Würzburg - Spiegelstraße 2, 10

  • Leider wird an einer anderen Stelle ein weiterer Betonklotz gebaut werden:

    http://www.mainpost.de/lokales/wuerzb…;art735,5032584

    Das stand diese Woche in der Zeitung. Im Moment ist dort ein einstöckiger Flachbau mit Eiscafe. Der Hof dazu ist noch ziemlich 50er Jahre. Ich habe ja nix dagegen, dass neu gebaut wird. Aber warum müssen immer die hässlichsten Entwürfe verwirklicht werden?

    Ach ja, zum Augustinerhochhaus: Es gab angeblich auch einen Interessenten, der das bestehende Gebäude sanieren wollte. Warum der nicht zum Zuge kam, weiss ich allerdings nicht. Immerhin steht das Hochhaus ja unter Denkmalschutz. Aber Denkmalschutz schützt in Würzburg nicht wirklich davor, etwas abzureissen.

    LG Christine

  • Glasdächer, Glasstaffelgeschosse, unmaßstäbliche Klotzen und Experimente mit Fenstern sollten aus dem Würzburger Altstadtbereich - denn eine richtige Altstadt kann man das ohnehin nicht mehr nennen - gewehrt werden. Gibt es für dort denn keine verbindliche Gestaltungssatzung? Wenigstens für die Zeit des Wiederaufbaus scheint es doch eine gegeben zu haben, denn der Stil des Wiederaufbaus ist ziemlich einheitlich.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Der Verschönerungsverein hat auf die Pläne in der Spiegelstrasse reagiert:

    http://www.mainpost.de/lokales/wuerzb…;art735,5039982

    Das Bild von Dir, Zeno, ist ganz klar schon Wiederaufbau. Auf dem Ruinenbild ist übrigens zu erkennen, dass die Nachbarhäuser vor dem Krieg noch in einer Flucht mit dem Hochhaus standen. Die derzeitige Situation ist, dass der Gehsteig durch das Hochhaus geht, jedoch gesperrt ist. Die Häuser daneben sind zurückversetzt.

    LG Christine

  • Zitat

    WÜRZBURG
    Spiegelstraße und Augustinerstraße: Harsche Kritik an den Denkmalpflegern
    Mitgliederrekord beim Verschönerungsverein
    Mit deutlicher Kritik am Landesamt für Denkmalpflege (LfD) hat der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Würzburg (VVW), Stefan Kummer, bei der Mitgliederversammlung auf das Verhalten der Behörde im Zusammenhang mit den umstrittenen geplanten Bauprojekten in der Augustinerstraße und der Spiegelstraße reagiert.

    Mit Nachdruck verwahrte sich Kummer gegen den „ständig wiederholten Vorwurf“, die VVW-Mitglieder seien „notorische Verhinderer“. Vielmehr setze sich der Verein für etwas Positives ein, nämlich „die Erhaltung der überlieferten Schönheit und Eigenart unserer Stadt.“ Deshalb widersetze sich der VVW „allen Versuchen, das auf uns gekommene kostbare Erbe kurzfristigen und häufig eigennützigen wirtschaftlichen Zielen zu opfern.“ Anlass zu „großen Befürchtungen“ gäben die beiden Bauvorhaben Augustinerstraße 9-11 (Ämterhochhaus) sowie Spiegelstraße 2 und 10 (Eiscafé Venezia).[...]


    http://www.mainpost.de/lokales/wuerzb…;art735,5187788

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Dass ein von der Politik offenbar anklagend in die Ecke gedrängter Verschönerungsverein zu seiner Verteidigung klarstellen muss, kein "notorischer Verhinderer" zu sein, deutet an, welcher Wind in der Würzburger Baupolitik weht. Die Politik scheint von der irrigen Vorstellung befallen zu sein, auch den Altstadtbereich der Großstadt unbedingt profitorientiert und "zeitgemäßig" entwickeln zu müssen. Baukünstlerische Fragen stören da nur oder werden dogmatisch streng modernistisch beantwortet. In einem solchen Klima, in dem notorische Stadtbildzerstörer am Werk sind, ist es selbstverständlich Aufgabe eines Verschönerungsvereins verhindernd einzugreifen - dazu sollte der Verein offen stehen.

    Sehr ausbaufähig sind gewiss die Ziele des Verschönerungsvereins. Mit der "Erhaltung der überlieferten Schönheit und Eigenart unserer Stadt" lässt sich im zu >90% zerstörten Würzburg wenig erreichen. "Erhaltung" greift hier viel zu kurz. Es muss sinnigerweise in erster Linie um die "Wiedergewinnung der überlieferten Schönheit und Eigenart unserer Stadt" gehen.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Hof Ussenkeim befand sich genau an der Stelle, an der sich heute der rotbraune Wohnblock befindet und hatte ähnliche Ausmaße.
    Er war von der Straße durch eine Gartenanlage getrennt, dessen Pavillon heute noch zu sehen ist. Die Gartenanlage erstreckte sich über das Areal des heutigen Gartens und des einstöckigen Eisdielengebäudes.
    Die ganze Gegend vom Theater über die Spiegelstraße bis zum Marktplatz ist für mich der vielleicht hässlichste Teil der Altstadt, da hier beim Wiederaufbau keine Rücksicht auf alte Straßenverläufe genommen wurde. Die alte Spiegelstraße war mehr oder minder eine Sackgasse. Sie war Richtung Marktplatz durch Gebäude fast abgeriegelt. Auch gab es keine Verbindung zur Ludwigsstraße. Das alte Stadttheater und noch eine Veranstaltungshalle, die früher die Spiegelstraße von der Ludwigstraße trennten, wurden nicht wieder aufgebaut, da diese zu geringe Kapazitäten aufwiesen.
    So wurde hier eine Stichstraße vom Berliner Ring über die Ludwigstraße in die Innenstadt vor allem für den Zulieferverkehr geschaffen.
    So befinden sich heute entlang der Route (neues) Stadttheater - Marktplatz die monströsesten Bauten der Innenstadt und so gut wie keine Altbauten, mit Ausnahme des Pavillons

  • Mit monströsen Bauten meinte ich vor allem Gebäude, die in der Eichhornstraße Richtung Markt entstanden sind, die Spiegelstraße selbst ist in dieser Hinsicht weitgehend verschont geblieben sind. Auch die Seitengassen der Eichhornstraße sind meist akzeptabel bis gut bebaut worden.
    Die Vorkriegsbebauung am heutigen Parkplatz vor dem Stadttheater, dem oberen Ende der Spiegelstraße, war wirklich nichts besonderes. Die Stichstraße an sich war daher durchaus vernünftig.
    Man hat aber dadurch vor allem in der Eichhornstraße eine Situation geschaffen, die wegen der guten Verkehrs- und Kundenanbindung größere Einzelhändler und andere Geschäfte anlockte, die dort ihre Kisten hinsetzten, die so in den benachbarten Schönbornstraße oder in der Domstraße nicht zu finden sind, so als ob man sich gegen die anderen Straßen mit einer "Hoppla jetzt komm ich" - Mentalität beweisen müsste. Blickt man von der Spiegelstraße Richtung Eichhornstraße empfängt eine schon das Grauen in Form der Sprachschule, ein seltsam skulpturales Gebilde aus Glas und Beton.
    Der verkehrsberuhigte Bereich der Eichhornstraße in Richtung Bürgerspital ist akzeptabel.
    Sonstige Nebenstraßen der Schönbornstraße wurden auch nicht so unsensibel bebaut.
    Auch die Domerschulpfarrgasse war vor dem Krieg eben nur eine schmale Gasse, die direkt am Pavillon des Hof Ussenkeim vorbeiführte.
    Auch hier wurde eine breitere Stichstraße Richtung Dom angelegt, die vielleicht vernünftig, aber wahrlich keine architektonische Glanzleistung ist.

  • Heute in der Mainpost der abgeänderte Entwurf für die Spiegelstraße:

    Zitat

    Nach kurzer Debatte und mit einer Mehrheit von 13 zu vier Stimmen hat der Bauausschuss des Stadtrats den 3,6-Millionen-Bau des Bruno-Werks in der Spiegelstraße genehmigt. Vor der Abstimmung lobte Stadtbaurat Christian Baumgart die katholische Wohnungsbaugenossenschaft: „Der Bauherr hat sich gründlich mit der Sache auseinandergesetzt und die Verbesserungsvorschläge eingearbeitet." Verändert wurde nach öffentlicher Kritik an den Plänen unter anderem den gläsernen Anbau zwischen Neubau und barocken Pavillon (Foto). Die Glasfront ist jetzt circa vier Meter von der Straße zurückgesetzt, die Höhe reduziert. Fazit Baumgart: „Dem Pavillon wird nicht ungebührlich zu Leibe gerückt". „Im Vergleich zu dem, was bisher stand, entsteht hier eine Perle der Innenstadt", lobte Freier-Wähler-Stadtrat Josef Hofmann das Haus. Eine anderer Meinung als der Stadtbaurat vertraten Erich Felgenhauer und Willi Dürrnagel (CSU) sowie die Grünen-Stadträte Karin Miethaner-Vent und Michael Gerr. Dieser schlug vor, dass die Entscheidung über den öffentlich umstrittenen Bau vertagt wird, damit die neue Kommission für Stadtbild und Architektur die Pläne beurteilen kann. Der Vorschlag Gerrs fand keine Mehrheit. Oberbürgermeister Georg Rosenthal fand ihn unangemessen, weil das Projekt mindestens ein halbes Jahr verzögert würde. In der Sitzung sagte er, dass Stadtheimatpfleger Hans Steidle ihm gegenüber erklärt habe, er habe sich in der Berichterstattung dieser Zeitung nicht richtig wiedergefunden. Berichtet wurde über die Kritik Steidles an den Plänen. Eine Rückfrage der Redaktion beim Stadtheimatpfleger ergab allerdings, dass sich Steidle richtig wiedergegeben sieht. Der Verschönerungsverein (WVV) sieht in der Genehmigung eine „Fehlentscheidung". Die „Geschichtsvergessenheit" von Stadtrat und -verwaltung führe zu „einer Selbstverstümmelung der Stadt". Besonders enttäuscht ist der WVV von OB Rosenthal, der im Wahlkampf versprochen hätte, der „Stadtzerstörung Einhalt zu gebieten". Außerdem kritisierte WVV-Vorsitzender Stefan Kummer das Bruno-Werk, „das tatkräftig zur Stadtverschandelung beiträgt“. Es sei „aufs engste personell mit der Stadtverwaltung verflochten, so dass es sich fast alles erlauben kann."

    Eine "Perle" der Würzburger Innenstadt also - welch eine armselige Aussage zu diesem Entwurf! :gehtsnoch:

    Quelle: St.-Bruno-Werk

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat

    Die „Geschichtsvergessenheit" von Stadtrat und -verwaltung führe zu „einer Selbstverstümmelung der Stadt".
    Besonders enttäuscht ist der WVV von OB Rosenthal, der im Wahlkampf versprochen hätte, der „Stadtzerstörung Einhalt zu gebieten"

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Dein Bild zeigt gut, wie vermodert und verstaubt meine Geburtsstadt an vielen Stellen ist.
    Und durch solche (und schlimmere) vernachlässigsten kahl-kaputten 50er-Jahre-Viertel führen dann noch vierspurige Betonhochstraßen. Ne, das ist nix für mich.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wirklich ganz schlimm, daß man dieser Stadt jetzt an allen Ecken und Enden solche Dinge antut, wo viele andere Städte dazu neigen, sich zu verbessern. Ich verstehe wirklich überhaupt nichts davon. :?::?:

    Sicher waren wir beim traditionellen Bauen Anfang der 90er weiter als heute. Wer hätte damals gedacht, daß noch Petrini-Bau, Tricyan-Tower, der Bau in der Domerschulgasse oder dieser Bau kommen würde? Selbst eine wirklich historische, unzerstörte Stadt wäre dadurch massiv abgewertet worden.
    Vor diesem Hintergrund würde ich auch für den Erhalt der Mozart-Schule kämpfen. Falls sie abgerissen wird, kommt da nämlich so was:
    http://www.blocherblocher.com/index.php?387&proid=302
    Es gilt heute für Würzburg erstmals, so unbeschadet wie möglich durch diese schlechten Zeiten zu kommen!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Trauer wegen dieser hässlichen Ladenzeile? Was sich hier zeigt, ist die Gefahr des freien Raumes, wenn es in einer Stadt keine traditionelle bzw. auf Rekonstruktion abzielende Baugesinnung gibt - dann werden alte oder neu entstandene Lücken eben so wie nun präsentiert geschlossen. Wir können fast schon froh sein, dass es keine Integration des Pavillons in den Neubau gegeben hat, z. B. durch Abriss dessen Daches (siehe: http://www.denkmalschutz-wuerzburg.de/uploads/nummerkern.pdf).

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Also wenn mir keiner gesagt hätte, dass das ein Neubau ist, würde ich das Gebäude glatt in die 70er einordnen. Vlt liegts an der Auflösung aber die Fassade wirkt extrem billig...

  • Man kann sagen, was man will - der Bau fügt sich bestens ins Würzburger Stadtbild ein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was für ein Schrottbau - warum fällt in Würzburg fast jeder Neubau noch viel negativer fürs Stadtbild (ja doch, siehe am Unteren Marktplatz) aus als anderswo ?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Tja, wie meine Vorredner bzw. -schreiber schon sagten, wirkt das neue Gebäude extrem billig. Ein Schrottbau eben, der sich - wenn auch nicht ins ganze Würzburger Stadtbild (so böse bin ich jetzt nicht) - schließlich in das gezeigte Straßenbild gut einfügt. In der Bau-Zeichnung wirkte das Haus immerhin noch gelblich getönt, also etwas freundlicher und hochwertiger. Schade, Chance zu einer Aufwertung verpasst.

    Andererseits war die eingeschossige Zeile des Vorgängergebäudes auch nicht besser, insofern auch keine Verschlechterung der Situation. Sieht man mal vom etwas betrüblichen Wegfall der kleinen Grünfläche ab.

    Positiv ist, dass der kleine barocke Pavillon stehen geblieben ist. Andernorts wäre der womöglich gleich mit abgerissen worden. Der immerhin einzige Lichtblick dieser tristen Szenerie.

  • :augenkrummblau: man ist ja einiges gewohnt... aber wie man es immer wieder schafft das (niedrige) Niveau nochmals zu unterbieten
    man schaut auf die Bilder und ist einfach nur sprachlos...

    Was denken sich eigentlich Architekten, Bauherren, und die Verantwortlichen von der Stadt?? :kopfschuetteln:

    Also wenn mir keiner gesagt hätte, dass das ein Neubau ist, würde ich das Gebäude glatt in die 70er einordnen. Vlt liegts an der Auflösung aber die Fassade wirkt extrem billig...


    dachte ich anfangs auch tatsächlich... als ich den Beitrag aufgerufen habe ohne die Bildunterschriften zu lesen... 'bestimmt ein 70er Jahre Bau der bald abgerissen wird'... so kann man sich täuschen...

    Andererseits war die eingeschossige Zeile des Vorgängergebäudes auch nicht besser, insofern auch keine Verschlechterung der Situation. Sieht man mal vom etwas betrüblichen Wegfall der kleinen Grünfläche ab.


    Tatsächlich ist aber jede ungenutzte Chance der Stadtbildreparatur eine Verschlechterung, auch wenn die Fassade subjektiv keine Verschlechterung zur Vorgängerfassade darstellt.