Brandenburg an der Havel

  • Zitat

    mit dem einzigen Unterschied, dass die meisten Teilrekonstruktionen 10 -20 Jahre nach dem Krieg entstanden.


    Dieser Unterschied ist aber sehr wichtig! Siehe zum Beispiel der unlaengst hier gepostete Halberstadt-Galerie, was dort noch alles teilzurekonstruieren ist!
    Dazu kommt noch, dass die Rekonstruktions- oder so man will Wiederaufbaugegner solche ruinen lieber als Mahnmale belassen, wie z. B. die Aegidienkirche in Hannover oder die Kirche neben dem Guerzenich in Koeln.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Brandenburg a. d. Havel in drei Teilen

    1. Teil: Altstadt

    Den Siedlungskern bildet die von Wasser und Sümpfen umgebene spätere Dominsel, eine der ältesten durchgehend besetzten märkischen Siedlungsstätten und Hauptburg der slawischen Heveller (Havelländer). 928 nach der Eroberung durch König Heinrich I. wurde ein sächsischer Burgwall errichtet und 948 von Kaiser Otto I. zum Bischofssitz erhoben, im 12. Jhd. endgültig deutsch, nach dem 1157 der letzte slawische Heveller-Fürst Pribislaw-Heinrich sein Erbe an Albrecht dem Bären aus dem Hause Askanien vermachte. Es entstanden neben der Dominsel die Altstadt, Parduin, Luckenberg und die Neustadt. Brandenburg wurde im 13. Jhd. Hauptstadt der Mark Brandenburg. 1715 wurden Alt- und Neustadt zusammengelegt, das Domstift folgte erst 1929!


    Brandenburg, Altstadt mit Blick zum Altstädter Rathaus


    Brandenburg, Altstädtischer Markt


    Brandenburg, Altstädter Rathausturm mit Roland


    Brandenburg, Roland (ursprünglich in der Neustadt)


    Brandenburg, Rathaus


    Brandenburg, Rathaus - kaiserliches Wappen


    Brandenburg, Suburbium Parduin


    Brandenburg, Evgl. Kirche St. Gotthardt (got.; 13. - 15. Jhd.)


    Brandenburg, Evgl. Kirche St. Gotthardt, Innen - Blick zum Altar


    Brandenburg, Kath. Kirche St. Nikolai (roman.; 12. Jhd.)


    Brandenburg, Kath. Kirche St. Nikolai, Innen - Blick zum Altar


    Brandenburg, Friedenswarte (bis 1958 Bismarckwarte). Bis 1722 stand hier die in vorreformatorischer Zeit bedeutende viertürmige Wallfahrtskirche St. Marien

    2. Teil: Neustadt


    Brandenburg, Jahrtausendbrücke; die Verbindung zwischen Alt- und Neustadt wurde zur Tausendjahrfeier der Stadt errichtet.


    Brandenburg, Neustadt - Hauptstraße


    Brandenburg, Neustadt


    Brandenburg, Fritze-Bollmann-Brunnen


    Brandenburg, Evgl. Hauptkirche St. Katharinen (got.; 15. Jhd.)


    Brandenburg, Evgl. Hauptkirche St. Katharinen, Innen - Blick zum Altar


    Brandenburg, Evgl. Hauptkirche St. Katharinen, Innen - Blick zur Orgel


    Brandenburg, Evgl. Hauptkirche St. Katharinen, Orgelprospekt


    Preußischer Adler über der Orgel


    Brandenburg, Evgl. Hauptkirche St. Katharinen, Altar der hlg. Hedwig von Andechs-Meranien


    Brandenburg, in der Neustadt


    Brandenburg, St. Pauli-Kloster


    Brandenburg, Brennabor-Werke

    3. Teil: Domstift

    Leicht erhöht erhebt sich vornehm schlicht die Dominsel aus der Havel. Sie ist seit die Keimzelle der Stadt. Der Dom war Hauptkirche der Diözöse Brandenburg und ein Prämonstratenserkloster. 1555 wurden Dom und Stift evangelisch. Von 1706 bis 1937 existierte hier die preußische Ritterakademie mit angeschlossenem Gymnasium. Erst 1929 wurde der Dom und das Domstift nach Brandenburg eingemeindet.


    Brandenburg, Blick von der Neustadt zur Dominsel


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul, Innen - Blick zu den Altären


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul, Innen - Blick zur Orgel


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul, Innen, Hochaltar


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul, Innen - Hochalter, hlg. Maria


    Brandenburg, Evgl. Dom St. Peter und Paul, Innen, barocke Gruft


    Brandenburg, Ritterakademie (neogotisch, heute evgl. Gymnasium)


    Barocker Grabgedenkstein für die Verstorbenen der Ritterakademie auf dem Kirchhof


    Brandenburg von der Friedenswarte, mit der evgl. Hauptkirche St. Katharinen im Mittelpunkt

    Für weniger Ideologie!

  • Endlich! Und eine deftige Portion Dankeschön von mir. Auf Brandenburg hatte ich lange gewartet, ist es doch eine der größeren wenig zerstörten Städte in Deutschland. Schildere doch mal Deine Eindrücke - gibt es größere zerstörte Flächen in der Innenstadt, Plattenbauten oder sonstige Unbauten, die das Ensemble entstellen? Gibt es einen Stadtmittelpunkt, Marktplatz oder ähnliches? Viele leerstehende Geschäfte oder ein prosperierendes Zentrum? Deine Fotos zeigen ja sehr schöne Bereiche der Stadt - besonders die Hauptstraße gefällt mir ob ihrer Urbanität. (erinnert mich ein bißchen an die Salzstraße in Freiburg, gerade mit den Straßenbahnschienen - fährt sie denn noch?)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wenn man mit der Bahn anreist, den Hauptbahnhof verlässt, möchte man am liebsten ganz schnell wieder in den Zug steigen und wegfahren. Man wird von einem furchtbaren Bahnhofsvorplatz bzw. einer Staubpiste mit nicht renovierten grauen Plattenbauten und halb zerfallenen Altbauten empfangen.

    Nun, wer den Bahnhofsplatz-Schock überstanden hat und nicht den Fehler begangen hat hastig zurück in den Zug zu springen, wird im Großen und Ganzen mit einer wunderschönen Stadt entschädigt. Lediglich südlich des Zentrums gibt es im Innenstadtbereich sowie am Neustädtischen Markt einige DDR-Bauten, die sich jedoch architektonisch in Grenzen halten, da sie gut renoviert wurden und nicht wirklich etwas zerstören. Am Neustädtische Markt steht sogar ein moderner Bau aus DDR-Zeit (schätze so um 1960), der auch in Westdeutschland hätte stehen können. Also keine Platte.

    Viele Straßenzüge sind durchgehend klassizistisch, teilweise barock, teilweise gar 16. Jhd. oder Gründerzeit. Im Großen und Ganzen ist die Stadt sehr geplegt, vor allem im Bereich der Gewässer wurden schöne Anlagen errichtet. Natürlich gibt es auch kaputte oder in sich zerfallene Häuser, aber das bleibt wohl nicht aus, in einer Stadt die Einwohner im großen Stil verloren hat und immer noch verliert. Dennoch ist es eine Stadt mit Lebensqualität, unbedingt sehenswert. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.

    Das Zentrum ist um den Neutstädtischen Markt, die Hauptstraße und die Steinstraße anzusiedeln, also alles um die Katharinenkirche herum. Abends war in der Steinstraße noch richtig was los, einige Bars, Cafés und Lounges, sowie ein recht fideler Jugendclub hielten die Straße auch nach Geschäftsschluß am Leben. Dafür ist der Bereich der Altstadt hingegen sehr ruhig.

    Ja, die Straßenbahn verkehrt noch, wenn auch nicht allzu häufig, in der Woche alle 15 Minuten, am Wochenende nur alle 30 - 60 Minuten. Man überlegt leider sie langfristig durch Busse zu ersetzen. Was Schade ist, da Straßenbahnen m. E. viel Leben in die Städte bringen.


    Straßenbahn in der Hauptstraße

    Ggf. stelle ich heute Abend weitere Bilder ein.

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  • Danke für Deine schnelle und aufschlußreiche Antwort! Man überlegt, die Straßenbahn durch Busse zu ersetzen... Wie kann man so einen Gedanken auch nur ansatzweise in Betracht ziehen? Man sollte extrem froh sein, dass man eine der wenigen deutschen Städte ist, die dieses identitätsstiftende urbane Flair noch nicht im Keim erstickt haben! Aber ist ja oft so: Gerade die Dinge, die eine Stadt individuell und exklusiv machen, werden nicht erkannt und kurzsichtig dem Allerweltsniveau angepasst. Zum Glück ist das in Freiburg anders.

    Bahnhofsbereiche sind die Visitenkarte einer Stadt und sollten daher eigentlich Priorität haben. Das wundert mich.

    Geizmanege :gg:

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  • Zitat von "Sebaldt"

    Wenn man mit der Bahn anreist, den Hauptbahnhof verlässt, möchte man am liebsten ganz schnell wieder in den Zug steigen und wegfahren. Man wird von einem furchtbaren Bahnhofsvorplatz bzw. einer Staubpiste mit nicht renovierten grauen Plattenbauten und halb zerfallenen Altbauten empfangen. Nun, wer den Bahnhofsplatz-Schock überstanden hat und nicht den Fehler begangen hat hastig zurück in den Zug zu springen, wird im Großen und Ganzen mit einer wunderschönen Stadt entschädigt.

    Naja, das Gefühl kennt man doch, wenn man schon mal mit der Bahn in Dresden gewesen ist... :zwinkern:

    Aber ansonsten scheint Brandenburg ja eine recht schöne Stadt zu sein.

    Schade, daß in so vielen Städten der Bahnhof im Stadtteil "Würg!" liegt und man kaum ahnt, daß da noch was sehenswertes kommt. In Heidelberg oder Freiburg ist das ja auch so, und auch in Wiesbaden denkt man, man sei hier falsch. Liegt es in Brandenburg nur an der Zerstörung der früheren Bebauung oder an der Lage des Hauptbahnhofs?

  • @Schlossgespenst: Am Schlimmsten ist diesbezüglich ja Braunschweig. Nur in Brandenburg scheint dieser Bereich zusätzlich ungepflegt und verrottet zu sein, wenn ich es richtig verstanden habe - zumindest das sollte man evtl. beheben. Vorbildlich: Das Bahnhofsviertel in Erfurt!

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  • Es gibt ja auch das Gegenbeispiel: Frankfurt/Main. Wenn man den Bahnhof verlässt glaubt man sich in einer unzerstörten Stadt wiederzufinden. Insbesondere wenn man dann die Kaiserstraße richtung Zentrum geht. Kommt man allerdings an der Hauptwache an, findet man sich im Fünfzigersechzigerjahrenachkreigskuddelmuddel wieder.

    In Brandenburg liegt der Bahnhof sehr weit außerhalb der City. Auf der gegenüberliegenden Seite der Gleise finden sich nur noch ein paar Kleingartenlauben sowie unendliche märkische Wiesen, Teiche und Felder. Aber auch wer am Hp. Brandenburg-Altstadt (Strecke: Brandenburg - Rathenow) den Zug verlässt findet sich weit außerhalb der Altstadt wieder.

    Bis 2010 will man allerdings den Bahnhofsvorplatz in Brandenburg umgestalten.

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  • Zitat von "Sebaldt"


    In Brandenburg liegt der Bahnhof sehr weit außerhalb der City. Auf der gegenüberliegenden Seite der Gleise finden sich nur noch ein paar Kleingartenlauben sowie unendliche märkische Wiesen, Teiche und Felder.

    Ah ja, so war es ja ursprünglich auch in Ffm und WI. Nur daß sich in Ffm dann das Bahnhofsviertel und damit die Stadt in Richtung Bahnhof vorgearbeitet hat, während in WI gegenüber vom Hbf immer noch dieselbe alte Grünanlage liegt - und die ist zwar gepflegt, aber es sieht eben komisch aus, wenn man in einer Großstadt ankommt und dann erstmal auf eine große Wiese schaut.

  • Den Strassenbahn durch Busse ersetzen, das hat man hier in Leiden/Niederlande schon vor vierzig Jahren gemacht. Heute wird es bedauert, und moechte man eine "Lightrail"-S-Bahn durch die Stadt bauen. Das ist auch keine gute Idee. Am besten ist es, den Strassenbahn beizubehalten, in Brandenburg/Havel hat man diese Moeglichkeit noch.
    Ansonsten besticht, wie ich vormals schon einmal schrieb, das erhaltene preussische Flair Brandenburgs/Havel. Wer wissen will, wie es in Koenigsberg/Preussen ungefaehr ausgesehen hat, der besuche Brandenburg an der Havel!

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  • Abgesehen von Straßenbahnen und Bahnhofsvorplätzen möchte ich den Blick auf diesen irrsinnigen Blendgiebel an der Hauptkirche St. Katharinen lenken. Das ist für mich einfach exzessiv. Gut gefällt mir auch im Inneren, wie geschmackvoll die barocke Ausstattung in das mittelalterliche Gebäude eingefügt wurde.

  • Dieser modernistische Eingangsbereich beim alten Rathaus stört mein empfindliches Gemüt, die traditionsreiche Atmosphäre wird beeinträchtigt.

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  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Abgesehen von Straßenbahnen und Bahnhofsvorplätzen möchte ich den Blick auf diesen irrsinnigen Blendgiebel an der Hauptkirche St. Katharinen lenken. Das ist für mich einfach exzessiv. Gut gefällt mir auch im Inneren, wie geschmackvoll die barocke Ausstattung in das mittelalterliche Gebäude eingefügt wurde.

    Der Blendgiebel ist wirklich sehenswert, die Katharinenkirche ist allemal sehr schmuck, da sie die Stützpfeiler innen hat und so blieb draussen Platz für viel Verzierung.

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  • Die Blendgiebel an der Hauptkirche St. Katharinen sind ein Hauptwerk des Baumeisters Hinrich Brunsberg (* um 1350 im Deutschordensland; † zwischen 1428 und 1435 vermutlich in Stettin): http://de.wikipedia.org/wiki/Hinrich_Brunsberg, des vielleicht wichtigsten Baumeisters der norddeutschen Backsteingotik. Die Bauweise mit den Stuetzpfeilern innen bei Kirchen ist auch typisch fuer sein Bauen.

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  • Zitat von "Brandmauer"

    Wer wissen will, wie es in Koenigsberg/Preussen ungefaehr ausgesehen hat, der besuche Brandenburg an der Havel!

    Genau das habe ich auch gedacht, als ich diese wunderschönen Impressionen aus Brandenburg gesehen habe. Wie aus einer anderen Zeit und einer uns "unbekannten" Region.
    Vielen Dank für die schönen Bilderchen! :D

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Wie gesagt, noch ein paar Impressionen aus Brandenburg/Havel:


    Das gibts leider auch mal.


    St. Jakobus

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