• Katastrophe! Noch vor einem Jahr war ich in Lohr am Main: ein sehr schßöner Bilderbuchort mit fast geschlossen erhaltener Fachwerkbebauung (außer einer kleinen Bausünde in der oberen Hauptstraße). Aber dieser brutalistische Entwurf ist ja wirklich eine Schande! Leider ist es zu spät: laut Artikel wollte man schon im Oktober also vor 2 Monaten beginnen dann ist leider dieses verputze Fachwerkhaus abgerissen worden samt Scheune :weinen:
    Sehr schade!

    PS: hier noch ein Foto von mir. (April 2015) mit der benachbarten Scheune im Vordergrund und das weiß verputzte jetzt wahrscheinlich abgerissenene Fachwerkhaus im Hintergrund

  • Allein die Formensprache des Neubaus ist schon ein Schrecken.
    Man kombiniere diese nun mit der Farbgebung und es entsteht der städtebauliche "worst case".

    Bei vielen neu geschaffenen Bauten ist das Wort "schlecht", die wohl mildeste Wahl, die architektonischen Leistungen zu beschreiben.
    Ich könnte mich in meinen Aussagen stets wiederholen, weil sie leider zu oft passen.

    Wann erwachen wir aus diesem übelen Traum und besinnen uns auf die baulichen Tugenden vergangener Tage?
    Viele Fachwerkhäuser stehen nicht ohne Grund mehr als 500 Jahre.

    Fakt ist, diese Neuigkeiten sind keine Guten.

    Einmal editiert, zuletzt von Mittelmark (25. Dezember 2016 um 09:02)

  • Leider werden jetzt sehr viele bisher noch sehr schöne deutsche Kleinstädte, wenn es so weiter geht, innerhalb von wenigen Jahren genau so aussehen wie ihre oft fast völlig verschandelte flämische "Kollegen" - dies ist ja nur das allerletzte Beispiel in einer langen Reihe von sinnlosen Abbrüchen. Nur hat Deutschland im Vergleich zu Belgien auch fast keine richtig tolle Großstädte mehr... Also: Deutschland schafft sich ab!

  • Der Neubau ist wirklich grauenhaft. Da er genau zwischen zwei Gassen liegt, werden gleich zwei Straßenzüge optisch erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

    Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, historische Innenstädte als Ganzes zu schützen. Es bringt gar nichts, nur einzelne herausragende Gebäude unter Schutz zu stellen. Auch das Bild der kleinen Nebenstraßen ist wichtig. Da der Bau verputzt war und vor dem Abbruch sicher auch nicht eingehender untersucht wurde, gehe ich davon aus, dass weder bekannt war, von wann das Haus stammte, geschweige denn, wie das Fachwerk gestaltet war. Meines Erachtens sollte ein Abbruch historischer Häuser generell nur dann gestattet sein, wenn diese zuvor genauer untersucht wurden. Denn nicht selten wurden potentielle Baudenkmäler nur deshalb übersehen, weil das Fachwerk unter einer dicken Putzschicht verborgen war. Wir erinnern uns an das Haus Metzgergasse 24 in Reutlingen, dessen wahres Alter erst während des Abbruch bekannt wurde: http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Mi…sen-219689.html

    Aber selbst wenn solche Häuser auch kein besonders hohes alter aufweisen, so sind sie doch ungeheuer wichtig für das Straßenensemble. Daher sollte ihre Erhaltung im Vordergrund stehen, zumal ja heute immer gerne mit dem Mode-Begriff "Nachhaltigkeit" operiert wird. Über die Äußerungen der Lokal-Politiker in Lohr möchte ich mich lieber gar nicht erst auslassen. Mit der Genehmigung dieses Monstrums hat man meines Erachtens die Gestaltungssatzung ausgehöhlt und der Zerstörung der Altstadt Tür und Tor geöffnet. Es wird sicher etliche andere Bauherren geben, die in der Altstadt ebenfalls "modern" bauen möchten.

  • Ein Albtraum ist wahr geworden:
    https://www.mainpost.de/regional/main-…art774,10146007

    Für mich wieder absolut typisch:
    Ein klares Votum für modernes Bauen in der Altstadt gab der Stadtrat am 11. Januar 2016 im Hauptverwaltungsausschuss, indem er einstimmig das gemeindliche Einvernehmen zum Bauantrag gab. "Wir müssen uns davon verabschieden, dass die Altstadt ein Museum ist", stellte Stadtrat Weis fest. Allerdings führten die heißen Diskussionen im Stadtrat und in der Bevölkerung, dazu, dass der planende Architekt Günter Hanninger aus Wien noch einige Änderungen vornehmen musste.

    In der Lohrer Altstadt etwas Neues zu gestalten, bezeichnete der Architekt als »in Fesseln tanzen« und bedauerte, dass "die Meinungen von Vorbeigehenden im Nu gebildet sind und aus Angst vor der Bedrohung der Identität leider oft die Neugierde auf das Neue versiegt" Schließlich, so Hanninger, braucht "die Gegenwart der Geschichte ja auch die Kinder ihrer Zeit, nicht nur die Vergangenheit".

    Das wirklich Schlimme an der Sache ist, dass mit diesem Bau ein Präzedenzfall geschaffen wurde. Wer künftig "modern" bauen möchte, wird sich auf diesen Fall berufen. Damit ist der weiteren Zerstörung des Stadtbildes Vorschub geleistet. Wozu gibt es denn überhaupt noch Gestaltungssatzungen? Nach der Lohrer Satzung sind Fassadenverkleidungen ausdrücklich verboten:
    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…Vr09J_kgiSqabbG

    Einmal editiert, zuletzt von Ravensberger (5. Februar 2019 um 21:56)

  • Wenn diese ekelhaft grobklotzige Bude in 70er-Jahre-Plattenverkleidung die "Neugierde auf das Neue" und eines der "Kinder ihrer Zeit" sein soll, dann Prost Mahlzeit. :kopfwand: