Sehr geehrter Meister Gerhard,
zunächst einmal ist es sehr erfreulich, daß auch Sie ein grundsätzlicher Befürworter eines Wiederaufbaus der Kirche sind und darüberhinaus als 'Buten-Bremer' in der Fremde sogar als potentieller Multiplikator dazu beitragen könnten, nun auch im überregionalen Bereich ein Problembewußtstein für die größte Fehlstelle im Bremer Stadtbild zu schaffen. Denn auch die Dresdner haben den Wiederaufbau ihre Frauenkirche nicht mit allein heimischen Mitteln (egal ob kommunalen, staatlichen oder privaten) bestreiten können, sondern waren - zu einem nicht geringen Teil - auf Förderer aus der Fremde - teilweise sogar aus Übersee angewiesen. Es wäre somit sehr hilfreich, wenn Gleichgesinnnte wie Sie, die aus der Ferne die Bremer Situation betrachten, sich für die gute Sache gewissermaßen 'einspannen' ließen....
Die in Ihrem Beitrag dennoch zum Ausdruck kommende Skepsis ist ebenso wichtig und wertvoll, denn sie trägt dazu bei, Tendenzen zu 'euphorischen Höhenflügen' immer wieder auf den Boden der Tatsachen herab zu holen und auf ihre Realitätstauglichkeit hin 'abzuklopfen'.
Sie haben vollkommen Recht, daß der Kreis der sich nun erstmals in einer festeren Form organisierenden Befürworter bisher noch überschaubar ist. Dennoch haben sich in der Angelegenheit ja nicht nur der allgemeineren Öffentlichkeit eher unbekannte Personen, sondern auch - wenn man den ersten einschlägigen Artikel des 'Hanse-Schnack' betrachtet - auch Persönlichkeiten vom Range der gegenwärtigen Senatsbaudirektorin, Prof. Reuther, durchaus positiv zum Projekt geäußert. Diese Tatsache stellt ein absolutes Novum hier in Bremen dar, da Rekonstruktionen bisher von amtlicher Seite - wenn überhaupt dann - nur negativ thematisiert wurden.
Und wenn Sie sich die ersten Presseartikel zum Thema der Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses aus dem Jahre 1991 in Erinnerung rufen, dann wurden die sich damals auf diesem Wege öffentlich äußernden Personen auch zunächst skeptisch betrachtet, da sie ja - wie z.B. Wilhelm von Boddien damals noch - keine 'A-Prominenten' waren. Dennoch ist es einem anfangs sehr kleinen Kreis, durch Geduld, Hartnäckigkeit und unermüdlichem Engagement gelungen, daß heute, knapp ein Vierteljahrhundert später, der Rohbau des Humboldtforums steht. Etwas, was 1991 von Vielen belächelt und als utopische 'Spinnerei' abgetan wurde. Warum sollte dies in Bremen nicht auch gelingen. Hat Bremen etwa weniger Bürgersinn als Berlin ?
Falls Sie dies in der Ferne nicht so genau verfolgt haben sollten: Der konkrete Anlaß für die nun - auch hier im Forum - ventilierten Planungen sind die seit einigen Jahren angestellten Überlegungen zur Neugestaltung des an den Ansgarikirchhof angrenzenden Bereichs (also: gegenwärtiger Lloydhof, Parkhaus an der Bürgermeister-Smidt-Straße, Wegesende und Spitzenkiel) zu einem innerstädtischen Einkaufszentrum. Es gab auch schon einen ausgeschriebenen Wettbewerb, bei dem ein portugiesisches Büro in die Endausscheidung kam, welches aber bei weiten Kreisen der hiesigen Bevölkerung auf Ablehnung stieß. Ein Grundübel des gesamten Wettbewerbs war darüber hinaus, daß das Areal des Bremer Carrees nicht in die neu zu gestaltende Fläche mit einbezogen wurde. Dagegen regt sich nun Widerstand. Und wenn überall in der Stadt die 'Moderne' Triumph auf Triumph (na, ja) feiert, dann sollte es doch auch gewissen Orte geben, wo einmal etwas Gegensätzliches (also eine Baurekonstruktion) möglich werden kann. Schon allein wegen der Balance des Stadtbildes.
Also: Ja, die Gruppe ist noch klein. Sie hat aber Engagement und die Vorzeichen stehen momentan besser als jemals zuvor. Bitte spekulieren Sie nicht über 'Illuminaten', sondern helfen Sie tatkräftig mit, daß ein solches Projekt realisierbar wird. Über jeden Mittuenden freut man sich hier !
Ceterum Censeo Ecclesiam Esse Reconstruendam !