Nachdem ein von mir eingestelltes Testfoto aus Las Vegas in diesem Forum einstimmig gefeiert wurde ("Venedig für Japaner", "wasissn das"), möchte ich doch einige weitere Bilder einstellen. Ich war diesen Sommer zum zweiten Mal dort, ich finde LV absolut sehenswert. Ich möchte vorwegschicken, dass ich absolsut kein Gambler bin, die armen Schweine, die morgens um 10.00 vor den Automaten hängen, tun mir einfach leid.
Ich habe mal igendwo gelesen, LV wäre für Amerikaner einfach toll. Sie könnten dort spielen, sich anziehen, wie sie wollen, hätten den Eindruck, in Europa zu sein, und niemand würde sie dumm angucken, wenn sie Eis in Ihren Cognac verlangen. Dem kann ich nichts hinzufügen.
Neben den verrückten Leuten gefällt mir in LV die Architektur der Kasinos/Hotel, vor allem die derjenigen, die europäische Städte nachbilden. Selbstverständlich rede ich von Kopien, aber die Kopien in LV sind schon verdammt gut, und mir ist eine gute Venedig-Kopie lieber als ein Original-Bauhaus oder ein Original-Plastik-Schloss wie in Ludwigslust.
Los geht es mit einem Blick auf das New-York-Kasino, in dem ich nun zum zweiten Mal übernachtet habe. Das Thema des Kasinos ist offensichtlich. Das angegliederte Hotel ist eines der größten der Welt und gigantisch, der Weg vom Parkdeck zum Zimmer ist eine Weltreise. Ich fühlte mich in den Hotelgängen wie der kleine Junge auf seinem Dreirad in "Shining", noch ein Abzweig und noch einer und noch einer. Leider habe ich keine Innenaufnahmen der Anlage, es werden, wie ich finde, gelungen, verschiedene Stadtteile von New York verarbeitet. Links neben meinem Foto ist noch die Freiheits-Statue. Um das Hotel fährt eine Achterbahn. Verrückt.
Auf dem nächsten Bild stehe ich auf der Brücke zwischen dem New York Hotel und dem MGM Grand und schaue den Las Vegas Boulevard, vulgo "strip", hinunter in Richtung Osten. Die Kreuzung hinter mir soll die verkehrsreichste der USA sein, die Fahrt von der nahen Interstate zum Parkdeck war trotz Ortskenntnis ein Abenteuer. Ich habe in LV eine Postkarte gesehen, die diese Kreuzung in den späten 70ern zeigte. Dort war eine breite Straße, das Tropicana war eine Baustelle, das Sands war wohl schon da, sonst nichts. Kein Zweifel: Die Amis haben hier in den letzten 30 Jahren einiges gerissen.
Das nächste Bild zeigt die Baustelle des City Center, den größten aktuellen Neubau. Hier werden in einem Mix aus Hotel, Kasino und Wohnanlage acht Milliarden Dollar verbaut. http://www.buecherundbilder.de/aktuelles/neubauboom-in-las-vegas.html\r
http://www.buecherundbilder.de/aktuelle ... vegas.html
Hier sehen wir das "Bellagio" mit seinem künstlichen See, der abends mit Fontänen, Lichtspielen und klassischer Musik in Szene gesetzt wird. Dahinter ist das Caesars Palace mit seinem Hotel in Gestalt eines riesigen römischen Phantasie-Tempels. Ich war vor drei Jahren am Comer See und habe mir das Original-Bellagio angeschaut, wobei ich natürlich weiß, das der Kasino-Nachbau nicht den Original-Ort, sondern mehr eine mediterane Grundstimmung einfangen soll. Ich muss sagen: Ich finde die Kopie interessanter als das Original, auch wenn das Original wirklich nett ist.
Gegenüber ist das "Paris". In der Front ist rechts die Pariser Oper, links ein Teil der Louvre, das markante Gebäude in der Mitte setze ich als bekannt voraus. Das Hotel in Gestalt eines riesigen Haussmannn-Baus ist für mich der absolute Hammer.
Als nächstes sehen wir einige Bilder vom Venetian, das ich für sehr gelungen halte. Ich war vor gefühlten 50 Jahren zuletzt in Venedig, aber ich weiß noch, dass die Seufzer-Brücke sich an einer ähnlich versteckten Stelle befindet wie in LV. Somit würde ich wetten, dass es im Venetian jede Menge einzelner Parallelen zum Original in Italien gibt, leider gibt es in LV nirgends so etwas wie einen Reiseführer pro Kasino, das würde die Leute ja nur vom Spielen abhalten. Das Innere des Venetian ist phantastisch, auf den Kanälen fahren Gondeln mit singenden Gondolieren, man meint wirklich, man wäre draussen, dabei ist man im ersten Stock eines Kasinos. Es laufen Polizisten in der Uniform des Assistenten von Commissario Brunnetti herum. Verrückt.
Auf dem Gelände des aktuellen Venetian befand sich bis 1996 der Kasino-Klassiker Sands, der in einigen Hollywood Filmen verewigt wurde. Die spektakuläre Sprengung des Kasinos soll in "Conair" eingebaut sein, das habe ich aber noch nicht gesehen. Die Amerikaner sind mit Ihrer Architketur nicht zimperlich, was nicht mehr optimal kommerziell zu nutzen ist, kommt weg. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Gillender Building in New York City, das 1896 als höchstes Gebäude der Welt gebaut, aber bereits 1910 wieder abgerissen wurde.http://en.wikipedia.org/wiki/Gillender_Building\r
en.wikipedia.org/wiki/Gillender_Building
Last but not least kommen wir zum schon aus der Ferne gezeigten Caesars Palace, einem wunderbar protzigen Klotz, der natürlich mit Römer-Gedöns vollgestopft ist. Der angeschlossene Hotelbau ist gewaltig. Der zum Strip gelegene Neubau Forum Shops, von wo die einzigen Innenaufnahmen stammen, die ich habe, ist ebenso gewaltig. Ich bin kein Bauingenieur, aber billig ist hier nun wirklich nichts, aber das gilt für die meisten großen Kasinos.
Wem das alles noch nicht verrückt genug ist, dem empfehle ich eine Trip in das im nahen Arizona gelegene Lake Havasu City, ich war vor fünf Jahren da, nachdem ich den Namen in einem London-Reiseführer gelesen hatte. Zierde des Ortes ist die London Bridge, die im Jahr 1968 den Anforderungen in London nicht gewachsen war und so kurzerhand auf einer Auktion in Los Angeles an einen reichen Amerikaner verkauft wurde, der die Brücke am Lake Havasu wiederaufbaute. Angeblich dachte der Käufer, er kaufe die Tower Bridge.
Das mit der Auktion halte ich übrigens für keine schlechte Idee, vermutlich fallen jedem Leser mindestens 250 Gebäude ein, bei denen eine Umsiedlung eines vom Abriss bedrohten Gebäudes besser gewesen wäre, als die endgültige Vernichtung.
Die ganze Geschichte findet Ihr hier.
http://www.westkueste-usa.de/2006/mn_LakeHavasu.htm\r
http://www.westkueste-usa.de/2006/mn_LakeHavasu.htm
Am Lake Havasu war aber nun kein geeigneter Fluß o.ä., an dem die Brücke optimal zur Geltung kommt, aber das war auch kein Problem, es wurde einfach ein künstlicher Wasserlauf angelegt, den man heute nicht mehr ahnt. Heute hat sich um die Brücke eine kleine englische Stadt mit City-of-London-Pollern, Pubs und roten Telefonzellen angesiedelt. Am nahe gelegenen Strand hat sich eine Party-Szene etabliert. Als ich vor fünf Jahren da war, stand in einem Cafe ein junges Mädchen neben mir, deren Oberkörper nur durch zwei aufgeklebte Sterne bedeckt war. Das alles war äußerst bizarr und hat in der City of London nicht wirklich etwas verloren. Und als absolute Krönung gab es noch eine Anlegestelle, an der Godeln mit singenden Godolieren im Venedig-Stil ablegten. Dass ich damals nicht herausbekommen habe, was diese Gondoliere wohl singen, werde ich mir nie verzeihen. In jedem Fall stand neben mir an der Anlegestelle ein fassungsloser Engländer, der meinen Kenntnisstand belegte, dass es in London keine singenden Gondoliere gibt.