"Die Wunde Dresden"

  • Aus gegebenem Anlass möchte ich in diesem Strang auf die immer noch das Stadtbild prägenden Wunden eingehen. Folgende Aspekte sollen hier dargestellt werden:

    1. Gebäude die im Krieg beschädigt worden sind , jedoch nicht abgerissen, sondern provisorisch weiter genutzt wurden.
    Warum gibt es davon Beispiele, jedoch nur relativ wenige?
    2. Stadtgebiete, die nahezu völlig ohne historische Bausubstanz sind und durch Brachen und temporäre Nutzungen geprägt sind.
    Wo kann man hier noch etwas vom früheren Stadtbild erahnen? Was wären Chancen für eine Aufwertung?

    Anfangen möchte ich im Gebiet am Lennéplatz. Darüber haben wir gerade im Strang "Dresden - Marode!" gesprochen. http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=105301#p105301

    Zunächst zur Einordnung:
    [...]
    westlich der Hauptbahnhof nordöstlich oben der Große Garten.
    Insgesamt herrschen hier weite Flächen vor. Relativ stark befahrene Straßen (Wiener Str., Gellertstr., Lennéplatz B172) schaffen eine regelrechte Insel. Die Flächen sind teilweise völlig konträr genutzt (Restaurant, Hotel, Tankstelle, Garagen, Gärten, verwilderter Tennisplatz). Zum Teil sind noch kleinteilige Parzellenstrukturen vorhanden zum Teil verschwinden sie in großen Brachen oder wurden überbaut (Tankstelle).

    Westlich der Tankstelle befindet sich ein Gelände, auf dem offensichtlich einige alte Nebengebäude eines Villengrundstückes in der DDR-Zeit zu einem Betriebsgelände umgestaltet wurden. heute herrscht hier Verfall und Verwilderung vor...

    Noch weiter Richtung Hbf wurde früher eine riesige Garagenanlage errichtet, die heute fast nicht mehr genutzt wird und Versteppungstendenzen aufweist. Das Bild kam zwar schon, aber ich stelle es nochmal ein. Das ist Dresden in der Innenstadt!!!!!

    Nördlich an der Ecke Gellert Str./Lennéplatz ist offensichtlich ein Wirtschaftsgebäude eines ehemaligen Villengrundstücks erhalten. Dieses ist jedoch nun komplett verwildert und steht auf einer großen Brachfläche, die zum Teil den Eindruck eines Stadt-Jungles macht (durch dicht gewachsene knorrige Robinien). Auf dem Bild sieht man in Richtung Stadtion und Großem Garten. Eigentlich könnte diese Ecke richtig hübsch sein, wenn das Gebäude frisch gemacht würde und der Jungle in eine Art Park umgestaltet würde...

    Ein Beispiel für die einstmals prächtigen Villen in diesem Gebiet ist die "Villa de Baron" (heute "Wellness-Oase" und Hotel). Daneben befinden sich auf den alten Parzellen Gärten. Die Zäune erinnern daran, dass sich hier schmucke Villen befanden. Links schließt sich auf dem Bild das Gelände der ehemaligen Tennisplätze an. Die sind völlig verwachsen und durch die hässliche Wand abgedeckt. Im Rücken befindet sich die riesige Tankstelle.

    Interessant ist das Gebäude an der Hauptmann-Str. (B172) nahe der Bahnunterführung. Hier ist jetzt ein grieschiches Restaurant beheimatet. Das Bauwerk war offensichtlich im Krieg stark beschädigt wurde jedoch provisorisch wieder aufgebaut (schmuckloses Obergeschoss). Wie viele Gebäude hätten man hier wohl derart erhalten können?

    Erstaunlich, das dieses Gebäude im Schadensplan als zerstört eingetragen wurde, während der Nachbarbau (heute nur noch Kellermauern) als beschädigt eingetragen ist...
    [...]

    Abschließen noch ein Ausflug unter der Bahnlinie hindurch zur Strehlener Straße. Hier befindet sich dieser hübsche erhaltene Altbau, der leider trostlos vor sich hin gammelt. Die stark befahrene Straße, die Ödniss ringsum, der nahe Bahndamm sowie der überdimensionierte Bau der BSZ für E-Technik (früher Ingenieurschule für Verkehrstechnik, erbaut 1954-58 http://de.wikipedia.org/wiki/Ingenieurschule_f%C3%BCr_Verkehrstechnik_%28Dresden%29\r
    de.wikipedia.org/wiki/Ingenieurs ... Dresden%29 ), der wie hier zu sehen das Gebäude stark beschattet, machen den Standort leider wenig attraktiv.

    Zum Abschluss nochmal zur Einordnung:
    rot - die Altbauten von meinen Fotos
    hellgrün - der Robinien-Jungle
    gelb - hier soll das Kugelhaus hin.

    (unschöne Zeichnung, aber andere Karten sind ja verständlicher Weise nicht erlaubt...)


    Moderationshinweis (Zeno):
    Einige Bilder wegen Urheberrechts entfernt (siehe http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186">viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186)

  • Finde ich total gut, daß du diesen Strang hier eröffnest. Habe mir viele der genannten Areale persönlich "erlaufen". Eine aktuelle Bestandsaufnahme, auch anderer Innenstadtareale, finde ich sehr wünschenswert. Danke hierfür.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Man muss das nicht so tragisch sehen. Dass sich 15 km² jahrhundertelang gewachsener Stadtstruktur nicht von heute auf morgen wiederherstelle lassen, ist doch selbstverständlich. Und - Hand aufs Herz - die Zeiten, in denen halbperiphere Stadtbilder noch 'schön' waren, sind im Zeitalter des Massenindividualverkehrs nebst allen damit verbundenen Erscheinungen längst vorbei. Die meisten vom Krieg heimgesuchten Städte D.s sind eine einzige klaffende Wunde, vom Zentrum bis in die Peripherie.
    Die DD.er 'Fehlstellen' sind Chance und Auftrag für künftige Generationen, die vielleicht ein in kultureller und ästhetischer Hinsicht freundlicheres Klima vorfinden werden.
    Dass der Begriff 'DD' selbst in der sächs. oder gar dt. Kulturlandschaft keine Wunde mehr ist, sondern für ein in kleinen, aber wesentlichen Teilen faszinierendes Stadtbild steht, ist hocherfreulich und lässt die hier dargelegten Missstände als secundär erscheinen.
    Was mich hingegen wirklich interessieren würde, wäre ein Strang über den Teil der DDer 'Altstadt', der über das eigentliche, relativ wohlbekannte Stadtzentrum sowie über die Prager Straße hinausging. Warer da noch Barockbauten erhalten, oder alles uneingeschränkt historistisch?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"


    Was mich hingegen wirklich interessieren würde, wäre ein Strang über den Teil der DDer 'Altstadt', der über das eigentliche, relativ wohlbekannte Stadtzentrum sowie über die Prager Straße hinausging. Warer da noch Barockbauten erhalten, oder alles uneingeschränkt historistisch?


    Die südlichen und östlichen Vorstädte, Vorwerke und Dörfer sind während der Schlacht vom 26. und 27.August 1813 weitgehend in Trümmer gelegt worden.

    Die Schlacht um Dresden, obwohl sie eine der größten Schlachten des 19.Jahrhunderts war, zählt heute zu den eher wenig bekannten Schlachten der Napoleonischen Kriege, denn sie brachte Napoleon nur einen taktischen Sieg, der schon zwei Tage später durch die Niederlage von Kulm kompensiert wurde.

  • Gerade am Beispiel der Strehlener Straße (leider gelöschtes Foto) kann man feststellen, dass man nicht an einer Heilung des Stadtbildes interessiert zu sein scheint. Neben der Villa schließt sich ein schnöder, speziell für Dynamo erbauter, Parkplatz an. In den nächsten Jahren soll, wiederum an den Parkplatz anschließend, eine neue Feuerwache von Schulz&Schulz (Wilsdruffer Kubus) errichtet werden. Insgesamt ist an dieser Stelle zu konstatieren, dass keine Stadtreparatur stattfindet, sondern vielmehr verstärkt die Peripherie in das Zentrum Dresdens vorrückt. Aber gerade Peter Kulka hat in seiner "Dresdner Rede" am Wochenende im Schauspielhaus zum Ausdruck gebracht, dass man in unserer demokratischen Gesellschaft mit solchen Brüchen leben müsste.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Christoph

    Ein wirklich sehr beeindruckenden Strang, denn Du hier dankenswerterweise eröffnet hast. Man (vor allem der Dresdner) neigt dazu, diese Altstadtviertel generell auszublenden. Dabei standen hier einmal die hochwertigen Wohnparadeviertel!

    Statt eines geschriebenen Leserbriefes, könnte man ja auch einmal ein Bild der ehemaligen Bebauung und ein zweites Bild der heutigen Steppe an die SZ senden. Theoretisch könnte man das von fast jeder Straße Dresdens machen. Bilder sprechen mehr als 1000 Worte!

  • Dazu gibt es ein Buch, das historische Aufnahmen Dresdner (Innenstadt-)Plätze ihrem heutigen Zustand gegenüberstellt. Leider sind mir gegenwärtig Titel und Autor entfallen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich denke, dazu gibt es gewiss mehrere Bücher.
    In meinem Besitz habe ich ein interessantes Werk aus den 1980ern.

    "Dresden - historische Straßen und Plätze heute" von Waltraud Volk, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin
    Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur

    Hier werden die Aufbauleistungen der DDR den historischen Ansichten gegenüber gestellt. Für die damalige Zeit ein ungewöhnliches Buch, wie ich finde. Es macht gut deutlich, welche Ideen hinter den Wiederaufbauprojekten aus der DDR-Zeit standen und ist somit sehr aufschlussreich. Offenbar hatte man sich in dieser Zeit sogar noch mehr Gedanken um die Geschichte des Bauortes gemacht als heute.

  • Das Buch hab ich auch, gleichfalls ein Entsprechendes von [lexicon='Leipzig'][/lexicon].
    Halt sehr ideologisch indoktriniert, das Ganze, odr besser gesagt, in sehr enges Korsett gepresst. Kritische Ansätze sind da nicht zu erwarten.
    Immerhin ist darin der DDR Zustand verewigt, der jedoch nur bei der Prager Straße akzeptable Ergebnisse zeitigte. Dazu noch einige interessante historische Ansichten.
    Das Buch ist jedoch alles andere als umfassend, da nur spezielle Ensembles ausgewählt wurden, die man gelungen wähnte. Brachen sind da keine abgebildet.
    Auch der NM-Bereich fehlt völlig, da man das, was bis dato dort geschehen war, nicht als Aufbau verstand. Immerhin etwas, diese Erkenntnis.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    "Dresden - historische Straßen und Plätze heute" von Waltraud Volk, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin
    Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur

    Dieses tendenziöse aber sehr interessante Werk ist mir wohlbekannt.

    Ich meinte allerdings Hans Strehlows Buch "Dresdener Plätze".

    Kurzbeschreibung:

    Zitat

    Hans Strehlow fotografierte von 1994/95 Dresdener Plätze nach historischen Fotografien, wobei er jweils den gleichen Standpunkt und Blickwinkel wählte. So können alte und neue Platzansichten mit ihren zum Teil dramatischen Veränderungen nebeneinandergestellt werden. Die Bilder wurden mit historischen und aktuellen Katasteramtsblättern unterlegt, auf denen Standpunkt und Blickwinkel des Fotografen eingetragen sind. Der Verleich macht ohne viele Worte deutlich, welchen Verlust an urbaner Qualität nicht nur Dreesden, sondern auch andere deutsche Städte in Ost und West durch den Zweiten Weltkrieg sowie durch die Baupolitik der Nachkriegsjahre erlitten haben. Dadurch werden teilweise vernachlässigte Maßstäbe wieder ins Blickfeld der Städteplanung gerückt. Ein alter und neuer Dresdner Stadtplan zum Herausklappen ergänzen diesen eindrucksvollen Bildband. -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke, Bilderbuch! Wie gesagt: Man müsste eigentlich nunr noch die Gegenüberstellungen quasi als Leserbriefe "ohne Worte" an die Sz oder DNN senden. Die Botschaft versteht vielleicht dann auch der patscherte Kulturauschussvorsitzende. :zwinkern::!:

  • Von "Dresdner Plätze" gibt es mittlerweile, meine ich, sogar zwei Bände(?). Den ersten hatte ich bei meinem letzten Besuch in Dresden leider vergeblich gesucht. Man sagte mir, er sei vergriffen.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Dem ist nicht so. Das Buch von Herrn Strehlow ist leider vergriffen und immerhin für 40€ gebraucht bei Amazon zu kaufen. Aber es gibt jetzt auch von Dietmar Sehm ein Büchlein, das sich "Dresdner Plätze" nennt. Letzteres ist nicht sonderlich zu empfehlen, da eher oberflächlich und nicht an einem Vergleich des Ist- mit dem Vorkriegszustand interessiert.

    Das ist der Anspruch des Werkes:

    Zitat

    Dresdens Plätze - mit ihnen sind konkrete Ereignisse, berühmte Personen und kuriose Begebenheiten verbunden. So haben die "Vier Brummers", singende Humoristen der Elbestadt, in einem Lied die Beschwerlichkeiten am Pirnaischen Platz aufs Korn genommen. Am Sternplatz geht es um die Sterne der "Herkuleskeule", dem über die Stadtgrenzen bekannten Kabarett und am Schillerplatz um eine Weiße Maus, einen Dresdner Verkehrspolizisten. Wissen Sie, warum die Käseglocke auf dem Postplatz nicht Zuckerdose heißt und der Revolutionär Lenin als Bahnhofsvorsteher bezeichnet wurde? Diese und andere originelle Geschichten, verbunden mit interessanten Informationen über die Plätze der Stadt, zeigen Ihnen einen spannenden Ausschnitt aus der Geschichte Dresdens. Kommen Sie mit auf Entdeckungstour und lesen Sie, was auf Dresdner Plätzen geschah, warum mancher Platz seinen heutigen Namen trägt und warum es manchen Platz nicht mehr gibt! Was gefällt den Dresdner an ihren Plätzen und was nicht? Neugierig geworden? Natürlich!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Danke für die Info! Dann werde ich mich wohl mal an Amazon wenden, um die Bibliothek weiter zu vervollständigen. :daumenoben:

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Im Folgenden möchte ich Bilder aus der Südvorstadt zeigen. Eine Übersicht dazu kann man hier erhalten: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdv…hweizer_Viertel

    Im Bereich des Schweizer Viertels blieben immerhin eine ganze Menge Villen erhalten. Dazwischen wurden in den 50ern und 60ern typische der Zeit entsprechende Zeilenbauten gesetzt, so dass das Viertel einen Gegensatz zwischen Villen und Wohnzeilen aufweist. Unter den prächtigen Villen gibt es einige interresante Exemplare, die offenbar nach Kriegsschäden provisorisch wieder nutzbar gemacht wurden. Folgende Beispiele sind mir aufgefallen:

    Ganz nahe beim Hbf. an der Ecke Kaitzer Str. / Bayerische Str. habe ich folgendes Bauwerk entdeckt. Es zeigt das Sockelgeschoss eines Altbaus (heute befinden sich hier Büros des DRK Landesverbandes Sachsen). Nördlich davon an der Bayerischen Straße ist noch der Brückenkopf der ehem. Hohen Brücke zu erkennen, die hier die vielen Bahngleise am Hbf. überquerte (ist nicht auf dem Bild zu sehen...)

    Dieses Exemplar steht an der Hohen Straße / Ecke Altenzeller Straße. Das Sockelgeschoß ist noch intakt. Das Obergeschoß und insbesondere das Dach einfach wiederaufgesetzt.

    Die Villa an der Ecke Eisenstuckstr. / Hohe Str. sieht zunächst noch prächtig und völlig intakt aus...

    Sieht man jedoch die Westseite des Bauwerks, offenbart sich überraschender Weise eine klaffende Wunde.

    Die Leubnitzer Straße ist im nördlichen Teil nicht mehr durchgängig. Hier sind die Funktionsflächen der unsäglichen 10-Geschoss-Platten der Budapester Str. ganz nah an die erhaltenen Villen herangerückt worden. Dieses hübsches Bauwerk mit erhaltener Fassade und aufgesetzem Flachdach beherbergt einen Kindergarten:

    Von der Gegenseite sieht es so aus:

    Bin mir gar nicht so sicher, ob es nicht schon von jeher ein Flachdach hatte :?:


    Bereits südlich der Nürnberger Straße steht die folgende Immobilie. Das Gebäude war über Jahrzehnte eine notdürftig reparierte (aber bewohnte) Kriegsruine, die völlig mit Efeu zugewachsen war. Derzeit steht eine Sanierung an. Hätte man nicht mehr Gebäude derart provisorisch sichern können, um sie nach und nach wieder zu restaurieren? Offenbar spielten spezielle Besitzverhältnisse in der Zeit des Sozialismus eine gewichtige Rolle, wenn solche Bauten erhalten blieben.


    So, das wars erstmal. Vielleicht hat noch jemand ein paar Beispiele entdeckt.

  • Die Südvorstadt ist in dieser Hinsicht ("Die Wunde Dresden") ein sehr interessantes Viertel. Westlich der Linie fritz-Löffler-Straße (Reichsstraße) begannen schon ab Anfang der 50'er Jahre Wiederaufbaumaßnahmen für die Beschäftigten der Wismut in Gittersee. Ab 1954 wurden die aufwändigen Bauten im Stil der regionalen Nationalen Tradition entlang der Nürnberger Straße errichtet. Insgesamt hat sich in diesem Bereich ein relativ geschlossenes, von einigen wenigen Altbauten durchzogenes, Wohnviertel etabliert.
    Ganz anders sah und sieht es östlich der Linie Fritz-Löffler-Straße aus, wo man in den 70'er Jahren den Statdteil scheinbar durch eine Wand aus zehngeschossigen Plattenbauten verschämt von der Stadt abschirmen wollte. Hier waren ab 1952 umfangreiche Bauten für die Verkehrhochschule geplant, die allerdings nur teilweise ausgeführt und schlussendlich durch Provisorien ergänzt wurden. Deshalb ist der Stadtteil, zu dem auch das kürzlich vorgestellte Finanzamt zählt, noch heute von vielen Brachen, Baracken für die Hochschule (jetzige HTW Dresden) vereinzelten Plattenbauten, teilweise Ruinen und wenigen Altbauten geprägt. Zur Zeit findet am Ostende des Viertels eine umfangreiche Bautätigkeit mit unterdurchschnittlichen Wohngebäuden statt. An der Andreas-Schubert-Straße kommt es zu einer zunehmenden Arrondierung durch Neubauten für die Hochschule. Dazwischen macht das Viertel einen trostlosen Eindruck.

    Hierzu sehr empfehlenswerte Vorstellungen von Einzelbauten:

    HTW - ehem. Verkehrshochschule Dresden von R.Paulick und F. Wurm - Architektur des 20. Jahrhunderts

    Fachschule fr Technik in Dresden Strehlen 1955 - Architektur des 20. Jahrhunderts in Germany

    Laborgebude Natur- und Ingenieurwissenschaften HTW Dresden 2003 - Architektur fr's 21. Jahrhundert

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • In der Tat, das Gebiet östlich der Fritz Löffler-Str. ist eine der schlimmsten Wunden in Dresden. Dort herrscht auf so großer Fläche Tristesse vor, dass es eigentlich unmöglich ist, dies in Bildern zu dokumentieren. Die Neubauten die dort erfolgen sind auch einfach nur grausam und tragen nichts zu einer Harmonisierung des Stadtgebietes bei. Alles steht dort neben einander, ohne ein Gemeinsames zu bilden. Und dazwischen riesige Brachen und provisorische Flachbauten...
    Gerade das viel gelobte Lukasareal http://www.lukasareal.de/ igelt sich nach Innen ein, indem es z.B. zur Andreas Schubert-Str. nur kahle Wände bietet. Die neuen HTW-Gebäude, wie die Bibo Bibliothek der HTW nehmen als Solitäre auch keinen Bezug zur Umgebung auf - sind aber an sich durchaus gefällig.

    Bilder möchte ich zu diesem Gebiet erstmal nicht einstellen, da dies zu umfangreich ausfallen müsste. Deshalb an dieser Stelle nur ein Foto des einzigen erhaltene Gebäude der ehemaligen Blockrandbebauung auf der riesigen Fläche zwischen Strehlener und Reichenbachstraße. Erstaunlicherweise blieb sogar das Hinterhaus stehen!


  • Zum typischen Erscheinungsbild dieser Viertel gehören auch Baracken, die in der Nachkriegszeit in größer Zahl als temporäre Provisorien gegen die Raumnot aufgestellt wurden, dann aber zum Teil bis in die Gegenwart in Benutzung geblieben sind.

  • Ich habe in der Ecke mal gewohnt. Natürlich wars ein Wahnsinn, was dort früher stand. Unbeschreiblich schön! Davon ist wie gesagt, nur noch wenig übrig geblieben. :( Aber ein paar schöne Villen, die Gehwege und Kopfsteinpflasterstrassen, einzigartige Dresdner Kirchen und die beiden Wohnheime stehen dann doch noch dort rum. :)

    Die Bauten wie Bibliothek oder Lukasareal finde ich an sich nicht so schlimm. Viel augenfeindlicher sind eindeutig die DDR-Platten! Eindeutig!

    Dabei könnte die Ecke ein herrliches Historismus-Jugendstil-Studentenviertel sein so zwischen TU und HTW … … Was kostn sowas? Ob das ne Bank abnicken würde? *lol*

  • Diese übersimensionale und extrem hässliche Platten-Reihe der Hochschulstraße mit ihren 10 Geschossen ist wirklich eine der größten Bausünden in Dresden. vom Nürnberger Platz aus schaut man darauf wie auf die "Sichtschutzwand". Eigentlich würde sich von dem höher liegenden Standort bereits ein wunderbarer Blick über die Stadt bis zu den Elbhängen zwischen Loschwitz und Pillnitz bieten. Davor würde sich wunderbar die Russische Kirche abbilden. Leider geht dieser einzigartige und zum Glück erhaltene Bau vor der Betonwand völlig unter - ein Jammer.

    Hoffnung macht einzig und allein, dass die Platten-Zeile komplett unsaniert ist und dementsprechend in schlechtem Zustand. Vielleicht nur eine Frage der Zeit bis sie weg kommen. Aber derzeit sind sie leider noch voll belegt...