Berlin-Moabit und Hansaviertel

  • kein innovativer Bau


    In Anbetracht der Entstehungszeit halte ich dieses Bauwerk durchaus für innovativ. Materialwahl und Grundriss heben sich vom damaligen Standard ab.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das Hansaviertel steht für eine der traurigsten Aufbauleistungen. Nach dem Krieg war dieses Viertel stark beschädigt, aber mit einer fast völlig intakten Infrastruktur ausgestattet. Mit einem riesigen Aufwand hat man dann das ganze Viertel umgekrempelt und alle noch vorhanden Keller zugeschüttet. Mit einem neuen Grundriss wurden dann die Bauten in einer "autogerechten Stadt" für die Internationale Bauaustellung 1957 hochgezogen. Mit diesem Renommierprojekt der Berliner Politik wurde die Berliner Bevölkerung nie warm. Wenn jetzt der Verfall einsetzt sollte man mit maßstabsgerechter Stadtreparatur beginnen. Der zum Abriss freigegebene Bau steht etwas abseits hinter der S-Bahntrasse - einen großartigen Verlust kann ich nicht erkennen.

    ...

  • Einige Bilder des fertiggestellten Objekts von vorgestern:

    Dortmunder Straße 2:

    N°2 und N°1:

    Vom Bundesratsufer aus:

    Und schließlich die Seite zur Bochumer Straße:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sehr schön! Ich würde sagen, die Realität hält, was die Visualisierungen versprachen.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • So - nun ist das Gebäude Ecke Bachstraße/Altonaer Straße verschwunden:

    http://www.formfreu.de/2011/12/07/abgerissen-bachstrasse-1-2


    Ich bin mal gespannt auf die Neubebauung. Tobias Nöfer soll ja erfreulicherweise Architekt eines Neubaus unter dem Namen "Hansahof" werden.

    Hier ältere Berichte dazu, in der u. a. SPD, Akademie der Künste (sic!) und ein ominöser "Rat der Stadtentwicklung" eine Blockrandbebauung ablehnen und eine Neubebauung nach Maßgabe der "Interbau 1957" fordern. Unverbesserliche Dinosaurier der gescheiterten Illusion einer perforierten, zersiedelten Vorstadt im Stadtzentrum.

    Tiergarten-Hochhaus: Bürger wehren sich gegen geplanten Hansahof - Aktuelle Nachrichten - Berlin - Berliner Morgenpost - Berlin
    http://www.spd-altmoabit.de/2011/10/bebauu…achterverfahren

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    (Immanuel Kant)

  • Wunderbar, absolut gelungen, genau diese Mischung aus Klassik und Modernität, die es für heutige Stadtreparatur braucht. Sowas an vielen Ecken Berlins und das Stadtbild wäre wieder deutlich harmonischer. Danke für die Bilder! :applaus:

    In diesem Stil könnte man z.B. auch den Mehringplatz neu gestalten. Der Platz umrahmt von solchen weißen, klassischen Stadthäusern, das wär doch was.

    In dubio pro reko


  • Hier ältere Berichte dazu, in der u. a. SPD, Akademie der Künste (sic!) und ein ominöser "Rat der Stadtentwicklung" eine Blockrandbebauung ablehnen und eine Neubebauung nach Maßgabe der "Interbau 1957" fordern. Unverbesserliche Dinosaurier der gescheiterten Illusion einer perforierten, zersiedelten Vorstadt im Stadtzentrum.

    Tja, die sind wirklich "ewiggestrig". Wer braucht die eigentlich noch?



  • Bilder von mir, ©Ludolf

    Ludolf, gehe ich recht in der Annahme, dass der Bau von meinem Berliner Lieblingsarchitekten Ludwig Hoffmann ist?

    Es handelt sich um das Wohnheim für Pflegerinnen des ehemaligen Krankenhauses Moabit, welches in der Tat nach Plänen von Ludwig Hoffmann errichtet wurde.

    Vorgelagert zur Turmstraße war der Hauptverwaltungsbau des Krankenhauses, welcher ebenfalls von Ludwig Hoffmann stammt.

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Nach schweren Kriegszerstörungen war davon noch der mittlere Abschnitt erhalten:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de
    Dieser schöne (Rest-)Bau wurde ab 1974 abgerissen um einem extrem hässlichen Neubauriegel Platz zu machen, welcher als Gesundheitsamt Moabit diente. disgust:)
    Die Wappenkartusche des Mittelabschnitts wurde im Zuge dessen ebenerdig an diesem Gebäude aufgestellt.

    Dieser Riegel ist im letzten Jahr abgerissen worden und was dort nun hin kommt, könnt ihr in diesem Beitrag sehen:
    http://www.moabitonline.de/17753
    Ich schließe mich dem zweiten Kommentator an.

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  • Kann es sein, dass Ludwig Hoffman auch dieses Gebäude entworfen hat, in dem die Kurt Tucholsky Bibliothek untergebracht ist:

    http://spdnet.sozi.info/berlin/nordos/…-Bibliothek.JPG

    Hab leider kein besseres Foto gefunden. Es ist ein wunderschöner Bau (inmitten von eher gewöhnlichen Berliner Mietskasernen), der mich immer an ein barockes Amsterdamer Stadtpalais erinnert. Jetzt, wo ich einige Bilder von Ludwig Hoffmanns Bauten gesehen, kam es mir wieder direkt in den Sinn.

    Moderationshinweis (Palantir):
    1.) Direkteinbindung des Bildes umgewandelt =>Urheberrecht?
    2.) Ja, das ist auch ein Hoffmann-Bau, er hat um die Jahrhundertwende beinahe alle Gemeindeschulen im damaligen Berliner Stadtgebiet entworfen.
    3.) Und weiter geht's in Moabit. :zwinkern:

  • Heute einen kleinen spontanen Spaziergang durch Moabit gemacht..., einige Sanierungen, Dachausbauten und co. sind mir aufgefallen. Hier ein gemischter Beitrag.

    Alt-Moabit Ecke Gotzkowskystraße, der Altbau erhält einen neuen weißen Anstrich

    Auch die einst graue Maus an der Ecke gegenüber erstrahlt in neuem Weiß.

    In der Zwinglistraße 25 erhält ein Altbau einen Dachausbau, die Glasbalkons sind leider nicht so passend.

    Zwinglistraße gegenüber - altes Schulgebäude?

    Turmstraße 38

    1952 - stammt die Figur aus der Zeit? huh:) Auch interessant, das bunte Fensterglas im Dachgeschoss

    Eingangsbereich

    Dominikanerkloster St. Paulus - Waldenserstraße

    Beusselstraße 68 - eindrucksvoll und frisch saniert, links daneben eine Perversionen der 60er/70er Jahre, die hoffentlich eines Tages ersetzt wird.

    Am Westhafen entlang der Siemensstraße wird kräftig an neuen Hallen gebaut...

    In der Waldstraße 32 wurde ein fast verloren geglaubter Altbau saniert.

    Älteres Bild von mir, der Zustand zuvor...

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Schönen Dank für den Rundgang.

    Das Haus Zwinglistraße N°2 ist ein unverkennbarer Ludwig-Hoffmann-Bau. Es ist das ehem. Lehrerwohnhaus der Schule an der Turmstraße N°75 auf der anderen Seite des Blocks.
    Eintrag in der Berliner Denkmaldatenbank

    Bei dieser Gelegenheit kann ich auch noch kurz auf einen Neubau im Fabrikloftstil hinweisen. Er entsteht an der Kaiserin-Augusta-Allee N°28 unweit des Charlottenburger Verbindungskanals. Beim Namen hat man die gute Augusta allerdings unterschlagen und das Projekt maskuliniert als 'Kaiser-Lofts' auf den Weg gebracht...


    Bildquelle: Kaiser Lofts 28 GmbH

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    (Immanuel Kant)

  • Der Inhalt dieses Zitat bezieht sich auf das heutige Hansaviertel.

    Ist schon erstaunlich, was dem Wohnvolk alles so angeboten wurde. Stadt hochkant und dazwischen Hundeklo. Ist wie auf der Fischerinsel. Mal schauen, was zuerst fällt. :kopfschuetteln:

    Na, leider steht das beim Hansaviertel kaum zur bevor.
    Vieles ist in letzter Zeit renoviert worden und sogar eine Bewerbung um die Eintragung als UNESCO-Welterbe wird wohl noch vorangetrieben.
    Beispielhaft ist die Neubebauung des Grundstücks Bachstraße 1-2 (sh. weiter oben im Strang). Statt der damals zur Debatte stehenden Wiederherstellung eines blockrandständigen Ensembles hat hier das unselige Büro Volker Staab im Jahr 2012 den Wettbewerb des kirchlichen WBU gewonnen.

    Wohnen statt Konsistorium: Volker Staab gewinnt Wettbewerb in Berlin - baunetz.de
    Eintrag bei competitiononline.com

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    2 Mal editiert, zuletzt von Mantikor (7. Februar 2015 um 20:58)

  • Das Hansaviertel werde ich nicht mehr fallen sehen, daran wird sich nichts ändern lassen. (Auf die Verdichtung der Fischerinsel hoffe ich dennoch) Was aber der Vergangenheit angehören dürfte ist, dass Punkhochhäuser auf maximaler Weitläufigkeit (Parken und Kacken) entstehen. Dichter wird's und etwas niedriger, so mein persönlicher Eindruck.

    Einmal editiert, zuletzt von Tektor (7. Februar 2015 um 19:43)

  • Bei meinem heutigen Sonntagsspaziergang habe ich einige Impressionen vom nördlichen Hansaviertel und damit auch vom Spreeufer auf Moabiter Seite eingefangen.

    Zwischen Hansa- und Lessingbrücke.
    Am Bundesratsufer:











    Zwischen Lessing- und Moabiter Brücke, ehemaliges Bolle-Gelände:













    Fortsetzungs folgt mit dem nördlichen Hansaviertel

  • Auch wenn ich vieleicht gleich mit Füßen getreten werde, aber das hufeisenförmige Gebäude des Innenministeriums gefällt mir super. Genau so macht auch moderne Architektur in dafür realistischen Räumen Spaß. :thumbup:

  • Wer sollte dich denn gleich mit virtuellen Füßen treten wollen? Ich denke, dass die meisten das Gebäude ganz anständig finden.

    Spreetunnel:
    Schon wieder beinahe über den Haufen gelaufen. Ich habe heute mal alle verbliebenen Vorkriegsbauten des Hansaviertels abgelichtet.

    Bevor ich diese vielleicht mal präsentiere, zunächst einige Gründe, warum das Hansaviertel ganz sicher zum bedeutsamen Kulturerbe der Menschheit gehört. :gehtsnoch:

    Wohnmaschine, Siegmunds Hof

    Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche

    Hansaplatz - Rückseite

    St. Ansgar-Kirche

    Wohnmaschine, Bartningallee (1)

    Gebäude der Akademie der Künste von West-Berlin am Hanseatenweg

    Waschbeton! - i'm loving it.

    Wohnmaschine, Bartningallee (2)

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    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (8. Februar 2015 um 22:37)

  • Während das südliche Hasaviertel durch die IBA 57 geprägt ist, es gibt nur noch 2 Altbauten aus der Entstehungszeit, kann man im Teil jenseits der Stadtbahn disesn spannenden Kontrast erleben, den Reste der gründerzeitlichen Architektur mit der meist lieblos hineingeklotzten Arbeiterschließfächerarchitektur bildet

    Gegend um Siegmundshof zwischen Bachstraße und Schleswiger Ufer:


    und nun zwischen Holsteiner Ufer und Flensburger Straße:


  • Ein Luftbild des Hansaviertels nach überwiegender Fertigstellung der INTBebauung im Jahr 1962:

    Von links unten verlaufen die Stadtbahn und rechts daneben die Klopstockstraße, die nach der Kreuzung mit der Altonaer Straße am Hansaplatz zur Bartningallee wird, die dann hinter dem Bahnhof Bellevue auf die Moabiter Brücke führt. Links neben der Stadtbahn die Bachstraße, welche später als Lessingstraße auf die Lessingbrücke zuläuft. Ganz links die Hansabrücke.

    Bildquelle: Landesdenkmalamt Berlin

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