• Schöne Lage und schöne Architektur findet man in der Stadt vor. Leider gibt es aber auch einige Nachkriegssünden.

    In der Altstadt:

    Villa Clementine:

    Russische Kapelle auf dem Neroberg. 1847-55 anlässlich des frühen Todes der 19-jährigen russischen Prinzessin Jelisaweta Michailowna (Herzogin von Nassau) gebaut:

    Marktkirche / Nassauer Landesdom:

    Bonifatiuskirche:

    Bahnhofstraße mit Gründerzeitarchitektur:

    Hauptbahnhof:

  • In der Tat : Wiesbaden eine Stadt voller fein abgestimmtem Historismus.

    Sehenswert sind insbesondere das Kurhaus, dessen "Friedrich von Thiersch Saal" ich für eine der besonders gelungenen, prachtvollen Raumschöpfungen des Historismus überhaupt halte.
    Im gleichen Hause gibt es noch die sehenswerte zentrale Kuppelhalle, nicht zu vergessen einen "Muschelsaal", der ein wenig an den im Potsdamer Neuen Palais erinnert.
    Wer dem malerischen Kaisertreppenhaus des Hessischen Staatstheaters Symphatie entgegenbringt, darf den Thiersch - Saal im benachbarten Kurhaus unbedingt nicht versäumen.

    Selbst der Wiesbadener Bahnhof, in freundlichem, rötlichem Sandstein, macht einen malerischen Eindruck.

  • Die letzten Bilder vor 2 Jahren? Wird mal wieder Zeit für neue. Darum beneide ich das DAF ein wenig, die haben viel mehr fotografische Berichterstattungen als wir.

    In dubio pro reko

  • Aber was ich vermisse sind Komplettaufnahmen der beiden Fassaden des Neuen Rathauses weil ich es im Orginalzustand für eines der schönsten halte (dessen Schloßplatzseite um 1900 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…sbaden_1900.jpg würde das GründerzeitstilStadt-Rathaus).

    Das Wiesbadener Rathaus hat einen fünfeckigen Grundriss und besitzt eigentlich drei Hauptfassaden - zum Schlossplatz, zum Dernschen Gelände und zum Marktplatz hin. Die ersten beiden sind auf der Wikipedia-Seite zu sehen. Die dritte, zum Markplatz hin, entspricht im Wesentlichen derjenigen zum Dernschen Gelände, nur dass rechts und links zwei identische (kleine) Ecktürmchen angeordet sind. Der große linke Eckturm an der Fassade zum Dernschen Gelände steht im Übrigen in der Sichtachse der Bahnhofstraße - in die entgegengesetzte Richtung ist die rote Fassade des Hauptbahnhofs zu sehen.

    Die Schlossplatz-Fassade hat man nach dem Krieg vereinfacht wieder aufgebaut, insbesondere fehlt der Hauptgiebel mit seinen beiden Türmchen. Ein Grund für den vereinfachten Aufbau war auch, dass die alte Fassade den Schlossplatz stark dominierte, insbesondere die schlichte Fassade des gegenüberliegenden Stadtschlosses. Das Verhältnis zwischen Stadtschloss, Marktkirche sowie Altem und Neuem Rathaus ist nun etwas ausgewogener als vor dem Krieg, auch, wenn die alte Rathaus-Fassade natürlich toll war.

    Leider ist der Schlossplatz heute auch durch die Zerstörung der von Felix Genzmer errichteten Höheren Töchterschule, die den Platz nach Osten auf geniale Weise abschloss, "unvollendet". Die ganze einstige Pracht ist hier zu erkennen und dort. Damals war der Platz sicher einer der schönsten in ganz Europa.

  • Hallo Querido,

    danke für die spannenden Informationen. Dank Bing-Maps kann man sich alle Fassaden des Wiesbadener Rathauses aus der Vogelperspektive ansehen. Um das Schlossplatzensemble ist es wirklich schade, wobei die Dominanz gegenüber dem Stadtschloss schon deutlich zu tragen kommt. Aber maybe, so ist es eben manchmal. Wann und warum wurde denn die höhere Töchterschule abgerissen?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wann und warum wurde denn die höhere Töchterschule abgerissen?


    Kriegszerstörung. Freiwillig hätte den Bau wohl auch in den 1960er und 70er Jahren niemand abgerissen, zumal an der Stelle heute eigentlich eine Brache ist. An Stelle des ehemaligen vom Schlossplatz aus gesehenen rechten Flügels steht heute der moderne Bau eines Kindergartens.

    Auch wenn Wiesbaden im 2. WK relativ glimpflich davon kam, war beispielsweise der Bereich zwischen der Straße "An den Quellen" und der Wilhelmstraße bzw. zwischen dem Hotel Nassauer Hof und dem Schlossplatz fast komplett zerstört, ebenso entlang der angrenzenden Webergasse bis zur Langgasse - jedenfalls steht dort heute nichts mehr Altes. Neben der Höheren Töchterschule ging dort auch das Grandhotel "Vier Jahreszeiten" verloren, das gemeinsam mit dem Nassauer Hof gegenüber des Bowling Green den Kaiser-Friedrich-Platz umschloss. Heute steht an dieser Stelle ein hässlicher Klotz mit demselben Namen.