Würzburg (Galerie)

  • ursus carpaticus: Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Einschätzung von Dir bzgl. des Stadtbildes überhaupt nicht teilen kann und muss Dir auch hier wiedersprechen. Ich finde Deine Aussage "Diesem Wiederaufbau fehlt jeglicher Sinn für Schönheit, Stil und Ästhetik, er hat ein einziges großflächiges Abrissprojekt hinterlassen" ziemlich überzogen, wenn man bedenkt, wie andere Städte aussehen. Zugegeben, die meisten Würzburger Bauten des Wiederaufbaus sind relativ belanglos, aber insbesondere die Bauten der 50er-Jahre sind doch alles andere als störend oder häßlich, vielerorts wurden geborgende Elemente der Vorgängerbauten aufgegriffen und der Stadtgrundriss wurde auch weitgehend beibehalten. Welche bedeutenden Bauwerke wurden denn nicht wiederaufgebaut? Wo ist der architektonische Wert eines Vorgängerbauwerks soviel höher als der Nachkriegsbau, dass es den Einsatz für eine Rekonstruktion lohnt? Ich selber sehe den Würzburger Wiederaufbau als liebevoll und regionaltypisch, so wie es auch in Münster, Freudenberg und anderen Städten der Fall war. Natürlich sind später auch Fehler gemacht worden, aber ein großflächiges Abrissprojekt? Bitteschön doch nicht in Würzburg, da sollte man ganz woanders anfangen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Immer wieder dieses Totschlageargument:

    Zitat

    wenn man bedenkt, wie andere Städte aussehen.

    Fragt sich nur, welche anderen Städte da gemeint sein sollen. Hamm, Dortmund, Duisburg oder was?
    Würzburg ist eben ein anderes Kaliber, von dem man sich mehr erwarten darf. Es geht nicht an, Wü so zuzumüllen wie sagen wir Bochum.
    Rothenburg NO, Donauwörth, um zwei Städte aus der Region zu nennen, haben gezeigt, dass es auch anders geht.
    tut mir leid, mit diesem Satz kann ich einfach nichts anfangen:

    Zitat

    Ich selber sehe den Würzburger Wiederaufbau als liebevoll und regionaltypisch, so wie es auch in Münster, Freudenberg und anderen Städten der Fall war.


    Ich weiß nicht, was damit gemeint sein soll, sehe absolut nichts Liebevolles oder Regionaltypisches, so ungefähr das Gegenteil von Münster und Freudenstadt.

    Zitat

    vielerorts wurden geborgende Elemente der Vorgängerbauten aufgegriffen und der Stadtgrundriss wurde auch weitgehend beibehalten.


    Ja, irgendwo hinter Stift Haug oder sonst wo, aber nicht dort, "wo es daraum angekommen wäre". Domstraße, Kürschnerhof, Paradeplatz, Marktplatz- das einzige Elend, in welchem die erhaltenen Bauten herumschwimmen wie Leberknödel in der Latrine.

    Wenn ich mal Zeit habe, bringe ich Bildbeispiele.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja, oder warum gibt es keine Anstrebungen ein Teil von der Altstadt tatsachlich zu rekonstruieren wie in Frankfurt? Was wurde nicht eine Neumarkt a la Dresden in Wurzburg oder Nurnberg erreichen konnen? Das Problem ist eine zu grosse Fokus auf Einzeldenkmaler und viel zu wenig rucksicht auf die grosse Ganze. Wie grossartig wird dann nicht die Frauenkirche im vergleich eingebettet sein?

    Wir haben das so oft diskutiert aber das Problem ist ja die Wahrnehmung dass die Wiederaufbau gut war. War es nicht! Rothenburg war gut wiederaufgebaut.

  • Zitat

    Ja, oder warum gibt es keine Anstrebungen ein Teil von der Altstadt tatsachlich zu rekonstruieren wie in Frankfurt? Was wurde nicht eine Neumarkt a la Dresden in Wurzburg oder Nurnberg erreichen konnen?

    Der Neumarkt war unbebaut, in Frankfurt stand nach dem Abriß des Technischen Rathauses eine freie Fläche zur Verfügung bzw. ein Teil war als archäologischer Garten ebenfalls unbebaut. Solche Flächen gibt es in Würzburg nicht. Übrigens finde ich auch, daß viele Bauten der 50er Jahre in Würzburg deutlich hochwertiger ausgeführt wurden als in anderen Städten.

  • Ehrlich gesagt - die Grund ist eigentlich die fehlende Wille zu Rekonstruktion - wenn Nachkriegsbauten in Nurnberg verschwindet werden die auch mit post-moderne Neubauten ersetzt. Die Wiederaufbau ist fur die Nurnberger abgeschlossen - da wurde auch nicht eine grosse Brache helfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Johan (24. November 2015 um 14:52)

  • Es stimmt schon, dass eine derart dichte Neubebauung große Rekoprojekte praktisch unmöglich macht. Auch in Ulms NM (wo von Reko allerdings keine Rede war) stand die Brache einer großen leeren Straße zur Verfügung.
    Was den fehlenden Willen betrifft, so hat Johan natürlich recht. Und mit ständigem Schönreden wird da sicher auch kein Bewusstsein gefördert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich denke auch; wenn selbst wir uns hier mit dem heutigen Würzburg, Nürnberg oder Augsburg zufrieden geben, wird sich dort nie etwas verbessern.

    Wir müssen ganz deutlich herauskehren, dass die Altstädte ohne zusammenhängende Ensembles weit, WEIT unter ihren Möglichkeiten bleiben!
    Gerade harmonische Zeilen von historischen Bürgerhäusern sind entscheidend für das Stadtbild.

  • Naja, da hast Du sicherlich nicht Unrecht, aber was in Würzburg wäre denn konkret zu Rekonstruieren? In Nürnberg kann man konkrete Gebäude nennen, ihren architektonischen Wert begründen. Ähnlich war es in Frankfurt, Potsdam und Dresden der Fall. Und in Würzburg? Meines Erachtens steht alles, was an bedeutenden Einzelbauwerken existiert, noch oder wieder.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    aber was in Würzburg wäre denn konkret zu Rekonstruieren?

    Äm...ganz einfach: Ca. 5-6 hochbedeutende barocke Kirchenausstattungen (die leider in den letzten Jahren durch gar nicht sooo schlechte postmoderne Ausstattungen ersetzt worden sind - die waren sicher nicht billiger als Rekos...

    Allem voran aber die herrliche frühbarocke Stuckierung des Dom-Langhauses von Pietro Magno, die bis auf den heutigen Tag zu großen Teilen im Dachstuhl des Domes vor sich hin modert.... Kein Witz - m. E. ein Riesenskandal

  • Wenn du die Karmelitenkirche meinst - die ist unsäglich kitschig geraten, wie die Domapsis übrigens auch. Sehr peinlich sind auch die Gemälde unter den Obergaden zu Neumünster. Überhaupt fehlen die Neumünsteraltäre im Kuppelbereich schmerzlich. Auch die Deckengestaltung von St. Michael ist kitschig und platt. Guter Geschmack ist nicht unbedingt im heutigen Wü beheimatet.

    Das Dringlichste an Profanbauten wären das Dietrichspital, vor allem die Petrinifassade am Markt. . Dazu die Schließung der Baulücke gegenüber dem Haus Conti, sowie eine Wiederherstellung der Fassaden am Paradeplatz,
    Ansonsten stimmt, was Booni ausgeführt hat, nämlich dass der Vorzustand nicht so überwältigend war, siehe etwa den Gründerzeitkoloss neben dem Falkenhaus. Das ist sicher ein spezifisch Würzburgisches Problem. Andererseits sollte es einen ordentlichen Wiederaufbau erleichtern. Der idR schlichte Würzburgische Barock wäre nicht so kostenintensiv wie zB der Pellerhof.
    Zum Domstuck vgl dieses Bild:
    http://www.wuerzburgwiki.de/w/images/8/80/…schiff_1956.jpg

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Lieber Ursus, ich kenne Würzburg ziemlich gut. Ich denke, ich weiß auch, warum es dir so sehr mißfällt: 1. Weil du gerne provozierst und gegen die Mehrheit stehen willst und 2. weil es für dich ohne Wenn und Aber nur eines gibt: Original-Altstadt oder nichts!

    Die meisten Menschen, man möge diesen allen ein unterentwickeltes ästhetisches Bewußtsein unterstellen, empfinden Würzburg als sehr angenehm: Sehr bedeutende Kulturdenkmäler, eine reizvolle Topographie, viele junge Menschen, eine lebendige Innenstadt und meist auch eine gewisse Weinschoppen-Lebensfreude.

    Unstrittig ist, daß ein vollkommen intaktes Zentrum, sei es noch so klein, fehlt. Beispielhaft ist der Marktplatz, der sehr viel Schönes enthält, aber durch das Völkhaus und die neue Bank entwertet wird. Ebenso klar ist, daß man durch relativ kleine Maßnahmen (neue Fassaden, minimale Festerverziehrung, Fensterläden an 50er Jahre Bauten - da geht das, ohne lächerlich auszusehen - , Verkehr noch weiter aus der Stadt...) viel erreichen könnte/kann.

    Dennoch zeichnet sich für mich Würzburg durch angepaßten Wiederaufbau aus (Beispiel Mainufer). Das sind keine architektonischen Wunderwerke, sondern ordentliche Bauten, die etwas schlichter wirken, aber nicht furchtbar sind.
    Die bedeutenden Bauwerke Würzburgs stehen in keiner geschlossenen Altstadt, aber auch nicht in reiner Ödnis und Tristess. Etwas schlimmer, zugegeben, sieht es um Stift-Haug und das Bürgerspital aus. Selbst dort gibt es Lichtblicke und es ließe sich etwas machen ohne Totalabriß à la Frankfurt (Autos raus, leichte bis mittlere Fassadenanpassung).

    Und ja, natürlich erwartet man von Würzburg mehr als nur "nicht grausam" zu sein. Dennoch übertreibst du, Ursus, gnadenlos, wenn du Würzburg (und Nürnberg) als mit die schlimmsten Beispiele des westdeutschen Wiederaufbaus darstellst. In einem anderen Beitrag hast du Nürnberg mal mit Hannover oder Stuttgart verglichen. Das ist nicht ernst zu nehmen.

    Mich hat es seit einiger Zeit beruflich nach Stuttgart verschlagen und dort ist es, wie in manch anderer Stadt, eben so, wie du über Würzburg sagst (hiermit soll keine neue Stuttgart-Diskussion aufgemacht werden - und ja, es gibt neben schlimmen Industriegebieten auch schöne historistische Wohngebiete dort am Stadtrand):
    Es steht ein Neues und ein Altes Schloß in grausigster Umgebung, sodaß man sich fast wünscht, man hätte auch diese abgerissen, nur damit diese von ihrem Leiden erlöst werden (man kann das auf einem Luftbild von der Stuttgarter "Innenstadt" nachprüfen). Das findet sich in Wü so nicht.

    Die Stadt wird, ich wiederhole mich, von den meisten insgesamt und in ihrer Gesamtheit (!) als angenehm wahrgenommen. Ich habe auch von vielen Geschichtsinteressierten und Studenten, die sich durchaus ausgehen, gehört, sie hätten nie einen solch hohen Zerstörungsgrad im Krieg geschätzt, da die Stadt "ziemlich geschloßen historisch" wirke.

    Vielleicht nicht einfach immer nur schimpfen, übertreiben und polemisieren, sondern überlegen, ob die Mehrheit in diesem Fall vielleicht doch nicht ganz falsch liegt; ich weiß, es bringt ohnehin nichts - außer daß von dir ein Haufen lateinischer Versatzstücke (mit häufig falschen Flexionsendungen) zum "Imponieren" eingeworfen wird.

    Gut` Nacht :harfe:

    Einmal editiert, zuletzt von Eduard (25. November 2015 um 06:53)

  • "...ziemlich geschlossen historisch..." :lachentuerkis:

    Nein, das kann einfach nicht sein. Würzburg wirkt ja immer noch relativ angenehm, aber wirklich schön ist die Stadt bekanntlich seit 70 Jahren leider nicht mehr. Nicht, dass die bürgerliche Altstadt des alten Würzburgs so etwas wie atemberaubend war. Das war sie nicht, im Gegensatz zu Nürnberg oder auch Augsburg. Aber als Ensemble muss Würzburg vor 1945 dennoch etwas wirklich sehr Überzeugendes gewesen sein. Und gerade diese Ensemblewirkung fehlt heute weitgehend, und damit irgendwie auch das Wesen dieser Stadt.

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (24. November 2015 um 23:50)

  • NL:
    Es sind aber nur max. 2, 3 FWH, die regelmäßig auf alten AKs gezeigt werden. Ich weiß gar nicht, wo sie standen.

    Zitat

    Nicht, dass die bürgerliche Altstadt des alten Würzburgs so etwas wie atemberaubend war.Aber als Ensemble muss Würzburg vor 1945 dennoch etwas wirklich sehr Überzeugendes gewesen sein.

    Ich glaube, das trifft es sehr gut.

    Aber schauen wir uns mal konkrete Bilder über die konkrete regionalspezifische Wiederaufbauarchitektur Würzburgs an:

    https://www.google.at/search?q=w%C3%…CN1_2p0tszJM%3A

    Für uns Wiener , die wir vom Frankenland andere vorstellungen haben, liegt allerdings der Vergleich mit Favoriten näher. Vielleicht ist das ganz einfach auch unser Problem. Für Bundesdeutsche mag Favoriten sehr schön und nachahmenswert sein, wir Wiener fahren eher nicht zu touristischen Zwecken dorthin.

    Der Vergleich liegt für uns fast auf der Hand. Auch in Favoriten haben wir so einen neoromanischen Dom:

    https://www.google.at/search?q=anton…JRXbkIWh9c2M%3A

    umgeben von einer solch seelenvollen Bebauung:

    https://www.google.at/search?q=anton…eOzqiFTz7psM%3A

    mit so heimeligen Fußgängerzonen

    https://www.google.at/search?q=favor…ZeUiJfP-MwqM%3A

    wenngleich Würzburg in diesem Vergleich gar nicht schlecht abschneidet, muss man auch Favoriten eine schöne traditionelle Dachlandschaft zuerkennen:

    https://www.google.at/search?q=anton…OG_7BnF8P76M%3A

    An und für sich ist ja nichts gegen Favoriten zu sagen, und auch gegen die Domstraße nicht. Sicherlich haben derartige Ensembles einen kühlen Charme. DArin jedoch eine Referenz an fränkische Baukultur oder gar ein historisch akzeptables Stadtbild zu erblicken, grenzt einfach an Realitätsverweigerung.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (25. November 2015 um 09:52)

  • Mein Eindruck war, dass die Schwachpunkte in Würzburgs Wiederaufbau vor allem in den Haupteinkaufsstraßen lagen. Wesentlich repräsentativer für die Wiederaufbauarchitektur finde ich die vielen kleinen Seitenstraßen, die deutlich traditioneller wiederaufgebaut wurden. Hier zeigt sich m.E. der wahre Wert des Wiederaufbaus.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Problem ist ja dass verschiedene Referenzpunkten die in die Diskussion benutzt wird - Ursus hat ja da recht mit seine vergleich mit Favoriten. Wurzburg sieht da aus wie eine akzeptable Vorstadt - nicht Zentrum eine Barocke Grosstadt. Ich habe vorher in eine alte Strang geschrieben dass Nurnberg an viele Ecken wie eine moderne Vorstadt in Stockholm oder Malmo aussieht - eine Komplimente fur Schwedische Modernismus aber definitiv eine Beleidigung fur Nurnberg.

    In Deutschland wird die Ausgangspunkt Kassel oder Kiel oder Dortmund sein. Klar, mit solche Vergleiche dann ist ja auch Wurzburg oder Nurnberg ein Wohltat. Ist die Referenzpunkt eine erhaltene Altstadt wie Heidelberg oder eine gut wiederaufgebaute Stadt wie Rothenburg ob der Tauber dann ist die Referenzpunkten halt anders. Sogar Koblenz Altstadt kommt mich gemutlicher vor.

    2 Mal editiert, zuletzt von Johan (25. November 2015 um 12:12)

  • Der Neumarkt war unbebaut, in Frankfurt stand nach dem Abriß des Technischen Rathauses eine freie Fläche zur Verfügung bzw. ein Teil war als archäologischer Garten ebenfalls unbebaut. Solche Flächen gibt es in Würzburg nicht. Übrigens finde ich auch, daß viele Bauten der 50er Jahre in Würzburg deutlich hochwertiger ausgeführt wurden als in anderen Städten.

    Auf die andere Seite ist Stadten wie Nurnberg und Wurzburg ziemlich nach an orginal Grundriss wiederaufgebaut worden. Da konnte man wahrscheinlich schon uber die Jahren einiges modernes mit etwas historiches ersetzen.

  • Hallo,

    wünsche allen einen guten Tag. Ich besuche dieses Forum schon längere Zeit, habe mich aber gestern erst angemeldet. Nachdem was ich nun die letzten Tage über Wurzburg gelesen haben, möchte ich doch auch ein paar Worte dazu schreiben.

    Als Franke bin ich mehrmals im Jahr in Würzburg. Ich genieße diese Satdt immer wieder aufs Neue.

    Würzburg ist schön!!!!

    Warum?

    Weil die Stadt traumhaft schön liegt!

    Weil es unzählige schöne Plätze zum Verweilen gibt (Alte Mainbücke, Alter Kranen, an der Residenz, an beiden Mainufern, die Festung, am oberen Markplatz, hinter der Marienkirche, am Grafeneck usw.

    Außerdem geben die vielen Kirchen und Klöster der Stadt ihr unverwechselbares Bild. Dazu kommen noch eine ganze Reihe an wiederaufgebauten Palais und Höfen. Es gibt schmale Gassen mit kleinen Bars und Geschäften, die einfach gelungen in ihrem Wiederaufbau sind.

    Die Amosphäre gleicht einer Stadt in Italien. Alles findet auf den Strassen bzw. in den Gassen statt....da ist Leben.

    Wer nur die Fußgängerzonen entlang läuft, kennt die Stadt nicht! Wer weiß, dass die Stadt zu über 90 % zerstört war, muss eigentlich positiv überrascht von der Aufbauleistung sein.

    Natürlich gibt es reichlich Verbesserungspotenzial......aber es ist enfach eine schöne angenehme Stadt!

  • Da kann man dem Novizen nur raten, sich mal nach Italien zu begeben und sich dort gründlich umzuschauen...
    Abgesehen davon ist es ärgerlich, hier immer dieselben platten Stereotypen zu lesen, die ohne Eigenen auf die etwa sehr konkreten und fundierten Aussagen von Johan und dem Niederländer wie blind verfasst wirken.
    ja, Würzburg hat eine schöne Lage und eine Vielzahl erhaltener Dominanten - hat das irgendwer jemals bestritten?
    "Schöne Plätze zum Verweilen" stimmt nur, wenn man es "Platz" als "Ort" versteht. Schöne Orte gibt es - den Residenzgarten etwa. Was den ResidenzPLATZ betrifft, so ist das ein Zwischenlager für Gebrauchtmetall und einer höchst besch...eiden wiederaufgebauten Stadtfront, deren Harmonie von ganz regionaltypischen Geschäftsbauten empfindlich äh bereichert wird. Die Verweilqualität ist durchaus beschränkt. Es gibt in Wü keinen wie auch immer harmonsichen Platz, und dieser Vorwurf ist einer der Schlimmsten, die man gegen diesen Wiederaufbau erheben kann. Aber das haben wir schon 100x durchgekaut.
    Die vielfach geäußerte Begeisterung für die Mainfront kann ich nicht teilen - ich behaupte, sie ist sogar äußerst schlecht wiederaufgebaut. Die wiederaufbaufähige ruine rechts des Brückenkopfes etwa wurde sehr spät abgerissen, ich halte es für möglich, dass ich sie noch zu Gesicht bekommen habe. Und was heute dort steht, ist in seiner unbeholfenen Plumpheit schlicht unter jeder Sau. Mit so billigen Versatzstücken bzw Verweisen auf altes Bauen soll man sich nicht abspeisen lassen.

    Zu booni

    Zitat

    Mein Eindruck war, dass die Schwachpunkte in Würzburgs Wiederaufbau vor allem in den Haupteinkaufsstraßen lagen. Wesentlich repräsentativer für die Wiederaufbauarchitektur finde ich die vielen kleinen Seitenstraßen, die deutlich traditioneller wiederaufgebaut wurden. Hier zeigt sich m.E. der wahre Wert des Wiederaufbaus.

    Weißt, mit der Repräsentation ist 's halt schon so eine Sache... Ich würde eher meinen, dass die Hauptachsen das Repräsentativere sind. Aber so weit sind wir da gar nicht auseinander. Was die Nebengassen angelangt, so gibt es beides - gelungene und miese Lösungen. Wenn man die Bronnbachergasse nach W geht und zum Ulmer Hof gelangt, wird man diesen Befund wohl nur unterstreichen können.
    Sicher war in den Nebengassen realistisch gesehen nicht viel Besseres zu erzielen.


    Hier noch ein sehr schönes Bild von der Domstraße, das ein wichtiges Versäumnis des Wiederaufbaus zeigt, nämlich die Wahl des richtigen Materials:

    https://www.google.at/search?q=w%C3%…niEhgv-b5AqM%3A

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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