• In Vorbereitung, erneuter offener Brief an Stadträte, um Diskussion am Laufen zu halten. Benötige euer Feedback:


    In Dresden scheint die Angst vor der Autorität von Experten ihres Fachs besonders groß zu sein. Man muss jedoch gar kein studierter Architekt sein, um sich ein eigenes geschmackliches Urteil über Architektur bilden zu können. Jeder Mensch besitzt ein ästhetisches Bewusstsein.

    Ich denke die Angst ist nicht vor der Autorität von Experten, sondern Skepsis gegenüber dem elitistischen Ansatz Geschmacksfragen an Experten zu deligieren, die sich hinter der relativen Anonymität eines Gremiums verschanzen und nicht dem demokratischen Willen zugänglich sind. Wenn überhaupt Angst, dann ist es die Angst vor der Gefangenheit von Experten in ihren reaktionären Vorstellungen von moderner Gestaltung. Dresdens neue Mitte ist ein stadtbildliches Konzeptkunstwerk. Frei nach Scheidemann 1918 "Alles für das Volk, alles durch das Volk" ist das Einigeln von Experten problematisch. Die Frage wie die Gestaltungskommission zu ihren Geschmackurteilen kommt ist arkan. Spätestens nach dem, was die Gestaltungskommission in der Rampischen Straße angerichtet hat, unterminiert der ästhetische Augenschein die Expertenweisheit. Das Expertengremium muss bestreitbare Entscheidungen fällen, und seine Entscheidungen öffentlich rechtfertigen und die Mitglieder müssen persönlich für sie einstehen. Wenn es diese Öffentlichkeit scheuen, dann ist es zutiefst undemokratisch. Wenn die Gestaltungskommission Mist baut, dann haben auch die Bürger das Recht auf Katzenmusik.

  • Ich weiss nicht, warum hier die "Zeitgenossen" und das ZfBK so verteufelt werden?
    Das Manifest "http://zeitgenossen-dresden.de/manifest-2/" auf deren Seite liest sich doch ganz vernünftig? Unter anderem heisst es dort ja u.a.:
    "Klären der Ursachen von Unzufriedenheit erheblicher Teile der Stadtbevölkerung mit manchen neueren Gebäuden und Stadträumen".

    Davon abgesehen, sind doch am ZfBK ganz viele Akteure beteiligt und ich kann mir gut vorstellen, daß man dort einer kritischen Debatte sehr positiv gegenübersteht?!

    Ich finde es wäre nun eher an der Zeit, in die offene Diskussion einzutreten. Soweit ich das verstanden habe, soll das Zentrum für Baukultur ja genau die Transparenz herstellen, deren Fehlen immer bedauert und bemängelt wurde.

    Es wäre doch jetzt ganz einfach, an das ZfBK heranzutreten und sich dort für seine Sache einzusetzen? Ist das schon geschehen?

  • Öffnen Sie Dresden für moderne Architektur – ja, aber für wirklich „moderne“, d.h. fortschrittliche Architektur, die auch wieder regionaltypisch und formenreicher baut. Lassen Sie bitte in Ihrem Planungsamt andere Leute ran! Solche alternativen Architekten gibt es und sie haben auch jede Menge Bauherren – nur in Dresden leider noch viel zu selten!

    Ich würde diesen Satz auch umschreiben. Ein austausch von Personal ist utopisch, so etwas kann und sollte man nicht fordern. Vielleicht so:


    Wir möchten Vorschlagen Dresden wieder für Architektur zu öffnen die regionaltypisch und formenreich ist. Ebenso sollten bei der Realisierung von Bauvorhaben auch Architekturbüros berücksichtigt werden die eine klassisch- traditionelle Formensprache bevorzugen. Das durch eine solche Architektursprache eine negative Stimmung sehr schnell in eine positve umschlagen kann, zeigt Beispielsweise der Entwurf von Nöfer Architeken zum Palais Riesch.

  • Ich werde den Brief entsprechend abändern. Allerdings weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass das Zentrum maßgeblich von den "Zeitgenossen" initiiert wurde.

    Also gut, probieren wirs: Treten wir an das Zentrum heran. Mit welchen Ideen und Absichten?

  • Prontosoccorso1

    Thesen der Zeitgenossen, kritisch gelesen:

    Sie fangen an mit dem uralten Dehiozitat, welches - aus dem Zusammenhang gerissen - immer wieder gegen Rekonstruktionen ins Feld geführt wird.

    Scheinaltertümer hinstellen ist weder wahre Kunst noch wahre Denkmalpflege.“

    Georg Dehio, 1905

    Dehio wandte sich damals gegen eine phantasiegestützte, ohne Baupläne und dokumentierte Informationen beabsichtigte Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses in seinem Zustand vor seiner Zerstörung Ende des 17. Jhds. Das ist etwas komplett anderes, als ein im 2. Weltkrieg zerstörtes, durch Baupläne und Fotos wohldokumentiertes Baukunstwerk wieder aufzubauen.

    Gegenwart und Zukunft werden zum Feind eines zum Ideal verklärten
    Architekturkanon, der sich im Wesentlichen am Barock orientiert.
    Baukultur bleibt damit nur aus der Vergangenheit erklärbar.

    Zweifellos streitbare Entwürfe oder Gebäude aus dem zeitgenössischen
    Verständnis heutiger Autoren werden undifferenziert mit Niedertracht
    behandelt. Öffentliche Diskurse geraten zu Schmähveranstaltungen. Die
    Kompetenz breiter Expertenkreise bleibt ungehört.

    Am "Barock" orientiert - das ist schon eine Vereinfachung, denn in Dresden war nur recht wenig noch original "barock." Das Meiste war ein Mix aus 19. Jhd, Gründerzeit, auch etwas Jugendstil usw.

    undifferenziert mit Niedertracht behandelt. Öffentliche Diskurse geraten zu Schmähveranstaltungen.

    Bisher habe ich nur sachliche , zum Teil polemische (StadtbildDD ) Kritik gesehen, geschmäht werden in Fachkreisen eher die Bemühungen der GHND, ich selbst war auch schon Augen-und Ohrenzeuge dabei, wie auf einer BDA-Veranstaltung völlig haltlose, persönliche Beleidigungen gegenüber unserem Verein ausgesprochen wurden. Mit dieser Formulierung soll berechtigte Kritik todgeredet werden.

    Die Kompetenz breiter Expertenkreise bleibt ungehört.

    Stimmt, die Kompetenz eines Patzschke, Peukert oder Nöfer bleibt in Dresden ungehört. ;) Mit der Vergangenheit Dresdens außerhalb des "Barock", z.B. der großartigen bürgerlichen Baukunst des 19. Jhds. , wollen sich viele "Experten" gleich gar nicht beschäftigen. Kaum jemandem ist z.B. die große Bedeutung der Bürgerwiese noch bekannt. Von einer von der Vergangenheit abgeleiteten zeitgenössischen Architektur kann daher in Dresden nicht die Rede sein, weil viele Experten das nötige Fachwissen oft gar nicht mehr besitzen, von außerhalb kommen, keinen Bezug zur Stadt haben und diesen Bezug auch in den wenigen Jahren ihres Wirkens gar nicht entwickeln können.

    Aus den heutigen sozialen, wirtschaftlichen und bautechnischen Umständen muss ein zeitgenössisches Verständnis von Architektur, Städtebau und Landschaft wiederhergestellt werden, dass diesen Gegebenheiten verpflichtet ist. Darin einbegriffen ist ein kritisches Hinterfragen der bisher unbefriedigten Erwartungen der heutigen Stadtbewohner an Gegenwartsarchitektur.

    ein kritisches Hinterfragen der bisher unbefriedigten Erwartungen = heißt im Klartext soviel wie: Die Erwartungen der Stadtbewohner müssen nicht erfüllt, sondern angezweifelt werden, d.h., der Bürger soll aufgeklärt werden. Das ist so, als würde der Koch den Gast im Restaurant aufklären, warum ihm die versalzene Suppe, die er gar nicht bestellt, sondern die ihm vorgesetzt wird, doch bitteschön zu schmecken habe.

    Es liest sich auf den ersten Blick gut (sie können ja auch nicht offen gegen historisches Bauen eintreten, wenn es sich so großer Beliebtheit - Neumarkt - erfreut!) , doch die Realität - vor allem die praktischen Ergebnisse der den Zeitgenossen angehörenden Architekten - sprechen eine ganz andere Sprache.

    Nicht an den Worten, sondern an den Taten mögest du deine "Zeitgenossen" beurteilen! Auch ohne das Mainfest ist allein die Tatsache schon verheerend im Sinne einer Gleichberechtigung, dass die "Zeitgenossen" sehr stark bevorzugt werden, wenn es um die Vergabe von Aufträgen bei öffentlichen Wettbewerben geht. Hier stellt sich also auch ein verwaltungstechnisches, um nicht zu sagen rechtliches Problem, wenn die Leiterin der Abteilung Innenstadt zugleich Mitglied dieser Vereinigung ist.

  • Wenn es einen rechtssicheren Weg gäbe qualitätvolle Architektur vorzuschreiben wäre dieser irgendwo schon gegangen worden. Der grundsätzliche Streit zwischen den Anhängern der revolutionären Moderne und der evolutionären Architektur, die auf 2000 Jahre Geschichte rekurriert, wird weder mit Gestaltungssatzung noch mit Bauvorschriften zu verhindern sein.

    Gestaltungssatzung können manchmal das Schlimmste verhindern, deshalb ist es richtig, diese einzuführen. Den Rest kann nur eine engagierte Bürgerschaft leisten.

  • Manuel Re:

    Das kann schon sein, dass sich viele "Zeitgenossen" für das Zentrum engagiert haben. So viele Architekten wird es in Dresden ja vielleicht gar nicht geben. Kein Wunder also, dass man oft auf die gleichen Protagonisten trifft.
    Ich konnte noch kein konkretes Veranstaltungsprogramm des ZfBK entdecken?! Nachdem aber die Kritik schon so scharf formuliert wurde, wäre doch anzunehmen, dass einer der Kritiker schon etwas mehr darüber weiß was dort eigentlich laufen soll und wann?

    Die Veranstaltungen dort sind doch mit Sicherheit öffentlich. Wie wäre es damit, sich dort einfach zu einer interessanten Veranstaltung zu verabreden und mitzureden? Dann kann man die Sache ja vielleicht besser einschätzen.

    Hier eine evtl. eine erste geeignete Veranstaltung im ZfBK:

    20.06.17
    ARCHITEKTURDIALOG / Podiumsdiskussion
    Regine Leibinger (Barkow Leibinger Architekten) im Gespräch mit Reinhard Hübsch (Kulturredakteur des SWR) zu Architekturverständnis und Entwurfsansätzen.

    Veranstalter sind hier sogar die Zeitgenossen selbst...

    Wenn das keine Gelegenheit ist sich einzubringen? :)

  • Manuel Re:

    Das kann schon sein, dass sich viele "Zeitgenossen" für das Zentrum engagiert haben. So viele Architekten wird es in Dresden ja vielleicht gar nicht geben. Kein Wunder also, dass man oft auf die gleichen Protagonisten trifft.

    In der Dresdner Architektenkammer sind 2.900 Architekten eingetragen, die die Berufsbezeichnung führen dürfen. Da gehen einem so schnell die Zeitgenossen nicht aus.

  • Architekten, die "anders drauf sind" als die eigene Gruppe, werden gerne auch mal ausgegrenzt, da hat man in solchen Architektenkreisen als Außenseiter keine Chance, glaub mir, es wurde schon oft probiert. Die Gebrüder Patzschke oder Jakob Siemonsen aus Hamburg können davon zB. ein Liedchen singen.

  • Hat denn schon mal jemand versucht dort an irgendetwas teilzunehmen und ist dann abgewiesen worden? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Mich würde die Veranstaltung am kommenden Dienstag ja mal interessieren. Vielleicht sehen wir uns ja dort?

  • Eigentlich bin ich an den vielen grauen Haaren gut zu erkennen.:-) Aber ich werde es am 20.6. leider doch nicht dorthin schaffen.

    Trotzdem ist das bestimmt interessant und lohnenswert sich dort so oft als möglich blicken zu lassen.

    Was ich bisher so gehört habe, ist für Herbst 2017 eine Veranstaltung zur Werkbundstadt Berlin mit Paul Kahlfeld geplant. Das klingt ja auch nicht direkt nach kompromisslosem Modernismus, oder?

    Das aktuelle Programm des ZbfBK gibt es wohl zur Zeit (noch) nur bei Facebook:

    https://www.facebook.com/ZentrumBaukult…hc_ref=NEWSFEED

  • Ich werde deinen Optimismus erst dann teilen können, wenn sich an der Baukultur Dresdens wirklich etwas ändert, was die in dem Zentrum besprechen, ist solange nur "graue" Theorie. :)

  • https://www.sachsen-fernsehen.de/stadt-plant-fu…ndorten-377623/

    Bis 2030 soll es nurnoch 3 Verwaltungsstandort geben:
    Theaterstraße
    Neues Rathhaus
    und der neue Verwaltungsbau am Ferdinandplatz

    Einer der Gründe ist das die Stadt 2019 den Robotron-Bau an der St. Petersburger Ecke Grunaer Straße räumen muss, da der Eigentümer diesen abreisen will.

    Außerdem wird deswegen auch geprüft, ob man den nächsten Sanierungsschritt des Neuen Rathauses bis zur Fertigstellung des neuen Verwaltungsbaus verschieben kann, da die Mitarbeiter, die von der Sanierung betroffen sind und die des Robotron Gebäudes zwischendurch irgendwo untergebracht werden müssten.

    Vorrübergehend sollen die Mitarbeiter aus dem Robotron Gebäude erstmal in Fertigmodulen auf einem freiem Grundstück arbeiten.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.