Innenräume des Berliner Schlosses

  • Eigentlich bezog sich mein Beitrag oben ja auf einen Beitrag in einem anderen Thread, wo gefordert wurde als erstes für den Abriß der Ostseite zu spenden.
    Ich meinte nur, dass statt für den Abriß und die Rekonstruktion der Ostseite lieber erst für ein paar Innenräume gespendet werden sollte.
    Natürlich ist es machbar. Eosanders Silberbuffet z.B. könnte somit endlich wieder in voller Größe am originalen Platz im Rittersaal ausgestellt werden. Schlüter hat alle Räume in wenigen Jahren geschaffen. Mit den heutigen Möglichkeiten geht das viel schneller. Natürlich dauert jeder Raum ein paar Jahre, na und? Soll das der Grund sein, dass man niemals einen Raum des Schlosses rekonstruieren darf?

  • Mit den heutigen Möglichkeiten geht das viel schneller.

    Nein das ist es doch gerade: Es geht heute eben nicht schneller, sondern nur sehr viel langsamer und aufwendiger, einfach weil die entsprechenden Gewerke und hochkomplexen Formen nicht mehr so einfach abrufbar sind. Damals hat man einfach losgelegt, den man war ja "im Barock" - heute ist das unendlich viel mühsamer, so man es denn halbwegs gut machen will. Es gab im Schloss m. E. 15 hochbarocke Schlüterräume und nochmals ca. 20 Gontardräume (=Königkammern im 1. OG, Frühklassizismus, gefallen mir besser), die rein theoretisch wiederkommen könnten/müssten - alles völlig unrealistisch.....

  • Es ist letztendlich eine (2-)Jahrhundertaufgabe. Wenn man bedenkt, dass bei der Münchner Residenz seit 70 Jahren rekonstruiert wird und trotz offizieller Erklärungen "es sei nun abgeschlossen" doch immer wieder kleinere und größere Rekonstruktionen folgen (wie zuletzt die Ankündigung, die imposante Gelbe Treppe zu rekonstruieren), dann werden einem die zeitlichen Maßstäbe bewusst. Und bei der Münchner Residenz wollte man explizit einen Großteil als "Schloss" wieder haben. Des Weiteren gäbe es noch sehr viel Platz für weitere Rekonstruktionen dort. Sehr ähnlich denke ich ist es bei dem Dresdner Schloss zu beobachten. In Berlin sind die Voraussetzung andere, denn momentan will man offiziell die Fassade, aber eben nicht viel "Schloss".
    Das irgendwann einmal das Innere teilweise dem Äußeren peu à peu angeglichen wird, steht für mich zwar außer Frage, denn dieses -Außen (größtenteils) alt - Innen neu- wird wohl ein ansonsten ewiger Reibungspunkt zwischen der Erwartungshaltung der Besucher und dem Konzept sein, aber ob wir das noch erleben ist ein andere Frage (und ich bin jetzt noch nicht soo alt^^). Wie schon Oktavian schreibt, kann man damit rechnen, dass in einem halbwegs überschaubaren Zeitraum (eben den 20 bis 30 Jahren) maximal das Treppenhaus in Angriff genommen wird. Öffentliches Geld wird dafür eher weniger in die Hand genommen werden. Es wird also die "Spielwiese" des Vereins Berliner Schloss und evtl des hist. Stadtschloss Vereins bleiben, die nötigen Mittel herbeizuschaffen und sich dieser Thematik anzunehmen. Der Raum bleibt ja mehr oder weniger frei.
    Aus Sicht der Stiftung ist das natürlich taktisch klug gewesen, um Diskussionen um die Innenräume in den nächsten 50 Jahre im Keim zu ersticken. Die werden sagen "Bitte, wenn ihr das Geld habt tut euch keinen Zwang an... die Raumkubatur für Treppenhaus und Schweizersaal stehen zur Verfügung."
    Wenn man mal grob mit 20 Millionen+x rechnet und das von den Vereinen aufgebracht werden soll, dann kann man sich vorstellen wie lange das dauern wird. Noch dazu habe ich überhaupt keinen Zweifel daran, dass sich von Boddien und sein Verein an die Finanzierungszusage halten werden, d.h. die werden vermutlich auch noch lange Spenden für die dann längst vollendete Fassade sammeln, um die 105 Millionen zusammenzubekommen, denn die Spendenbereitschaft wird sich nach Vollendung in ca ein bis eineinhalb Jahren wohl kaum erhöhen. Man kann zwar von einer Ostfassadenänderung und weiteren Räumen träumen (und das meine ich überhaupt nicht negativ), aber tatsächliche Energie sollte in die momentanen Aufgaben gesteckt werden.

  • Leute, bitte gebt euch keinen falschen Illusionen hin: Diese Innenräume werden niemals wiederkommen.

    Mit dieser pessimistischen Grundhaltung werden sie tatsächlich nicht wiederkommen. Zum Glück gibts Sturköpfe (wie uns Mecklenburger und andere), die sich davon nicht aufhalten lassen. Natürlich werden die wertvollsten Innenräume peu a peu wiederkommen, das steht für mich außer Frage.

    Einzig der zeitliche Aspekt ist fraglich. Es kann in den nächsten zwei Jahrzehnten schon einiges auf einmal kommen, oder es wird kleinere Maßnahmen bzw. Projekte für Einzelräume über längere Zeiträume geben. Jedenfalls werden wir um 2040 bereits so einige schöne Räume wiederentdecken dürfen, da bin ich mir sicher.

  • Zum Glück gibts Sturköpfe (wie uns Mecklenburger und andere), die sich davon nicht aufhalten lassen.

    Hm.... welche denn??
    Der Förderverein Berliner Schloss hat sich und wird sich nur auf die Außenfassaden beschränken.
    Die Gesellschaft Berliner Schloss hat leider außer Forderungen zu stellen seit Jahren noch rein gar nichts in dieser Richtung getan.
    Des Weiteren ist bzw. wird dort sein die neue Nutzung, die man so schnell nicht wieder rauskriegen wird. Darüber hinaus sind eben leider an manchen Stellen wie etwa ausgerechnet im Rittersaal (!!!) Betondecken eingezogen worden.
    Auch in Bruchsal (auf das ich mich wegen der Vergleichbarkeit immer gerne beziehe) hat man - bei allem Rekonstruktionswillen dort - die jetzigen neuen Beletage-Räume unter die Nachkriegs-Betondecken gebaut.
    Und hier in Dresden gebe ich mich nur einer ganz, ganz geringen Hoffnung hin, dass man in einem mir sehr am Herzen liegenden schlossartigen Palais die Nachkriegsbetondecken wieder rausbrechen wird, um wenigstens die historischen Raummaße wiederzubekommen.... Sorry, aber das sind leider die Realitäten. Und von Diskussionen im ApH lässt sich kein Verantwortlicher zu solchen gravierenden Maßnahmen animieren.

    @thommystyle
    Aber sag mal - das mit der Gelben Treppe in München ist ja der helle Wahnsinn. Und dort sind ja sogar noch Massen an historischen Stukkaturen übriggeblieben....Wieso berichtet denn hier niemand mal hiervon??? Ach ja München und die Bayern...Jo mei - die sind schon in Ordnung...... *schmacht*

  • Finde es immer merkwürdig, wenn nur vom gegenwärtigen Status ausgegangen wird. Wer hätte denn vor 25 Jahren geahnt, dass jemand, irgendjemand, genug Sturheit besäße, tatsächlich so etwas wie die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses oder der Dresdner Frauenkirche bzw. des Neumarktes durchzusetzen? Das schien doch völlig utopisch.

    Und wir drehen uns doch immer wieder im Kreis, wenn wir jedes Mal wünschenswerte Rekonstruktionen von vornherein ausschließen, weil sie uns irgendwie unrealistisch erscheinen! Können wir das nicht einfach mal sein lassen und stattdessen darauf hinarbeiten, dass sie durchgesetzt werden?! :trommeln:

  • @thommystyle
    Aber sag mal - das mit der Gelben Treppe in München ist ja der helle Wahnsinn. Und dort sind ja sogar noch Massen an historischen Stukkaturen übriggeblieben....Wieso berichtet denn hier niemand mal hiervon???

    wurde doch ;)

  • Man bräuchte im Prinzip einen Förderer wie zB die Ruhrgas bei der Rekonstruktion des aufwendigsten Bernsteinzimmers in Russland - wo ein Wille, da ein Weg.

    Und es stünde sogar einer (unfreiwillig) bereit ;-). Die DDR Schakale haben ihr Millardenvermögen noch rechtzeitig zur Wendezeit an die österreichische Schwesterpartei KPÖ unter Frau Steindling transferiert. Wenn man diese Geldflüsse irgendwie nachvollziehen könnte, dann könnte man das ganze Berliner sowie das ganze Potsdamer Stadtschloss locker innen rekonstruieren. Das Signal wäre perfekt und eine Genugtuung:

    Die barbarischen Roten Taliban müssten mit deren (ohnedies gestohlenen) Geld die aus blindem Hass gesprengten Kulturgüter wieder aufbauen. Verberechen zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus ;)

  • Also, meine finanzuiellen Mittel sind zwar sehr begrenzt. Aber, ich würde für die Rekonstruktion eines Innenraumes gerne einen kleinen Betrag spenden.


  • und noch zwei Fotos von Durchfahrten, die ich nicht zuordnen kann, waren aber schon mal hier im Forum gezeigt worden:


    das obere Bild zeigt die Durchfahrt von Portal IV und das untere Bild ist die Durchfahrt von Portal II!

    Durch einen Vergleich der Säulenstellung im Grundriss, war die Identifizierung möglich.

  • Das 'Netzwerk Parkett' erklärt sich bereit, einzelne Innenbereiche des Humboldt-Forums kostenfrei mit Parkett nach Vorbild des historischen Schlosses auszustatten.

    Hierzu wurde eine Petition gestartet: Parkett in´s Schloss !!

    Prima wäre das - aber Spenden mit Gestaltungsabsicht werden in Berlin und Potsdam ja gerne abgelehnt.


    Sehr schöne Böden wären da vorstellbar.

    Weißer Saal

    Gemälde- bzw. Gobelingalerie

    Rote Samtkammer

    Schwarze Adler-Kammer

    Und natürlich der Rittersaal

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (18. Februar 2017 um 11:14)

  • Oh, das halte ich aber für eine megagute Idee!!! Hatte ja schon vor Zeiten die triste Grauheit der Boden"beläge" in den Visualisierungen bemängelt. Hoffentlich können die sich Gehör mit ihrer Initiative verschaffen. Ich unterschreibe!

  • Eine sehr gute Sache. Ich habe auch schon unterschrieben.

    Wäre es nicht auch eine gute Idee, nach dem das Schloß fertig ist, über einige Probeachsen nachzudenken? So ähnlich, wie es in Dresden im Palais im großen Garten und im Schloß gemacht wurde.
    Ganze Räume lassen sich erst viel später finanzieren. Aber für einige wichtige Räume könnten bereits in wenigen Jahren Probeachsen (ein komplett rekonstruierter Wandstreifen, vom Fußboden bis zur Decke) hergestellt werden.

    Weil die Zwischendecke im Rittersaal und im Elisabethsaal nicht bis zur Außenwand geht, könnte man die Außenwand sogar komplett rekonstruieren.

    Hier sieht man gut, dass die Zwischendecke nicht bis zur Außenwand reicht:

    Somit lassen sich im Elisabethsaal, Schweizer Saal und Rittersaal Probeachsen anfertigen, (rote Markierungen):


    Elisabethsaal:

    Schweizer Saal:


    Rittersaal:



    Weiterhin wäre es wichtig, auch im ersten Obergeschoß Probeachsen einiger wichtiger Räume herzustellen.

    Der große Säulensaal, der Parolesaal, der Sternsaal und der Pfeilersaal.

    Säulensaal:


    Parolesaal:



    Sternsaal:


    Pfeilersaal:


    Wenn von vielen Räumen erst solche Probeachsen fertiggestellt werden, würde das sicher die Spendenbereitschaft der Besucher erhöhen und außerdem könnten so auch deutlich mehr Räume durch eine rekonstruierte Raumachse ein wenig ihres alten Glanzes ausstrahlen.

  • Großartige Idee, und machbar, wenn tatsächlich diese Räume in der originalen Kubatur wiederentstehen werden. Dann können sie nach dem Vorbild dieser Probeachsen nach und nach in den kommenden Zeiten rehistorisiert werden.

  • Eure Euphorie in Ehren - auch ich bin natürlich für die Rekonstruktion möglichst vieler Innenräume. Nur: Wie stehen denn die verantwortlichen Herrschaften des Hauses zu diesem Thema? Würden sie Innenraumrekonstruktionen überhaupt zustimmen, wenn das Geld da wäre - und wenn ja, in welchem Umfang? Immerhin müssten sie dafür nicht unerhebliche Flächen abgeben, die für die moderne Ausstellung nicht mehr zur Verfügung stünden. Polynesische Segelboote in barocken oder wilhelminischen Sälen würde ich nämlich grotesk oder zumindest befremdlich finden. Die Säle müssten man schon relativ leer lassen - wie auf den alten Fotos zu sehen, um sie mit ihrem reichen Schmuck auf die Besucher wirken zu lassen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Nun ja, etwas spannend würde das schon aussehen, aber Spannung ist ja in einem Museum nicht ganz schlecht.
    Hier würde ein Dialog entstehen, zwischen alter außereuropäischer Kunst und alter europäischer Kunst in der Raumgestaltung.

    Außerdem hatte das Schloß auch früher einige bizarre Räume, wie das indische Zimmer:

    Außerdem ist keiner der sieben Räume die ich oben genannt habe wilhelminisch. Die Räume waren aus dem Barock und Frühklassizismus. Der jüngste Raum ist der klassizistische Sternsaal von Schinkel.

  • Der Weiße Saal etwa um ca. 1880 in der Version nach Friedrich August Stüler.

    Nach dem Umbau durch Ernst v. Ihne etwa um 1910.

    Gegenrichtung. Gefällt mir deutlich besser, die spätwilhelminische Variante.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Kapitelsaal (Alte Schlosskapelle)

    Trompeterchor im Rittersaal, ursprünglich vollsilbern, unter F II. eingeschmolzen und nur noch versilbert neugeschaffen.

    Erasmuskapelle

    Boisierte Galerie im Kurfürstenflügel

    Und die Kugelkammer im Kurfürstenflügel mit der Fensterseite zur Spree.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)