• Zitat

    (...) Stünden die Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz, könnte dies
    Konsequenzen auf eine möglicherweise anstehende Sanierung haben, wie
    FWV-Fraktionsvorsitzender Jürgen Fuchs in der Antragsbegründung
    schreibt. "Dies würde die bevorstehende Sanierung des Rathauses zu
    großen Teilen erleichtern und könnte erhebliche Kosten einsparen." (...)

    Nur um möglicherweise an den Sanierungskosten zu sparen, soll das Monstrum unter Schutz gestellt werden? Das kann es ja wohl nicht sein. Außerdem erschließt sich mir nicht, warum das eine Sanierung billiger machen sollte. Andererseits stellt sich, wie immer, die Frage, was nach einem Abriss an dessen Stelle treten würde. Sicher kein Fachwerkbau. Eine ästhetische Verbesserung ist bei der heutigen Durchschnittsarchitektur eher unwahrscheinlich.

    Zitatquelle:http://www.swp.de/reutlingen/lok…art5674,1608530[/url]

  • In Württemberg wird der Denkmalschutz von einigen wohl auch nur unter monetären Gesichtspunkten gesehen. Wenn's für den Geldbeutel gut ist, dann soll uns der Denkmalschutz recht sein. Und manche zu Recht denkmalgeschützte Gebäude werden mir nichts dir nichts weggeschoben, wenn sich die Sanierung nicht rechnet (will heißen "zu viel" Geld kostet). So schaut's doch aus! Es ist zum Verzweifeln: In Württemberg dreht sich alles immer nur um's Geld.

  • Eine weiterere in Investorenträume gemantelte städtebauliche Attacke soll unter der Bezeichnung "K 8" im Bereich Katharinenstraße/Hofstattstraße erfolgen.
    Eine fortschrittlich-tolle kleine 'Mall' :gehtsnoch: soll entstehen.

    Heute:

    Zitat

    K 8, die geplante kleine Einkaufs-Mall zwischen Katharinen- und Hofstattstraße, ist zwar nicht gekippt, sie kam aber bei der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend noch einmal gehörig ins Wanken. Der Grund: ein Schreiben des Geschichtsvereins. Das Vorhaben sei »unverträglich mit der Reutlinger Altstadt«, heißt es darin, der Abriss der Gebäude »ein bedenklicher Verlust an historischer Substanz«. Dieses Alarmschreiben bewog die Fraktionen von SPD und Grüne, umzuschwenken. Waren sie bei der Aufstellung des notwendigen Bebauungsplans im Dezember noch dafür, stimmten sie beim Auslegungsbeschluss diesmal dagegen.[...]

    Geschichtsverein kritisiert K 8-Einkaufs-Mall

    Ende 2012 (inkl. Lokalisierung und Visualisierung):
    Altstadt: Shoppen und schick wohnen
    Neue Einkaufspassage

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Schwäbische Provinz, da ist sowas möglich. Da klatscht man noch Beifall für den Abriss historischer Gebäude, wenn was "Modernes" stattdessen kommt.

    In dubio pro reko

  • Heiligs Blechle, das ist ja ein Flächenabriss. In unseren Breiten bemüht man sich die Gebäude vorm Verfall zu bewahren und dort reißt man ohne Not, Sinn und Verstand ab. Sowas macht wütend.

    Zitat

    Die Gebäude stehen nicht unter Denkmalschutz. Es ist derzeit auch nicht klar, wann sie entstanden sind. Da das Gebiet jedoch im Bereich der mittelalterlichen Altstadt liegt, sei mit »archäologischen Zeugnissen zu stadtpatrizischen Steinhäusern sowie zu deren Infrastruktur im Hinterhof zu rechnen«, heißt es in der Vorlage. Entlang der Katharinenstraße gibt es teilweise Gewölbekeller, über deren Alter und Denkmalwert bisher ebenfalls nichts bekannt ist.


    http://www.gea.de/region+reutlin…all.3278911.htm

    Wie geht das bitte an? Wenn die Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen, dann müssen die doch schon mal untersucht worden sein. Oder ist es etwa tatsächlich so, dass man sich seit bestehen Denkmalschutzes noch nicht einmal alle Gebäude in der Altstadt angeschaut hat?

    Man weiß nicht mal was man überhaupt abreisst. Unglaublich sowas.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia (25. Juli 2013 um 16:59)

  • Wie geht das bitte an? Wenn die Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen, dann müssen die doch schon mal untersucht worden sein. Oder ist es etwa tatsächlich so, dass man sich seit bestehen Denkmalschutzes noch nicht einmal alle Gebäude in der Altstadt angeschaut hat?

    Man weiß nicht mal was man überhaupt abreisst. Unglaublich sowas.


    Davon ist auszugehen, dass es bisher keine systematische, gründliche Erfassung des Baubestandes gegeben hat. Der Denkmalschutz ist speziell in Baden-Württemberg auf dem Niveau eines Entwicklungslandes.

    Man hat ja in Reutlingen schon einmal gnadenlos abgeräumt, um hinterher überrrascht festzustellen, dass sie eines der ältesten Fachwerkhäuser Deutschlands auf die Bauschuttdeponie gefahren haben:


    Und wenn es um Geschäfte in der Innenstadt geht, dann sind die Württemberger immer hellwach. Denn um drei Themen dreht sich der gesamte Lebensinhalt jedes echten Württembergers: Geld, Geld und nochmal Geld.

  • Man müsste meinen, so ein Desaster sensibilisiert die Stadtherren. Bei einem 700 Jahre alten Haus sehe ich nationales Kulturgut vernichtet. Stattdessen machen sie weiter als sei nichts gewesen. In Österreich hat man solche Stadträte neulich kollektiv vor den Richter gezerrt. Es wäre langsam mal an der Zeit auch in Deutschland so ein Ausrufezeichen zu setzen.

  • Und immer wieder muss es ausgerechnet historische Bausubstanz treffen. Wenn ich dieses dämliche Gelaber schon höre. Es wird altstadtverträglich gebaut. Die Altstadt teilweise abreissen und dann altstadtverträglich bauen. Das ist doch ein glasklarer Widerspruch. Igrendwann wird es keine Altstadt mehr geben, in der dann verträglich gebaut werden kann. Anstatt man sich auf die schrittweise Entfernung der entbehrlichen Bausünden der Nachkriegszeit konzentriert. Auf diesem Bild sieht man, zwei Häuser weiter rechts, dieses altstadtverträgliche Schmuckstück. Das könnte man gern durch giebelständige Neubauten mit Satteldach ersetzen. Aber solche grauenhaften Klötze bleiben immer verschont.

  • Eine weiterere in Investorenträume gemantelte städtebauliche Attacke soll unter der Bezeichnung "K 8" im Bereich Katharinenstraße/Hofstattstraße erfolgen.
    Eine fortschrittlich-tolle kleine 'Mall' :gehtsnoch: soll entstehen.

    Heute:

    Geschichtsverein kritisiert K 8-Einkaufs-Mall

    Ende 2012 (inkl. Lokalisierung und Visualisierung):
    Altstadt: Shoppen und schick wohnen
    Neue Einkaufspassage


    Das schreckliche Projekt K8 wird von den Investoren immer noch vorangetrieben, aber zumindest gibt es eine erfreuliche Neuigkeit: Das städtebaulich wichtige Eckgebäude Katharinenstraße 10 soll erhalten bleiben, meldet der Reutlinger Generalanzeiger.

  • In Reutlingen wird seit einigen Monaten das Schicksal dreier maroder Fachwerhäuser in der Oberamteistraße (Hausnummern 28 bis 32) diskutiert. Die Fachwerkhäuser stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert und gehören somit zu den ältesten in der Region. Ein baugeschichtliches Gutachten (Infos mit Bildern hier) listet als besonders bemerkenswerte Baubestandteile auf:

    "- teilweise noch erhaltener Steinbau in Gebäudteil Nr.32, entstanden vor 1320
    - Keller von 1316 (Nr.28) und 1318 (Nr.30) mit „Flachdecken“, für Reutlingen im 14. Jahrhundert typisch
    - erhaltener sehr seltener mittelalterlicher „Haus-Durchgang“ in Gebäudeteil 30
    - Sichtseiten der Häuser (gesichert für Haus 30/ 32) zum Garten des Heimatmuseums
    - Gebäudeteil 32 mit Bohlenstube von 1320, Nr. 30 mit Stube des 17.Jh."

    Die Häuser gehören der Stadt, die sich aber seit Jahrzehnten vor ihrer Verantwortung drückt und die Häuser einfach hat verkommen lassen. Der Zustand der Gebäude ist nun so miserabel, daß sogar von Einsturzgefahr die Rede ist. Seit längerer Zeit gibt es den Vorschlag, die Häuser nach ihrer Sanierung für museale Zwecke, z.B. als Fachwerkmuseum oder in Verbindung mit dem benachbarten Stadtmuseum zu nutzen. Doch leider will die Stadt die denkmalgerechte Sanierung nicht bezahlen (Sanierung und Umbau zum Museum sollen bis zu 10 Millionen Euro kosten). Daher favorisiert der Gemeinderat zur Zeit den Verkauf der Häuser an einen privaten Investor oder an die städtische Wohnungsgesellschaft GWG. Die CDU bracht auch schon einen Abriß ins Gespräch; nach allgemeiner Empörung erklärte sie, man habe sie "mißverstanden", keinesfalls werde die CDU einem Abbruch zustimmen. Wers glaubt...

  • Mir stellt sich in diesem Fall nur eine einzige Frage:

    Wieso wird da überhaupt diskutiert?! Sowas MUSS erhalten bleiben, die Häuser sind uralt, besitzen einwandfrei erhaltene Bauteile ihrer Entstehungszeit, und prägen dank ihrer mächtigen Vorkragungen seit knapp 700 Jahren unverändert stark das Straßen- und Stadtbild.

  • Bezüglich des abgerissenen Eckhauses und der dadurch fehlenden Stütze für die Häuserzeile kann man nur noch abwinken. Anscheinend hatte man Anfang der 70er null Interesse am Stadtbild und der eigenen Geschichte.

  • Bezüglich des abgerissenen Eckhauses und der dadurch fehlenden Stütze für die Häuserzeile kann man nur noch abwinken. Anscheinend hatte man Anfang der 70er null Interesse am Stadtbild und der eigenen Geschichte.


    Zur Erklärung: 1972 wurde das Haus Oberamteistraße 34 abgerissen. Es war eines der ältesten Steinhäuser Reutlingens und mindestens so alt wie die benachbarten Fachwerkhäuser. Obwohl man das hohe Alter des Hauses damals erkannt hatte, wurde es ohne Debatte und Widerstand abgebrochen. (Leider habe ich kein Bild des Hauses im Internet gefunden. Kennt jemand eines?) Das Grundstück ist bis heute eine Brache. Eine unglaubliche Barbarei und längst kein Einzelfall. Seit dem Krieg haben die Reutlinger massenhaft historische Bauten abgerissen und sie tun dies immer noch. Überlokal bekannt wurde der Fall des Hauses Metzerstraße 24, das 2010 "aus Sicherheitsgründen abgerissen werden musste, weil mittlerweile Einsturzgefahr bestand." Das Haus stammte von 1299! (Quelle und Infos.) Das hohe Alter war erst während des Abbruches erkannt worden; würde die Stadt aber mehr Interesse für ihre Baudenkmäler zeigen, hätte man die Bedeutung des Hauses rechtzeitig erkennen können. Glücklicherweise ist der Wert der Häuser in der Oberamteistraße inzwischen über Expertenkreise hinaus bekannt geworden und so bin ich doch eher optimistisch.