• Zitat

    Vor dem Krieg stand dort ein harmonischer Gründerzeitler, jedoch aus meiner Sicht kein Rekonstruktionskandidat.

    Angesichts der Qualität des Nachbarhauses würde ich das gar nicht so sehen...
    Und so schlecht ("harmlos") war dieser Gründerzeitler gar nicht. Er hat sich gut und dezent angepasst und untergeordnet, ohne auf jeglichen Selbstanspruch zu verzichten.
    Was soll man zu diesem Entwurf sagen? Von guter und dezenter Unterordnung ist natürlich keine Rede. Der Selbstanspruch ist zwar vorhanden, aber das ist, wenn man so will, das einzig Positive. Die Form ist nicht ganz unoriginell, der Kontrast sehr hart.
    Die Baulücke gefällt mir sicherlich noch weniger.
    Ich kann mit diesem Entwurf leben. Aber eine Reko würde ich selbstverständlich vorziehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Total schade, man hätte den Gründerzeitler wieder sehr gut herrichten können... Somit wird die Jöllenbeker Straße und angrenzende Straßen immer mehr ihr Gesicht verlieren. Sehr bald wird man die Wohngegend nicht mehr wiedererkennen, wie sie einmal war und die Menschen werden sich dort fremd fühlen. ;(

  • Zur Motivation des Eigentümers:

    Das Haus zu sanieren sei für ihn keine Option gewesen, sagt Pankoke. "Das wäre genau so teuer geworden wie ein Neubau."

    Eine Sanierung war also offenbar möglich (und nicht einmal teurer als ein Neubau, also wirtschaftlich sehr gut vertretbar) nur von dem Eigentümer nicht gewollt. Da dieser das Anwesen erst 2015 gekauft hat, ist wohl davon auszugehen, das es dem Käufer nur um das Grundstück ging. Musste es dann unbedingt eines sein, dass mit einem doch recht ansehnlichen Gebäude bestanden ist?

  • Ein typischer Investor eben. Vermutlich wird er aufstocken, das Grundstück noch mehr ausnutzen und die Wohnungen dann verhökern. Die Fassade hätte man vielleicht integrieren können, aber das dürfte ihn nicht die Bohne interessiert haben.
    :daumenunten:

  • Für sehr viele Investoren zählt nur Gewinnmaximierung und sonst rein gar nichts. Es geht darum schnell reich oder immer noch reicher zu werden.

  • Es gibt aber auch Widerstand gegen den Abriss des Bauernhauses. Und zwar vom Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V. (IgB) - weniger dagegen von der Ortsheimatpflegerin.

    Zitat

    „Die Bielefelder Verwaltung, aber auch die bauinteressierten Unternehmen scheinen sich nicht der Tragweite ihrer Baulust und dem damit verbundenen fortschreitenden Abriss historischer Gebäude bewusst zu sein“, schreibt Alexander von Spiegel als regionaler Vertreter der IgB, in seiner Stellungnahme. „Haus für Haus stirbt unser Zuhause, aber auch die Geschichte Brackwedes.“
    Diese gebaute Geschichte aber gelte es zu bewahren, zumal der Hof Kulbrock kein „ausgemergeltes Haus“ sei. Die Idee, das denkmalgeschützte Torbogengebälk an anderer Stelle – völlig aus dem Zusammenhang gerissen – wieder aufzubauen, hält von Spiegel für völlig verfehlt: „Das sind nur Mahnmale des Versagens im Umgang mit unserem Stadtbild.“ Ein in Bielefeld gerne angewandte Form des Denkmalschutzes, wie Alexander von Spiegel kritisiert.


    Bauernhaus-Freunde kritisieren Abrisspläne für Kulbrocks Hof - Neue Westfälische

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Naja, immerhin höre ich in dem Artikel zum ersten Mal, dass die historischen Räume teilweise gerettet und wiedereingebaut werden. Ein stärkerer Erhalt des historischen Bausubstanz wäre schön gewesen, aber irgendwie tut der Verlust von 50er-Jahre-Gebäuden, sind sie noch so gut, nicht ganz so weh wie bei älteren Gebäuden...

    ... so wie der Hof Kulbrock. Fachwerkbauernhäuser sind leider etwas für Liebhaber und davon gibt es weniger als es Fachwerkbauernhäuser gibt, daher wundert mich das nicht, dass es niemanden gibt, der den Hof restaurieren will. Ist das gleiche Problem wie viele erhaltene Landgasthöfe. Ich hoffe aber noch, dass der alte Hof erhalten bleibt. Wenn ich aber z.B. sehe, wieviele Fachwerkhöfe allein im Kreis Minden-Lübbecke leerstehen sehe ich für die Zukunft schwarz.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Kulbrocks Hof: Nun ist es amtlich. Die Denkmalbehörden haben das Gebäude nochmals unter die Lupe genommen und teilen mit: Aufgrund des baulichen Zustands der zugegebenermaßen repräsentativ verzimmerten Fassaden und vielmehr noch aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen des Inneren sehen wir keine Möglichkeit der Erhaltung und Nutzung nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten, wie in § 2 Abs.1. DSchG NRW gefordert. Es soll ausdrücklich betont werden, dass mit dieser fachlichen Aussage keineswegs der Abbruch befördert werden soll.

  • Artikel zur Ablehnung des Denkmalschutzes für Kulbrocks Hof:

    http://www.nw.de/lokal/bielefel…-abgelehnt.html

    Zitat:
    Das 234 Jahre alte Fachwerkhaus, das seit rund einem Jahr leer auf einer Fläche steht, auf der die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen (BGW) Wohnungen bauen will, wird nicht unter Denkmalschutz gestellt. Das geht aus einem Schreiben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe als Oberer Denkmalbehörde hervor, welches der NW vorliegt.


    Darin heißt es mit Blick auf das 1783 errichtete Gebäude, dass der "bauliche Bestand aus denkmalpflegerischer Sicht nicht ausreichend für eine Unterschutzstellung des gesamten Fachwerkgebäudes" sei. Zudem weise das "Fachwerk der repräsentativ ausgeführten Fassaden (. . .) verschiedene Schäden auf, die mit großem Aufwand zimmermannsgerecht zu reparieren wären".