• Ich frage mich immer, ob eine solche Gesinnung in den unvergleichlich stimmigen, gleichsam mit der landschaft verwachsenen Altstädten in Südfrankreich, Spanien oder Italien überhaupt vorstellbar wäre. Gibt es dort auch Bauherren und Architekten, die bei Ergänzungsbauten auf "moderner, zeitgenössischer Formensprache" bestehen, die der Nachwelt demonstrieren wollen, "dass es uns auch gegeben hat", wie vor einiger Zeit ein Vertreter der Modernistenfraktion es auf den Punkt gebracht hat? Ist dieses dumpfe Beharren auf einer geist- und gehaltlosen "Moderne", die eigentlich nur verneinend (durch Weglassen) und zerstörend (durch Provokation) den Stadtorganismen zu Leibe rückt, ein Spezifikum heutigen deutschen Selbsthasses, eine auf Kulturtod und Volkstod abzielende Gesinnung?

  • "Ich frage mich immer, ob eine solche Gesinnung in den unvergleichlich stimmigen, gleichsam mit der landschaft verwachsenen Altstädten in Südfrankreich, Spanien oder Italien überhaupt vorstellbar wäre."
    Also geben tut es das ganz sicher!
    Der Unterschied dürfte sein, dass solche Meinungen nicht so konsensfähig sein dürften. Die deutsche (und auch österreicheische) Medienlandschaft z#hlt zum Miesesten was es gibt (vgl "Degnerierungsdebatte umd Eliten"). Das strahlt auch auf diesen alles in allem eher unpolitischen und peripheren Bereich aus. Dadurch ist das allgemeine Selbstbewusstsein stärker ausgeprägt.
    Allerdings muss gesagt sein, dass ein derartiger Umstand auch in deutschen Orten mit einem intakten Selbstveständnis undenkbar wäre, wie zB Rothenburg oder Dinkelsbühl. Meck-VoPo hat's da sicher schwerer.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Spanien und Frankreich scheinen mir nun auch nicht unbedingt positive Beispiele zu sein, und erst recht nicht Griechenland, Großbritannien, Skandinavien, Belgien, Polen, usw...

    Nur in Italien gibt es mW. noch richtig viele fast perfekt erhalten gebliebene Städte und Städtchen (wie Wismar, bis auf die Marienkirche und die Alte Schule, leider).

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (17. Februar 2016 um 23:06)

  • Widersprüchliche Meldungen zum neuen Kreuzfahrtterminal im Hafen von Wismar:

    Juni 2017:
    In Wismar wird ein Terminal für Kreuzfahrtgäste im Alten Hafen gebaut. Der Entwurf findet Zustimmung im Unesco-Sachverständigenbeirat.
    http://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Wi…reuzfahrtgaeste

    April 2018:
    Gebäude für Touristen in Wismar scheitert an Unesco-Beirat
    https://www.svz.de/regionales/new…id19500386.html

    ?(

  • Das ist nicht widersprüchlich, denn die DPA-Meldung zeugt nur von wenig Sachverstand. Das passiert, wenn man woanders abschreibt, die eigentliche Quelle nur am Rande mal erwähnt und keine Ahnung vom Thema hat. Die in der Meldung erwähnte Meldung des NDR ist übrigens diese:

    https://www.ndr.de/nachrichten/me…uzfahrt646.html

    Kurz und knapp:

    Für den im letzten Jahr behandelte Entwurf wurde eine Nachbesserung gefordert, die nun aber nicht mehr wirtschaftlich genug ausgefallen ist.

  • In Wismar hat leider wohl der Feuerteufel zugeschlagen. :augenkrummblau: (Schwer) beschädigt wurden zwei Häuser am Markt.

    Betroffen sind die beiden gelben Häuser, welche hier rechts hinter der Wasserkunst zu sehen sind, das Giebelhaus Markt N°18 und das Eckhaus zur Mecklenburger Straße.

    2017_04 Hamburg + Ostsee by enbodenumer, on Flickr

    Auch ein denkmalgeschütztes Haus fing am Marktplatz Feuer – svz.de

    Brand in Wismarer Altstadt gelöscht - NDR

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (30. April 2018 um 12:51)

  • Danke für den Hinweis. In den Artikeln ist noch nicht die Rede davon, dass ein "Feuerteufel" (Brandstifter) die Ursache ist. Ist das mittlerweile so herausgefunden worden? Das wäre natürlich noch einmal zusätzlich ärgerlich. Ich hoffe, dass die Häuser eine gute Brandschutzversicherung hatten und wieder hergestellt werden.

  • Mantikor berichtete hier am 30. April 2018 über einen Brand am Markt.

    Die Fassaden der beiden durch den Brand schwer geschädigten Häuser wurden in einer Rettungsaktion durch das Technische Hilfswerk aufwendig abgestützt und gesichert. Der Wiederaufbau wurde in die Wege geleitet. Im Juli 2019 gab es auf der Baustelle einen erneuten Fall von Brandstiftung. Das Feuer konnte zum Glück rasch unter Kontrolle gebracht werden. Der Wiederaufbau der beiden Häuser ist noch nicht abgeschlossen.

    Wismar, die beiden gesicherten Brandruinen am Markt, 19. Mai 2018 (Foto: Mussklprozz, CC-BY-SA-4.0)

    Wismar, Innenstadt, unten der Markt. Links vom grünen runden Dach der Wasserkunst sind die beiden Brandhäuser zu sehen. Sie sind durch Schutzdächer gesichert. An der Ecke zur Mecklenburger Straße steht ein Baukran. Dieser Häuserzeile gegenüber befindet sich das große Rathaus. Am rechten Bildrand unterhalb des Hafens die Nikolaikirche. Blickt man vom Markt im Bild nach oben bzw. nach Westen, dann findet man den Turm der Marienkirche. Das Fehlen der zugehörigen Basilika macht sich als störende Lücke im Altstadtgefüge bemerkbar. Links dahinter die Georgenkirche. Insgesamt macht die Altstadt einen recht guten Eindruck (Foto: Daniela Kloth, 27. Juli 2019, FAL)

  • Endlich tut sich etwas am (und im) Haus am Markt 18, das am 27. April 2018 komplett ausgebrannt ist, siehe Fotostrecke in der Ostsee-Zeitung (die Bilder wurden im September 2020 aufgenommen). Die interessanten Innenansichten zeigen u.a. die Arbeiten an den neuen Geschoßdecken. Nach der Restaurierung soll das Haus seinen cremegelben Anstrich zurückerhalten, den es schon vor der Zerstörung hatte (siehe Visualisierung auf Seite 3). Außerdem wird ein Aufzug eingebaut. Ich bin sehr froh, dass die Arbeiten endlich begonnen haben und hoffe nun, dass auch das abgebrannte Nachbarhaus bald in Angriff genommen wird. Seit 2018 habe ich die Sicherungsmaßnahmen, so gut es ging, über das Internet verfolgt und die Hoffnung auf Rettung nie verloren. Möglicherweise hat sich der UNESCO-Weltkulturerbe-Status der Hansestadt günstig auf die Wiederherstellung ausgewirkt.

  • Da ich diese Woche in Wismar war, konnte ich mir die Frage selber beantworten. Beide Häuser sind fertig saniert:

    Alle Bilder sind von mir und dürfen verwendet werden.

  • Das war auch mein Gedanke. Nicht nur sehr dunkel ist die Fassade. Leider gibt es auch keinen Kontrast mehr, weil die Fenster nicht farblich abgesetzt sind.

    Auf den Baustellenbildern war die Fassade gelb, mit weißen Fensterumrahmungen. Die Fenster selber waren braun. Das sah gut aus. In der Galerie zu Wismar ist aber zu sehen, daß die Fassade des Hauses auch vorher schonmal grau war. Allerdings nicht so dunkel.

    Generell bin ich aber natürlich sehr erfreut, daß die beschädigten Häuser gerettet wurden. Die Farbe lässt sich in Zukunft ja noch ändern.

  • Die Fassade wirkt vor allem wegen dem starken Gegenlicht so dunkel. Eine Aufnahme bei besseren Lichtverhältnissen würde Klarheit bringen.

    In dubio pro reko

  • Muss das ein Nachteil sein? Ich find im Gegenteil viele Restaurierungen zu grell.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bei mir überwiegt die Freude an den neuen Erdgeschossen der beiden Häuser. Die auffälligen roten Schriftzüge am rechten Haus wurden entfernt. Das linke Haus hat auf der rechten Seite nun zwei Fenster statt einem großen. Der Eingang unter dem Erker gefällt mir ebenfalls.