Altenburg

  • Nichts gegen eine Sanierung des Gebäudes, aber wer so etwas plant hat für mich einfach eine Vollmeise. Sorry, anders kann ich das nicht ausdrücken. Wir reden zudem von einem Museum, das jetzt schon ein Zuschussgeschäft ist. Das zeigt sich an den Besucherzahlen. 2018 haben 17.115 Menschen dieses Museum besucht, was dem Normalmaß der Vor-Corona-Zeit entspräche. Das sind gut 47 Besucher am Tag. Und dafür soll das Museum erweitert werden? Das ganze wird mit Werber-Sprech ummantelt. So sei die Museumserweiterung der "Anfang zur Neuerfindung einer Stadt". Und wenn es sich um öffentliches Geld handelt, sitzt bekanntlich die Geldbörse locker... :kopfschuetteln:

  • Heutzutage wird Sparsamkeit und Nachhaltigkeit gepredigt. Was hat bitte die Zerstörung einer intakten Treppenanlage damit zu tun? Abseits der Tatsache, dass es sich um ein Baudenkmal handelt, ergibt es einfach schlichtweg keinen Sinn. Das Gebäude ist in einem sehr guten Zustand, warum sollte man mutwillig etwas abreißen und komplexe Bautätigkeiten durchführen, die komplett unnötig sind? Aber hey, was wissen wir schon...

  • Wenn kein aktiver Wiederstand aus der Altenburger Bürgerschaft gegen diese sinnlose und unnötige architektonische Zerstörung ihres Museums kommt,wird der dann einst schöne Eingangsbereich eben für die Zukunft verschandelt sein.☹

  • Ich kann mich mit dem Entwurf auch überhaupt nicht anfreunden. Ärgerlich ist vor allem die Geheimniskrämerei. Selbst als Interessierter Altenburger war bis vor kurzem nur wenig in Erfahrung zu bringen. So stand schon lange vor den nun präsentierten Entwürfen fest, dass bspw. die Treppenanlage abgerissen werden soll. Sie gehört nicht zu Engerts Originalentwurf, bildet aber von der Wettinerstraße aus einen herrlichen Anblick. Die Treppenanlage sei wohl stark geschädigt und hätte ohnehin abgetragen werden müssen, ist ein Argument. Man hätte sie aber auch wieder herstellen können.

    Mich stört vor allem das in der Luft schweben des Gebäudes durch diesen gläsernen Sockel. Das konterkariert völlig die architektonische Gestaltung des Gebäudes nach klassischen Prinzipien. Ich hab Verständnis dafür, den Sockelbereich nutzen zu wollen. Aber man hätte, wenn die Treppe ohnehin erstmal niedergelegt werden muss, den Sockelneubau einfach wieder mit der Treppe verkleiden könnnen. So wie jetzt geplant, geht es gar nicht. Nutzungsanforderungen hin oder. Ein Fahrstuhl ließe sich auch so integrieren.

  • Wie ich heute hörte, gibt es schon einen neuen Entwurf, der auch noch nicht öffentlich ist. Also da braucht man sich über zunehmende Empörung in der Bevölkerung nicht zu wundern. Einige Verantwortliche reagieren mittlerweile reichlich genervt, aber ich kanns nachvollziehen. Altenburg ist eine kleine Stadt (31.000 Leute) mit einem entsprechend interessierten Publikum. Das geht ja auch auf das große Angebot (Lindenau-Museum, Mauritianum, Residenzschloss, Landestheater) in der Stadt zurück. Also da möchte man bei einer der wichtigsten Stadtansichten nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

  • So jetzt ist die Katze aus dem Sack. Wesentlich Neues gibt es nicht zu vermelden. Es gab eine große PK, mit Herrn Krischke, Landrat Uwe Melzer Architekturbüro etc. Am grundsätzlichen Ansatz wird festgehalten. Einzig die schrägen Stützen des Glasvorbaus sind durch gerade ersetzt worden. Etwas eigenartig ist das ständige erwähnen der nicht entgültigen Gestaltung, bei gleichzeitigem betonen des fortgeschrittenen Planungsprozesses (denkmalrechtliche Genehmigung, Bauantrag gestellt).

    Landrat Melzer betonte nochmal, zum derzeitigen Konzept zu stehen. Die Kritik der eingeladenen Pressevertreter war dennoch einhellig und konzentrierte sich trotz des Bemühens, das Augenmerk auf andere Dinge zu lenken (Nutzungsanforderungen), fast ausschließlich auf die Gestaltung des Neubaus. Die Kritik war nach wie vor einhellig, auch Nikolaus Bernau und ein Vetreter der Bauwelt und des Tagesspiegels waren anwesend. Es kam sogar die Frage, ob es sich nach so einem massiven Eingriff noch um ein Denkmal handeln würde.

    https://www.lvz.de/Region/Altenbu…indenau-Museums (Pay wall)

    Kurzer Videobeitrag von Altenburg TV

    https://www.altenburg.tv/nachrichten/17…nau_Museum.html


    Mein Fazit: Da wird sich nicht mehr viel ändern. Zu weit scheinen mir die grundsätzlichen Planung fortgeschritten. Die Kritik wird wohl nicht abreißen. Es werden immer wieder Nutzungsargumente, Barrierefreiheit und Platzgewinn als Argumente gebracht. Aber warum diese Form des Sockels die einzige Lösung dafür sein soll, wurde nicht schlüssig dargelegt. Zumal ein Großteil des Platzgewinns auf die geplante Auslagerung von Büros und Depots in den ehemaligen herzoglichen Marstall zurückgeht, nicht auf den neuen Sockel.

    Das ist eine Unehrlichkeit in der Debatte, die ich ohnehin bemängel. Immer hieß es, durch die Auslagerung eben jener Bereiche in den Marstall könnte der Museumsbau ohne gravierende Um- und Anbauten auskommen. Pustekuchen.

  • Wenn eine Erweiterung unbedingt notwendig ist,hätte man der Frontbereich des Museum zumindest in einer neuentworfenen architektonisch traditionellen Form gestalten können.Dann wäre der Kontrast alt und neu nicht so krass ,gerade im Haupteingangsbereich.

  • Ich habe mich der Thematik des Umbau des Lindenau-Museums angenommen: https://www.zeilenabstand.net/kritik-an-umba…m-in-altenburg/

    Ich kopiere hier mal die wesentlichen Passagen meines Artikels hinein:

    Umbaupläne

    Dass Lindenau-Museum ist seit Anfang 2020 wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Die im Zuge dieser Umbauten nun öffentlich gewordenen Pläne sind dabei auf scharfe Kritik in der Fachwelt und der Bürgerschaft gestoßen. Sie sehen vor, die terrassenartige Treppenanlage, die 1910 nördlich an das Gebäude angefügt wurde, zugunsten einer modernen Glaskonstruktion abzureißen. Diese soll in Zukunft den Eingangsbereich zum Museum bilden und den Anforderungen eines modernen Hauses mit Barrierefreiheit und gestiegenem Platzbedarf genügen.

    Dabei erfolgte die Projektvergabe maximal intransparent. Weder gab es die für derart bedeutende Projekte üblichen Beratungsgremien noch einen Architekturwettbewerb. Der Auftrag ging an das Erfurter Architekturbüro Kummer.Lubk.Partner. Die konkreten Umbaupläne selbst wurden bis vor Kurzem der Öffentlichkeit vorenthalten.

    Umfassende Kritik

    Die Kritik an den Plänen kommt von allen Seiten: von Museums- und Denkmalexperten, von Architekturkritikern und von der Bürgerschaft. Der Architekturkritiker Nikolaus Bernau verweist zurecht auf die überragende gestalterische Bedeutung der Terrassenanlage, die aufgrund der Hanglage für die architektonische Wirkung des Gebäudes unentbehrlich ist.

    Eine Resolution von Architekten, Denkmalpflegern und Kunsthistorikern wendet sich mit einem Appell an die Verfechter und Entscheidungsträger des Bauvorhabens, namentlich Landrat Uwe Melzer, Oberbürgermeister André Neumann, Museumsdirektor Dr. Roland Krischke und Landeskonservator Holger Reinhardt. Die Verfasser kommen zu dem Schluss:

    Zitat

    Die Maßnahmen stehen unserem Eindruck nach – soweit aus den spärlich öffentlich gemachten Unterlagen ersichtlich – nicht im Einklang mit den in der Leistungsausschreibung enthaltenen, sehr sorgfältigen und nachvollziehbaren denkmalpflegerischen Vorgaben. Sie weichen auch von heutigen architektonischen und denkmalpflegerischen Standards ab. Vielmehr scheint das Projekt noch der antihistoristischen Haltung der Nachkriegszeit verhaftet, wonach man derartigen Bauwerken mit Kontrast und Verfremdung entgegentreten müsse – ein seit langem veraltetes Denken, das hier zum Angriff auf eine hochwertige, in seltener Geschlossenheit erhaltene Substanz antritt.

    Der Resolution ist nicht viel hinzuzufügen. Die Beseitigung der Terrassen- und Treppenanlage würde die Proportionen und die Wirkung des Gebäudes an seiner Hanglage entscheidend verändern, ja ins Lächerliche ziehen. Der beherrschende Mittelrisalit der Nordfassade mit dem Hauptportal würde aus seiner Funktion gerissen und zur reinen Staffage verkommen. Dies widerspricht allen Konventionen moderner Denkmalpflege. Daran ändern auch die Korrekturen im Detail zwischen den Planungsständen vom November 2021 und Februar 2022 nichts.

    Dass sich mit Museumsdirektor Krischke und Landeskonservator Reinhardt ausgerechnet zwei Personen, die sich dem Schutz unseres Kulturgutes verschrieben haben, für diese Pläne erwärmen können, ist umso unverständlicher. Es bleibt zu hoffen, dass man den Irrweg in Altenburg noch rechtzeitig erkennt und gegensteuert.

    Lindenau-Museum in Altenburg, Quelle: J.-H. Janßen bei Wikimedia, Lizenz: CC BY-SA 4.0

    Lindenau-Museum Altenburg, Planungsstand November 2021, Entwurf: Kummer.Lubk.Partner

    Lindenau-Museum Altenburg, Planungsstand Februar 2022, Entwurf: Kummer.Lubk.Partner

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Neues vom Lindenau-Museum. Im großen Lichthof des Landratsamtes werden jetzt die Entwürfe für die neue Eingangssituation präsentiert.

    Der Favorit ist in meinen Augen ein Quantensprung, mit dem ich mich nicht nur anfreunden könnte, sondern den ich auch wirklich charmant und gelungen finde.

    Am Abriss der aktuellen Treppenanlage wird festgehalten, das stand schon fest. Ansonsten zeigt aber der favorisierte Entwurf deutlich, was unter Berücksichtigung der Vorgaben und Wünsche des Museums möglich ist. Der geschwungene Sockel soll in bräunlicher Optik daherkommen. Die von Dr. Krischke (warum auch immer) vehement geforderte Einsehbarkeit der Studioräume, wird durch geschickt platzierte Fenster realisiert, die beim Frontalanblick fast verschwinden. So schwebt das Gebäude nicht wieder in der Luft. Sollte dann wirklich auch noch die geplante Begrünung des Sockels umgesetzt werden, halte ich die Einbettung in den Schlosspark für sehr gelungen.

    Lichthof und Lehmfassade am Lindenau-Museum: Neuer Entwurf für Eingang | MDR.DE
    Nach einem Ideenwettbewerb gibt es nun einen neuen Entwurf für das sogenannte "Stadtgeschoss" des Lindenau-Museums. Eine Jury hat sich für die Idee eines…
    www.mdr.de
    Das „neue“ Lindenau-Museum Altenburg nimmt Gestalt an
    Vorentwürfe der Ideenfindung vorgestellt
    www.abg-net.de
  • Mit der jetzt gefundenen Lösung hinsichtlich des Lindenau-Museums kann man, so denke ich leben. Jedenfalls stellt sie m. E. schon eine deutliche Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Planung dar.

    Es stellt sich aber die Frage, was mit der neobarocken steinernen Treppe nebst deren Balustern geschehen soll? Da der Altenburger Schlosspark ein ziemlich abschüssiges Gelände aufweist, könnte man die Treppe doch dort wieder errichten. Wobei ich mir z. B. irgendwo im Schlosspark vielleicht eine Terrasse oder ein Bassin für einen Springbrunnen vorstellen könnte. Hier könnte die neobarocke Treppenanlage nebst Balustern wieder verwendet werden. Sollte dieser Vorschlag keinen Gefallen finden, so gäbe es in der einstigen Residenzstadt Altenburg bestimmt anderweitig einen Platz, an dem diese schöne Treppe samt deren Balustern zur Geltung käme.

    Falls dies aber abgelehnt wird, so sollten zumindest die Werksteine und die Baluster der Treppe aufbewahrt werden. Denn auch diese stellen einen Wert dar. So etwas heutzutage durch einen Steinmetz neu herzustellen, ist sehr teuer. Wenn man die Steine nebst den Balustern aber zumindest sicher deponiert, hat in einigen Jahrzehnten eine andere Generation immer noch die Möglichkeit, für diese Steine der Treppe samt der dazugehörigen Baluster einen passenden und geeigneten und würdigen Platz zu deren Wiederverwendung zu finden.

  • Ein Erhalt der Treppenanlage auch anderswo wäre natürlich nicht schlecht. Dafür sehe ich aber keine Initiative. Der Abriss wäre aufwendiger und teurer, ein neuer Standort im (denkmalgeschützten) Parkareal ist nicht in Sicht und Platz für die Einlagerung der Werksteine hat die Stadt meines Wissens auch nicht.

  • Das Sockel-/Kellergeschoss der Neorennaissance sieht häufig eigentlich wie eine schräge Festungsmauer mit dem typischen kräftigen halbrunden Sockelgesims aus. Das wäre eigentlich das klassische Mittel gewesen. Riesige Fenster kann man da dann nicht integrieren, aber doch relativ grosse regelmässig verteilt.