• Ich finde das Ganze hier gar nicht so negativ.

    Es klingt vor allem die Angst vor mehr Glas und Beton durch, würde daher die Nordseite des Marktes rekonstruiert werden, so dürfte sich ein ganz anderes Meinungsbild ergeben.

    Außerdem muß man den Bürgern erklären, dass die Marienkirche erst durch die neue Bebauung die Wirkungentfaltet, wie sie im Mittelalter gewollt gewesen ist..

  • Lieber "erbse" (warst Du eigentlich mal "erbsenzähler"? Hast Du das Zählen aufgegeben? :wink: ), Dein Engagement ist natürlich ehrenvoll. Sicher wäre diese Rekonstruktion wünschenswert. Allerdings teile ich des "Herzogs" Skepsis. Vermutlich werden die Verantwortlichen doch dort eine weitere Shopping-Mall-Glasfassade hochziehen, das Kosten- oder Modernisierungsargument gegen rekonstruktive Gedanken ins Spiel bringen. Insofern unentschieden. Wäre eine Nicht-Bebauung nicht besser? Oder würde eine Bebauung die Rostocker wieder an die Geschlossenheit des Platzes gewöhnen? Insofern könnte dann nach einem Abriss der Neubebauung leichter an eine Rekonstruktion gegangen werden. Allerdings sind wir bis dahin vermutlich Knochenmehl.

  • Hat die Stadt sich denn schonmal geäußert in welcher Form sie die Nordseite bebauen will? Kann mir nicht vorstellen, dass man da ernsthaft die Variante eines monolithischen EKZs favorisiert. Die Kleinteiligkeit wie an den anderen Seiten sollte mindestens gewahrt sein ansonsten wäre das tatsächlich abzulehnen.

  • Einige historische Ansichten der Marienkirche unter Einschluss von Teilen der Nordseite des Neuen Marktes.

    1883:

    Gemälde von Friedrich Jentzen - Wikipedia, gemeinfrei

    Etwa um 1900:

    Quelle: Bibliothek - Zeno.org

    1915:

    Wikipedia - gemeinfrei

    Offenbar etwa 30er-Jahre:

    Fotograf unbekannt

    1943:

    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Aujourd'hui:
    Kubische Panoramen - Panorama: Rostock - Neuer Markt

    Auf diese sehr tollen Seiten hatte ich bereits weiland in der HRO-Galerie hingewiesen:
    Historisches Rostock
    ++ mv-terra-incognita ++ Landesgeschichte und Regionalgeschichte von Mecklenburg und Vorpommern ++

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Hat die Stadt sich denn schonmal geäußert in welcher Form sie die Nordseite bebauen will? (...)

    Dazu fand ich folgenden Auszug eines Zeitungsberichtes:

    Zitat

    (...) Wie die Nordseite dann aussehen wird, ist noch ungewiss. „Die Qualität
    der Architektur ist ganz entscheidend, die 100 Jahre und länger dort
    stehen und das Gesicht der Hansestadt Rostock mitprägen soll. Man muss
    sich mit der Historie auseinandersetzen. Man muss dem Gebäude aber auch
    ansehen, wann es gebaut wurde“, wirbt Anja Epper für eine zeitgemäße
    Architektur. (...)

    Quelle: Ideenwettbwerb für die Nordseite des Neuen Marktes | Rostock-Heute

    Nicht nur mit der Historie, sondern auch mit der noch bestehenden Bebauung am Platz sollte man sich auseinandersetzen. Es muss halt passen. Daß das gelingen kann, sieht man an einigen "zeitgemäßen" Entwürfen für das DomRömer Projekt in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Die zweite Wahl nach einer Reko.

  • Da die erste Wahl hier nur die Rekonstruktion der Zeile sein kann, sollte man diese Chance auch nutzen und die Häuser originalgetreu rekonstruieren. Diese Stelle im Stadtbild ist historisch und architektonisch zu wichtig für etwas anderes, wie es einst auch bei der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] Ostzeile in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] der Fall war.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Danke für eure Beiträge!

    Der Wille der regional Verantwortlichen tendiert schon zu kleinteiliger Bebauung, glücklicherweise. Alles andere wäre auch ein Frevel.
    Zu einer möglichen Rekonstruktion habe ich gemischte Tendenzen gehört, eine eindeutige Aussage lässt sich da nicht treffen, da sich nicht alle in der Bürgerschaft dazu geäußert haben. Ein genauerers Stimmungsbild lässt sich wohl in den nächsten Wochen zeichnen.

  • Entscheidend ist jedenfalls, dass wir JETZT die richtigen Weichen stellen für eine angemessene Neubebauung dieses Quartiers.

    Bitte das liken der Seite nicht vergessen, danke! :)

    Hier die Argumente für eine Reko im Überblick:


    Der Neue Markt von Rostock ist ein Stück hanseatischer Identität!

    Doch ein Stück dieser Identität ging mit den Bombardierungen Rostocks Ende April 1942 verloren.

    Nur 3 der 10 wertvollen Giebelhäuser auf der Nordseite überstanden diese Odyssee unbeschadet. Doch selbst diese nutzbaren, original erhaltenen hanseatischen Bürgerhäuser wurden gegen den Willen der Rostocker Bevölkerung 1960 abgerissen. Aus politischer Willkür. Man wollte einen sozialistischen Stadtraum in Verbindung zur Langen Straße schaffen. Und überrumpelte dabei die Bürger und das historische Erbe Rostocks. (Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Neuer_Markt_%28Rostock%29 )

    Es gibt viele gute Gründe für einen Wiederaufbau der Nordseite des Neuen Marktes. Hier eine Auswahl:

    • Heute ist der Neue Markt durch seine fehlende Geschlossenheit zugig und unwirtlich. Es ist kein Platz zum Verweilen.
    • Ein wiederhergestellter Neuer Markt bietet mehr Verweilqualität.
    • Mit einer baulichen Schließung, die sich harmonisch in den Bestand eingliedert, wird der Markt wieder lebendiger, angenehmer, weniger zugig und auch schlicht schöner.
    • Abends/nachts ist der Platz durch eine Bebauung der Nordseite besser beleuchtet und wirkt nicht so unbelebt und ausgestorben wie derzeit.
    • Die Bauten werden trotz ihrer historischen Erscheinung sehr gut nutzbar sein, wie es auch die anderen bereits wiederaufgebauten Bürgerhäuser am Markt sind. Auf den Wiederaufbau könnten, wie bei zahlreichen anderen Rekonstruktionen, Hinweisschilder oder Jahreskennzahlen Aufschluss geben. "Moderne Zitate", "Kontraste" oder ähnliches sind daher unnötig. Davon gibt es in der geschundenen Rostocker Altstadt bereits genügend, um ihr die Zerstörung im 2. Weltkrieg und danach anzusehen.
    • Rostock gewinnt eine historische Perle, ein Wahrzeichen zurück. Dies ist nicht nur für Besucher der Stadt, sondern auch für die Rostocker selbst ein Augenschmaus.
    • Das Straßengewirr aus Langer Straße, Steinstraße und Vogelsang mit Blick auf das unpassend platzierte Hochhaus am Ende der Langen Straße wird durch die Neubebauung verdeckt. So wie es Jahrhunderte lang der Fall war. Dadurch wirkt der Neue Markt urbaner, einladender und fußgängerfreundlicher. Fußgängerzone ist der Platz ohnehin schon.
    • Auf der Baufläche der Nordseite befindet sich keine nennenswerte Bebauung. Es ist eine Brache mitten in der Stadt. Es sind also keine Abrisse für die Errichtung der Bürgerhäuser nötig.
    • Rostock wird immer attraktiver: Für Unternehmen, für Studenten und auch für junge Familien. Die Stadt wächst. Die Marktnordseite kann ein kraftvolles Signal für das gesunde Wachstum Rostocks geben.
    • Durch 10 zusätzliche Bauten auf dem Markt wird es auch zahlreiche neue Geschäfte, Restaurants, Cafés, Büroräume und Wohnungen geben können. Dies ist insbesondere angesichts der Wohnraumknappheit und der begrenzten Geschäftsflächen in der Rostocker Innenstadt von enormer Bedeutung.



    Wenn ihr den Wiederaufbau der Marktnordseite unterstützen wollt, klickt "gefällt mir" und schreibt eine Nachricht!

    Lasst uns das Projekt gemeinsam vorantreiben!

  • Sehr schöne Initiative! Vielleicht könnte man auch auf andere erfolgreiche Rekos hinweisen (Potsdam/Alter Markt, Neumarkt in Dresden, Markt in Hildesheim, Markt in Weimar (Nordseite - ein Perfekter Vergleich!), Römer in Frankfurt/Main).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Danke! Klar, kommt alles noch zu gegebener Zeit :)

    Das ist übrigens eine Zusammenarbeit mit dem sehr engagierten Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt.
    Auch wenn das eigentlich nicht mehr zu ihrem "Kerngebiet" gehört.

    Der Verein gibt zum Beispiel das mit vielen historischen Ansichten und Hintergrundgeschichten so wie aktuellen Initiativen gesäumte Magazin "Ostpost" heraus.

    Ein Blick auf die Webseite lohnt sich: Startseite: Östliche Altstadt Rostock

  • Da ich leider noch nie in Rostock war, konnte ich mich just erst jetzt auf Fotos von der fatalen städtebaulichen Situation der Markt-Nordseite überzeugen. Wer hier eine Neubebauung ablehnt, muss schon sehr abgebrüht sein!
    Als schwierig sehe ich in diesem Falle allerdings eine Rekonstruktion an. So waren die Fassaden augenscheinlich weder von architektonischer Qualität, noch historisch besonders wertvoll. Jedoch glaube ich, dass die hanseatische Architekturtradition leicht durch ihren Backstein, die einfachen Fassaden und die charakteristischen Giebelformen adaptiert werden kann.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • ^ Mit Verlaub, aber woran machst du deine Aussagen bezüglich der Qualität fest?

    Sie waren eben Zeugen ihrer Zeit, historische Giebelhäuser, die teilweise bis in Renaissancezeiten zurückreichten.

    In Kombination mit der weiteren Platzbebauung ergab sich einfach ein stimmiges, hanseatische Profanensemble. Dazu die mächtige Marienkirche, die sich direkt dahinter erhebt...

    So schön einige postmoderne Experimente in der östlichen Rostocker Altstadt gelungen sind, für den Neuen Markt wünsche ich mir definitiv eine kompromisslose Rekonstruktion. Kompromisse wurden ja schon zu DDR-Zeiten beim Wiederaufbau eingegangen. Wenigstens eine Seite sollte wie vor dem Krieg erlebbar sein.

  • Unter anderem befand sich an der Nordseite ja auch das Stammhaus der FAMILIE MANN. Soweit ich erinnere, war der Gründer des Lübecker Handeshauses, Johann Siegmund Mann, geborener Rostocker und der Urenkel des besagten Rostocker Ahnherren, der am Markt ansässig war.
    Kaum jemandem dürfte die immer noch starke Präsenz der Familie in Lübeck unbekannt sein. Für Rostock ist es mehr als angemessen, als Stammort hieran anzuknüpfen.

  • @ erbse:

    Zumindest auf den Fotos sehen doch die Gebäude relativ jung aus. Lauter klassizistische Fassaden, die nicht gerade durch besonders herausragende Architektur bestechen.
    Damit will ich natürlich nicht sagen, dass man solche Fassaden nicht rekonstruieren dürfte. Ich will nur zu bedenken geben, dass die Argumentation für derartige "Brot-und-Butter-Häuser" nicht gerade leichter wird.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nun, BB, dieser Einwand ließe sich auf die gesamte Rostocker Altstadt umlegen, von der nur ca 20 Backsteingiebelhäuser überlebt hatten/haben (die Kriegsverluste waren da nicht so essentiell). Und auch Renaissancegiebel wie der (rekonstruierte) vor der Marienkirche sind sehr, sehr selten. Rostock ist (war) eben eine historisch gewachsene Stadt, die auf alten Grundrissen ein barock-klassizistisches Stadtbild aufweist (aufwies). In diesem Sinne ist es nicht nachvollziehbar, warum diese Stadt gleich nach Lübeck drankommen musste - Stralsund oder Lüneburg wäre da sicher ergiebiger gewesen.
    Ich finde nicht, dass man diese barockklassizistischen Giebel herabwürdigen muss. Ich sehe in ihnen durchaus formale Eleganz. In ihrer Gesamtwirkung ergeben sie ein beeindruckendes Ganzes, einen wunderbaren städtebaulichen Raum (wie noch in Greifwald oder Wismar zu sehen, wo die gotischen Häuser nur einzelne Glanzlicher sind). Mit meiner Vorliebe für schlesische Platzräume schätze ich so etwas.
    Ich würde daher für eine unbedingte Reko der Gesamtzeile plädieren.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Häuser sehen tatsächlich wie Butter und Brot aus allerdings waren sie im Kern zumeist gotisch das sieht man bei genauem Hinsehen und bei den späteren Abrissbildern

  • "Wie Brot und Butter"? Was ist das denn für eine Redensart? Meint das etwas positives oder negatives? Ich kenne den Spruch jedenfalls nicht.

    Auf jeden Fall wäre natürlich eine Rekonstruktion die beste Lösung. Die Häuser passen zu Rostock und würden dem Platz das notwendige Flair geben. Wenn eine Rekonstruktion möglich ist, ist sie auf jeden Fall zu befürworten. Hoffentlich haben die Verantwortlichen dafür das richtige Gespür. Wenn dort indes irgendein moderner Glaskomplex hochgezogen werden soll, wäre es für die Stadt besser, die Stelle einfach freizulassen.

  • Brot und Butter

    kenne ich aus der Musikproduktionsszene: Brot- und Butter-Sounds sind da die unspektakulären, aber gut einsetzbaren Sounds und Samples - sozusagen Standardware, die man als Basis braucht (Piano, Streicher, Synths, Orgel, ...).
    Extravaganz geht extra - genau wie Schwarzwälder Schinken. :smile:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!