Eine Brücke spaltet die Stadt

  • Berliner Morgenpost

    Dresden
    Eine Brücke spaltet die Stadt
    Donnerstag, 25. Juni 2009 - Von Dankwart Guratzsch


    Noch vor einem Jahr war selbst Angela Merkel optimistisch. Die Bundeskanzlerin konnte sich nicht vorstellen, dass man in Dresden die Fristverlängerung, die die Unesco der Stadt gewährt hatte, um eine Lösung im Streit um den Bau der umstrittenen Waldschlösschenbrücke zu suchen, nicht nutzen würde.
    - "Es ist Zeit gewonnen", ließ sie ihren Regierungssprecher Thomas Steg verkünden. Und sie bot der Stadt sogar ihre Vermittlung an. "Wenn gewünscht, werde sich die Bundesregierung einer Lösung bei der Konsenssuche nicht verweigern."


    Vielleicht ist das Angebot von der sächsischen Regierung und von der Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) nicht richtig verstanden worden - denn von den Auflagen, die die Weltkulturorganisation mit dem Aufschub der Entscheidung über den endgültigen Entzug des Welterbetitels verbunden hatte, wurde keine erfüllt. Heute nun will die Unesco, die Dresden schon 2006 auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gestellt hatte, die endgültige Entscheidung treffen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Dresden der Titel entzogen wird.
    Es wäre der Schlussstrich unter einen Streit, der weit über Sachsens Landeshauptstadt hinaus die deutsche Kulturszene und Gesellschaft aufgewühlt hat. Nahezu 20 Berufsgruppen, Spitzenverbände des Kulturlebens, mehrere Bundesministerien und das Kanzleramt, Gerichte bis hinauf zu den Bundesgerichten sind damit befasst worden. Dreimal sind Stimmen für Bürgerbegehren gesammelt worden, an denen sich jeweils Zehntausende Dresdner beteiligt haben. Ein solcher Fall ist einmalig nicht nur in der Nachkriegsgeschichte, sondern in der 200-jährigen Geschichte des deutschen Denkmal- und Naturschutzes überhaupt, einmalig auch in der Geschichte der Unesco und des von ihr erfassten Weltkulturerbes. Diese Singularität eines Streites um Gestaltungsfragen rückt den Fall in die Nähe eines ebenso einmaligen Kulturkonflikts, der sich mit dem Namen derselben Stadt verbindet: des Wiederaufbaus der Frauenkirche, der nur gegen herrschende Auffassungen der Kunstwissenschaft und Denkmalpflege und anfangs auch gegen den hinhaltenden Widerstand der evangelischen Landeskirche durchgesetzt werden konnte. Beide Male ging es um den Kernbestand der Identität des einstigen "Elb-Florenz", der durch die Bombardements von 1945 tief greifend beschädigt worden ist. Und es ging in beiden Fällen um den "Mythos Dresden", für dessen Wiedergewinnung viele Dresdner nicht erst seit der Wiedervereinigung große Opfer gebracht haben.
    Ein mächtiger Gegner
    Im Fall der Waldschlösschenbrücke hatte es das kulturbewusste Bürgertum mit einem mächtigeren Gegner zu tun: der in den ostdeutschen Städten besonders starken Autolobby. Sie setzte unter Führung des sächsischen ADAC 2005 einen Bürgerentscheid durch, bei dem nur eine einzige Alternative zur Wahl stand: die Brücke am Waldschlösschen oder gar keine Brücke. Von dem hohen Preis der möglichen Aberkennung des eben erst verliehenen Welterbeprädikats war ebenso wenig die Rede wie von Alternativen, etwa einem Tunnel. Das Ergebnis des Entscheids brachte denn Befürwortern der Brücke einen überwältigenden Sieg: 68 Prozent Jastimmen, nur 32 Prozent Gegenstimmen. Erst im Nachhinein erwies sich die Rechtskraft dieses Votums. Zuletzt bescheinigte selbst das Bundesverfassungsgericht dem Bürgerentscheid einen höheren Rang als den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland aus der von ihr unterzeichneten Unesco-Konvention.
    So unverrückbar die juristische Position der Brückenbefürworter war, so wenig konnten die Gegner den kulturpolitischen Anspruch aufgeben, die Schönheit der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal zu erhalten. Seit einem umfangreichen Gutachten der Technischen Hochschule Aachen von 2006, das die Unesco in Auftrag gegeben hatte, stand die Unvereinbarkeit des Brückenprojekts mit dem Welterbestatus außer Frage. Die zentrale Feststellung lautete: "Die Waldschlösschenbrücke zerschneidet den zusammenhängenden Landschaftsraum des Elbbogens an der empfindlichsten Stelle und teilt ihn irreversibel in zwei Hälften."
    In der Begründung hatten die Wissenschaftler das Landschaftserlebnis in beinahe lyrischen Tönen umschrieben: "Die Elbwiesen bilden hier eine nahezu hindernisfreie Auenfläche mit nur wenigen eingestreuten Bäumen, wodurch sich inmitten der Großstadt Dresden ein einmaliger Eindruck landschaftlicher Weite ergibt, die nur dort zur Wirkung kommen kann, wo sie nicht unmittelbar an Grenzen stößt. Dieses eindrückliche Landschaftserlebnis wird durch die bogenförmige Krümmung des Talraums verstärkt, weil die baulichen Konturen der 112 benachbarten Ortsteile in den Hintergrund treten und sich der Eindruck von unendlicher Landschaft ergibt." Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang das Wort vom "herausragenden Rang" und von der "Einzigartigkeit und dem besonderen Wert dieser zusammenhängenden Kulturlandschaft".
    Um eine Bebauung und auch nur die Aufstellung von Reklameschildern an diesem Ort zu verhindern, hatten die Dresdner Stadtverordneten schon 1908 die Waldschlösschenwiesen für 400 000 Goldmark aus Privathand angekauft - und zwar ausdrücklich mit der Zielsetzung, dass "der einzigartige, herrliche Aussichtspunkt auf die Stadt und ihre Umgebung für alle Zeiten in städtisches Eigentum gebracht und gesichert" werde. Erst den Nazis blieb es vorbehalten, mit diesem Grundsatz zu brechen. 1937 nahmen sie den Hang am Waldschlösschen als Brückenstandort in ihren Hauptverkehrsplan auf.
    Es waren diese Pläne, die in der DDR wieder hervorgeholt wurden und zeitweise in Brückenprojekten mit acht Fahrspuren und dem Abriss ganzer Stadtquartiere mündeten. Nach der Wende begann dann das endlose Ringen um eine Lösung für die Elbquerung, die der Landschaft keine Gewalt antut und den Verkehrsbelangen Rechnung trägt. Eine große Bedeutung kommt dabei der conditio sine qua non zu, die der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer im November 1995 formuliert hatte: Die sächsische Landesregierung werde keine andere Flussquerung fördern als eine Brücke am Waldschlösschen. Damit waren Tunnellösungen und auch ein "Mehrbrückenkonzept" für mehrere kleinere, aber weniger landschaftsbelastende und in der Summe billigere Brücken, für das 1996 23 000 Unterschriften gesammelt wurden, von vornherein ausgeschlossen. Der bis heute gültige favorisierte Brückenentwurf sieht eine Stahlkonstruktion von 635 Meter Länge mit einem Bogen in der Spannweite von 145 Metern und einem sich anschließenden Landtunnel von 400 Metern Länge vor. Mit einem Kostenvolumen von 156 Millionen Euro entsteht die teuerste Stadtbrücke Deutschlands. 96 Millionen Euro steuert der Freistaat Sachsen zu der Bausumme zu, 46 Millionen Euro muss die Stadt Dresden aufbringen.
    Im jahrelangen Ringen um Korrekturen sind zuerst zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen, dann eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 Stundenkilometer für das gesamte Bauwerk sowie eine "Verschlankung" der Konstruktion verordnet worden, ohne dass sich an der optischen Wirkung des Bauwerks Wesentliches geändert hätte. Seit Juli 2006 steht Dresden auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturgüter. Im November 2007 startete die Stadt die Bauarbeiten. Ein Bürgerbegehren gegen die Brücke und für einen Tunnel, für das bereits 50 000 Stimmen gesammelt worden waren, ließ die sächsische Regierung im April 2008 an juristischen Finessen scheitern. Am 4. Juli vor einem Jahr räumte die Weltkulturorganisation der Stadt eine letzte Frist von zwölf Monaten für das Verbleiben auf der Welterbeliste ein, wenn der Bau unverzüglich gestoppt werde und Maßnahmen eingeleitet würden, den bereits verursachten Schaden rückgängig zu machen.
    Oberbürgermeisterin in Sevilla
    Nichts davon ist bis heute geschehen. Dennoch wiegte sich Dresdens Oberbürgermeisterin Orosz bis zuletzt in der Hoffnung, der Unesco dennoch einen weiteren Aufschub der Entscheidung bis nach der Fertigstellung des Bauwerks 2011 oder aber eine Herausnahme der Brücke aus dem Welterbegebiet abtrotzen zu können. Für einen Vier-Minuten-Vortrag vor dem Gremium reiste sie eigens nach Sevilla. "Aber die Würfel sind gefallen", hielt ihr der Präsident des Welterbestätten-Vereins in Deutschland, Horst Wadehn, noch vor der Abreise entgegen. Für Dresden gebe es nur noch eine einzige Chance: "Wenn Frau Orosz in Sevilla einen Baustopp erklärt." Das tat sie nicht.

  • Zitat

    Eine Brücke spaltet die Stadt


    Genau so ist es, denn außerhalb der Stadt sehen die Mehrheitsverhältnisse sicher anders aus. Ich würde sogar sagen: Dresden spaltet sich bewußt und trotzig von Deutschland ab. Gibt es eigentlich deutschlandweite Umfragen zur WSB?

    Ich finde es im Übrigen nicht sinnvoll, dass die von der CDU-Polemik durchtränkte Stadt Dresden über ein Welterbe entscheiden darf. Eigentlich sollte über ein Welterbe auch die Welt entscheiden. Die Brücke wäre uns sicher erspart geblieben und das geerbte Paradies an die nächsten Generationen weitervererbt worden. Diese wird nun nur noch aus Erzählungen und Fotos davon erfahren können, genau wie wir von den Städten vor dem zweiten WK.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • ich glaube auch nicht daß eine "bedeutende" Mehrheit der Dresdner an der Brücke und erst recht in dieser Form festhalten würde....

    Die Beratung über Dresden läuft übrigens gerade...

  • Nach diesem brückenkritischen Kommentar von Dankwart Guratzsch ist es - der fairen Diskussion wegen - notwendig,
    einen brückenfreundlichen Kommentar von Jan Mücke gegenüberzustellen. So kann sich jeder seine Meinung bilden:

    Dresden bleibt Weltkulturerbe der Herzen

    Für den FDP-Stadtrat Jan Mücke ist der Bau der Waldschlößchenbrücke das Symbol einer aufgeklärten und selbstbewussten Bürgerschaft.

    Als der Dresdner Stadtrat im Dezember 2002 den Beschluss zur Bewerbung beim Pariser Welterbezentrum fasste, muss er schon vorausgesehen haben, dass es möglicherweise zu Konflikten zwischen dem seit mehreren Jahrzehnten geplanten Bau der Waldschlößchenbrücke und der Aufnahme des Dresdner Elbtals als „sich weiterentwickelnde Kulturlandschaft“ in die Welterbeliste der Unesco kommen könnte. Um jedes Risiko auszuschließen, wurde die Stadtverwaltung beauftragt, der Unesco auch alle Planungen zur Waldschlößchenbrücke und das erst 1994 einstimmig beschlossene Verkehrskonzept als Teil der Bewerbungsunterlagen zu übersenden.

    Die Gutachter des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos) nahmen im Auftrag der Unesco das Dresdner Elbtal und die Brückenplanungen vor Ort in Augenschein. Sie kamen in ihrem schriftlichen Evaluierungsbericht an das Welterbekomitee, der die Grundlage für jede Aufnahme in die Welterbeliste ist, zu dem Ergebnis, die Waldschlösschenbrücke sei „schlank ausgebildet und lieg(e) tief, um die massive Wirkung in der Landschaft zu reduzieren“.

    Aufgrund des Gutachtens verlieh die Unesco dem Dresdner Elbtal den Status einer „sich weiterentwickelnden Kulturlandschaft“ von universellem Rang. Dresden war zu Recht ein weiteres Mal stolz auf sich. Es ist einer engagierten Bürgerschaft zu danken, die mit einem Bürgerentscheid im Februar 2005 den Bau der Brücke erzwang. Schon am Abend ihrer Wahlniederlage orakelten einige Brückengegner, diese Zwei-Drittel-Zustimmung der Dresdner sei irrelevant, denn da gäbe es ja noch die Unesco. Und prompt kam die Kehrtwende des Welterbekomitees: 2006 wurde Dresden wegen des geplanten Bauprojekts auf die Rote Liste gesetzt. Es berief sich auf eine falsche Ortsangabe der Brücke im Icomos-Gutachten, das die Stadt nicht geschrieben und damit auch nicht zu verantworten hatte.

    Nur wenige Jahre nach der Friedlichen Revolution von 1989 sollte nun eine Abstimmung des Souveräns für irrelevant erklärt werden. Dabei ist kein Bürgerentscheid so gründlich vorbereitet worden wie dieser. Jeder Dresdner Haushalt erhielt ein Abstimmungsbuch, in dem Gegner und Befürworter auf jeweils acht Seiten für ihre Positionen werben konnten. Die Brückengegner hatten im Abstimmungsbuch ausdrücklich schon auf der ersten Seite davor gewarnt, dass die Brücke im Weltkulturerbegebiet gebaut wird, offenbar ohne dabei die Dresdner überzeugt zu haben. Es entspann sich eine lange juristische Auseinandersetzung über die völkerrechtlichen Pflichten aus der Welterbekonvention und der Verbindlichkeit des Bürgerentscheids, die schließlich im Mai 2007 durch das Bundesverfassungsgericht entschieden wurde. Mit diesem Beschluss konnte die Stadt Dresden den Willen ihrer Bürger erfüllen ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, völkerrechtswidrig zu handeln.

    Eine Diktatur der Minderheit, die aus einem kulturell oder ästhetisch begründeten Überlegenheitsanspruch heraus meint, es besser zu wissen als die überwiegende Mehrheit der Bürger, kann es in einer Demokratie nicht geben. Welche Überheblichkeit und Verachtung für das urdemokratische Prinzip der Stimmengleichheit spricht aus jenen, die nur zwanzig Jahre nach der glücklichen Wiedererringung der Demokratie heute glauben, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein und ihren Mitbürgern Vorschriften machen zu dürfen? Der damit zum Ausdruck gebrachte totalitäre Anspruch muss in einer offenen Bürgergesellschaft auf Widerspruch stoßen. Der Bau der Waldschlößchenbrücke ist damit auch das Symbol einer aufgeklärten und selbstbewussten Bürgerschaft, die willens ist, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln, ohne sich dabei dem Vorwurf aussetzen zu müssen, kulturell rückständig zu sein oder weltläufige Ansichten zu missachten.

    Der ausgewählte Brückenentwurf ist das Ergebnis eines Architekturwettbewerbes und nicht politischer Entscheidungen. Brücken prägen seit Jahrhunderten europäische Kulturlandschaften, sie bereichern sie.

    Dennoch wird die Entscheidung von Sevilla wohl fragwürdig bleiben, denn mit Dresden wurde nicht fair umgegangen und sein Ruf leichtfertig beschädigt. Die Unesco hat in einem wenig transparenten Verfahren mehrfach ihre Meinung geändert, obwohl sie von Beginn an über alle Details des Brückenbaus informiert gewesen ist. Sie fordert heute den Bau eines Tunnels. Das Verwaltungsgericht Dresden hat 2008 in einem Urteil ausgeführt, dass mit dem Tunnel keine Alternative vorliegt, die „das Gebiet weniger gravierend beeinträchtigt“.

    Der Direktor des Unesco-Welterbezentrums Francesco Bandarin hat in einem Interview in dieser Zeitung eingeräumt, dass Icomos Fehler gemacht habe. Umso wichtiger wäre es doch, die Entscheidungen des Welterbekomitees, dem nur die Regierungsvertreter aus 21Ländern angehören, einer demokratischen Kontrolle zu unterwerfen. Europarat, OSZE, selbst die Nato verfügen über Parlamentarische Versammlungen, nicht so die Unesco. Es ist höchste Zeit für mehr Demokratie auch dort.

    Dresden wird auch nach der Konferenz im spanischen Sevilla eine Kunst- und Kulturstadt von Weltrang bleiben. Diese Stadt hat schon andere Herausforderungen in ihrer Geschichte gemeistert. Dresden bleibt eine weltoffene und liebenswerte Stadt. Elbflorenz wird möglicherweise schon in wenigen Jahren mit dem Neubau eines Konzerthauses für Staatskapelle und Philharmonie am Königsufer einen neuen kulturellen Impuls in die Welt aussenden können. Dresden bleibt Weltkulturerbe der Herzen – auch ohne Unesco-Titel, aber dafür mit Demokratie, Transparenz und bürgerschaftlichem Selbstbewusstsein.

    Unser Autor: Jan Mücke, geb. 1973 in Dresden, ist seit 1993 FDP-Mitglied. Er ist Mitglied des Landesvorstandes der sächsischen FDP und seit Juni 2004 Vorsitzender der FDP-Fraktion im Dresdner Stadtrat. Er engagiert sich ehrenamtlich im „Bürgerbegehren Waldschlösschenbrücke e. V.“

    Sächsische Zeitung vom 20. Juni 2009

    Ich persönlich schließe mich Mücke an. Ich freue mich auf die Aufwertung des Elbtales durch eine elegant geschwungene Brücke und kann es kaum erwarten, von der Brücke herab auf die Stadtsilhouette blicken zu können. :D

  • Was heute entschieden wird, das ist doch vollkommen belanglos. Titel hin oder Titel her. Orosz kennt das Ergebnis schon seit Langem und nur ihre politische Heuchelei verbietet ihr die Wahrheit zu sagen.

    Aber da Dresden jedoch sowieso die schönste Stadt der Welt ist, wird diesem Status niemand etwas anhaben können. Kein Bombenterror und auch kein schönes Betonbrückchen. GZSZ

    Zitat

    Elbflorenz wird möglicherweise schon in wenigen Jahren mit dem Neubau eines Konzerthauses für Staatskapelle und Philharmonie am Königsufer einen neuen kulturellen Impuls in die Welt aussenden können.

    Naja, dann viel Spaß damit! Fehlt nur noch das Gewandhaus und Dresden wird sein: Schöner denn je! :lachen:

  • Um Mißverständnisse auszuräumen: Meine PERSÖNLICHE Meinung bezog sich AUSSCHLIESSLICH auf die Brücke.
    Einen Zusammenhang zwischen Brücke und Konzerthäusern, etc. kann ich nicht erkennen. Diese Dinge haben nichts miteinander zu tun.

  • Man kann sich doch in die eine oder andere "Super-"Liste aufnehmen lassen!

    Z.B. die Göltzschtalbrücke, ein potentieller Welterbekandidat, (Nur läßt die Bahn sich nicht darauf ein - sie will ja die Strecke über die Brücke noch elektrifizieren dürfen) hat jetzt den Titel: "Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" ergattert!

    Auf der Vorschlagsliste mit 70 auszeichnungswürdigen Bauwerken ist Dresden gleich dreimal vertreten. Mit dem "Blauen Wunder, der Schwebebahn und dem Pumpspeicherwerk Niederwartha!

  • Außer Zynismus hört man nicht viel von Dir, Miwori. Mir wären sachlich-konkrete Argumente lieber.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "jojojetz"

    Diese Dinge haben nichts miteinander zu tun.


    Aber sicher haben diese Dinge etwas miteinander zu tun. Wer Dresdens Bürger und Parteien verstehen will, der muß das große Ganze betrachten.

    Im Übrigen verstehe ich Deinen vehementen Einsatz für die Brücke nicht so ganz: Nachdem ich gehört habe, dass Du diese Gegend mal vom Dampfer aus beim Durchschippern gesehen hast, finde ich, dass Du Dir eigentlich nur ein sehr vages Urteil erlauben kannst :!:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Es ist eine tragische geschichte, nicht nur für Dresden. Auch wenn man der UNESCO so einiges am Zeug flicken kann und die Notwendigkeit einer Verkehrsverbindung an dieser Stelle IMO besteht - eine solche Blamage war nicht nötig und dürfte sich für Dresdens weitere Entwicklung als schwerere Hypothek erweisen, als es jetzt den Anschein hat.

    Ändern kann man es jetzt nicht eh nicht mehr und eines muß man den städtischen Planungsstellen lassen: Der Umbau Dresdens zu einer ganz normalen, passabel funktionierenden Großstadt nach bewährtem Muster wird konsequent betrieben (und auch in Anwendung klappen - die Stuttgarter kriegen von ihrem "Stadtkern" keinen Augenkrebs mehr und die Stadt floriert). WSB, Kulturpalast, Altmarktgalerie, Plattensanierung ect. Auch wenn unsere technikbasierte Volkswirtschaft solche reinen Funktionszentren ohne Störfaktoren wie Altstadt oder Natur braucht (wie Stuttgart, Köln, Offenbach, Kiel, Pforzheim u.a.) und in Sachsen ähnlich wie in Schwaben nur ein, zwei Städte keinen hist. Kern besitzen, finde ich persönlich die Tatsache betrüblich, daß die Chance, Dresden eine Altstadt und damit alltagsnutzbare Schönheit zurückzugeben, trotz so vieler Möglichkeiten in 20 Jahren entgültig vergeigt wurde.

    Nein, die werden gedünstet

  • @ Youngwoerth

    Das stimmt nur zum Teil. 2008 bin ich mit dem Dampfer durch, aber ich war ja auch schon 2003 und 2007 in DD. Zwar war ichtatsächlich noch nie in der Neustadt auf Brückenhöhe, aber 2007 bin ich auf Johannstädter Seite den Elbradweg gefahren und 2003 bin ich ebenfalls auf Höhe der Elbschlösser die Elbwiesen hinab.

    Tortzdem: Hast Du die neuen Visualisierungen gesehen. Hier scheint die Brücke nicht mal mehr grau. Der graue Beton war immer mein Hauptgegenargument.
    Ich bin zuversichtlich, dass man der Brücke eine passende Farbe geben wird, auch die Einfahrten sollen ja mit Sandstein verkleidet werden. Außerdem werden sich ja auch ganz neue schöne Brickbeziehungen von und durch die Brücke hindurch geben, die wir jetzt noch gar nicht erleben können. Aber ich will mich nicht ständig wiederholen...

  • Ist natürlich ein schwerer Schlag für Dresden ...
    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Stadt mittelfristig ohne Weltkulturerbetitel bleiben wird ...
    Allein die Stadtmitte weist mit Zwinger, Schloss, Semper-Oper, Frauenkirche und Hofkirche fünf Gebäude auf, die für sich einzeln genommen ja schon weltkulturerbetauglich wären ... Mein Vorschlag: Einfach ein paar Jahre warten und dann nochmals bewerben ... Gibt ja (immer noch) genug vorzeigbares in der Stadt.

    Und so in 30 bis 40 Jahren - wenn bei der UNESCO wirklich kein Schwein mehr an den WSB-Ärger denkt - kann man ja auch nochmals versuchen, das Elbtal wieder mit reinzunehmen ...

    (wobei: soweit ich die Meldungen heute richtig verstanden habe, gibt es sogar ernstzunehmende Signale von der UNESCO, dass sich Dresden tatsächlich relativ aussichtsreich auch kurzfristig nochmals bewerben kann - dann allerdings quasi mit einer Art Stummelelbtal westlich oder östlich der WSB)

  • Ehrlichgesagt hat es mich immer gewundert, weshalb dieser weitgefaßte und schwammige Begriff "Elbtal" anstelle der greif- und nach nachvollziehbaren Kriterien wertprüfbaren "Hardware" ausgewählt wurde.

    Dresdens historische Reste mögen zum großen Teil Produkt des 19. Jahrhunderts und des WK-Wiederaufbaus sein und inmitten einer grotesken Umgebung liegen (die härter auf die sogenannte Kulturlandschaft einhämmert als jede Brücke) - aber trifft dieser Umstand nicht auch auf den Kölner Dom oder den Aachener zu ?

    Warum hat eingedenk dieser Tatsachen nicht einfach die vorhandene Elbsillhouette ausgewählt ? Freilich kann man sich über den bauhistorischen Weltwert der Sekundogarnitur, des Ständehauses oder des Schlosses streiten - über den von Zwinger, Semperoper und Frauenkirche nicht; allein, das Zusammenspiel macht es. Jedenfalls nachvollziehbarer als das Zusammenspiel einer sich entwickelnden(sic!) Kulturlandschaft.

    Nichtsdestotrotz - der Preis war diesmal zu hoch. Auch wenn man in einer Sache Recht hat oder der Sachopponent einem persönlich stinken mag (wie die Unescofunktionäre den Dresdnern), ist es in manchen Fällen törricht, um jeden Preis drauf zu beharren; vor allem, wenn man derartig mit Außenwirkung und Image arbeitet wie in Dresden. Wo war die Fischelanz...?

    Nein, die werden gedünstet

  • Ich denke letztlich ist die Aberkennung nicht nur die gerechte Quittung, sondern auch ein wichtiges Signal.

    Es macht nämlich deutlich, dass das Erbe dieser Welt nicht nach Belieben mit Füßen getreten, umbaut, verändert und entstellt werden kann. Ich denke und hoffe, dass dieses Signal auch zu einem künftigen Umdenken führen wird. Wenn schon nicht in Dresden, dann bitte wenigstens im Rest der Republik, Europas und der Welt. Die Meldung läuft ja inzwischen öffentlichkeitswirksam über sämtliche bedeutenden internationalen Kanäle.

  • Zitat von "Nibelgauer"

    (wobei: soweit ich die Meldungen heute richtig verstanden habe, gibt es sogar ernstzunehmende Signale von der UNESCO, dass sich Dresden tatsächlich relativ aussichtsreich auch kurzfristig nochmals bewerben kann - dann allerdings quasi mit einer Art Stummelelbtal westlich oder östlich der WSB)

    Ich hatte ja schon seit Jahren nichts positives mehr über die UNESCO und ihre Selbstgefälligkeit zu sagen. Das Ergebnis aber, dass 5 Mitglieder dagegen stimmten und 2 nicht mit Ja stimmten zeigt, dass es auch in der UNESCO noch vernünftig denkende Menschen gibt, die nicht in einem sturen Automatismus alles Neue und jede Veränderung diktatorisch verbieten wollen, sondern sich mit der Qualität des Entstehenden auseinandersetzen.

    Und genau dieser obige Satz drückt das aus, was ich (und wohl so viele andere) immer dachten: Das wirklich EINMALIGE an Dresden ist die Altstadtsilhouette, Pillnitz, Loschwitz. Warum kann man nicht diese Bereiche unter Schutz stellen, anstatt dem gesamten Elbtal? Letzteres ist zwar auch sehr schön, aber (abgesehen von der Tatsache, dass es in einer Stadt liegt) nicht Einzigartig, wenn man bedenkt, dass es schon Richtung Sächsische Schweiz, bzw. bei Radebeul überboten wird. Auf einen solchen, vernünftigen Kompromiss sollte man jetzt hinarbeiten.

  • Schöne Altstadtsilhouetten gibt es vielerorts. (zwar ist die von Dresden freilich besonders hübsch - jedoch ist an Altstadtsubstanz als "Erbe" abgesehen von den Repräsentativgebäuden nichts! mehr da)
    Aber: die Auszeichnung Dresdens bezog sich darauf, das hier Mitten in der Großstadt ein solch einzigartiger freier Landschaftsraum erlebbar ist.

    Vielleicht ist es das Problem Dresdens dass das gesamte Dresdner Umland so viele schöne Landschaften bietet. Deshalb nimmt man es wohl schon gar nicht mehr wahr, dass es tatsächlich ein einzigartiger Schatz ist einen schönen Landschaftsraum sogar mitten im Zentrum zu haben.

    Selbst wenn das vielleicht nicht unbedingt als Weltkulturebe bezeichnet werden muss, so werde Ich es doch nie begreifen können, warum so viele Dresdner einen Straßenzug (=Lärm, Beton, Abgase etc.) als wichtiger ansehen.

    Was würde Dresden ohne die Brücke verlieren bzw. einbüssen?
    Wo wird die Entwicklung der Stadt behindert?
    Wer leidet unter dem bisherigen Zustand?
    Welcher Lebenswert wird mit Brücke hinzugewonnen?
    Und wer stellt sich dann tatsächlich auf eine 4-spurige Umgehungsstraßenbrücke, um einen Blick auf die Altstadtsilhouette zu werfen?
    Was ist uns an einer Stadt wichtig?