• Sehr geehrter Meister Gerhard,

    zunächst einmal ist es sehr erfreulich, daß auch Sie ein grundsätzlicher Befürworter eines Wiederaufbaus der Kirche sind und darüberhinaus als 'Buten-Bremer' in der Fremde sogar als potentieller Multiplikator dazu beitragen könnten, nun auch im überregionalen Bereich ein Problembewußtstein für die größte Fehlstelle im Bremer Stadtbild zu schaffen. Denn auch die Dresdner haben den Wiederaufbau ihre Frauenkirche nicht mit allein heimischen Mitteln (egal ob kommunalen, staatlichen oder privaten) bestreiten können, sondern waren - zu einem nicht geringen Teil - auf Förderer aus der Fremde - teilweise sogar aus Übersee angewiesen. Es wäre somit sehr hilfreich, wenn Gleichgesinnnte wie Sie, die aus der Ferne die Bremer Situation betrachten, sich für die gute Sache gewissermaßen 'einspannen' ließen....

    Die in Ihrem Beitrag dennoch zum Ausdruck kommende Skepsis ist ebenso wichtig und wertvoll, denn sie trägt dazu bei, Tendenzen zu 'euphorischen Höhenflügen' immer wieder auf den Boden der Tatsachen herab zu holen und auf ihre Realitätstauglichkeit hin 'abzuklopfen'.

    Sie haben vollkommen Recht, daß der Kreis der sich nun erstmals in einer festeren Form organisierenden Befürworter bisher noch überschaubar ist. Dennoch haben sich in der Angelegenheit ja nicht nur der allgemeineren Öffentlichkeit eher unbekannte Personen, sondern auch - wenn man den ersten einschlägigen Artikel des 'Hanse-Schnack' betrachtet - auch Persönlichkeiten vom Range der gegenwärtigen Senatsbaudirektorin, Prof. Reuther, durchaus positiv zum Projekt geäußert. Diese Tatsache stellt ein absolutes Novum hier in Bremen dar, da Rekonstruktionen bisher von amtlicher Seite - wenn überhaupt dann - nur negativ thematisiert wurden.

    Und wenn Sie sich die ersten Presseartikel zum Thema der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses aus dem Jahre 1991 in Erinnerung rufen, dann wurden die sich damals auf diesem Wege öffentlich äußernden Personen auch zunächst skeptisch betrachtet, da sie ja - wie z.B. Wilhelm von Boddien damals noch - keine 'A-Prominenten' waren. Dennoch ist es einem anfangs sehr kleinen Kreis, durch Geduld, Hartnäckigkeit und unermüdlichem Engagement gelungen, daß heute, knapp ein Vierteljahrhundert später, der Rohbau des Humboldtforums steht. Etwas, was 1991 von Vielen belächelt und als utopische 'Spinnerei' abgetan wurde. Warum sollte dies in Bremen nicht auch gelingen. Hat Bremen etwa weniger Bürgersinn als Berlin ?

    Falls Sie dies in der Ferne nicht so genau verfolgt haben sollten: Der konkrete Anlaß für die nun - auch hier im Forum - ventilierten Planungen sind die seit einigen Jahren angestellten Überlegungen zur Neugestaltung des an den Ansgarikirchhof angrenzenden Bereichs (also: gegenwärtiger Lloydhof, Parkhaus an der Bürgermeister-Smidt-Straße, Wegesende und Spitzenkiel) zu einem innerstädtischen Einkaufszentrum. Es gab auch schon einen ausgeschriebenen Wettbewerb, bei dem ein portugiesisches Büro in die Endausscheidung kam, welches aber bei weiten Kreisen der hiesigen Bevölkerung auf Ablehnung stieß. Ein Grundübel des gesamten Wettbewerbs war darüber hinaus, daß das Areal des Bremer Carrees nicht in die neu zu gestaltende Fläche mit einbezogen wurde. Dagegen regt sich nun Widerstand. Und wenn überall in der Stadt die 'Moderne' Triumph auf Triumph (na, ja) feiert, dann sollte es doch auch gewissen Orte geben, wo einmal etwas Gegensätzliches (also eine Baurekonstruktion) möglich werden kann. Schon allein wegen der Balance des Stadtbildes.

    Also: Ja, die Gruppe ist noch klein. Sie hat aber Engagement und die Vorzeichen stehen momentan besser als jemals zuvor. Bitte spekulieren Sie nicht über 'Illuminaten', sondern helfen Sie tatkräftig mit, daß ein solches Projekt realisierbar wird. Über jeden Mittuenden freut man sich hier !


    Ceterum Censeo Ecclesiam Esse Reconstruendam !

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (17. Oktober 2014 um 21:26)

  • Lieber Pagentorn

    Ich möchte Ihnen für Ihre fundierten und informativen Beiträge in diesem Strang ganz herzlich danken. Als ich mich tiefer mit dem (vergessenen) Schicksal der Ansgariikirche auseinandersetzte, beschloss ich diesen Strang zu eröffnen, um die Kirche ins Bewusstsein der Forumsmitglieder zu rücken. Die Rekonstruktion der Kirche wäre ein ungeheurer Gewinn fürs Bremer Stadtbild und würde dem geschundenen Ansgariiquartier wieder sein Herzstück geben. Wie der Vorredner "Meister Gerhard", sehe auch ich das grösste Problem in der Akzeptanz bei Politik und Einwohnerschaft in dieser stark links geprägten Stadt. Nichtsdestotrotz glaube ich weiterhin fest daran, dass St. Ansgarii eines Tages wieder ein fester Bestandteil der Bremer Silhouette sein wird.

    PS: In einigen Ihrer verlinkten Artikel steht der Name "Anschari", ist dies die korrekte Aussprache?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Selbst als Einheimischer ist mir die im Anhang abgebildete Hinweistafel am Ansgarikirchhof / Ecke Ansgaritorstraße bisher entgangen. Zufällig entdeckt ich sie kürzlich. Sie ist an der Erdgeschoßwand des - im Zuge der City Center Planungen - zur Disposition gestellten 'Lloydhofes' angebracht. Dieses Gebäude stammt aus den 1980er Jahren und wird hier in der Öffentlichkeit mittlerweile als 'alter Kasten' und als Schandfleck betrachtet. Nun, es ist gewiß keine architektonische Glanzleistung aber es verbindet in sich auf ganz spezifische Weise symbolische Erinnerungen an die beiden verschwundenen historischen Dominanten in diesem Bereich der Altstadt und zwar an genau die beiden Monumente, an die auch die - primär für auswärtige Gäste konzipierte - Hinweistafel an seiner Außenwand gemahnt: Der Name des Gebäudes - 'Lloydhof' - bezieht sich auf das Ende der 60er Jahre zugunsten des Horten-Kaufhauses abgerissene, palastartige Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyds, der zeitweise größten Fahrgastreederei der Welt. Die Backsteingiebel an der Südfront des Komplexes sollen eindeutig Assoziationen mit den alten Quer- und Seitenschiffgiebeln der Ansgarii-Kirche wecken. Diese genuine Verbindung genau an der Stelle, an welcher der westliche Teil des historischen Ansgarikirchhofs (der nach wie vor diesen Namen trägt) an den ehemals östlichen Teil stößt (der heute 'Hanseatenhof' genannt wird), macht das Bauwerk in gewisser Hinsicht zu einem vielschichtigen 'Erinnerungsort'. Sollte sich wider Erwarten der von dem portugiesischen Architekturbüro konzipierte Siegerentwurf mit seinen großen geraden Glasfronten und horizontalen oberen Baukanten an dieser Stelle doch realisieren lassen und wird zugleich das 'Bremer Carree' nicht angetastet, so verschwindet mit den Giebeln und dem Namen 'Lloydhof' eine weitere Reminiszenz an frühere - baulich bessere - Zeiten. Meines Erachtens sollte man deshalb erst nach einer zukünftigen Rückkehr der Kirche an einen Abbruch des Lloydhofes denken.

    Ceterum Censeo Ecclesiam Esse Reconstruendam !

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (3. September 2016 um 18:40)

  • Sehr geehrte(r) Bündner Herrschaft,

    haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte der Anerkennung und vor allem dafür, daß Sie vor Jahren diesen Strang eingerichtet haben. Ich fand es immer sehr schade, daß Ihren wegweisenden eröffnenden Worten über lange Zeit so wenige Antworten und neue Beiträge folgten. Ich muß ganz ehrlich gestehen, daß ich da leider auch keine Ausnahme gemacht habe. Die Trägheit ist eben oft doch stärker. Als ich aber jüngst auf diesem Strang von dem ersten Artikel im 'Hanse-Schnack' hörte, der mir auch völlig entgangen war und von dem ich - eventuell das letzte in Bremen noch verfügbare Exemplar eben gerade noch 'ergattern' konnte -, war es mir klar, daß ich nun meinerseits aktiv werden mußte. Durch ein weiteres Zuwarten die möglicherweise auf lange Zeit einzige Chance der Rückkehr von St. Ansgarii ungenutzt verstrichen haben zu lassen, würde ich mir - so denke ich - nie verzeihen. Um es in Analogie zu den berühmten Worten Kaiser Wilhelms II. zu sagen: "Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am" ... Gedanken des Wiederaufbaus der Kirche gewesen..
    Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Sie, die im Hanse-Schnack genannte Gruppe, diverse Gleichgesinnte hier im Forum und meine Wenigkeit eng zusammenwirken könnten, um die gute Sache voranzubringen !
    Da Sie eine eindrucksvolle orthodoxe Kirche mit imposanten Kuppeln als Ihren Avatar gewählt haben, erlauben Sie mir bitte noch die Frage, was Sie von meinem Nutzungskonzept der Kirche durch die in Bremen ansässigen ostkirchlichen (also Altorientalen und den diversen autokephalen Orthodoxen) Christen halten ? Auf Ihre Antwort bin ich sehr gespannt.
    Schließlich möchte ich nun noch Ihre Frage beantworten: St. Ansgarii ist die - wie Friedrich Prüser schreibt - im 19. Jahrhundert von Gelehrten wieder in Umlauf gebrachte ursprüngliche lateinische Version. Seit dem Mittelalter wurden aber in der Regel niederdeutsche (also plattdeutsche) Formen vom Volk vorgezogen; wobei es eine ganze Bandbreite verschiedener Ausprägungen gab: Von 'St. Anschari', über 'Sunt Scharrjes', 'Schaars', 'Schaarskaaken' bis hin zu 'Sankt Anschar' ist alles vertreten. Ich glaube der Einfachheit halber sollten wir heute bei 'St. Ansgarii' bleiben. Sonst stiften wir noch Verwirrung... :wink:

    Mit den besten Grüßen von der Weser in die schöne Schweiz
    Ihr Pagentorn

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (17. Oktober 2014 um 22:06)

  • In einem Beitrag auf dieser Themenseite wurde kürzlich darum gebeten, sich bei der Rekonstruktion - auch schon im frühen Stadium eines generationenübergreifenden Projekts - an mehr als der bloßen Kubatur des historischen Vorgängerbaus zu orientieren. Explizit wurde auf das - leider - mißlungene Beispiel des 'Wiederaufbaus' der Heiligengeist-Kirche in Potsdam verwiesen, die in der jetzigen Form als 'Seniorenresidenz Heiligengeist' - selbst bei einer Rückkehr der Garnisonkirche ins Stadtbild - den klassischen Potsdamer 'Drei-Türme-Blick' eher verhindern als ermöglichen wird. Abbildung 01 zeigt deutlich wie grob hier die Annährung an den alten Kirchturm erfolgt ist. Man fühlt sich viel eher an eine moderne Skulptur erinnert !

    Wie anders bei dem Architekten-Entwurf für die neue Ansgarii-Kirche (siehe Abbildung 02). Die im Vergleich zu alten Kirche höhere Anzahl von Fenstern pro Turmgeschoß ist optisch so integriert, daß sie nicht so sehr ins Gewicht fällt. Der Turm ist jedenfalls wesentlich näher am großen Vorbild, als beim Potsdamer Beispiel. Lediglich bei der Höhe der Laterne sollte man noch nachbessern. Und: Der Turm benötigt nicht auf allen Seiten, sondern nur an der südlichen Wand der siebten Etage ein Ziffernblatt. Dafür aber das große historische - ohne Fenster dahinter !!

    Ceterum Censeo Ecclesiam Esse Reconstruendam !

    Abbildung 01:


    Abbildung 02:

    4 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (3. September 2016 um 19:13)

  • Lieber Pagentorn

    Nun, eine sakrale Nutzung der wiederaufgebauten Ansgariikirche wäre eine logische Wiederaufnahme der verlorenen Kontinuität, ob es sich dabei um evangelische oder orthodoxe Gottesdienste geht ist erst einmal zweitrangig. Ideal wäre natürlich eine Funktion als Simultankirche, womit der historischen Bedeutung der Kirche als Ausgangspunkt der Reformation in Bremen Rechnung getragen wird. Wenn es aber wie in den Planungen zuerst um eine Nutzung als Einkaufszentrum geht, damit die Hülle des Baus überhaupt zustandekommt, bin ich damit einverstanden, obwohl ich vom Konzept wenig angetan bin.

    Zitat

    Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Sie, die im Hanse-Schnack genannte Gruppe, diverse Gleichgesinnte hier im Forum und meine Wenigkeit eng zusammenwirken könnten, um die gute Sache voranzubringen !

    Ich lasse Ihnen eine private Nachricht zukommen.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • ein sehr interessanter Strang und v.a. eine sehr interessante Entwicklung! Dass es überhaupt Menschen in Bremen gibt, die so etwas für machbar halten und dies auch noch veröffentlicht wird - faszinierend. Vielen Dank auch an Pagentorn für das Engagement zu diesem Thema. Der gesamte Bereich ist eine absolute Wüste heutzutage und da wird auch das tlw. 3. (!!) geplante Einkaufszentrum am selben Fleck wenig dran ändern.

    Ein Reko der Ansgariikirche könnte insgesamt Schwung in eine in Bremen letztlich nicht existente Diskussion bringen. Es gibt vieles, was einer Rekonstruktion würdig wäre, denn wenn man ehrlich ist, ist der Zustand der Bremer Altstadt erbarmenswert ohne die beiden "Traditionsinseln" Marktplatz und Schnoor.

    Vielen Dank nochmal für das Engagement!


  • Auf einem Gemälde von der Hand Jürgen Landwehrs, welches die Weser-Ansicht Bremens im Jahre 1602 abbildet, sieht man, wie ein aus einem der westlichen Fenstern des sechsten Turmgeschosses herausragendes Kanonenrohr gerade eine Salve abfeuert.

    Dieses Geschütz hatte man an selber Stelle schon während des Schmalkaldischen Krieges eingesetzt gehabt, als es nämlich im Jahre 1547 die kaiserlichen Belagerer der Stadt mit seinen Kugeln bestrich. Späterhin diente es nur noch der Aufgabe, Ehrensalut bei der Begrüßung prominenter Besucher der Stadt zu schießen.

    Ob es diesen Zweck auch noch im Jahre 1716 erfüllte, als Zar Peter der Große am 9. Dezember in Bremen eintraf, um am Ansgarikirchhof sein Quartier für dich Nacht zu beziehen, ist nicht überliefert. Vor seiner Weiterreise am nächsten Morgen beschwerte sich der 'Herrscher aller Reußen' jedenfalls über den unertäglichen 'Lärm', den die Geschütze auf den Wällen und die Stadttrompeter - die ihm zu Ehren auf dem Ansgarii Turm noch bis spät am Abend ihre Musik hatten erklingen lassen - seiner Meinung nach gemacht hätten. Ein Geschütz direkt über seiner Herberge, aus der luftigen Höhe des Turmes abgefeuert, würde allerdings tatsächlich die harschen Worte Peters erklären...

    Selbst wenn die Kanone daher 1716 noch im Turm gewesen sein sollte, wird man sie hernach doch recht bald heruntergeholt haben, denn ihr häufiger Einsatz hatte zu nicht unwesentlichen Rißbildungen geführt, die die Verantwortlichen veranlaßten, auf Salut vom Ansgarii-Turm fürderhin zu verzichten.

    Friedrich Prüser äußerte sogar die Vermutung, daß diese alten Risse ihren spezifischen Anteil daran hatten, daß der Sprengbombentreffer vom 21. Dezember 1943 gut acht Monate später eine für den Turm tödliche Wirkung entfalten konnte.

    Also: Bei einem wiederaufgebauten Turm sollte man in Zukunft auf Ehrensalut für Staatsgäste (die sich eh ja nur höchst selten nach Bremen verlaufen) verzichten...
    Für diese Zwecke haben wir heute wirklich modernere Mittel :wink:

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (3. September 2016 um 18:42)

  • Ich war ja am Dienstag Abend im Bremer Haus der Bürgerschaft beim „Forum Innenstadt“, das sich mit anstehender Bebauung vor allem im Bereich der alten Neustadt, des Bahnhofsvorplatzes und eben im Ansgari-Quartier beschäftigte. Um es vowegzunehmen, es ging zu null-komma-null um eine Reko einer Kirche.

    Es wird im Ansgari-Quartier eine modern gestaltete Kombination Einkaufen-Wohnen-etc geben, aber ganz knapp nördlich der ehemaligen Kirche im Bereich des heutigen C&A bis zum Parkhaus an der Bürgermeister-Smidt-Straße. Ein Shopping-Center in der ehemaligen Kirche sehen wir in HB also definitiv nicht. Was mit dem aktuellen Gebäude auf dem Kirchengelände geschehen soll, weiß ich nicht, aber außer dem hier diskutierten Ausschnitt aus einem Werbeblatt deutet konkret nichts auf eine Kirchen-Reko hin. Jeder Gedanke an eine neue Ansgari-Kirche ist für mich Träumerei.

  • Anbei ein 'Link' zu einer Dia-Serie, welche im Spätsommer 1939 entstanden ist und somit das unzerstörte Bremen in seiner allerletzten Form zeigt. Das besondere an diesen Bildern ist ihre geradezu überwältigende Farbigkeit, deren Frische die vergangenen 75 Jahre nichts anhaben konnten.
    Auf vielen der Bilder ist die St. Ansgarii Kirche zu sehen. Die Rolle der Kirche für das Stadtbild Bremens wird hier noch einmal besonders deutlich !
    Das Kupfer des Turmhelms ist noch vollkommen dunkel, da die Kirche ja erst in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre gänzlich neu eingedeckt worden war.

    https://www.facebook.com/media/set/?set…43849671&type=3

  • Ein charakterstarker, herrlich nordischer Bau.

    Wäre es vorstellbar, dass man zunächst den Kirchturm äußerlich rekonstruiert und dort Wohnungen oder Büros einrichtet? Ähnlich der Nikolaikirche in Rostock? Die Kubatur wäre dafür mE geeignet, und die großen Fenster sollten auch einiges an Licht bringen.

  • Danke für den Link zu dem Vorkriegsfarbfotos, die allerdings vor allem Einheimische interessieren dürften. Einige Perspektiven waren mir im Vorkriegszustand unbekannt, etwa der Bereich „links“ vom Polizeipräsidium (Bild 17) oder der „Stern“ (Bild 34). Neu war mir auch, dass der Kuppelbau des Parkhotels (Bild 29) vor dem Krieg ungefähr so ausgesehen hat wie jetzt. In diesem Forum noch nicht zu sehen war das Restaurant „Zum Storchennest“ (Bilder 39+40) aus dem 16. Jahrhundert, eines der ältesten Häuser Bremens an einer alten Zollstraße.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Warturm_und_Storchennest

  • Aus Anlaß des heute mit der Heiligen Nacht anhebenden Christfestes möchte ich Allen hier im Forum eine gesegnete und glückliche Zeit wünschen. Nicht wenige Bremer wären sicherlich noch ein Stückchen glücklicher, wenn auch der 'große Brummer' von Alt-St.Ansgarii wieder zur Christmette rufen würde...

    Diesen Gedanken thematisiert das folgende kleine Gedicht, welches schon ein paar Jahre alt ist:

    Weihnachten mit Alt-St.Ansgarii

    Immer wenn das Christfest naht
    und die Glocken hell erklingen
    Deiner Schwestern in der Stadt,
    die den Menschen Freude bringen,
    wird so schmerzlich uns bewußt,
    daß in diesem Jubelklang
    Deine Stimme fehlen muß
    über sechs Jahrzehnte lang.

    Unvergessen bleibst Du uns,
    höchster, schönster Turm von Bremen,
    und der Zweck all unseren Tuns
    sei, daß man bald kann vernehmen
    Weihnachtsklänge wieder wehn
    hoch von Alt-Ansgaris Höhn,
    wenn Du wieder stimmst mit ein
    in den Ruhm vom Christkindlein.

    Pagentorn 2009

    Ein Blick vom Südturm des St. Petri Domes über die verschneite und weihnachtlich geschmückte Bremer Altstadt...

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (24. Dezember 2014 um 13:18)

  • Zitat

    Nicht wenige Bremer wären sicherlich noch ein Stückchen glücklicher, wenn auch der 'große Brummer' von Alt-St.Ansgarii wieder zur Christmette rufen würde...

    Falls es ein wenig tröstet, die grösste Glocke Norddeutschlands hier in der Hannoverschen Marktkirche (e°, 10.360 kg) bleibt heute auch stumm, da vor einiger Zeit der Klöppel abgebrochen ist...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Nun gibt es auf Stadtbild Deutschland e.V. auch einen Themenstrang zur Heimatstadt des Mannes, der am 9. November 1522 in der südlichen Chorkapelle der St. Ansgarii-Kirche die erste lutherische Predigt in Bremen hielt. Es handelt sich hierbei um die niederländische Stadt Zutphen im Gelderland. Der angesprochene Sohn der Stadt war ein gewisser Hendrik Gelrie, (in der älteren Forschung auch als 'Heinrich Müller' überliefert), den die hiesiege Lokalgeschichtsschreibung nur als 'Heinrich von Zütphen' kennt. Wohlgemerkt: Zütphen mit 'U-Umlaut'.
    Man kann als Bremer dem Begründer dieses neuen Themenstranges nur herzlich dafür danken, daß er uns ermöglicht einen virtuellen Spaziergang durch die wunderschöne Stadt Zutphen zu unternehmen, einer Stadt deren Sohn das religiöse Gesicht Bremens und insbesondere den Charakter der St. Ansgarii-Kirche für immer verändert hat!

    Hier der Link zu dem von Mitglied 'Niederländer' begründete Strang:

    Zutphen

    Und hier noch ein Bild von 'Bruder Heinrich':

    http://www.aph-bilder.de/images/2015/01…nZutphen.md.jpg

    5 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (14. Januar 2015 um 12:02)

  • <img src="@@0d02df48b98a193c79114029d99235bfe75d6b6d@@" wcf_src="@@0f30787be8fa2e484b9477786a71694dcc693c0c@@" alt=">" title=">" />

    Vielleicht wird es eines Tages ja doch eine Gelegenheit für einen neuen Anfang geben

  • Sehr geehrte 'erbse',
    vielen Dank für die Anregung. Ich habe fürs erste eine Verlinkung mit dem 'Wikipedia-Artikel' zum Kornhaus vorgenommen (der Artikel über die Ansgarii-Kirche ist schon längere Zeit derartig 'vernetzt'). Leser dort werden beim 'Anklicken' dieser 'Netzverweise' automatisch auf den jeweiligen Themenstrang hier im Forum verbunden. Ich hoffe, dies wird zusätzliche Leser und Unterstützer rekrutieren....

  • Nach mehreren Jahren Planung und intensivem finanziellem Engagement des Bremer Senats ist das Projekt eines ‚City-Centers’ in der Bremer Altstadt zwischen Ansgarikirchhof und Bürgermeister-Smidt-Straße vorerst gescheitert: Der Portugiesische Investor hat vergangene Woche der Landesregierung telefonisch seinen Ausstieg mitgeteilt. Das geplante Vorhaben einer innerstädtischen ‚Shopping-Mall’ scheint sich für ihn offenbar nun nicht mehr zu rechnen. Lokale Politik und Wirtschaft betonen aber, das Vorhaben dennoch langfristig weiterverfolgen zu wollen. Anscheinend reicht – nach diversen früheren, gleichartigen stadtplanerischen ‚Flops’ wie dem Space-Park in Gröpelingen und dem Haven Höövt in Vegesack – selbst diese Bruchlandung noch immer nicht aus, um ein Umdenken bei den Verantwortlichen Politikern, Wirtschaftsstrategen, Stadtplanern und Architekten zu bewirken.

    Daß die Bürger, die ja mit dem neu zu planenden Altstadtquartier auf Jahrzehnte werden leben müssen, in dieser Frage schon viel weiter sind, beweist ein fast ganzseitiger Abdruck diverser Leserbriefe in der hiesigen Lokalpresse (Bremer Nachrichten / Weser Kurier), in welchen sich ‚einfache’ Bürger Gedanken über attraktive Alternativplanungen machen, wobei unter anderem auf die vorbildlichen Entwicklungen in Dresden und Frankfurt a. M. hingewiesen wird. Eine nicht ganz unprominente Rolle spielt auf der Zeitungsseite auch die mögliche Rekonstruktion der St.Ansgarii Kirche, welche – wie die Frauenkirche für den Dresdner Neumarkt – zum Kristallisationspunkt eines im hansischen Geist kleinteilig wieder aufgebauten Stadtquartiers werden könnte…

    Die dargestellten Lösungsansätze haben das Potential ‚zu funktionieren’, d.h. die Altstadt mit einer höheren Aufenthaltsqualität zu versehen und damit auch für Einzelhändler und Kunden deutlich attraktiver zu machen. Warum nur sehen das die professionellen ‚Sachverständigen’ nicht so, sondern tun alles, um gerade diese Entwicklung zu hintertreiben ? Warum diffamieren sie ein solches Vorgehen als ‚Kulissenschieberei’. Warum sind sie – ja man muß es schon so nennen – so undemokratisch, den Willen des Volkes zu ignorieren und den Bürgern auf Jahrzehnte hinaus Hässlichkeiten aufzuoktroyieren, die nur sie für zukunftsweisend halten ? Warum scheuen Sie sich – wie der Teufel das Weihwasser –, einmal zuzugeben, daß man in einer Altstadt wie in einer Altstadt bauen sollte und dort nicht unförmige Klötze hineinpressen kann, die selbst an der urbanen Peripherie nur schwer erträglich sind ? Ja, warum gilt diesen Entscheidungsträgern der Wert urbaner Schönheit und stadtbildnerischer Ästhetik so wenig ? Für den kurzsichtig Denkenden, hat dieser Aspekt neben der reinen Funktionalität und Profitmaximierung keine Bedeutung. Für den klugen Weitsichtigen hingegen macht er sich – gerade auch monetär – auf längerfristige Sicht doppelt und dreifach bezahlt !

    Anbei Abbildungen zunächst der ganzen Zeitungsseite aus den ‚Bremer Nachrichten’ vom 30. Juli 2015 und dann aller Leserbriefe, sowie der Visualisierung der Wirkung der rekonstruierten St. Ansgarii Kirche im heutigen Stadtbild im Vergleich mit dem Ist-Zustand:

    Zum Schluß noch ein Link zu einem Bericht über das gescheiterte 'City-Center' im hiesigen Lokalfernsehen:

    https://www.youtube.com/watch?v=1aedH8qC7fU

  • Bei all den Meinungen dort beschleicht mich die Idee, dass ein SD-Regionalverband dort recht erfolreich sein könnte..

    Wohnt dort zufällig jemand bzw. hat auch Interesse daran, sowas mal zu machen?