Der Baubürgermeister stellt sich der zunehmenden Kritik an der Baukultur in Dresden und gibt den DNN ein Interview.
Hier einige Auszüge:
Alles anzeigenGibt es keine Möglichkeiten, architektonische Missgriffe zu vermeiden?
Das Baugesetzbuch eröffnet mir keine Möglichkeit, rechtssicher auf die architektonische Qualität von Fassaden Einfluss zu nehmen. Es gibt keine Mittel, einen Bauherren zu etwas zu zwingen.[...]
StadtbilDD meint, Sie würden die Stadt nicht gestalten. Was entgegnen Sie?
Auch mir gefällt nicht alles, was gebaut wird. Das ist aber auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich halte es für schwierig, wenn sich eine paar Leute einen Account bei Facebook einrichten und dann für sich in Anspruch nehmen, für die gesamte Stadtgesellschaft zu sprechen. Früher einmal, sagen wir im Barock, wurde absolutistisch regiert. Die Rolle des Baubürgermeisters ist heute eine andere.[...]
Herrscht noch Waffengleichheit zwischen Projektentwicklern und Bauverwaltung?
Wir haben zwei zusätzliche Stellen erhalten, um unsere Planungskapazitäten zu erhöhen. Es ist schwierig, mit den Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt mitzuhalten. Die Anforderungen an Planung werden immer höher, immer mehr Fachbehörden arbeiten mit. Denkmalschutz, Umweltschutz, Immissionsschutz, bei Erschließungen ist auch das Straßen- und Tiefbauamt gefragt. Die wachsende Stadt und der Druck auf den Wohnungsmarkt stellen hohe Anforderungen an die Verwaltung. Wir müssen auch in der Lage sein, flexibel auf die Ansiedlungswünsche von großen Unternehmen reagieren zu können, weil die Arbeitsplätze mitwachsen müssen. Deshalb müssen wir sehr genau abwägen, an welchen Stellen wir mit Planverfahren arbeiten wollen.[...]
Sie werden als investorenfreundlich kritisiert. Stellen Sie die Interessen von Investoren vor die Entwicklung von Dresden?
Es fehlt ein Verunstaltungsparagraf im Baurecht. Es wäre schön, wenn es einen stärkeren Ausgleich geben würde. Aber das Baurecht ist sehr investorenfreundlich. Insofern ist der Vorwurf das Kompliment, dass wir uns an Recht und Gesetz halten. Und in der Gestaltungskommission diskutieren wir die Planungen mit den Investoren durchaus kontrovers.
Ingesamt herrscht hier eine sehr schwierige Gemengelage. Sicher könnte die Stadt die Bukultur in Dresden heben, wenn sie denn zu einer härteren Haltung gegenüber allen Investoren bereit wäre und die Dresdner Baubehörden mit ausreichend Personal sowie dem Rückhalt der Politik ausstatten würde. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg.