Wiener Barockpaläste (Galerie)

  • An sich nimmt man dieses Palais als solches ob seiner Umgebung gar nicht wahr. Hast du Vorkriegsansichten bzw Kenntnis, was anstelle des östlichen Gemeindebaus, der irgendwie typisch für den Wr Wiederaufbau scheint, stammt?

    Habe doch was gefunden auf deine Frage vom Mai:

    Hier auf dem Stich von Salomon Kleiner sieht man ganz rechts ansatzweise die Verbauung neben den beiden Palais

    In Edgar Haiders Buch - Wien im Wandel - erfährt man dann aber durchaus historisch gesehen interessantes:

    Auf Nr. 13 stand das "Goldbergische Freihaus:

    Es war eine Burse seit dem 17. Jahrhundet an dieser Stelle durch die Jesuiten gekauft mit eigener Kapelle für Petrus und Paulus und erstreckte sich bis zur Himmelpfortgasse. Es wurde 1913 - wie das Palais Liechtenstein - mit samt den Nebenhäusern geschliffen!
    Die Stadtstrategen dieser Zeit gingen davon aus, das Wien im Jahr 1950 3 - 4 Millionen Einwohner haben würde, sodaß man eine Paralelle zur Kärtnerstraße vom Laurenzerberg bis Wahlfischgasse schlagen wollte!
    So gesehen ist durch das nicht Zustandekommen nur diese Lücke bis in die 50 iger Jahre - Bau des Gemeindebaus - geblieben und der Rest der Abrüche ist uns zum Glück erspart geblieben!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Da immer wieder vom Palais Lobkowitz die Rede ist, aber bisher niemand es eingestellt hat hole ich das nach:

    Es gehört zu den Hochbarocken Stadtpalais in Wien und steht am Lobkowitzplatz, der ehemals den Namen "Schweinemarkt" - dreimal dürft ihr raten was man dort verkaufte! - hatte:

    Canaletto hat es 1759 so verewigt

    1685 bis 1694 von Hofingenieur Giovanni Pietro Tencala errichtet für den kaiserlichen Oberststallmeister Philipp Sigmund Graf von Dietrichstein.
    1710 hatte Johann Bernhard Fischer von Erlach das Hauptportal und die Attika umgebaut unds sein Sohn die Wappenkartusche über dem Protal.
    1745 kaufte es Wenzel Eusebius Fürst von Lobkowitz, bei dessen Familie es bis 1980 verblieb.
    1804 wurde im Festsaal die Vierte Sinfonie Beethovens unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.
    Heute beherbergt es das österreichische Theatermuseum

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…t._2006_006.jpg
    Das lang gestreckte, dreistöckige Gebäude weist am Lobkowitzplatz 17 Fensterachsen auf.

    Die dekorativen Fassaden der Straßenfronten stammen noch weitgehend aus der Erbauungszeit

    Der nur leicht vortretende, siebenachsige Mittelrisalit wird durch eine figurengeschmückte Attika betont - hier Detailaufnahme:

    Detail Kranzgesims:


    Zwei übereck gestellte Pfeiler und toskanische Säulen rahmen den sich diademartig vorwölbenden Torbogen des Hauptportals:

    Das von Joseph Emanuel Fisch von Erlach hinzugefügte Wappenkartusche:

    Der Toreingang mit feingearbeiteten Holzarbeiten:

    en detail:

    Jetzt gehts gleich mal hinein ....

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Hier liegt das tonnengewölbte Vestibül mit bemerkenswerten Skulpturen und einem Herkules-Brunnen

    Er dürfte aus der Werkstatt Lorenzo Mattiellis stammen und erinnert an die Grottenarchitektur der Renaissancezeit:

    Das Kreuzgewölbe der Halle ist mit Blattbändern und Fruchtgewinden stuckiert:

    Das Vestibül öffnet sich an den beiden Längsseiten in drei Arkadenbögen zum Treppenhaus bzw. zum Hof:

    Die Wände des Innenhofes sind rustifiziert und wiederholen damit das Motiv des Fassadensockels.

    Die elegante Haupttreppe steigt in drei Läufen um einen Innenschacht empor:

    Das tonnenartige Kreuzgewölbe des Stiegenhauses wird von toskanischen Säulen getragen undist mit feinen Stuckverzierungen geschmückt:

    Das Deckengemälde im Stiegenhaus:

    Das Schönheitsideal der Frau hat sich aber seit damals erheblich gebessert :thumbup:

    Hier der Eingang zum Festsaal:

    Stuckdetail:

    Türblattdetail:

    Das ganze von der anderen Seite:

    Der sogenannte Eroicasaal ist 15 m lang und 8 m hoch:

    Jacob van Schuppen schmückte den Plafond mit Allegorien der Künste über einer grünlich schillernden Scheinarchitektur von Marcantonio Chiarini:

    Der Intarsienfussboden:

    so das wars vom Lobkowitz!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Herrliche Fotos, Schlosshof! Unfassbar, wie dieser wienerische Barock genial ist...

    Ein Werk wie der Lobkowitz erinnert mir an Barock Musik.

  • Ja, das hab ich nach den Berichten über Einkaufszentren in Homburg und der Strang - Quartier V-I in Dresden gebraucht - ein bisschen was fürs Auge! und anscheind du auch! ;)

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Weiß nicht. Momentan kann mich die Weanastadt nur wenig erbauen (Kärntner Straße, Am Hof...)

    Mich regt der Missbrauch des Lobkowitz als Plakatfläche für Eigenreklame dieses hier ansässigen nur höchst peripher nützlichen Vereins sehr auf - eine der vielen in Wien gängigen Unsitten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Danke, Schlosshof, für die Weiterführung dieses Strangs. Schön langsam sollte ich auch mal wieder in die Gänge kommen.....von Stefan Zweig gibt es übrigens einen netten Abgesang auf den Bösendorfer-Saal, genauso wie auf Beethovens Sterbehaus und auf das alte Burgtheater. Ganz lieb!

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Das vermutlich schönste und bis dato für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Wiener Stadtpalais - das Winterpalais des Prinzen "Eugenio von Savoy" - wird am

    18.10.2013 (das Datum hat eine tiefere Bedeutung...)

    als Museum der Bevölkerung zugänglich gemacht!

    Aber lest selber:

    http://diepresse.com/home/kultur/ku…&selChannel=602

    Neben dem Stadtpalais Liechtenstein, das erst vor wenigen Monaten für Privatführungen geöffnet wurde (so eine Pracht findet man sonst nur noch in St Petersburg!), öffnet nun auch das grandiose Winterpalais sein Pforten...ich kann es kaum erwarten! :koenig:

  • Es ist soweit! Ab morgen ist das Winterpalais des mutmaßlich größten und gebildetsten Feldherren des I.Reiches für die Öffentlichkeit zugänglich...

    Seht Euch einmal die Bilder dieses Palastes an:

    http://www.belvedere.at/de/schloss-und-museum/winterpalais

    Das soll vor allem als "Geheimtipp" für unsere Wienbesucher verstanden werden. Seit Anfang des Jahres kann man nun richtig gut in Wien palaiswandern...Stadtpalais Liechtenstein, Winterpalais, neu illuminierte Palais Ferstel Passage... :anbeten:

  • Ja, herrlich, ich muss da auch mal hin. Aber in Liechtenschein´sche Stadtpalais kommt man ja nicht so einfach, oder?

    Kinsky fehlt hier auch noch....

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Doch doch, aber im Stadtpalais Liechtenstein musst Du Dich halt für eine Führung anmelden - kostet ca. 25 € pro Person oder Du buchst eine exklusive Privatführung um 500 €...auch möglich.

    Der Eintritt ins Winterpalais kostet ab heute 9 € pro Person und ins Kinsky kannste sogar gratis...

  • ins Kinsky kannste sogar gratis...

    Oje....

    Danke, 25 sind halt gesalzen, habe gesehen, dass man in beide Liechtenstein´sche Palais für 38 reinkommt.

    Die sollten Touren anbieten: Belvedere - Stadtpalais Prinz Eugen - Schloss Hof

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Kurz zur G e s c h i c h t e:

    Erbaut wurde das Palais vom berühmten Fischer von Erlach für Prinz Eugen. Erste Bauetappe 1695-97. Erlach errichtete ein 7achsiges Gebäude, durch gleiche Gestaltung der Fensterachsen konnte das Palais beliebig erweitert werden, ohne dass die Fassade unsymmetrisch wurde. Erweiterungen fanden 1708/09 und 1723/24 statt, die heutige Fassade ist 17achsig und hat 3 Portale.

    Nachdem Prinz Eugen 1736 starb gelangte das Palais über Umwege in staatliche Hand und wurde zur Obersten Münz- und Bergbehörde, seit 1848 Finanzministerium. Seit 1996 Freilegung übermalter Wandmalereien, u. a. wurden die unbekannten Fresken in der Sala terrena freigelegt.

    Ä u ß e r e s:

    In der engen Himmelpfortgasse ließ sich das Gebäude nicht ganz aufs Bild kriegen.

    Das Hauptportal, von 1695-97:

    E i n f a h r t von 1695-97:

    Sie besteht aus einem mittigen Kuppelraum, dem zwei schmälere, kreuzgratgewölbte Durchfahrten zugeordnet sind. Die schönen Stuckaturen sind original. Im hinteren Teil befindet sich der Zugang zum Stiegenhaus.

    Die Laterne der Kuppel öffnet sich zu einem kleinen Lichthof.

    Seitlich ein den Krieg symbolisierendes Stuckrelief (Links der Aufgang zum Stiegenhaus)

    Wenn Klingeln heute auch so schön wären ;)

    Die Einfahrt führt schließlich in den großen Haupthof. An der Rückwand finden sich Reste nie fertiggestellter Architekturmalerei, die man erst vor Kurzem freilegte.

  • Die P r u n k s t i e g e:

    Das Stiegenhaus im Winterpalais gehört sicher zu den bedeutendsten Raumschöpfungen Fischer von Erlachs. Der untere Teil der Treppe verläuft T-förmig, weitere Arme führen zur von mächtigen Atlanten getragenen Galerie über der Haupteingang.

    Über dem mächtigen Hauptgesims erhebt sich ein Muldengewölbe mit einem Gemälde von Louis Dorigny, das Prinz Eugen als Apoll im Sonnenwagen darstellt.

    Ein interessantes Detail ist das Stuckrelief von Bergarbeitern in einem Wandfeld, das kurz nach 1752 (Einzug der Münz- und Bergbehörde) geschaffen wurde.

    In den übrigen Räumen darf man leider nicht fotografieren.

    Bilder von den wirklich großartigen Innenräumen gibt es u. a. hier:

    http://www.belvedere.at/de/schloss-und-museum/winterpalais

    LG

  • Ich habe in einem meiner Beiträge bereits berichet, dass die beiden benachbarten Palais Batthyany und Trauttmansdorff in der Wiener Herrengasse, die jahrelang vom der Tageszeitung "Der Standard" genutzt wurden, nun vom privaten Eigentümer in Wohnungen umgebaut werden! Auch die noch erhaltene Beletage im Palais Trauttmansdorff wird zu einer Wohnung umgebaut!!!

    Auf den Fassaden, die derzeit wieder Ihre ursprüngliche Farbgebung zurückerhalten, hängen derzeit Transparente - Marketingname ist hier Programm: "Palais,Palais", was vermutlich auf die beiden benachbarten Palais Bezug nimmt.

    Wie auch immer, anbei die Homepage dazu mit einem Filmbeitrag, der dem einen oder anderen hier Lust auf einen Wienbesuch bereitet udn ein paar künsterisch fotographierte Baustellenbilder von innen:

    http://palaispalais.at/

    Mein neues Wohnzimmer...

    Mein neues Esszimmer...

    Mein neues Schlafzimmer....

    Innenaufnahmen aus diesem Palais waren mir bis dato so noch nicht bekannt!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (30. Mai 2015 um 09:49)

  • so schöne Räume und dann werden da so derartig hässliche Zimmertüren verbaut... werd ich nie verstehen so etwas.

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht