden verletzten !

    Für eine wiederaufgebaute Kirche sind vielfältige kulturelle Nutzungen denkbar, die durchaus nicht eine partielle Nutzung als christliches Gotteshaus von vornherein ausschließen müßten. Ein neben Glocke und St. Petri Dom dritter großer Raum für die Aufführung geistlicher Musik ist momentan ein großes Desiderat in der Stadt, wenn man sich so umhört. Das wäre auch meine persönliche Präferenz.

    Das Grundstück ist in der Tat jüngst verkauft worden, und zwar von der 'Allianz Real Estate' an die 'Quest Invest' und nun herrscht eine gewisse gespannte Ruhe in der Stadt, weil noch nicht öffentlich bekannt geworden ist, was dieser Investor mit dem Grundstück, auf dem momentan das als Büro- und Geschäftshaus genutzte 'Bremer Carree' steht, in der Zukunft vorhat.

    Hinsichtlich der Fundamente muß ich Sie leider enttäuschen. Diese dürften beim Abriß der Kirchenruine und vor allem beim Neubau des Hertie Warenhauses Ende der 50er Jahre restlos beseitigt worden sein.


    Beste Grüße nach Nova Scotia !

  • Lieber Agon,

    auch ich habe gegen die Familie Rickmers nichts einzuwenden. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich diese für unser Projekt begeistern ließe !

  • Hier einfach einmal nur ein schönes Luftbild 'zum Sonntag':

    Ansicht der Kirche von Südosten. Direkt südlich des Sakralbaus erkennt man die Alte Sparkasse und östlich der Letzteren den vielgestaltigen Komplex des Lloydgebäudes. Beide Gebäude stammten übrigens von dem Bremer Architekten Johann Georg Poppe.

  • Das heutige Ansgarii-Viertel ist eine 'Jungstadt'

    Wie total die Zerstörung gerade in diesem Teil der Altstadt war, erhellt der Vergleich mit dem folgendem aktuellem Luftbild. Bis auf das (vor allem in der Giebelzone aus kompletten Rekonstruktionen bestehende) Gewerbehaus und das Gebäude von ehemals 'Schinken-Poppe' am Wegesende, sind alle auf diesem Foto zu sehenden Häuser jünger als A.D. 1945. Mit anderen Worten, alle übrigen auf dem Luftbild aus den 1920er Jahren zu sehenden Gebäude sind verschwunden. Damit liegt dieses Gebiet zwar geographisch in der Altstadt, ist aber von der Bausubstanz her eine Jungstadt !

    Meine Wertung: Einfach nur grausam ! :--)

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (13. August 2017 um 23:22)

  • Die Antwort der offiziellen Bremer Denkmalpflege

    Der Bremer Denkmalpfleger reagiert - wie zu erwarten - negativ. So läßt es zumindest die Kreiszeitung Syke vom 04.09.17 verlauten:

    [Der...] "Tag des offenen Denkmals“ wird am Sonntag, 10. September, um 11 Uhr im Haus Schütting am Bremer Marktplatz eröffnet. [...] Der Landeskonservator kündigte an, aus gegebenem Anlass einige Worte zum Thema Stadtgestaltung sagen zu wollen, denn: „Stadtgestaltung ist auch ein Teil von Denkmalpflege.“Lloydhof, Kontorhaus Langenstraße und „Jacobs-Hof“, neue Rundläufe durch mögliche neue Passagen, ein neues Wohnquartier im Schatten des früheren Jacobs- und jetzigen Mondelez-Sitzes, der mächtige Kühne-und-Nagel-Neubau: Bremens Stadtbild steht vor so einschneidenden Veränderungen wie lange nicht mehr. Und nun meldet sich eine Initiative zu Wort, die das vielzitierte Rad der Zeit zurückdrehen will. Der Verein „Historisches Stadtbild Bremen“ will die einst stadtbildprägende, im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörte und anschließend nicht wieder aufgebaute St.-Ansgarii-Kirche rekonstruieren – und den früheren (machtvollen) Sitz des Norddeutschen Lloyd auf dem Galeria-Kaufhof-Areal gleich auch noch. „Das ist nicht das, was wir unter Denkmalpflege verstehen“, sagt Skalecki. „Wir schützen, was da ist, was authentisch ist.“
    Authentisch wäre eine Rekonstruktion eben nicht. Und es ist gerade die Atmosphäre des historisch gewachsenen Echten, die sich auch in bremischen Kassen bemerkbar macht[...].

    :kopfschuetteln:

    Hier ist somit noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten !

  • Im Übrigen:

    Klingelt das Geld in den Kassen Hamburgs und Venedigs eigentlich weniger, weil sowohl der Turm des Michels als auch der Campanile von San Marco Rekonstruktionen sind ? Ist für die Mehrzahl der Gäste dieser Städte dadurch etwa die Atmosphäre gestört ? Wirken die Stadtbilder deshalb weniger 'gewachsen' ? Solange der historische Baugedanke gewahrt bleibt, ist eine Rekonstruktion in jedem Fall legitim und der Kult um das 'echte' Material ein reines Schein- und Abwehrargument, um sich nicht mit dem schlichtweg nicht Gewollten befassen zu müssen. Auf diese Weise versucht man in diesen Zirkeln, den Gedanken an Rekonstruktionen wie eine lästige Wespe zu verscheuchen. Aber dies gelingt an vielen Orten immer weniger, denn die Bevölkerung beginnt, ihr Recht auf ein schönes Stadtbild zu entdecken und es auch einzufordern... !!!

    :zungeorange:

  • Völlig richtig! Das eine hat mit dem anderen nämlich nichts zu tun.
    Niemand, auch keine Denkmalpflege, hat das Recht, dem autonomen Souverän, nämlich der Bremer Bürgerschaft, das Recht auf eine Rekonstruktion von St. Ansgarii zu nehmen, sosieces denn will und dies von den politischen Repräsentanten umgesetzt wird.
    Deshalb muss oberstes Ziel bleiben: Nicht die Architekten, Kunsthistoriker oder Denkmalpfleger, sondern die Politiker sind davon zu überzeugen.
    Anderseits bleibt aber dennoch das Problem: Wo kommen am Ende Dokumentationen und Detailwissen für die Umsetzung einer Rekonstruktion her, wenn dies eben nicht die Denkmalpflege macht?

  • Dokumentationen und Detailwissen für Rekonstruktionen kommen weniger von der Denkmalpflege, sondern vor allem von Kunsthistorikern, Restauratoren und Architekten, die Erfahrung in Restaurationen haben.

  • Utopisten versus Kleinmütige


    Anbei ein Leserbrief aus den 'Bremer Nachrichten' vom heutigen Tage (15.09.2017), der zwar grundsätzlich unserer Meinung ist, das Projekt St. Ansgarii aber leider als eine Nummer zu groß für uns bezeichnet und uns daher rät, uns mit kleineren Vorhaben zufrieden zu geben.

    Wie würden Dresden, Potsdam, Berlin, Braunschweig, Herrenhausen, Hildesheim und Frankfurt a.M. wohl aussehen, wenn man dort derartigen Ratschlägen gefolgt wäre ?

  • Eine Anregung für die Herren Rickmers und Kühne


    Die von Herrn Strotmann auf ‚Bremen History’ angesprochene Ansgar-Statue auf der Trostbrücke in Hamburg, ist nicht die einzige, die in Bremens Schwesterstadt an der Elbe an den großen Gottesmann erinnert, denn seit 2006 bekrönt eine vom Bildhauer Jörg Plickat geschaffene und von J.J. Darboven gestiftete Figur des Heiligen den westlichen Pfeiler des südlichen Portals der Brooksbrücke. Vielen Besuchern der Hamburger Speicherstadt dürfte die Figur bekann sein, da sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Touristenmagneten ‚Miniatur-Wunderland’ befindet. Ich nehme diese Figur zum Anlaß, an den in Hamburg ansässigen Erck Rickmers, dessen Quest Invest ja das ‚Bremer Carree’ erworben hat, sowie an die nun auch in Hamburg verwurzelte, aber ursprünglich aus Bremen stammende Familie Kühne (die Firma Kühne & Nagel errichtet momentan einen hypermodernen Firmensitz in der Bremer Altstadt, direkt an der Weser) zu appellieren, es der Kaffee-Familie Darboven gleichzutun und sich für den heiligen Ansgar zu engagieren. Mit Vorliebe natürlich für den Wiederaufbau der historischen Kirche des heiligen in der Bremer Altstadt !


    Ein schöneres Denkmal, als den markanten Kirchturm, könnten sich die beiden Herren gar nicht setzten ! :thumbup:

    Anbei drei Bilder der besagten Statue auf der Brooksbrücke. (Bilder von mir).

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (15. September 2017 um 21:10)