Traditionelle Architekten

  • Sehr interessant Eure Beiträge bzgl. Wagnerberger und Rechl.
    Wenn Ihr noch weitere Architekten kennt, die für einen Neubau eines traditionellen oberbayerischen Bauernhauses in Frage kommen, dann bitte posten. - Wir haben nämlich einen solchen Neubau konkret vor und suchen händeringend nach einem geeigneten Architekten.
    Wir wollen sehr im traditionellen Stil bauen, eigtl. fast noch konservativer als Rechl und Wagnerberger, die ja (schöne!) moderne Elemente mit drin haben.

    Vielen Dank!

  • Bei einem oberbayerischen Bauernhaus würde ich vielleicht eher in die Richtung gehen, nach einer kompetenten, traditionell bauenden Handwerkermannschaft zu suchen. Da brauchts in der Regel keinen spezialisierten Architekten. Sowas sieht man doch immer mal wieder hochsprießen ohne große Namen dahinter, gerade in der Alpinregion. Habe zwar Verwandtschaft im Salzburger Land, aber wie genau man an solche Firmen rankommt, weiß ich auch nicht.

  • Ich erinnere in diesem Zusammenhang nochmal an meine entstehende große Architektenliste auf Wikipedia (zunächst englisch wegen der Reichweite), bei der ich noch dringend Hilfe bei der Anordnung und Ergänzung benötige:

    Liste neuklassischer Architekten weltweit (inkl. Europa und Deutschland)


    Im SSC haben wir noch hunderte weitere klassisch/traditionell arbeitender Architekten und Architekturbüros weltweit gesammelt, die meisten davon aus den USA und UK. (Siehe auch: Galerie neuklassischer/neuer traditioneller Bauwerke, mittlerweile über 8400 Beiträge)

    Ich denke, dies ist generell ein globales Anliegen. Denn was wir als Architekturfreunde an der klassischen und traditionellen Architektur doch besonders schätzen, sind die regionalen Feinheiten, die teilweise schon von Ort zu Ort variieren - und das weltweit!

  • Vielen Dank für Eure Antworten!


    Zitat

    Bei einem oberbayerischen Bauernhaus würde ich vielleicht eher in die Richtung gehen, nach einer kompetenten, traditionell bauenden Handwerkermannschaft zu suchen. Da brauchts in der Regel keinen spezialisierten Architekten. Sowas sieht man doch immer mal wieder hochsprießen ohne große Namen dahinter, gerade in der Alpinregion. Habe zwar Verwandtschaft im Salzburger Land, aber wie genau man an solche Firmen rankommt, weiß ich auch nicht.

    Das ist auch ein guter Tipp, wäre ich nicht drauf gekommen! Da hör ich mich am besten mal in der Region um.

  • Im SSC haben wir noch hunderte weitere klassisch/traditionell arbeitender Architekten und Architekturbüros weltweit gesammelt, die meisten davon aus den USA und UK. (Siehe auch: Galerie neuklassischer/neuer traditioneller Bauwerke, mittlerweile über 8400 Beiträge)

    Die besten Gebäude dieser Galerie äußern sich darin, daß sie möglichst authentisch an historischen Stilen orientieren. Fast jeder Versuch sich von den Originalstilen zu entfernen -auch im Willen etwas neues zu schaffen- mißlingt leider gnadenlos. Alles andere, das mir gefällt, sind außerwestliche Exotica, über deren Qualität ich mir als kulturhistorisch eurozentrisch-gebildeter Mensch kein ernsthaftes Urteil zutraue. Es ist wahrlich eine Misere, dem alten treu zu bleiben und gleichzeitig etwas neues zu schaffen...

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (2. Dezember 2017 um 21:52)

  • Es kommt natürlich immer darauf an, wo man baut, ob eher im städtisch-urbanen Kontext, in einer Vorstadt-Siedlung oder auf dem Dorf.

    Dem stimme ich natürlich voll und ganz zu. Ein Gebäude muß sich in die lokael Bau- radition einfügen und sollte nicht fehl am Platz sein.

    Glücklicherweise sind in unserer Kleinstadt vom alpenländischen Landhausstil über 0815 EFH zu alten Villen alles zu finden :)

    Vielen Dank nochmals für die ganzen Tips. Ich denke, ich habe ein paar gute Spuren, die ich verfolgen kann.

  • Hiermit möchte ich mich gerne um diesen Auftrag bewerben!
    Die traditionelle Architektur ist mein Anliegen.
    Bei Stadtbild Deutschland engagiere ich mich für Rekonstruktionen und lebe selbst in einem Baudenkmal.
    Ansässig bin ich in Wangen im Allgäu und habe ein Partnerbüro mit Niederlassung in Wangen und München.
    In München habe ich viele, viele Jahre gelebt.
    Beste Grüße
    Dipl.-Ing. Eckhard Mackh, Freier Architekt
    Alte Kanzlei, Spitalstraße 15, 88239 Wangen im Allgäu
    Leider ist mein Internetauftritt sehr veraltet (bin nicht dazugekommen, ihn neu zu gestalten): http://www.baukonvention.de
    Bilder finden sich auch auf meinem Xing-Profil und auf meiner FB-Seite "baukonvention".
    01522 2866951
    baukonvention@web.de

    Einmal editiert, zuletzt von Eckhard Mackh (16. Januar 2017 um 14:38)

  • Hier noch nicht genannt, Architekt Ludger Bramlage aus dem Oldenburger Münsterland, der v. a. sehr ansprechende Einfamilienhäuser entwirft.

    Z. B. der Entwurf einer Villa:

    Bildquelle: Ludger Bramlage Architekten

    Klickt euch mal durchs Portfolio: Ludger Bramlage Architekten

    Ich glaube proportional zum Budget ist der in der Lage, sich richtig zu entfalten.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Was haltet Ihr eigentlich von Stefan Forster? Sein Büro SFA in Frankfurt fällt mir seit einiger Zeit mit sehr schönen, klassisch-modernen Entwürfen auf, müsste eigentlich was für unseren Erbse sein.

    Darüber hinaus äußert sich der Mann sehr in unserem Sinne, z.B. in einem Interview für die Zeitschrift "Architekturgespräche" auf die Frage, welche Gebäude in ihm Leidenschaft auslösen:

    ... wie zum Beispiel letzte Woche in Prenzlauer Berg in Berlin; da fahre ich mit dem Fahrrad, biege irgendwann ab und auf einmal stehe ich vor zwei wunderschönen identischen Eckgebäuden aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Traumhaft!

    Oder in einer anderen Publikation:

    Wohnungsbau muss immer einen Bezug zum Ort herstellen, zu seinen Traditionen und Besonderheiten, seiner spezifischen Geschichte. Architektur hat die Aufgabe, vertraute Assoziationen auszulösen und einen Beitrag zum kollektiven Gedächtnis zu leisten.


    ....


    Eine Klinkerfassade ist zum Beispiel um ein Vielfaches langlebiger und wartungsärmer als eine WDVS-Fassade, die nach kurzer Zeit schäbig wirkt und am Ende als Sondermüll die Umwelt belastet. Bei einer Klinkerfassade muss man nach frühestens 80 bis 100 Jahren über das Nacharbeiten der Fugen nachdenken. Neben der ökologischen geht es auch um die ästhetische Nachhaltigkeit. Ein schönes, qualitätsvolles Haus wird man sicherlich so schnell nicht abreißen wie ein hässliches – vorausgesetzt es hält zukünftigen Anforderungen auch stand.

    Mal ein paar Beispiele von seiner Homepage:

    Frankfurt - Westgarten 01

    oder:

    Frankfurt - Wohnanlage Voltastraße

    Hannover - Adolfstraße (weiß leider nicht, ob das so gebaut wurde):

    Oder - in weiß: Europaviertel E3:

  • Was haltet Ihr eigentlich von Stefan Forster? Sein Büro SFA in Frankfurt fällt mir seit einiger Zeit mit sehr schönen, klassisch-modernen Entwürfen auf, müsste eigentlich was für unseren Erbse sein.

    Ganz nett. Nur leider scheint der Mann jenseits seiner Gliederung durch Horizontalstreifen nicht besonders originell zu sein.
    Ich weiß, vermutlich nerve ich mit meinem Kulturpessimismus und es bringt ja auch nichts. Aber jedes mal, wenn ich in diesen Strang schaue, frustriert es mich einfach nur und ich werde etwas traurig. Ist dergestalt wirklich schon mit das beste unserer Zeit, was halbwegs am klassischen Verständnis eines Hauses orientiert ist? Jenseits von Rekostruktionen und strengem aber inspirationslosen Neohistorismus (wie es die Briten betreiben) scheint es leider so, als gäbe es nur wenig Steigerungen, doch auch diese erreichen nicht im Ansatz die Qualitäten irgendeines Vorgängerstils. Selbst die Postmoderne war in ihren besten Ausprägungen wertvoller als etwas, das in z.B in Berlin als Primitivklassizismus entsteht.
    Das alles hier im Strang ist ästhetische Notstandsarchitektur, ein Armutszeugnis unserer Zeit.

    Erst aus dieser Erkenntnis hat sich meine konservative (im Sinne von "erhalten") Einstellung und auch gewisse Wertschätzung von Nachkriegsmoderne und selbst gegenüber manch brutalistischen Auswüchsen entwickelt. Vieles ist vielleicht nicht das höchste der Gefühle aber das ganze relativiert sich dann vor der Angst darüber, was denn stattdessen kommt. Das denke ich mir jedes mal über die meisten (älteren) modernen Häuser, die hier mit Gift und Galle als Bausünde verschrien sind und deren Abriss sich sehnlichst herbeigewünscht wird.
    Ich kann verstehen, dass man (zumindest die meisten) von ihnen als abgrundtief hässlich entwickelt. Aber wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachfolgebau besser wird? Die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachfolgebau bei weitem anspruchsloser, ideenloser, kurzum hässlicher wird, ist doch weit höher. Das schluckt bei mir sehr schnell alle Freude über den Abgang "alter Bausünden".
    Im besten Fall wurde ein städtebaulicher Misstand behoben oder gemildert, das freut einen aber auch nur, wenn es innerhalb einer sonst intakten traditionellen städtebaulichen Situation geschieht. Was nützt mir sonst ein wiederhergestellter Blockrand mit einem hässlichen Haus, wenn das ganze Umfeld nichts mehr mit der alten städtebaulichen Situation zu tun hat?

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (4. Januar 2018 um 02:01)

  • Ist dergestalt wirklich schon mit das beste unserer Zeit,

    Naja, wir befinden uns aus meiner Sicht gerade an einem Wendepunkt. Weg von einer weitverbreiteten Verachtung für historische Baukunst und (möglicherweise) hin zu einer verbreiteten neuen Architektur, welche historische Stile achtet und aufnimmt. In dieser Umbruchzeit muss man wohl schon mit erträglicher Architektur zufrieden sein.
    Noch ist traditionelle Architektur eine Rarität und Raritäten brauchen keine besondere Qualität um aufzufallen, daher fehlt noch der Anreiz für gesteigerten Ehrgeiz. Aber falls es in näherer Zukunft eine gewisse Menge an erträglichen Bauten geben sollte, werden sich immer weniger damit zufriedengeben und durch gegenseitiges Übertrumpfen wird auch wieder mehr Qualität Einzug halten, um aus der Masse herauszustechen.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Ganz nett. Nur leider scheint der Mann jenseits seiner Gliederung durch Horizontalstreifen nicht besonders originell zu sein.Ich weiß, vermutlich nerve ich mit meinem Kulturpessimismus und es bringt ja auch nichts. Aber jedes mal, wenn ich in diesen Strang schaue, frustriert es mich einfach nur und ich werde etwas traurig. Ist dergestalt wirklich schon mit das beste unserer Zeit, was halbwegs am klassischen Verständnis eines Hauses orientiert ist? .... Das alles hier im Strang ist ästhetische Notstandsarchitektur, ein Armutszeugnis unserer Zeit.

    Im besten Fall wurde ein städtebaulicher Misstand behoben oder gemildert, das freut einen aber auch nur, wenn es innerhalb einer sonst intakten traditionellen städtebaulichen Situation geschieht. Was nützt mir sonst ein wiederhergestellter Blockrand mit einem hässlichen Haus, wenn das ganze Umfeld nichts mehr mit der alten städtebaulichen Situation zu tun hat?

    Das sehe ich in diesem Fall tatsächlich anders, ich liebe diese Frühmoderne, ich liebe das Material und die Liebe zum Detail bei der Fassadengestaltung, ich liebe den Kontrast zwischen den geschwungenen und den klar geometrischen Teilen der Fassaden. Ich bin -ganz entgegen meinem Naturell- regelrecht begeistert von dieser Art Architektur, die natürlich hier auch -schon durch das Fassadenmaterial- integraler Bestandteil des Bauerbes der 20er Jahre ist, was anderenorts weiter im Süden oder im Osten vielleicht weniger deutlich prägend war. Mag sein, dass das in weitgehend erhaltenen Stadtbildern des 19. Jhdts. dann immer noch zu modern ist, für die geschundenen westdeutschen Großstädte v.a. in NRW und Norddeutschland sind solche Entwürfe jedenfalls ein Segen, natürlich nicht in den Resten unserer Altstädte, aber eben im Bereich Neubau, Baulücken und Ersatz von runtergekommener Nachkriegsarchitektur. Das Büro realisiert auch in der Überseestadt einen Riegel von geförderten Wohnungen im Rahmen des Projekts Schuppen 3 - ein gestalterischer Quantensprung gegenüber den anderen, wie von 1977 wirkenden Neubaublocks dort mit öffentlicher Förderung.

    In einer bayrischen Mittelstadt oder in Görlitz muss sowas natürlich nicht sein, als urbane Architektur in den westdeutschen Großstädten wirkt es auf mich wirklich richtig gut. Aber vielleicht hadere ich auch grundsätzlich weniger mit der architektonischen Moderne als manch anderer hier, ich sehe jedenfalls nicht, wie wir unsere Städte nun komplett neohistoristisch wiederaufbauen werden oder dies auch nur sollten. Entscheidend ist der Blockrand, das Sockelgeschoss, ein wenig Liebe bei der Fassadengestaltung möglichst ohne nur verputzte WDVS, freundliche Eingangsituationen und 4-5 Stockwerke. Allein das wäre schonmal ein Riesenschritt in Westdeutschland.

  • Ich stimme da prinzipiell zu, aber kann man das als traditionelle Architektur und Forster als traditionellen Architekten bezeichnen? Eigentlich hat er ja nur (auf den ersten Blick) wertige Materialen verwendet und auf eine unharmonisch, asymmetrische Fassadenstruktur á la Strichcode o.ä. verzichtet. Ein...

    [...] gestalterischer Quantensprung [...]

    ist das in meinen Augen nicht, aber eventuell der Beginn eines Prozesses hin zu etwas, was an die alten Stile anknüpft. Vielleicht versandet das aber auch als Mode des Modernismus im Sande.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.