Sakralbauten der Pyhrn-Eisenwurzen-Region (Galerie)

  • Spital am Pyhrn:


    Ich hätte diese Bilder ganz schamlos zum Steyr-Strang hinzugegeben, aber Freund Frank ersuchte um eine eigene Galerie, um selbst Bilder hier einzustellen.
    Die Pyhrn-Eisenwurzenregion ist sicher im sakralen Bereich höchst ergiebig, vor allem, was die Spätgotischen Landkirchen im nördlichen Alpenvorland betrifft.


    Zitat

    An diesem Vormittag waren Professor Pfeiffer und ich zum Rundgang eingeteilt. Mit Rucksäcken versehen, schlenderten wir gemütlich durch die goldene herbstliche Landschaft und versanken....in ein angeregtes Gespräch über die unter anderem gehäuft im Raum Amstetten beheimatete sogenannte Österreichische Sondergotik, die Pfeiffer seinem Naturell gemäß überaus zusagte, und die er als einen der Höhepunkte abendländischer Baukunst in höchsten Tönen pries. Ich stimmte ihm zu, was den komplexen Formenreichtum der einzigartigen Schlingrippengewölbekonstruktionenen von, nur um einige prominente Beispiele zu nennen, St. Valentin, Gaming oder Scheibbs anbelangt, dem in seiner Art tatsächlich nichts Adäquates an seine Seite zu stellen ist, vermeinte jedoch, dass jener durchaus liebenswert-schrullige, jedoch zugegebenermaßen etwas entartete Wildwuchs bei all seiner unbestreitbaren Originalität nicht zu einer Überschätzung dieses in seiner letztendlichen Ausformung doch eher provinziell gebliebenen Sonderstils führen dürfe. Komplexität, überhaupt in dieser wirren, überquellenden Erscheinungsform, sei eben doch nicht das einzige Kriterium künstlerisch-ästhetischer Betrachtungsweise, weshalb etwa dem rationalen, regelmäßig-geometrischen Aufbau der obersächsischen Gewölbestrukturen jedenfalls der Vorzug zu geben sei. Pfeiffer protestierte aufs Schärfste gegen diesen, wie er sich ausdrückte, einem reaktionären, abgeschmackten Klassizismus und damit verbunden einer unerträglich nivellierenden Primitivität das Wort redenden Ansatz. Um mich zu provozieren, verstieg er sich sogar zu der Albernheit, die Pfarrkirche zu Scheibbs als architektonisches Ganzes über die gewaltige Marienkirche zu Pirna zu stellen.

    Als ich, jeglichen Streit vermeiden wollend, schüchtern vorgebrachte, dass das Werk des Peter Ulrich von Pirna summa summarum dennoch gar nicht so übel und daneben im internationalen Rahmen merkwürdigerweise sogar einigermaßen berühmt sei, verstieg sich Pfeiffer immer mehr zu wüsten Ausfällen gegen alles Sächsische, was schlussendlich in hässlichen Beschimpfungen Robert Schumanns und vor allem Richard Wagners gipfelte...

    (Heimito von Doderer, Repetitorium IV)
    Angemerkt sei, dass bei den erwähnten nö. Kirchen von einem 'Schlingrippengewölbe' gar keine Rede sein kann, vielmehr liegen kassetierte Deckengewölbe vor.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dir ursus besten Dank für die Eröffnung dieses Strangs. Ich hatte mir zwar gedacht, dass er etwas breiter gefasst sein könnte: „Sakralbauten in Oberösterreich“. Eine Abgrenzung nach den Bundeslandgrenzen wäre mir alleine deshalb lieber, weil mir nicht klar ist, welche Bereiche genau zur Region „Pyhrn-Eisenwurzen“ gehören. Gibt es klare Grenzen? Aber egal, lassen wir es erstmal so, später können wir bei Bedarf immer noch was daran ändern.

    Doderers Zitat ist sehr amüsant und wäre sicherlich ein guter Auftakt für weitere Bilder zu den gotischen Landkirchen. Hast du oder jemand anderes welche ? Ich kann leider nicht damit dienen. Von mir werden zuerst nur weitere Bilder aus Spital am Pyhrn und zum Kloster Schlierbach folgen.

  • Spital am Pyhrn

    Ursus hat ja schon drei Bilder der ehemaligen Stiftskirche in Spital am Pyhrn gezeigt. Diese möchte ich ein wenig ergänzen.

    Spital am Phyrn ( http://de.wikipedia.org/wiki/Spital_am_Pyhrn ) ist eine Gemeinde auf 640 m Höhe im Traunviertel...


    Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20070313190915

    und ist um ein ehemaliges Chorherrenstift herum entstanden, das heute in seiner barocken Form erhalten ist.

    Vor die etwas ältere Stiftskirche wurde 1771 diese barocke Dreifaltigkeitssäule errichtet:

    Die Kirche ( http://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Spital_am_Pyhrn ) selbst wurde von 1714 an von dem bedeutenden Barockarchitekten Prunner ( http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Michael_Prunner ) errichtet,...

    ...ihre barocke Fassade gehört zu den unzähligen sehenswerten Exemplaren dieser Art in Österreich:



    Hier ein hübsches Gitter von 1756 neben der Kirche...

    ...und hier das Abschlussgitter in der Kirche...


    ...mit dem Wappen des damaligen Propstes...

    Hier mehrere Blicke ins Innere der Kirche...

    ….in das nördliche Langhaus,...

    ... das südliche Langhaus mit seinen Kapellenreihen...

    ...und der Chorbereich, mit der sehenswerten Kanzel von 1748 links...

    ...und der erst 1770 errichteten Figurengruppe des damals äußerst populären Heiligen Johannes Nepumuk rechts:

    Es fällt sofort auf, dass die Dekoration des Chorbereichs sehr viel prächtiger als die des Langhauses ist. Tatsächlich war wohl ursprünglich auch der Chorbereich so gestaltet gewesen wie das Langhaus und erst nach einer Planungsänderung ab Ende der 1730er Jahre.wurde allmählich die heutige Gestalt realisiert, zu der natürlich ganz wesentlich die herrlichen Fresken von Altomonte ( http://de.wikipedia.org/wiki/Bartolomeo_Altomonte ) beitragen, die er von 1737-40 gemalt hatte:



  • Da ist noch eins:

    mehr sind unnötig, da schon von Frank gezeigt, und ich konnte auch nicht durch das Gatter.
    Schlierbach passt exellent in die P-E-Region. Bin schon gespannt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kloster Schlierbach

    Schlierbach (http://de.wikipedia.org/wiki/Schlierba…C3%B6sterreich)) ist eine kleine Gemeinde im Traunviertel in Oberösterreich. Hauptsehenswürdigkeit der Gemeinde ist ein Zisterzienserstift ( http://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Schlierbach ). Das bereits seit einigen Jahrhunderten bestehende Kloster wurde 1620 vom Kaiser den Zisterziensern übergeben, die das Stift noch heute bewohnen.

    Schlierbach gehört sicherlich nicht zu den besonders bekannten Stiften Österreichs, weist aber durchaus beachtliche Baulichkeiten auf, die ich kurz vorstellen möchte.

    Die folgende Übersichtsdarstellung macht bereits deutlich...


    Quelle: http://www.landesausstellung.at/sixcms/media.p…um%20gro%DF.jpg

    …, dass Schlierbach ein durch den Barock geprägtes Kloster ist. Wie so häufig in dieser Zeit hat man es aber auch in Schlierbach nicht mehr so genau mit den an sich sehr strengen auf Einfachheit bedachten Bauvorschriften des Zisterzienserordens genommen, wie nicht nur die beiden barocken Türme, sondern auch die opulente Innenausstattung der Kirche und des Klosters zeigen.

    Man betritt die von Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Klosteranlage durch einen schlichten Vorbau (im vorherigen Bild links)...

    ...und gelangt in einen ersten Innenhof, den Johanneshof...

    ...der an seiner Südseite als Durchgang zu einem weiteren Hof einen turmbekrönten Durchgang von 1678...

    ...mit Renaissanceportal....

    ….aufweist, durch das man in den Kirchenhof gelangt, dessen Südseite durch die Stiftskirche begrenzt ist, die im Osten einen Turm...

    ...und folgende Fassade aufweist:

    Die Stiftsgebäude sind zu besichtigen und weisen vor allem zwei Sehenswürdigkeiten auf.

    Zum einen den prächtigen hochbarocken Bernadisaal, der als ein typischer Kaisersaal zur Verherrlichung des Herrschers konzipiert und dekoriert ist...


    Quelle: http://www.landesausstellung.at/fm/6960/bernardisaal-1.jpg

    …, zum anderen die überkuppelte Barockbibliothek, die bis 1712 errichtet wurde:

    Der Bau der Stiftskirche wurde bis 1687 vollendet, wobei sich die Dekoration noch etwas länger hinzog und das heutige Orgelgehäuse gar erst von 1770 stammt. Wie man auf den folgenden Bildern erkennen kann, ist die Kirche ganz und gar nicht zisterziensertypisch sparsam dekoriert, sondern mit einer überaus reichen und voluminösen Stuckzier überzogen:

  • jaja, s geht eben nix über die elegante Leichtigkeit des alpenvorländischen Hochbarocks.
    Hier eine kleine steirische Schwester Schlierbachs:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hier mal n Musterbeispiel für die 'österreichische Sondergotik' aus dem Raum Amstetten - von Prof. Pfeiffer fälschlich als Schlingrippengewölbe bezeichnet (Pfeiffer hat den Ort selbst nicht erwähnt, obschon es sich hier wie gesagt um ein Musterbeispiel, das womöglich berühmteste sogar, handelt -vielleicht kennt jemand diese Kirche?)




    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist natürlich richtig.
    Interessant, dass sie auf diesem link demselben Fehler unterliegen wie Doderers Prof. Pfeiffer bzw genauer dessen Ich-Erzähler ('Schlingrippengewölbe').

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.