• "...das Gebäude wird ein Flachdachbau und fünfgeschossig sein, wobei die fünfte Ebene zurückgesetzt wird." Das wird ja mal wieder ein richtig kreativer Neubau.

    ...

  • Berliner Straße 59

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    Der Abbruch des Hauses steht bevor: Gütersloh: Alte Rats-Apotheke vor dem Abriss | Neue Westfälische: Tageszeitung Gütersloh

    Schade um das ältere Haus. Wenn wir lesen, der Neubau setze einen "moderen optischen Akzent", dann können wir davon ausgehen, dass hier eine Verschlechterung eintritt.


    Es ist zum Glück nicht so weit gekommen. Die Fassade wurde behutsam restauriert und sogar wieder mit Sprossenfenstern versehen:

    http://www.paradiesbauer.de/wp-content/upl…012.10.26-4.jpg

    Das Innere, das jetzt u.a. ein Schnellrestaurant beherbergt, wurde jedoch vollkommen entkernt.

    http://www.paradiesbauer.de/tag/ratsapotheke/

  • Schöne Entwicklung, die das Projekt genommen hat. Um eventuelle Innenausstattung ist es natürlich schade, aber dennoch bin ich froh, dass das Gebäude äußerlich besser darsteht als vorher. Ich habe generell das Gefühl, dass sich auch in Westfalen langsam etwas Gefühl für das historische Erbe einstellt (wobei Ostwestfalen ja generell doch eher besser erhalten ist als das "generalsanierte" Münsterland)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Hallo ZENO,

    ja, da hast du völlig recht, leider wird es immer hässlicher. Wirklich schlimm. Aber die künftigen Architekten lernen offenbar auf den Universitäten nur noch diesen Sch*dreck.

  • Das ist doch noch harmlos. Ich verweise mal auf einen Link, den ich beim "Offenbach"-Thread eingestellt habe. Im Vergleich zu den dort gebauten Wärmedämm-Flachdachblocks ist der Neubau in Gütersloh regelrecht lieblich und sogar gelungen, er wäre dort ein architektonisches Highlight sozusagen. Es ist eben immer eine Frage, wie tief man die Betrachtung ansetzt.

  • Ich war wor kurzem in Gütersloh Wohnungen besichtigen, es ist schon überraschend, wie viel dort an allen Ecken und Kanten gebaut wird. Schade, dass es wieder einen Bau der Gründerzeit trifft. Als Ersatz für eine 70er-Jahre Waschbetonfassade könnte ich mit dem Neubau gut leben, aber wieder ein abgerissener Altbau in Gütersloh? Die Stadt hat sowieso schon den Ruf, extrem häßlich zu sein und nur durch das Geld der Großindustriellen dort lebenswert gehalten zu werden. Drumherum lauter Perlen (Rheda-Wiedenbrück, Warendorf, Rietberg, Delbrück, Lippstadt) und mittendrin eine fast-Großstadt, die doch immer wieder zeigt, wie provinziell sie doch ist.

    Ist bei dem Bauvorhaben noch was zu retten? Gibt es jemanden, an den man ein Protestschreiben richten kann?

    EDIT:

    Wenn, dann kommt es gleich dicke. Der Altbau links daneben wird ebenfalls abgerissen und durch einen banalen Neubau ersetzt - womit sich Güterslohs größter Altstadtplatz endgültig von schönen Fassaden verabschiedet. Ich fasse es nicht, dass alteingessene Gütersloher, wie sie die Investoren scheinbar sind, ihrer Stadt so etwas antun.
    Artikel in der Neuen Westfälischen


    Der Berliner Platz war wohl nicht immer so groß, früher stand dort das Alte Rathaus, was aber 1971 abgerissen wurde (Foto). Wie diesem Artikel der Neuen Westfälischen zu entnehmen ist, wird der Abriss von den meisten Güterslohern als Fehler angesehen. Die beiden Gründerzeitler sind für eine solche Bewertung vmtl. zu unscheinbar, dennoch traue ich den beiden Neubauten nicht eine solche Halbwertszeit zu. Ein absolutes Unding, das heute noch über 100-jährige, platzprägende Bauten einfach so abgerissen werden dürfen.

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    Karl Kraus (1874-1936)

    Einmal editiert, zuletzt von Booni (8. April 2016 um 23:54)

  • (...) Der Entwurf überzeugt auf Anhieb durch seine klare, unprätentiöse und sympathische Baukörper- und Fassadengestaltung, ... (...)


    Welche Fassadengestaltung? Mal abgesehen davon, daß mir diese weisse Wärmedämmhülle äußerst unsympathisch ist, hat dieser Baukörper gar keine Fassade. Das ist lediglich eine glatte Fläche mit rechteckigen Löchern.

    Da ist es tatsächlich sehr schade um das Haus mit den zwei schönen runden Erkern. Die Wohnungen darin stelle ich mir sehr ansprechend vor.

  • Danke Zeno für den Link. In Westfalen wurde seit den 50ern im gnadenlosen Fortschrittswahn wirklich etliches geopfert. Umso bemerkenswerter, dass es noch Städte wie Warendorf, Soest, Rietberg oder Telgte gibt. Mich wundert es auch, dass es bei so einem präsentem Platzbild nichtmal eine öffentlich bemerkte Diskussion um die Neubauten gibt.

    Ein paar alte westfälische Fachwerkhäuser haben sich aber auch in Gütersloh erhalten. Ich habe das Gefühl, aktuell wird vor allem im Aussenbereich perforiert.

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  • Selbst bei Häusern, die den Krieg überstanden hatten, ging die Zestörung offenbar weiter. Auf dem von Zeno verlinken Bild, sieht man noch einen schönen runden Abschluss über dem Erker. - Hier: http://stadtmuseum-guetersloh.de/wp-content/upl…trasse-oben.jpg

    Heute sieht das Haus so aus: https://www.1a-an-a33.de/img/guetersloh_berlinerstr_gr.jpg


    Ohne Not, hat man da ein langweiliges Dreieck aufgebaut.

    Der Abriss des Alten Rathauses im Jahr 1971, ist natürlich der Hammer. Ich dachte, das sei durch den Krieg verloren gegangen. Einfach unfassbar dämlich, dieser Umgang mit dem Stadtbild!

  • Aber die genannten Perlen, die außerhalb von Gütersloh genannt wurden (Telgte, Warendorf, Rheda- Wiedenbrück) sind aber die einzigen nennenswerten. Viele weitere eher normale Städte in der Umgebung von Gütersloh besaßen bis nach dem Krieg noch ihre alten Strukturen. Hier wurde in der Zeit nach dem Krieg etliches geopfert. Aber der Abriss geht bis heute weiter...
    Oft ist das fehlende Geld der hiesigen Gemeinden und fehlende Investoren der Grund für einen Abriss.

  • Und deshalb werfen sie sich vermutlich jeden Investor mit dem nötigen Geld bedingungslos an den Hals, damit sie irgendetwas an städtischer Veränderungs-Bilanz vorweisen können.

  • Die Seite paradiesbauer.de scheint eine ziemlich umfangreiche Seite zu Gütersloh zu sein, dort erfährt man über leider noch weitere Abrisse. Um den Güterbahnhof von 1932, der derzeit abgerissen wird, ist es schade. Vor allem, da der Projektentwickler Christoph Borchard mit dem Bielefelder Lenkwerk bereits eine erfolgreiche Umnutzung von alten Industriegebäuden hinbekommen hat.

    Man erfährt aber auch von weiteren Abrissen von Gründerzeitlern außerhalb der Altstadt, wie bspw. in der Hohenzollernstraße letzten Dezember, in der Kaiserstraße im November oder an der Hohenzollernstraße in 2014.

    Diese drei Gebäude in der Bismarckstraße bilden direkt einen Kahlschlag im Stadtbild, besonders tragisch ist es um die mittlere Villa, die bei eigentlich aufgrund des Denkmalschutzes erhalten bleiben sollte, aber beim Abriss von Nebengebäuden so stark beschädigt wurde, dass sie nicht mehr erhalten werden konnte. Den brutalen Neubau kann man hier erahnen.

    Einen weiteren Gründerzeitabriss in der Altstadt hat es in der Münsterstraße 29 gegeben, wo ebenfalls ein voluminöser Neubau entsteht. Älter schien das Haus in der Kökerstraße 12 zu sein, das einem weiteren Neubauvorhaben in der Stadt weichen musste. Schwer zu bestimmen dagegen ist das Alter des Gebäudes an der Prinzenstraße, was 2013 abgerissen wurde - hier vermute ich ebenfalls die Gründerzeit. Eine historische Brücke hat es wie so viele historische Brücken auch noch nach der Jahrtausendwende dahingerafft.

    Alles in allem scheint man in Gütersloh leider kein Stück weiter als vor 40 Jahren zu sein. Sicherlich ist es nicht einfach, mit einer kleinstädtischen Innenstadtbebauung großstädtische Anforderungen zu erfüllen, aber etwas mehr Liebe zum Stadtbild hätte ich den Güterslohern schon zugetraut.

    Immerhin sind die denkmalgeschützten Gebäude in Gütersloh bisher vom Abriss verschont geblieben - wenn man von obiger Ausname einmal absieht. Ein Abrissantrag für die Brennerei Elmendorf in GT-Isselhorst wurde von der Stadt abgelehnt und wird jetzt denkmalgerecht saniert und umgenutzt. Allerdings stehen vor allem in der Altstadt wohl viel zu wenige stadtbildprägende Bauten unter Denkmalschutz, hier die Denkmalliste auf Wikipedia.

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  • Tja, was soll man dazu sagen? In Gütersloh scheint immer noch der modernistische Geist von gestern zu wüten. Sie wollen ihre Stadt offenbar zum modernen Einerlei weiterentwickeln. Mal sehen, wann dort ein Umschwung einsetzt. Vermutlich eher spät, denn Avantgarde scheint man dort nicht zu sein.

  • Die Abbruchwelle, die in der letzten Zeit über Gütersloh schwappte geht leider heiter weiter. Nun geht es zwei der wenigen verbliebenen Altbauten in der Münsterstraße (Nr. 21 und 23) an den Kragen, die zwar nicht unter Denkmalschutz stehen, im Denkmalpflegeplan aber als erhaltenswert eingestuft wurden:

    http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Kr…t-neues-Projekt

    http://www.nw.de/lokal/kreis_gu…terstrasse.html

    Damit würde das letzte Ensemble in diesem Straßenabschnitt zerstört werden. Noch bis in die 1950er Jahre hinein wurde die Münsterstraße von zahlreichen Fachwerkhäusern geprägt, von denen sich lediglich das Weberhaus von 1649 erhalten hat: http://www.thomas-redeker.com/resources/_wsb…berhaus-HTR.jpg Außer dem Weberhaus steht in dieser Straße lediglich das Backsteinhaus Nr. 11 von 1908 unter Schutz: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…a%C3%9Fe_11.jpg


    Obwohl die Häuser wesentlich dazu beitragen, der Münsterstraße ein in Teilen noch historisches Gepräge zu geben, kommt ein Denkmalschutz offenbar nicht in Frage. Koch sagte, das sei geprüft, aber verworfen worden. Durch die im wesentlichen gewerbliche Nutzung habe es Umbauten gegeben, die den ursprünglichen Charakter der Häuser verändert hätten. ...Oesterhelweg (das ist der Investor)versicherte, er werde das Ergebnis dieses Verfahrens umsetzen. Gerne hätte er die Häuser erhalten - aber zum einen seien sie keineswegs so gut in Schuss, wie sie von außen in Teilen suggerierten, zum anderen seien sie nur schwer für Wohnzwecke umzubauen. Unterschiedliche Deckenhöhen, ungünstig zugeschnittene Räume, kaum Freiflächen, ein kleines Treppenhaus: "Es war wirtschaftlich einfach nicht vernünftig darstellbar." Mit der nun gefundene Lösung mit der Stadt sei er sehr zufrieden. (Quelle: NW)

  • Da ich aus diesem Gebiet Ostwestfalen/ Münsterland stamme, ist dies leider eine gewöhnliche Meldung.
    Es wird bestimmt jedes Jahr auch mindestens ein erhaltungswürdiges Gebäude abgerissen. Zum Teil gibt es hier Dörfer/ Städte, die 70(!)% ihrer historischen Bausubstanz eingebüßt haben durch die Nachkriegsjahre, zum Teil Sanierungswut zum Teil auch einfach um das moderne Zeitalter einzuläuten.

  • Das ist ja der absolute Wahnsinn.... Erst die beiden Häuser am Berliner Platz, jetzt das hier. Gibt es noch Räder, die man ins Rollen bringen könnte, um die Abrisse abzuwenden? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es hier keine wirtschaftlich tragbare Lösung gäbe. Dass die Gütersloher den Ausverkauf ihrer Stadt so klanglos hinnehmen wundert mich ehrlich gesagt auch etwas, letztensendes werden auch in Westfalen Altbauten immer beliebter.

    PS: Gäbe es Interessenten für die Gründung eines Regionalverbands Westfalen von Stadtbild Deutschland? Ich bin zwar aktuell nur eine Karteileiche aber möchte mich gerne stärker einbringen. Und hier ist dringend Handlungsbedarf gegeben

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  • (...) Der Immobilienmakler Oesterhelweg hatte sie vor einigen Monaten von der Eigentümergemeinschaft erworben und bald danach die Anträge gestellt. (...)

    (...) Gerne hätte er die Häuser erhalten - aber zum einen seien sie keineswegs so gut in Schuss, wie sie von außen in Teilen suggerierten, zum anderen seien sie nur schwer für Wohnzwecke umzubauen.(...)


    Wenn ich allein diese zwei Sätze lese, bekomme ich die Krise. So ein scheinheiliges Gelaber. Der Mann hat die Häuser gekauft, um sie zu beseitigen. Daran gibt es für mich keinen Zweifel. Als könnte man solche Häuser nicht für Wohnzwecke umbauen. Wände entfernen oder versetzen ist kein Problem. Allein der Wille steht im Wege.

    Mit der Durchführung eines Architekturwettbewerbes will man eine "hochwertige" Neubebauung erreichen. Wenn die Geschichte nicht so traurig wäre, könnte man an dieser Stelle glatt lachen. Ein Architekturwettbewerb klingt für mich eher nach einer Bedrohung, als nach der Garantie für Qualität.

    Man hätte den Erhalt der Fassade zur Minimal-Auflage machen müssen! Doch die Herrschaften sind wieder mal einfach zu geil auf einen Neubau nach eigenem Geschmack.

  • Es ist natürlich verlogen und skandalös, wie diese Immobiliengesellschaft gegen die schmucken Häuser vorgeht. Die haben sich die Häuser vor dem Kauf sicherlich nicht nur von außen angeguckt, sondern genau gewusst, was sie sich da einkaufen. Nachträglich macht man auf überrascht und "alternativlos".
    Die Leserkommentare bei der "Neuen Westfälischen" sprechen eine eindeutige Sprache. Beim "Westfalenblatt" ist noch nichts gepostet, aber das kann ja noch folgen. Ansonsten sollten die Bürger vor Ort mal den städtischen Verantwortlichen etwas Dampf unter dem Hinter machen.

  • Bringt es evtl. etwas, sich an den LWL zu wenden? Es klingt ja so, als ob sich bisher nur der lokale Denkmalschützer mit den Gebäuden auseinandergesetzt hat... und wer weiß, wie gut man sich in so einer Kleinstadt wie Gütersloh kennt?

    Der Abriss dieser beiden Gebäude muss irgendwie verhindert werden. Ganz schlimm finde ich ja, dass als Vorbild der Neubau in der Kökerstraße als Beispiel herangezogen wird. Dieser Bau ist ein ganz schlimmes Geschwür in der doch noch teilweise gemütlichen Gütersloher Altstadt und sprengt dort jeglichen Rahmen.

    Im Übrigen bin ich noch auf diesen älteren Artikel gestoßen:
    Eigentumswohnungen an der Kökerstraße (Die Glocke)

    Der Herr Oesterhelweg grinst auch hier wieder in die Kamera ob der nicht mehr zu rettenden Altbauten, beide augenscheinlich mehr als 100 Jahre alt (und mittlerweile verschwunden).

    Kennt sich wer in Gütersloh aus und sieht noch Handlungsmöglichkeiten??

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