Altstadthaus in der Töngesgasse 37

  • Danke für die Bilder! Das wird ja direkt spannend...

    Ein Wort mußte ich mir allerdings erst ergoogeln:

    Eckständer (Eckstiel, Bauw.), das bei Fachwerkswänden an der Ecke lothrecht stehende Holz, das stärker als die übrigen Kiele ist u. in das die Riegel der Länge- u. Giebelwände eingezapft sind.

    Ah, jetzt, ja... :zwinkern:

  • So, ich bin jetzt mal ein Spielverderber... :augenrollen:

    Habe schon letztes Jahr Frau Dr. Hambrock (als Mitglied des Denkmalbeirats) auf dieses Gebäude hingewiesen und jetzt noch mal nachgefragt, was denn daraus geworden ist.
    Bisher keine Antwort.
    Aber demnächst ist ja weder Dom-Römer-Ausschuss, dem, wie einigen bekannt ist, Frau Dr. Hambrock vorsitzt.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Das mit dem Spielverderber hab ich nicht kapiert - aber was Du erzählst, legt leider die Vermutung nahe, daß die dollen "modernen" Bauten aus der glorreichen Wiederaufbauzeit unter Walter Kolb in den 1950ern beim Thema Denkmalschutz eine bessere Lobby haben als knapp 300 Jahre alte Fachwerkhäuser (von denen es in der Frankfurter Innenstadt ja auch noch jede Menge gibt...) :augenrollen:

  • Spielverderber dahingehend, als daß ich die Diskussion nach außen trage... wo sie wohl keine Wirkung zeigt.

    Da gab es doch noch andere große städtische Architekten, deren Siedlungen unter Schutz stehen, die selbst aber für ihr Konzept die ganze, damals noch bestehende, Altstadt abgerissen hätten...
    ...was muß es auch als Architekt nerven, wenn man sich selbst für gottgleich hält und dann doch jeden morgen auf Klo gehen muß. Und dann stinkt es auch noch, genauso wie bei allen anderen Menschen...

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Zitat von "Kardinal"

    Da gab es doch noch andere große städtische Architekten, deren Siedlungen unter Schutz stehen, die selbst aber für ihr Konzept die ganze, damals noch bestehende, Altstadt abgerissen hätten...

    Ich nehme an, Du meinst den, der es nach dem Krieg als "unfaßlich" bezeichnet hatte, über einen originalgetreuen Wiederaufbau der Altstadt auch nur nachzudenken. Und der auch die (ja dummerweise im Krieg nicht zerstörte) Wiesbadener Altstadt abreißen wollte? :augenrollen:

    Ich muß da noch mal nachhaken: Heißt es nicht immer wieder "da will man für viel Geld aus dem Nichts alte Häuser rekonstruieren, statt lieber die noch stehenden historischen Bauwerke zu erhalten, die stattdessen verfallen oder abgerissen werden"? Wie paßt es dann zusammen, daß es da noch ein historisches Fachwerkhaus gibt, um das sich niemand kümmert, das auch weder Stadt noch Denkmalpflege zu interessieren scheint? Hat Bartezko darüber schon mal etwas geschrieben - oder kommt dieser Artikel (wie so oft) erst, wenn die Abrißgenehmigung für das Haus vorliegt?

  • Da wird mal wieder auf Zeit gespielt und eine Entscheidung auf die lange Bank geschoben. Hoffe nicht, daß die Stadt für dieses Areal andere Pläne hat und z.B. eine städtebauliche Neuordnung des Areals auf Kosten der erhaltenen Bausubstanz anstrebt. Der Besitzer dieses Altstadthauses scheint ja bisher keine großen Investitionspläne zu haben. Im Moment schlummert dieses historische Filetstück unsaniert vor sich hin...

    ...

  • Bezüglich des Kosten-Argumentes ist es ja so (wie die meisten hier auch wissen), daß schon das vielzitierte "für so viel Geld bauen die das alte da wieder auf" (ähnliche, meist bösartige Ausdrücke sind hier sinngemäß auch oft verwendet worden) schon deshalb Quatsch ist, da hier nur ein bereits beschlossenes Projekt mit entsprechenden, bereits beschlossenen Ausgaben (Wettbewerbssieger KSP Engel & Zimmermann, mittlerweile ohne den Zimmermann) nun zu einer Form gebracht wird, die eben nicht im großen Teil der Bevölkerung Empörnung und Ärger auslöst.
    Das heißt also, bereits verplantes Geld wird nun so verwendet, daß es nicht nur strukturell besser eingesetzt wird, sondern auch besser aussieht und Identität stiftet. Zudem durch seine erwartngsgemäß erheblich längere Nutzzeit auch nachhaltig und somit weit kostengünstiger ist. Ganz zu schweigen von der Frage ökologisches Bauen.

    Wenn man an dieser Stelle den Engel-Entwurf gebaut hätte, wäre nicht ein einziger Cent mehr in die Erhaltung alter Gebäudesubstanz geflossen (weil auch gar keiner übrig wäre).

    Wie Wolff Holtz mal in einer Diskussionsrunde mit Herrn Engel im Fernsehen gesagt hat, es stimme schon, daß die Rekonstruktion inkl. Abriss Techn. Rathaus 150 Mio. kosten kann, aber was koste sein Entwurf. Die nicht gegebene Antwort war auch eine Antwort. :lachen:

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Habe heute gesehen, dass sie das zweite erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt in der Töngesgasse eingerüstet haben. Die vorher knallblau gestrichenen Holzbalken scheinen sie jetzt weiß zu streichen. Ob sie an den Fenstern etwas machen - ich bezweifle es. Ich befürchte, es wird nicht schöner - vielleicht langweiliger :kopfwand

  • Möglichenfalls ist den Eigentümern gar nicht bewusst, dass sie dort ein Altstadthaus mit versteckter Historie ihr eigen nennen. Würde man das historische Erscheinungsbild wieder herstellen, wäre das Gebäude ein Hingucker in der von Nachkriegsgebäuden dominierten Töngesgasse. Es würde das Gebäude optisch aufwerten und sicherlich auch seinen Wert ein ganzes Stück steigern. Aber ich denke, dass hier Unwissenheit der Hauptgrund für den belanglosen Ist-Zustand ist.

  • Das wäre jetzt ein Fall für den leider vor einigen Monaten verstorbenen Dieter Bartezko, der würde vielleicht im Feuilleton einen Artikel über das Haus schreiben und auf diesen verborgenen Schatz aufmerksam machen.

  • Habe heute gesehen, dass sie das zweite erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt in der Töngesgasse eingerüstet haben. Die vorher knallblau gestrichenen Holzbalken scheinen sie jetzt weiß zu streichen. Ob sie an den Fenstern etwas machen - ich bezweifle es. Ich befürchte, es wird nicht schöner - vielleicht langweiliger :kopfwand


    Ach ja: Leider kein Aprilscherz, kein Photoshop, sondern der Geschmack Frankfurter Hauseigentümer.


  • Macht doch mal eine Eurer schönen Architekturzeichnungen, wie das Haus nach einer fachgerechten Gestaltung aussehen könnte. Womöglich fehlt es den Eigentümern einfach an Vorstellungskraft. Mir übrigens bei diesem Gebäude auch.

  • Zwei Häuser weiter links (s.o.) hat übrigens auch das "Gablersche Haus" den Krieg überstanden. Das ehemals schöne klassizistische Gebäude ist aber auch sowas von kaputtsaniert worden...vor ca. zehn Jahren wurde es zu allem Übel auch noch aufgestockt.....1979 sieht man es in "Frankfurt ehemals, gestern und heute" noch annähernd im Originalzustand (Seite 81)