Noch ein interessanter Artikel aus der Märkischen. Man sollte lieber die Villen, die dort vorm Brauhausberg standen, wieder aufbauen. Das furchtbare Spassbad von Niemeyer ist auch so ein Grauen (Bilder unter http://www.stadtwerke-potsdam.de/presse/niemeyer/index.php). Und man soll sich nichts vormachen: Es wird an exponierter Stelle, quasi ggü. dem Stadtschloss stehen. Zeigt auch, welchen Geistes Kind man hier in Potsdam wirklich ist!
ZitatAlles anzeigen27.09.2005 / Potsdam
Verborgenes im BrauhausbergFassadenreste der Garnisonkirche, Pistolen, Gewehre und Gartenstühle - die Erde birgt Erstaunliches
PEER STRAUBE
MITTE Wilfried Böhme steigt durch ein finsteres Loch hinab ins 19. Jahrhundert. Nur wenige Meter oberhalb braust der Verkehr den Brauhausberg hinauf. Der Hauptabteilungsleiter Technik der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) steht in einem alten Kellergewölbe zwischen Bauschutt, zwei verrosteten Gartenstühlen und einem zerfressenen Stahltisch. "Die Räume reichen bis mitten unter die Straße", sagt Böhme.
Die Munitionsbergungsarbeiten am Standort des künftigen Badetempels von Oscar Niemeyer fördern allerhand Vergessenes zutage. Wie eben jene Reste der vermutlich aus der Mitte des 19. Jahrhundert stammenden historischen Bebauung, die englische Bomber im April 1945 in Schutt und Asche legten. "Wir machen dieses Erbe nun wieder sichtbar", sagt EWP-Bauleiter Matthias Beuster. Wenigstens für kurze Zeit. Denn bald verschwinden die alten Kellermauern und Gewölbe wieder unter Tonnen von Sand. Ebenso die verrosteten Relikte - "nichts von historischem Interesse", meint Beuster.
Anders sieht es dagegen mit dem Bauschutt aus. Darin entdeckte man in den letzten Wochen rund 50 Fragmente, die von der Fassade der Garnisonkirche stammen und zur Aufschüttung des Brauhausbergs beitrugen. Prinzipiell habe man zwar davon gewusst, jedoch nicht damit gerechnet, Sandstein zu finden, sagt Stadtarchäologin Gundula Christl. "Schließlich war das ein rares Baumaterial, das meist wiederverwendet wurde." Umso größer ist nun die Freude, denn die Stücke liefern unschätzbare Vorlagen für die Bildhauer, die die Teile später für den Wiederaufbau der Garnisonkirche nachbilden müssen. Einige Teile hat Christl schon zuordnen können, zum Beispiel das Fragment einer Fahne, die einst das Kirchenschiff zierte.
Entdeckt einer der vier Bagger, die die Erde am Brauhausberg systematisch durchsieben, etwas vermeintlich Wertvolles, wird es von den Denkmalpflegern inspiziert. Der Rest wandert auf eine Deponie. Bis zu zehn Meter musste man zum Teil in den Boden eindringen - so tief reichte einer der 19 dokumentierten Bombentrichter. "Da warf man damals gerne Waffen und Munition rein", erzählt Beuster: "Die interessanteste Stelle liegt daher immer ganz unten." Drei Karabiner, zwei Pistolen, einige Gewehre, Handgranten und eine Panzergranate habe man bislang aus der Erde geklaubt, zählt Beuster auf. Dabei werden die Arbeiten durch zahlreiche Kabel, alte Heizkörper und Stahlträger erschwert, denn alle Metallgegenstände werden von den Detektoren angezeigt. Alle anderthalb Meter mussten Sondierungsbohrungen durchgeführt werden - 13 000 insgesamt auf einem Areal von 4,2 Hektar. Bis Ende November will man mit der Munitionssuche fertig sein. Sobald die provisorische Erschließungsstraße fertig ist, von der man künftig von der Leipziger Straße zur Schwimmhalle gelangt, soll die Max-Planck-Straße aufgebrochen werden. Auch die Flächen hinter dem "Minsk" und der Schwimmhalle werden noch untersucht. Ob die alten Keller verfüllt werden müssen oder nicht, prüfen derzeit die Statiker. Fest steht aber, dass der zu Beginn der 60er Jahre errichtete Luftschutzbunker, auf dem das "Minsk" gebaut wurde, stehen bleibt. Er gehöre dem Bund, sagt Böhme. Ihn zu erhalten, sei eine der Bauauflagen gewesen.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10566314/60709/